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Unser Fragebogen – Klaus Kehrer

Aus: fachbuchjournal-Ausgabe 1/2020
Antworten von Klaus Kehrer,
Kehrer Verlag, Heidelberg

Was ist Ihre Erinnerung an Ihr erstes Buch? Um welches Buch handelt es sich?

Es war nicht mein erstes Buch, aber besonders lebendig ist die Erinnerung an den unaussprechlichen Namen eines seiner Helden: „Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Had­schi Dawuhd al Gossarah“. „Durchs wilde Kurdistan“ habe ich verschlungen wie alle anderen Abenteuer von Karl May.

Ihre drei Lieblingsbücher sind …

Das ist, als würde man Eltern fragen, welches ihrer Kinder ihnen das liebste ist.

Für einen passionierten Büchersammler und -macher nicht zu beantworten.

Würden Sie Ihre Lieblingsbücher auch als eBook lesen?

Für den Urlaub finde ich einen Reader mit eBooks praktisch. Lieblingsbücher will ich aber immer als gedruckte und gebundene Ausgabe besitzen.

Bei unseren Bildbänden stellt sich die Frage nach dem eBook eher nicht – man muss sie mit allen Sinnen genießen.

Entspannen Sie beim Lesen oder was sind Ihre Mittel gegen Stress?

Wenn das Stresslevel zu hoch ist, kann ich mich beim Lesen nicht mehr entspannen. Da hilft eher ein Waldspaziergang oder auch eine kleine Motorradtour.

Traumjob VerlegerIn? Beruf oder Berufung?

Natürlich ist es ein Traumjob! Wenn auch anders als erträumt. Aber dann hilft die Berufung.

Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Die Liebe zu Büchern und zur Kunst war schon seit der Schulzeit vorhanden. Nach dem kaufmännischen Studium habe ich mich zunächst für einen Job bei einem Kunstbuchverlag mit Druckerei in Heidelberg entschieden und dort endgültig Feuer fürs Büchermachen gefangen. Es folgte die Selbstständigkeit mit einem Büro für Buchgestaltung und der nächste logische Schritt war 1995 die Verlagsgründung. Ich wollte eigene verlegerische Entscheidungen treffen, sprich: Bücher machen, die ich für wichtig und gut halte.

Gibt es für Sie ein Vorbild aus der Welt der VerlegerInnen?

Mehr als eins. Zum Beispiel der Kollege und Freund Walter Keller, der uns leider viel zu früh verlassen hat. Er hat mit seinem Scalo Verlag wunderbare Fotografiebücher mit großen Künstlern wie Robert Frank oder Nan Goldin gemacht, war obendrein noch Galerist, Journalist und Mitbegründer des Fotomuseums Winterthur. Sein persönlicher Zuspruch hat mir in den Anfängen des Kehrer Verlags viel bedeutet.

Großen Respekt habe ich aber auch vor den ganz jungen VerlegerInnen, die mit Enthusiasmus und Mut und ungeachtet jeglichen Marktdiktats ganz besondere und individuelle Kunst- und Fotobücher für Sammler und Liebhaber machen und sie dann auch noch selbst an Buchständen auf internationalen Fotofestivals präsentieren. Das ist erfrischend und lässt hoffen!

Wie beginnt ein guter Tag als VerlegerIn?

Mit Zeit für ein gutes Frühstück und dem anschließenden Blick auf ein motiviertes Team.

Und wie sieht ein schlechter Tag aus?

Troubleshooting schon vor dem Frühstück. Überquellendes E-Mail–Postfach. Heikler Druck perfekt gelaufen und dann Palette mit Druckbögen vom Stapler gekippt. Kaffeemaschine kaputt.

Was war das spannendste Ereignis in Ihrem Berufsleben?

In den 25 Jahren seit der Verlagsgründung gab es unzählige spannende Momente – zum Beispiel der erste Bildband im eigenen Verlag, die erste internationale Auszeichnung für eins unserer Bücher, die erste Zusammenarbeit mit einem berühmten Künstler oder der erste Messestand auf der Paris Photo. Und es wird immer spannend bleiben, die richtigen Projekte auszuwählen und daraus schöne Bücher entstehen zu lassen – im besten Falle erfolgreich bei der Kritik und bei den Kunden.

In einem FAZ-Interview stellte Felicitas von Lovenberg Verlegern diese Frage: Wenn Sie eine einzige Veränderung am Buchmarkt bestimmen könnten – welche wäre es?

Stärkere Förderung der unabhängigen Verlage und ihrer jungen Autoren.

Wie viel Prozent seines Umsatzes wird Ihr Verlag im Jahr 2025 durch elektronische Informationen erwirtschaften?

Schwer zu quantifizieren. In unserem Segment Kunst und Fotografie geht es ja nicht in erster Linie um Information, sondern um das gelungene und qualitativ hochwertige Zusammenspiel von Inhalt, Gestaltung und Ausstattung eines Bildbandes. eBook oder Augmented Reality können dabei aber wichtige Ergänzungen sein.

Und die große Frage am Schluss: Wie wird sich die Verlagslandschaft in den nächsten zehn Jahren verändern?

Der Kunst- und Fotobuchmarkt wird sich weiter konsolidieren, wenige Medienkonzerne werden zahlreichen kleinen Independent-Verlagen gegenüberstehen. Wir bauen darauf, dass Qualität und Liebe zum Detail auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielt und sich, stark vereinfacht gesagt, Klasse neben Masse behauptet.

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