Astronomie

Die Welt über unseren Köpfen

Aus: fachbuchjournal-Ausgabe 4/2022

Ruth Grützbauch: Per Lastenrad durch die Galaxis. 224 S., geb., Aufbau Berlin 2021. ISBN 978-3-351-03893-9. € 20,00.

Lastenfahrräder sind in den letzten Jahren sehr populäre Transportmittel geworden, mit denen man eine Menge Dinge von A nach B bringen kann. Die Autorin benutzt ihres, um ein mobiles Planetarium mit aufblasbarer Kuppel zu transportieren und ihr Publikum aufzusuchen. Wer schon einmal ein Planetarium aufgesucht hat, kennt den dortigen beeindruckenden Anblick der Milchstraße, wie man ihn in unserer lichtverseuchten realen Welt nur noch selten zu sehen bekommt. Die Milchstraße und andere Galaxien, ihre Entstehung und Entwicklung waren auch das Forschungsthema der promovierten Astronomin. In diesem Buch erzählt sie munter und kurzweilig von ihren Aufenthalten an den großen Sternwarten der Welt, wie sich nach dem Urknall erst kleinere Systeme bildeten, die nach und nach durch Verschmelzen die heutigen großen Galaxien und Galaxienhaufen bildeten. Durch den Blick ins Weltall, der ja auch immer ein Blick in die Vergangenheit ist, kann man durch Beobachtungen und ihre Interpretation diesen Prozess gut verfolgen. Ganz nebenbei erfährt man auch eine Menge über Schwarze Löcher, über Sterne und ihre Rolle bei der Erzeugung der chemischen Elemente, über Kosmologie und über die Zukunft des Universums. Und dass man das Thema einer Doktorarbeit in Astronomie auch tänzerisch darstellen kann, war auch dem Rezensenten neu.​

 

Luciano Rezzolla: Die unwiderstehliche Anziehung der Schwerkraft. Eine Entdeckungsreise zu den schwarzen Löchern. 269 S., 38 s/w- und 16 Farbabb., Hardcover, C.H.Beck München 2021. ISBN 978-3-406-77520-8. € 24,00.

Der Autor ist Professor für Theoretische Astrophysik an der Universität Frankfurt. Er gehört zu der Gruppe von Wissenschaftlern, denen es vor ein paar Jahren gelang, erstmals ein Aufsehen erregendes Bild eines supermassiven Schwarzen Lochs im Zentrum der Galaxie Messier 87 zu erstellen. Grundlage seiner Forschung ist die Theorie der Gravitation, die Allgemeine Relativitätstheorie Albert Einsteins, die dieser vor etwas mehr als 100 Jahren aufstellte. Dem Autor gelingt es, dem Leser diese hochkomplexe Theorie in einer sehr lebendigen, gut verständlichen Sprache ohne allzu viele mathematische Formeln näher zu bringen. Anwendungen der Relativitätstheorie in der Astronomie, die hier beschrieben werden sind die kompakten Himmelskörper, die Neutronensterne, Schwarzen Löcher und die Gravitationswellen, die bei der Verschmelzung solcher Objekte entstehen und auch erst seit wenigen Jahren beobachtet werden können. Der Leser bekommt so einen sehr unterhaltsamen Einblick in dieses hochaktuelle Forschungsgebiet.

 

Dietrich Lemke, Thomas Henning: Astronomische Streifzüge durch Heidelberg. Von kleinen Planeten zur zweiten Erde. 96 S., s/w- und Farbabb., Morio Heidelberg 2021. ISBN 978-3-945424-90-2. € 10,00.

Die alte Universitätsstadt Heidelberg hat auch eine 500jährige astronomische Geschichte. Kepler ließ seine „Astronomia Nova“ dort drucken, Kirchhoff und Bunsen legten dort die Grundlagen der Spektralanalyse, Max Wolf setzte die Astrophotographie für die Jagd auf kleine Planeten ein, auf dem nahegelegenen Königsstuhl entstand die erste Bergsternwarte in Deutschlands. Heute beherbergt die Stadt sechs astronomische Institute, deren Mitarbeiter weltweit astronomische Observatorien nutzen. Neben der astronomischen Geschichte Heidelbergs stellen die beiden Autoren auch die aktuellen Forschungsschwerpunkte vor. Auch die Öffentlichkeitsarbeit wird in Heidelberg großgeschrieben, eine bekannte Astronomie-Zeitschrift und das Haus der Astronomie tragen dazu wesentlich bei. Ein Rundgang durch die Stadt und die nähere Umgebung führt zu den historischen und aktuellen Stätten astronomisch-naturwissenschaftlicher Forschung.

 

Susanne M. Hoffmann: Wie der Löwe an den Himmel kam. Auf den Spuren der Sternbilder. 208 S., 86 Farbfotos, 21 s/w-Fotos, 149 Farbzeichnungen, 10 s/w-Zeichnungen, geb., Franckh-Kosmos Stuttgart 2021. ISBN 978-3-440-17251-3. € 30,00.

    Um sich am Sternhimmel zurechtzufinden, wurde dieser schon vor langer Zeit in Sternbilder aufgeteilt. Seit Anfang des 20. Jahrhundert werden 88 Sternbilder offiziell anerkannt. 48 davon wurden schon in der Antike verwendet, babylonische und ägyptische Sternbilder wurden von den Griechen aufgenommen und an ihre eigene Sagenwelt angepasst. In der Neuzeit wurden an einigen Stellen am Nordhimmel und am ganzen Südhimmel, der für die antiken Kulturen unsichtbar war und erst durch die Seefahrer beobachtet wurde, zusätzliche Sternbilder eingeführt. In diesem Buch werden alle Sternbilder sortiert nach der Jahreszeit ihrer besten Sichtbarkeit vorgestellt, die historische Entwicklung der Figur und (bei den antiken Sternbildern) die Mythen und Sagen nacherzählt. Am Schluss des Buches wirft die Autorin einen kurzen Blick auf die chinesischen Sternbilder und die der Maya, Aborigines und afrikanischer Volksgruppen. Letztere gingen einen ganz anderen Weg der Einteilung des Himmels: deren Sternbilder orientieren sich an den dunklen Staubwolken in unserer Milchstraße.

     

    Arnold Hanslmeier: Dimensionen des Weltalls. 248 S., geb., Anton Pustet Salzburg 2021. ISBN 978-3-702-51028-2. € 25,00.

    In diesem Buch führt der bekannte Grazer Professor für Astrophysik den Leser durch die Astronomie. Er folgt der üblichen Einteilung der zunehmenden Entfernung: von der Erde über das Sonnensystem hin zu den Sternen, der Milchstraße, den Galaxien bis zur Kosmologie. In den darauffolgenden Kapiteln geht es um Gefahren aus dem Weltall für die Erde wie Meteoriteneinschläge und nahe Supernova­explosionen und der Suche nach Leben auf anderen Himmelskörpern. Am Schluss animiert der Autor den Leser zu eigenen Beobachtungen am Himmel. Mit einigen wenigen Formeln und Rechenbeispielen macht der Autor dem Leser die Dimensionen des Weltalls verständlich. Ungewöhnlich an diesem Buch ist, dass er dies alles durch die Beantwortung von 250 Fragen tut, die die einzelnen Abschnitte untergliedern. Das ist sehr unterhaltsam, gut verständlich und ermöglicht außerdem, dass man auch in einzelne Kapitel einsteigen kann, ohne die vorherigen alle durchgelesen zu haben.

     

    Dirk H. Lorenzen: Der neue Wettlauf ins All. Die Zukunft der Raumfahrt. 110 Farbfotos, 22 s/w-Fotos, 108 Farbzeichnungen, 208 S., geb., Kosmos Stuttgart 2021. ISBN 978-3-440-17271-1. € 25,00.

    Es ist einiges los im erdnahen Weltraum: Neben den langjährig tätigen Weltraumorganisationen der Amerikaner, Russen und Europäer drängt es mittlerweile auch andere Nationen wie z.B. China und Indien sowie einige Superreiche nach oben. Der Autor unternimmt detailreich und sehr unterhaltsam einen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der Raumfahrt. Neue leistungsstarke Trägerraketen werden entwickelt, die in der Lage sind, dass Menschen mehr als 50 Jahre nach der ersten Mondlandung dort wieder landen und sogar einen festen Außenposten der Menschheit errichten können. Der Mond ist aber nur ein Sprungbrett für die noch ambitioniertere Reise zu unserem Nachbarplaneten, dem Mars. Auch die Erdbeobachtung durch Satelliten wird immer detaillierter, technisch anspruchsvoller und zeigt die Schönheit und Verletzlichkeit unseres Planeten. Planetoiden geraten als Rohstofflieferanten in den Fokus des Interesses, die Abwehr von Himmelskörpern, die auf der Erde einschlagen könnten, wird ernsthaft untersucht. Der Autor zeigt aber auch einige Schattenseiten auf: Weltraumtourismus für einige sehr wohlhabende Menschen sind nur ein Kuriosum, die Unmenge Satelliten in der niedrigen Erdumlaufbahn und die rasant wachsende und immer mehr zur Gefahr werdende Menge an Weltraumschrott müssen kritisch gesehen werden.

     

    Piers Bizony: Die Eroberung des Weltalls. Die legendären Bilder der NASA-Missionen. 192 S., 200 Abb., Hardcover. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Theiss Darmstadt 2021. ISBN 978-3-8062-4390-1. € 50,00.

    Die amerikanische Weltraumbehörde NASA hat seit ihrer Gründung nicht nur Bilder, sondern auch Grafiken und Illustrationen eingesetzt, um die Öffentlichkeit über die Raumfahrt zu informieren und sie dafür zu begeistern. Sie schmückten unter anderem Zeitschriften und Bücher und fanden eine weite Verbreitung. 200 dieser Bilder hat der englische Wissenschaftsjournalist Piers Bizony in diesem Buch zusammengestellt. Sie zeigen Schnittbilder von Raumschiffen, Außenansichten von Raummissionen, die fotografisch nicht dargestellt werden konnten und auch viele Studien, die niemals verwirklicht wurden. Die Bilder zeigen Szenen aus der Gründungszeit der NASA, vom Apollo-Mondprogramm, dem Spaceshuttle-Programm und von Raumstationen im Erdorbit. Auch die unbemannten NASA-Projekte im Erdorbit wie das Hubble-Teleskop und Missionen zu den Körpern unseres Planetensystems werden dargestellt. Im letzten Teil findet man die Bilder zukünftiger Missionen zum Mond und zum Mars.

     

    Giles Sparrow: Mars. Der rote Planet zum Greifen nah. 224 S., 243 Farbfotos, 16 s/w-Fotos, 86 Zeichnungen. 2. Auflage Franckh-Kosmos Stuttgart 2021. ISBN 978-3-440-17370-1. € 40,00.

    Der Rote Planet fasziniert die Menschen schon seit Urzeiten. Von den erdähnlichen Planeten des Sonnensystems wird er seit Jahrzehnten von Raumsonden und Landerobotern am häufigsten regelmäßig aufgesucht. Dabei erhält man immer weitere neue Erkenntnisse, die eine bemannte Mission in den nächsten Jahrzehnten ermöglichen und vorbereiten sollen. Eine aktuelle Übersicht über den Stand der Marsforschung liefert dieses Buch. Eingeteilt ist es in vier Abschnitte. Nach einem historischen Rückblick kommt ein Kapitel über die physischen Eigenschaften dieses Himmelskörpers. Im dritten Teil findet man einen Marsatlas mit faszinierenden Bildern von besonders interessanten Oberflächenstrukturen, von Kratern, Vulkanen, Wüstenlandschaften, ausgetrockneten Flusstälern und riesigen Canyons. Der vierte Abschnitt liefert eine Aufstellung über vergangene und zukünftige Marsmissionen. Das alles ist reichlich mit vielen schönen, aktuellen Bildern versehen und der Begleittext ist verständlich und spannend geschrieben.

     

    Jörg Römer, Christoph Seidler (Hrsg.): Von Oben. Die schönsten Geschichten, die Satellitenbilder über die Erde und uns Menschen erzählen. 288 S., Hardcover. Deutsche Verlags-Anstalt München 2021. ISBN 978-3-421-04891-2. € 24,00. 

    Zu den beliebtesten Kolumnen des „Spiegel“ gehört das „Satellitenbild der Woche“, bei der eine Aufnahme der Erdoberfläche aus dem Weltraum vorgestellt wird. Mehr als 50 dieser faszinierenden Aufnahmen sind in diesem Buch zusammengestellt und ausführlich besprochen. Die Aufnahmen zeigen bekannte Gegenden wie beispielsweise das Plateau von Gizeh mit den großen Pyramiden, die Auflösung ist groß genug, dass selbst aus der Erdumlaufbahn einzelne Menschen als kleine Punkte erkennbar sind. Man findet Bilder von Korallen- und Vulkaninseln, Gebirgs- und Dschungellandschaften mit mäandernden Flussläufen, Deutschland ist mit dem Einschlagskrater des Nördlinger Ries‘ und einem Bild vom Braunkohletagebau in der Lausitz vertreten. Bei vielen Bildern finden sich aber auch deutliche Spuren der fortschreitenden Zerstörung unseres Heimatplaneten durch menschliche Aktivitäten, ein Anblick, der nachdenklich macht.

     

    Brian Clegg: Was die Welt zusammenhält: Muster in der Natur. 224 S., zahlreiche Abb., Haupt Bern 2022. ISBN 978-3-258-08263-9. € 32,00.

    Das Universum wird durch eine ganze Reihe von Naturgesetzen und Regelmäßigkeiten beschrieben, die mathematisch beschreibbare Muster und Strukturen schaffen. In diesem Buch werden eine Reihe von ihnen vorgestellt, die zum Teil aus der Astronomie stammen, so auch das Muster der kosmischen Hintergrundstrahlung, die einen Einblick auf die Frühphase des Universums kurz nach dem Urknall ermöglicht, und die sogenannten Minkowski-Diagramme. Diese Raum-Zeit-Diagramme visualisieren komplexe Sachverhalte aus der Relativitätstheorie. Teilchenspuren, die man an den Detektoren von Teilchenbeschleunigern untersucht, erlauben einen Blick in den Aufbau der Materie; nach den Teilchen, aus denen die dunkle Materie bestehen soll, wird ja noch gesucht. Ebenfalls aus der Physik stammen die Feynman-Diagramme, die komplizierte mathematische Berechnungen in der Quantenelektro- und in der Quantenchromodynamik visualisieren und Betrachtungen zu mathematisch-physikalische Symmetrien, denen unter anderen auch die Energieerhaltung zugrunde liegt. Weitere Beispiele aus der Chemie, der Mathematik und der Biologie hat der Autor in diesem interessanten und für Leser mit etwas naturwissenschaftlichem Grundwissen gut lesbaren Buch zusammengetragen.

     

    Stefan Seip: Jenseits des Horizonts. Die Welt über unseren Köpfen. 208 S., 156 Farbfotos, 8 s/w-Fotos, geb., Franckh-Kosmos Stuttgart 2021. ISBN 978-3-440-17202-5. € 40,00.

    In diesem Bildband zeigt der bekannte Astrophotograph Stefan Seip viele seiner eindrucksvollen und wunderschönen Nachtaufnahmen, die nicht nur den Sternhimmel, sondern oft auch die Landschaften zeigen, in denen die Bilder entstanden sind. Man findet Aufnahmen, die nach Sonnenuntergang entstanden sind, Polarlichter mit den verschneiten Landschaften des Nordens, Aufnahmen von Sonnen- und Mondfinsternissen, von Vorübergängen von Venus und Merkur vor der Sonnenscheibe und andere Planetenkonstellationen, Bilder der Milchstraße, von Kometen, astronomischen Geräten und vielen weiteren Erscheinungen. Im Text beschreibt der Autor die dargestellten Phänomene, die sorgfältige Planung der Aufnahmen, für die er um die ganze Welt gereist ist, und teilt mit dem Leser viele Erinnerungen, die er mit ihrer Entstehung verbindet. Über die Aufnahmetechnik und die nachfolgende Bildverarbeitung verrät er allerdings recht wenig.

     

    Delia Perlov, Alex Vilenkin: Kosmologie für alle, die mehr wissen wollen. 417 S., 144 s/w-Abb., 59 Farbabb., 63 Farbtab.. Softcover. Springer International Publishing 2021. ISBN 978-3-030-63358-5. € 32,99.

    Dieses Buch beinhaltet eine aktuelle, tiefgehende Darstellung über das Gesamtgebiet der Kosmologie. Den Leser erwartet ein Exkurs in die historische Entwicklung sowie eine Einführung in die theoretischen Grundlagen (Relativitätstheorie, Quantentheorie und Elementarteilchenphysik), und in die Beobachtungen, die unserem heutigen Weltbild zugrunde liegen. Auch der Urknall und die weitere Entwicklung des Weltalls kommen nicht zu kurz. Ebenso wenig werden die immer noch zahlreichen offenen Fragen und mögliche Antworten (z.B. kosmische Inflations- und Multiversumstheorien diskutiert. Auf die bei diesem Niveau oft üblichen mathematischen Formalismus wurde weitgehend verzichtet. Dadurch entstand ein auch für Nichtphysiker lesbares Buch über dieses faszinierende Thema.

     

    Thomas Naumann, Ilja Bohnet: Das rätselhafte Universum. 272 S., 10 Farbzeichnungen, 31 s/wZeichnungen, geb., Franckh-Kosmos Stuttgart 2022. ISBN 978-3-440-17346-6. € 22,00.

    „Welträtsel“, also fundamentale Fragen an die Natur, die man mit den bestehenden naturwissenschaftlichen Theorien nicht beziehungsweise nicht ganz erklären kann, sind keine neuzeitliche Erscheinung. In diesem Buch stellen die beiden Physiker die Welträtsel der modernen Wissenschaft vor. Ausgangspunkte sind die beiden großen Theorien des 20. Jahrhunderts, die Allgemeine Relativitätstheorie und die Quantentheorie, die die Grundlage zur Beschreibung von Makrokosmos, Kosmologie, Mikrokosmos und Teilchenphysik bilden. Im zweiten Teil werden sieben Welträtsel behandelt. Es geht um Fragen zu Raum und Zeit, zur dunklen Materie, ob es mehr als ein Universum gibt, wie das Leben entstand, ob die Erscheinungen der Natur wirklich durch eine vereinheitlichte Theorie zu beschreiben sind und ob physikalische Theorien „schön“ sein müssen, und wie die Zukunft des Universums aussieht. Nicht immer ganz einfach zu lesen, aber hochinteressant und zum Nachdenken anregend.

     

    Klaus M. Schittenhelm: Sterne finden ganz einfach. Die 25 schönsten Sternbilder sicher erkennen. 96 S., 50 Farbfotos, 61 Farbzeichnungen, geb., 5., aktualisierte Neuausgabe. Franckh-Kosmos Stuttgart 2022. ISBN 978-3-440-17199-8. € 12,00.

    Wer nachts die Sterne beobachten will, sollte sich am Himmel auskennen. Das ist gar nicht einmal so schwer, wenn man einige helle Sternbilder sicher identifizieren kann. Dabei soll dieses Buch helfen. Zu jeder Jahreszeit findet man ein Leitsternbild, mit dessen Hilfe man sich zu den weiteren Sternbildern weiterhangeln kann. Um das Sternbild von der Karte in seiner Größe an den Himmel übertragen zu können, dient die eigene ausgestreckte Hand als Maßstab. Zusammen mit einigen Erläuterungen zum Sternbild und den darin zu beobachtenden helleren Himmelsobjekten, Tipps zur Beobachtung von Mond und Planeten, einer Auswahl von Städten mit Volkssternwarten (wo man jedem Anfänger gerne weiterhilft), bekommt der Einsteiger eine praktische Hilfe zur Hand, um erste eigene Schritte am Sternhimmel zu wagen – ohne sich zu verirren.

     

    Erich Karkoschka: Atlas für Himmelsbeobachter. 144 S., geb., 7. Auflage Franckh-Kosmos Stuttgart 2022. ISBN 978-3-440-17360-2. € 25,00.

    Dieser Klassiker ist völlig neu bearbeitet, die Daten sind aktualisiert und alles ist neu bebildert worden, so dass sich ein erneuter Blick rentiert. Das Buch nun fest gebunden und nicht mehr mit der Ringbindung früherer Auflagen versehen (was der Rezensent bedauert). Dafür sind die Seiten farbig geworden. Damit hat der Autor das Kunststück fertiggebracht, noch mehr Informationen auf den 50 Karten zu kodieren. Es empfiehlt sich daher, die Erläuterungen zum Gebrauch des Werks sorgfältig anzusehen. Für 500 Himmelsobjekte (die schönsten Sternhaufen, Gasnebel, Galaxien) findet man alles, was man für die erfolgreiche Beobachtung braucht: Übersichts- und Detailkarten, Foto (gegenüber früheren Auflagen auf den Karten selbst und nicht im Anhang), Hinweise zum Schwierigkeitsgrad des Objekts, Tipps, ob sich der Einsatz von Filtern lohnt, Daten zu den helleren Sternen, Doppelsternen und Veränderlichen im betrachteten Feld, die beste Beobachtungszeit, und einiges mehr. Übrigens: Für die Nachtbeobachtung sind die Farben auf den Sternkarten so gewählt, dass im Schein einer roten Taschenlampe nur noch das Nötigste übrigbleibt.

     

    Christian Spiering: Neutrinoastronomie. Blick in verborgene Welten. 203 S., 59 Farbabb., 50 Farb­ tabellen, 1s/w-Abb., Softcover. Springer Berlin 2021. ISBN 978-3-662-63293-2. € 22,99.

    Vor fast 100 Jahren postulierte der Physiker und Nobelpreisträger Wolfgang Pauli die Existenz eines fast Teilchens, Neutrino genannt voraus, das erst ein Viertel Jahrhundert später experimentell nachgewiesen wurde. Heute wird es zur Erforschung des Weltalls genauso genutzt wie andere Teilchen. Die nur schwache Wechselwirkung mit Materie erlaubt die Untersuchung der Kernfusionsprozesse im Sonneninneren, da die Teilchen die Sonne ungestört verlassen können. Mit riesigen Detektoren können sie dann auf der Erde beobachtet werden. Bei der Explosion von sehr massereichen Sternen am Ende deren Lebens werden so viele Neutrinos frei, so dass man einige von ihnen bei der hellen und nahen Supernova von 1987 nachweisen konnte. Auch bei der Erforschung der kosmischen Strahlung spielen sie eine gewichtige Rolle, ein großer Detektor befindet sich am geografischen Südpol. Sogar das Erdinnere kann mit Hilfe von Neutrinos untersucht werden. So ergänzt die Forschung mit diesen Teilchen unser Wissen vom Weltall.

    Dr. Peter Sattelberger (ps) ist als Physiker an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz tätig. Seit mehr als 45 Jahren beschäftigt er sich in seiner Freizeit mit Astronomie. Er ist Mitarbeiter an der Volkssternwarte Wiesbaden. sattelbe@uni-mainz.de

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