Wer Bücher nur aus Renditeerwägungen verlegt, wird notgedrungen scheitern.
Was ist Ihre Erinnerung an Ihr erstes Buch? Um welches Buch handelt es sich?
Welches Buch ich als Erstes gelesen habe, weiß ich nicht mehr. Ich war als Kind aber auch kein großer Leser. Aber an das erste Hardcover, das ich mir selbst gekauft habe, erinnere ich mich: Sternstunden der Menschheit von Stefan Zweig in der dunkelgelben Jubiläumsausgabe von S. Fischer.
Ihre drei Lieblingsbücher sind …
Das Gesamtwerk von Anton Tschechow, Joseph Conrad, Joseph Roth und Georges Simenon – um mich hier auf die Toten zu beschränken.
Würden Sie Ihre Lieblingsbücher auch als eBook lesen? eGitt! Wobei ich Manuskripte inzwischen fast nur noch digital lese.
Entspannen Sie beim Lesen oder was sind Ihre Mittel gegen Stress?
Lesen ist mein Yoga.
Traumjob VerlegerIn? Beruf oder Berufung?
Schicksal, Irrsinn und somit kein Entrinnen.
Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Als Teenager habe ich mich für Zeichnungen und Karikaturen interessiert, nicht für Literatur. Die Bücher meiner all-time heroes Saul Steinberg, Sempé, Tomi Ungerer und Paul Flora erschienen alle im Diogenes Verlag, in dessen Programm ich mich sozusagen verliebte. Mit 16 wusste ich: Ich will später bei Diogenes arbeiten.
Gibt es für Sie ein Vorbild aus der Welt der VerlegerInnen?
Zuerst natürlich der legendäre Diogenes-Gründer Daniel Keel und sein Geschäftskompagnon Rudolf C. Bettschart. Aber auch Klaus Schöffling und Jochen Jung.
Wie beginnt ein guter Tag als VerlegerIn?
Mit einem guten, starken Kaffee.
Und wie sieht ein schlechter Tag aus?
Nichts Gutes gelesen. Oder noch schlimmer: keine Zeile gelesen.
Was war das spannendste Ereignis in Ihrem Berufsleben?
Der Nobelpreis für Olga Tokarczuk, deren Gesamtwerk ich ein Jahr zuvor für meinen Verlag übernommen hatte.
In einem FAZ-Interview stellte Felicitas von Lovenberg Verlegern diese Frage: Wenn Sie eine einzige Veränderung am Buchmarkt bestimmen könnten – welche wäre es?
Ab sofort kostet jedes Taschenbuch mindestens 15 Euro, jedes Paperback mindestens 20 Euro und jedes Hardcover mindestens 25 Euro.
Wie viel Prozent seines Umsatzes wird Ihr Verlag in fünf Jahren durch elektronische Informationen ungefähr erwirtschaften?
Ich müsste meine Glaskugel mal wieder putzen …
Und die große Frage am Schluss: Wie wird sich die Verlagslandschaft in den nächsten zehn Jahren verändern?
Die ganz großen Verlagsgruppen werden noch größer, kommerzieller und austauschbarer. Und man wird dort feststellen: Wer Bücher nur aus Renditeerwägungen verlegt, wird notgedrungen scheitern.