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Unser Fragebogen – Anna Kindermann

Aus: fachbuchjournal-Ausgabe 1/2021
Antworten von Anna Kindermann, Kindermann Verlag, Berlin

Was ist Ihre Erinnerung an Ihr erstes Buch? Um welches Buch handelt es sich?

Unzählige Bücher haben meine Kindheit geprägt. Wenn ich mich aber recht erinnere, dann war der Titel „Zeraldas Riese“ von Tomi Ungerer eines meiner ersten Bücher. Die unerschrockene Zeralda, die den bösen Riesen bekehrt, hat mich als Kind zutiefst beeindruckt.

Ihre drei Lieblingsbücher sind …

Alle Jo Nesbo-Titel, ich bin ein absoluter Krimi-Fan. Da­rüber hinaus hat mich „Der Drachenläufer“ von Khaled Hosseini völlig gefesselt. Momentan lese ich das Buch von Alice Hasters „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten“, sehr gelungen und hoch-aktuell.

Würden Sie Ihre Lieblingsbücher auch als eBook lesen?

Ich lese Bücher am liebsten auf „traditionelle“ Weise. Allerdings ist es für mich praktisch, eBooks in der Nacht zu lesen, wenn meine kleine Tochter mal wieder unruhig schläft und ich das Licht dann nicht einschalten muss.

Entspannen Sie beim Lesen oder was sind Ihre Mittel gegen Stress?

Lesen gehört eindeutig dazu – aber nach einem langen Arbeitstag entspanne ich mich auch gerne bei einem guten Film auf dem Sofa, oder mache Pilates.

Traumjob VerlegerIn? Beruf oder Berufung?

Im Endeffekt auf jeden Fall Berufung, da meine Mutter Barbara Kindermann, die Gründerin des Kindermann Verlags, mir das Verlegerinnen-Dasein quasi vorlebte.

Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Eigentlich war ein Job in der Verlagsbranche nie der Plan, ich wollte meinen eigenen Weg gehen. Aber nach einigen Berufserfahrungen im Marketing-Bereich in der Reisebranche, entdeckte ich 2015 die Buchbranche doch für mich und begann, im Kindermann Verlag zu arbeiten. Seit 2020 habe ich die Geschäftsführung übernommen und eine Verlegerin zu sein ist das Schönste, was ich mir beruflich vorstellen könnte.

Gibt es für Sie ein Vorbild aus der Welt der Verleger­ Innen?

Ganz klar, mein größtes Vorbild ist meine Mutter. Sie hat den Verlag alleine aufgebaut, hart dafür gekämpft und musste sich vieles selbst erarbeiten. Außerdem hat sie als Autorin der Reihe Weltliteratur für Kinder unzählige Klassiker nacherzählt, die bis heute eine Nische im Kinderbuch-Markt bedienen. Sie war eine inspirierende Persönlichkeit, ein unglaublich herzlicher Mensch und trat jeder Hürde mit unerschütterlichem Optimismus entgegen.

Wie beginnt ein guter Tag als VerlegerIn?

Ich komme in unserem sonnigen Büro an, trinke einen Kaffee auf der Terrasse und bespreche neue, spannende Projekte mit meinen Kolleginnen. Dazu käme noch ein Anruf über ein geglücktes Lizenzgeschäft, oder noch besser – die Nachricht, dass wir den Berliner Verlagspreis gewonnen haben.

Und wie sieht ein schlechter Tag aus?

Wir bemerken einen Fehler im frisch gedruckten Buch. Oder es erwartet uns eine Hiobsbotschaft im Posteingang, wie z.B. damals die Insolvenz von KNV.

Was war das spannendste Ereignis in Ihrem Berufsleben?

Das lässt sich schwer in nur ein Ereignis fassen. Ich befinde mich gerade beruflich in einem sehr spannenden Prozess – wir möchten den Verlag nicht nur neu erfinden und das Programm erweitern – ich bin dieses Frühjahr auch Autorin einer neuen Reihe: „Sagen für Kinder“.

In einem FAZ-Interview stellte Felicitas von Lovenberg Verlegern diese Frage: Wenn Sie eine einzige Veränderung am Buchmarkt bestimmen könnten – welche wäre es?

Ich finde es unheimlich wichtig, den unabhängigen Buchhandel stärker zu unterstützen und würde mir wünschen, dass dafür vermehrt Aktionen und Förderungen initiiert werden.

Wie viel Prozent seines Umsatzes wird Ihr Verlag im Jahr 2025 durch elektronische Informationen erwirtschaften?

Ich denke höchstens 5 Prozent. Ich kann und will mir nicht vorstellen, dass Kinderbücher in geraumer Zeit nur noch als eBook gelesen werden, die Haptik ist im Kinderbuch-Bereich doch mitentscheidend.

Und die große Frage am Schluss: Wie wird sich die Verlagslandschaft in den nächsten zehn Jahren verändern?

Das ist schwer zu sagen und hängt natürlich unter anderem von unvorhersehbaren Faktoren ab. Ich hoffe auf jeden Fall, dass sich die unabhängigen Verlage weiterhin auf dem Markt behaupten können und bin zuversichtlich, dass viele begeisterte Leser*innen die bunte Vielfalt der Literaturlandschaft auch zukünftig unterstützen werden!

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