Thomas Bührke: Was ist Dunkle Materie? 256 S., 59 Farb- und 10 SW-Fotos, 33 Farbzeichnungen, geb., Franckh-Kosmos Stuttgart 2022. ISBN 978-3-440-17421-0. € 22,00.
Das gegenwärtige Standardmodell der Kosmologie sagt aus, dass wir nur von ca. 5 Prozent des Energie- bzw. Materieinhalts des Universums wissen, aus was er besteht. Der Rest, die sogenannte Dunkle Materie und die Dunkle Energie, stellen heute noch ungelöste Rätsel dar. In diesem Buch beschreibt der Autor den gegenwärtigen Stand der Forschung zur Dunklen Materie, auf deren Existenz eine Vielzahl von Beobachtungen hinweisen: zu schnell rotierende Galaxien, oder Galaxienhaufen, die deutlich mehr Masse beinhalten als man durch Sterne, Gas und Staub nachweisen kann. Auch die Strukturbildung der großräumigen Strukturen, die Entwicklung des Universums und seine Häufigkeit der chemischen Elemente sind ohne Dunkle Materie nicht zu erklären. Man hat heute einen guten Steckbrief ihrer Eigenschaften, aber der experimentelle Nachweis auf der Erde oder in der Strahlung, die uns aus dem All erreicht, war bisher nicht erfolgreich. Eine weitere Alternative wären Erweiterungen der Gravitationstheorie, aber auch dort gibt es noch keine stichhaltigen Beobachtungen einer Abweichung zur Allgemeinen Relativitätstheorie Einsteins, die ja gerade in den letzten Jahren durch den Nachweis von Gravitationswellen beim Verschmelzen von Schwarzen Löchern und Neutronensterne wieder glänzend bestätigt wurde. Die Suche nach der Dunklen Materie geht also weiter.
Ben Moore: Sternenstaub. Die Geschichte des Universums in 52 nie verliehenen Nobelpreisen. 352 S., Hardcover. Kein & Aber Zürich-Berlin 2022. ISBN 978-3-0369-5887-3. € 27,00.
Der Nobelpreis ist wohl die höchste Ehre, die einem Wissenschaftler zuteilwerden kann. In den letzten Jahren wurden zwar mehrere Male Wissenschaftler wegen Entdeckungen in der Astronomie und Kosmologie ausgezeichnet. Das täuscht etwas darüber hinweg, dass unter den 221 Preisträgern der Physik in den 121 Jahren, in denen er verliehen wird, gar nicht mal so viele Astronomen sind. Der Autor stellt hier 42 Biografien und Werke von Forschern vor, die seiner Meinung nach den Preis auch verdient hätten. Darunter sind schon mal zehn Personen, die zum Teil deutlich vor 1901 geboren wurden und daher nicht bedacht werden konnten, unter anderem zwei Vertreter der griechischen Astronomie sowie Galilei, Kepler und Newton. Dann beginnt die eigentliche Liste von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, deren wissenschaftliches astronomisches Werk durchaus nobelpreiswürdig war. Einige sollen hier genannt werden: Albert Einstein bekam bekanntlich seinen Nobelpreis nicht für die Allgemeine Relativitätstheorie, sondern für den photoelektrischen Effekt. Auch einige Frauen werden hier genannt. In Astronomenkreisen wohl bekannt sind die Entdeckerin der Pulsare, Jocelyn Bell Burnell (nicht sie, sondern ihr Professor wurde ausgezeichnet) und Henrietta Swan Leavitt, die die Perioden-Helligkeits-Beziehung der Cepheiden erkannte und damit die Möglichkeit, die Entfernung von Galaxien zu bestimmen. Sie war schon verstorben, als sie für den Nobelpreis vorgeschlagen werden sollte. Bei der Entdeckung der kosmischen Hintergrundstrahlung wurden die Wissenschaftler, die diese zufällig bei Messungen mit ihrer Radioantenne fanden, ausgezeichnet, nicht aber die Theoretiker, die die Existenz vorhergesagt hatten (ein ähnliches Schicksal erlitt auch Lise Meitner, die die Kernspaltung theoretisch erklärte, aber nicht berücksichtigt wurde). Auch der weltbekannte Physiker Stephan Hawking ging leer aus. Die heutige Forschung macht es immer schwerer, den Anstrengungen der vielen Wissenschaftler, die einen gewichtigen Beitrag zu den bahnbrechenden Erkenntnissen lieferten, gerecht zu werden. Als Beispiel wird die Veröffentlichung zur Entdeckung des Higgs-Bosons mit 3000 Autoren genannt. Der Leser bekommt durch diese Biografien einen guten Einblick in die Geschichte der Erforschung des Weltalls.
Hans-Ulrich Keller: Kompendium der Chronologie. 256 S., 40 Farb- und 25 SW-Fotos, 86 Farb zeichnungen. Franckh-Kosmos Stuttgart 2022. ISBN978-3-440-17585-9. € 34,00.
In diesem Buch setzt sich der Autor umfassend mit dem Phänomen Zeit auseinander. Er betrachtet sie aus der Perspektive der Philosophie, Physik und Astronomie, Biologie und Psychologie. Breiten Raum nehmen die astronomischen Grundlagen der Zeitbestimmung ein, die über viele Jahrhunderte die Domäne dieser Wissenschaft waren und zum Teil noch sind. Umfassend werden auch die verschiedenen Mond- und Sonnenkalender von unterschiedlichen Epochen und Kulturen vorgestellt. Bei den Geräten zur Zeitmessung reicht der Bogen von den Sonnenuhren bis hin zu den modernen Atomuhren. Man erfährt unter anderem auch, warum zur Synchronisierung der Rotationszeit der Erde mit der Atomzeit Schaltsekunden eingefügt werden (was spätestens 2035 abgeschafft werden soll). Das Buch enthält zahlreiche Tabellen zur Kalenderrechnung und wichtige Kalenderdaten zum Nachschlagen. Dieses sehr umfassende Werk entstand aus den Vorlesungen, die der Autor über Jahrzehnte an der Universität Stuttgart gehalten hat und bietet eine interessante Einführung in die Wissenschaft von der Zeit.
Felicitas Mokler: Die Evolution des Universums. Vom Urknall bis in die Ewigkeit. 224 S., 90 Farb-, 20 SWFotos, 63 Abb., geb., Franckh-Kosmos Stuttgart 2022. ISBN 978-3-440-17341-1. € 34,00.
Vor etwas über 100 Jahren fand in Washington eine sogenannte Curtis-Shapley-Debatte statt. Zwei Astronomen vertraten die beiden unterschiedlichen Auffassungen über die Größe der Milchstraße und über die Natur der Galaxien, ob diese Teile der Milchstraße oder eigenständige Systeme darstellen. Wenige Jahre später konnte Hubble mit dem neuen großen Fernrohr auf dem Mount Wilson veränderliche Sterne im Andromedanebel nachweisen, die die wahre Entfernung dieser Galaxie zur Milchstraße aufzeigte. Basierend auf den beiden großen physikalischen Theorien des zwanzigsten Jahrhunderts, der Quantentheorie und der Allgemeinen Relativitätstheorie, entwickelte sich im Folgenden unser heutiges Bild über die Entstehung und die Entwicklung des Universums. Gerade in den letzten Jahrzehnten befinden wir uns in einer Epoche der Astrophysik, in der eine Fülle von aufregenden Beobachtungen mit einer ganzen Reihe von Nobelpreisen gewürdigt werden. Die Autorin dieses Buches berichtet über den Urknall, die Rolle der Dunklen Materie bei der Entstehung von Galaxiensuperhaufen, der Entstehung der chemischen Elemente und der Entwicklung von Quasaren und Galaxien. Auch die gegenwärtige Diskussion über die Diskrepanz bei der Messung des Hubble-Parameters mit unterschiedlichen Messmethoden wird angesprochen. Zum Schluss stellt sie noch die Theorien über die mögliche weitere Entwicklung des Universums vor, wo es durch neue Instrumente und Fernrohre noch viel zu erforschen gibt. Das
Buch ist spannend und anschaulich geschrieben und hat eine Reihe schöner Bilder.
Wolfgang R. Dick, Jürgen Hamel (Hg.): Beiträge zur Astronomiegeschichte. Band 15 (Acta Historica Astronomiae Band 69). 523 S., Broschur. Akademische Verlagsanstalt Leipzig 2022. ISBN 978-3-944913-61-2. € 34,80.
Die Beiträge dieses Bandes behandeln Themen aus der Astronomiegeschichte von der Antike bis zur Gegenwart; von Wanddarstellungen aus einem Ramsessiden-Grab im Tal der Könige in Ägypten, die der Autor als bildliche Darstellung einer Mondfinsternis 1143 v. Chr. interpretiert, bis zu einer Schilderung der letzten Jahre der Sternwarte auf dem Hohen List in der Eifel. Der heute wunderschön restaurierte Große Refraktor der Sternwarte in Potsdam, immerhin das viertgrößte Linsenteleskop der Welt, spielte eine wesentliche Rolle im wissenschaftlichen Werk Johannes Hartmanns, dem Entdecker der interstellaren Materie. Er ist heutigen Astronomen vor allem durch seine Prüfmethode der Linse dieses Fernrohrs (die retuschiert werden musste) bekannt. Johannes Kepler hat ja nicht nur die Bewegungsgesetze der Planeten entdeckt, sondern auch für finanziell potente Kunden Horoskope gestellt. Die vielfach vertretene Ansicht, dass er die Sterndeutung grundsätzlich ablehnte und nur aus finanzieller Not Horoskope stellte, wird in einem Beitrag kritisch hinterfragt. Auch Maria Margaretha Kirch beschäftigte sich noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts sowohl mit der Astronomie als auch der Astrologie. Ein Artikel bietet die Zusammenfassung der Übersetzung der Selenographia von Johannes Hevelius, dem Danziger Brauereibesitzer und Amateuerastronom aus dem 17. Jahrhundert und Begründer der Mondkarthographie. Die Sammlung wissenschaftlicher und astronomischer Instrumente aus dem Besitz der Fürsten zu Fürstenberg im Landesmuseum Stuttgart wird in einer Bestandsaufnahme vorgestellt, ein mittelniederdeutscher Kalender aus dem 16. Jahrhundert ebenfalls. Ein Kapitel beschäftigt sich mit der Frage nach dem Autor des Atlas celeste de Flammsteed, es gab nämlich in Paris zwei Personen mit dem gleichen Namen (ein Instrumentenhersteller und ein Globenhersteller). Die Reise des Herzogs Ernst II. 1786 nach England diente dem Erwerb astronomischer Instrumente für dessen neu gegründete Sternwarte; Die Zeitmessung als (ehemalige) Aufgabe der Astronomie ist vertreten durch eine Studie der Marinechronometer der spanischen Armada vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Weitere Biografien behandeln Leben und Werk des Astronomen Thomas Bugge und des Mathematikers Johann Wilhelm Pfaff. Kurzbeiträge, ein Nachruf und Rezensionen beschließen den Band.
Andreas Verdun: Astronomie und Geodäsie in Bern. 388 S., reichhaltiges Bildmaterial, geb., Haupt Bern 2023. ISBN 978-3-258-08287-5. € 52,00.
Im Jahr 2022 wurde in Bern ein Doppeljubiläum gefeiert: Die Alte Sternwarte wurde vor 200, das Astronomische Institut vor 100 Jahren gegründet. In diesem mit zahlreichen Bildern und Zeichnungen der Gebäude, der Instrumente, der Direktoren und Mitarbeiter und der Publikationseinbände versehenen Buch wird die Geschichte der beiden Institutionen nachgezeichnet. Die Alte Sternwarte entstand auf einer Bastion in der Stadt Bern und diente u.a. der Zeitbestimmung und auch der Sonnenbeobachtung. Der Name Rudolf Wolf, der 2. Direktor, der die Sonnenfleckenrelativzahl später in Zürich einführte, ist auch heute noch wohlbekannt. Nach einigen Erweiterungsbauten für meteorologische Beobachtungen wurde 1876 ein Neubau er- richtet und der Forschungsschwerpunkt verschob sich von der Astronomie und Geodäsie hin zur Meteorologie und Geophysik. Die Forschungsrichtung in der Astronomie verschob sich mehr hin zur theoretischen Seite (die Himmelsmechanik ist bis heute ein Schwerpunkt). Mit der Gründung des Astronomischen Instituts und dem Bau einer neuen Sternwarte konnte auch die beobachtende Astronomie wieder durchgeführt werden. Allerdings verschlechterten sich (wie überall auf der Welt) die Beobachtungsbedingungen in Stadtnähe. Mit einer neuen Sternwarte in Zimmerwald verschob sich der Forschungsschwerpunkt hin zur Satellitengeodäsie und der genauen Bahnbestimmung von Satelliten und Weltraumschrott in der Erdumlaufbahn. Auch die Astronomiedidaktik und Öffentlichkeitsarbeit wird großgeschrieben. Weithin bekannt sind die drehbaren „Sirius“-Sternkarten und der „Sternenhimmel“, ein astronomisches Jahrbuch. Zurzeit werden dafür eine neue Sternwarte und ein Planetarium errichtet, die in Kürze die Arbeit aufnehmen sollen.
Giles Sparrow: Der Himmelsatlas von Johann Gabriel Doppelmayr. 256 S., 600 Abb., geb., Wbg Edition Darmstadt 2022. ISBN 978-3-534-27532-8. € 120,00.
Dieses schön gemachte Buch zeigt die im Jahr 1742 vom Nürnberger Mathematiker und Astronom Doppelmayr als Atlas Coelestis veröffentlichten 30 opulent ausgestatteten, prächtigen Bildtafeln, die das astronomische Wissen seiner Zeit darstellten. Ein großer Teil der Tafeln hat die verschiedenen Weltbilder zum Thema, der Bogen spannt sich vom geozentrischen des Altertums über das heliozentrische des Kopernikus, bis hin zu den elliptischen Planetenbahnen von Kepler. Aber auch das geo-heliozentrische Weltbild von Tycho Brahe wird vorgestellt. Weitere The-men sind die Phasen von Mond und den Planeten, Sonnenflecken, der Anblick der Planeten und der Mondoberfläche im Fernrohr (die Erdkarte auf Tafel 15 hat deutlich mehr weiße Flecken und Ungenauigkeiten). Andere Tafeln behandeln die Entstehung von Sonnen- und Mondfinsternissen, zeigen Bilder von damaligen Sternwarten, astronomischen Beobachtungsinstrumenten und viele Sternkarten von Nord- und Südhimmel in verschiedenen Projektionen. Auch die Darstellung der Bewegung von hellen Kometen am Himmel, erklärt und berechnet mit Hilfe der Gravitationstheorie Newtons, darf nicht fehlen. Der englische Astronom und Wissenschaftsautor kommentiert diese Karten ausführlich und zusammen mit reichlich Zusatzmaterial in Form von ergänzenden historischen Anmerkungen, Bildern und Karten anderer Werke. Er ermöglicht damit dem Leser einen tiefreichenden Einblick in die Astronomie zur Zeit der europäischen Aufklärung.
Thomas Knubben: Tobias Mayer oder die Vermessung der Erde, des Meeres und des Himmels. 213 S., geb., Hirzel Stuttgart 2023. ISBN 978-3-7776-3084-7. € 24,00.
Der Autor schildert Leben und Werk des Mathematikers, Physikers, Astronomen und Kartografen Tobis Mayer, der vor 300 Jahren in Marbach am Neckar geboren wurde. Früh verwaist, erregte er schon mit ersten Vermessungsarbeiten großes Aufsehen. Obwohl er nie eine Universität besuchte, wurde er schon mit 28 Jahren an die damals noch junge Universität Göttingen berufen. Neben seinen bedeutenden Beiträgen zur Vermessung der Erde war auch seine Mondkarte und die Erforschung der Libration für Jahrzehnte das Maß der Dinge. Bekannt wurde er vor allem für seine genauen Mondtabellen, mit deren Hilfe man die Position eines Schiffes genau bestimmen konnte. Damit hatte er eine Lösung des Längengradproblems in der Navigation gefunden. Die britische Regierung hatte darauf einen hohen Preis ausgelobt. Eine andere Lösung hatte der britische Uhrmacher John Harrison durch den Bau hochpräziser Uhren vorgelegt. Ein Teil des Preises wurde der Witwe von Tobias Mayer zugestanden, denn er war schon im Alter von 39 Jahren an Typhus verstorben.
Hermann-Michael Hahn: Basic Sternbilder. 128 S., 29 Farbfotos, 103 Farbzeichnungen. Franckh-Kosmos Stuttgart 5. Auflage 2022.ISBN 978-3-440-17359-6. € 9,00.
In diesem kleinen, praktischen Sternführer für unterwegs, nicht viel größer als ein Smartphone, stellt der Autor die 55 wichtigsten Sternbilder vor, die von Mitteleuropa im Laufe des Jahres sichtbar sind. In 48 Sternkarten werden monatlich auf vier Karten der jeweilige Sternhimmel dargestellt und erläutert. Ganz hinten im Buch kann man nachsehen, welche Karten am Beobachtungstag (gelistet sind die Daten zum Monatsanfang und zur Monatsmitte) zum jeweiligen Beobachtungszeitpunkt zu verwenden sind. Zu Beginn bekommt der Leser noch ein paar Basisinformationen zu den Objekten unseres Planetensystems und des Sternhimmels.
Thorsten und Susanne Dambeck: Welcher Stern ist das? Sternbilder und Planeten entdecken. 112 S., 130 Farbfotos, 40 Farbzeichnungen. Franckh-Kosmos Stuttgart 4. Auflage 2022. ISBN 978-3-44017430-2. € 12,00.
Dieses Buch ist für Kinder ab acht Jahren gedacht. Neben der Präsentation von 35 Sternbildern und den Sternkarten für die verschiedenen Jahreszeiten werden die Objekte des Sonnensystems, Sterne und Doppelsterne, die Milchstraße und unsere Nachbargalaxien sowie die Instrumente der Wissenschaftler zur Erforschung des Alls vorgestellt. Kinder werden aber auch zu eigenen Beobachtungen, Basteleien und Versuchen animiert. Zusammen mit der kindgerechten Sprache wird so der Einstieg in die faszinierende Welt der Sterne erleichtert.
Wissensbert: Du dachtest, du kennst die Welt…. Science Fact s mit Mindblow-Garantie. 272 S., Yes Publishing München 2023. ISBN 978-3-96905-234-1. € 19,99.
Der Autor ist ein sogenannter Wissenschafts-Influencer, der auf TikTok in Videos alle möglichen Themen, hauptsächlich aus Naturwissenschaft und Technik, seinen Followern vorstellt. 35 dieser Geschichten sind in diesem Buch zusammengestellt. Astronomische Themen sind zum Beispiel Flare-Ausbrüche auf der Sonne, die bisher so erfolglose Suche nach extraterrestrischen Intelligenzen, Asteroiden, die die Erde bedrohen, das Schicksal der Sonne, interstellare Raumfahrt oder hochenergetische kosmische Teilchen. Andere Themen behandeln beispielsweise Staudammunglücke, Luftverschmutzung, giftiges Getier, Supervulkane oder Energiegewinnung durch Fusion. Das Buch ist reichlich bebildert, locker und informativ geschrieben, ohne zu sehr in die Tiefe zu gehen (wer mehr wissen will, findet im Anhang Links zu weiterführenden Informationen).
Lukas Schuler, Kurt Wirth: Mein Haus, mein Licht, unsere Umwelt. Wie wir Licht umweltschonend einsetzen und was wir damit gewinnen. 112 S., Paperback. Haupt Bern 2023. ISBN 978-3-258-08311-7. € 28,00.
Die Lichtverschmutzung des Nachthimmels stört nicht nur die Astronomen. Auch andere Menschen werden am gesunden Schlaf gehindert, die Tierwelt leidet. Schon eine falsch gewählte Lichtfarbe kann verheerende Auswirkungen haben. Mit modernen Lichtquellen, modernem Lichtmanagement und vernünftiger Planung lässt sich diese Belastung deutlich reduzieren. Die beiden Schweizer DarkSky-Aktivisten zeigen in diesem Buch viele Beispiele, wie das gelingen kann, aber auch dafür, wie man es nicht machen sollte. In den Anhängen findet man das nötige Rüstzeug zur eigenen Planung zur Lichtreduktion und Optimierung wie z.B. die relevanten physikalischen Einheiten für Licht. Dazu kommen Hinweise auf die aktuelle Rechtsprechung zum Thema Lichtverschmutzung in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Joseph Silk: Zurück zum Mond. Der nächste große Schritt für die Menschheit. 336 S., geb., Finanzbuch München 2023. ISBN 978-3-95972-675-7. € 22,00.
50 Jahre nach der ersten bemannten Mondlandung entwickelt sich unter den Raumfahrtnationen ein neuer Wettlauf zum Mond. Dieses Mal soll aber keine Stippvisite, sondern ein längerfristiger Aufenthalt das Ziel dieser Bemühungen sein. Der amerikanische Astrophysiker Silk entwirft in diesem Buch eine Vision für die nächsten 50 Jahre. Neben der Erforschung des Mondes und der Möglichkeit, neue, riesige Beobachtungsinstrumente für die Astronomie fernab irdischer Störquellen aufzubauen, spielen wirtschaftliche Interessen eine immer größere Rolle. Der Mond als Ausgangsbasis für Expeditionen ins Planetensystem, als Rohstofflager oder als touristisches Ziel für eine (sehr zahlungskräftige) Klientel bringen neben den nationalen auch private Interessensgruppen ins Spiel. Eine Vielzahl von daraus resultierenden technischen und rechtlichen Fragen sind bis heute noch nicht abschließend geklärt. Gewaltige Herausforderungen kommen daher auf die Menschheit bei den nächsten großen Schritten in der Eroberung des Sonnensystems in den nächsten Jahrzehnten zu.
Thorsten Dambeck: Mondlandschaften. Der Bildatlas unseres kosmischen Begleiters. 224 S., geb., FranckhKosmos Stuttgart 2022. ISBN 978-3-440-17300-8. € 50,00.
Der Mond hat die Menschen schon immer fasziniert. Auch schon mit bescheidenem Instrumentarium kann man die Oberfläche schon gut beobachten oder fotografieren. Mehrere Raumfahrt-Nationen planen in nächster Zukunft bemannte Missionen zum Mond. Dieser reichlich bebilderte Atlas informiert den Leser über den aktuellen Stand der Mondforschung. Die hochaufgelösten Bilder stammen zum großen Teil vom „Lunar Reconnaissance Orbiter“, die sogar die von den Apollo-Missionen auf der Mondoberfläche zurück gelassenen Unterteile der Landefähren und die Spuren der Astronauten im Mondstaub zeigen. Ein Teil der Bilder kann mit der beiliegenden 3D-Brille betrachtet werden; sie zeigen die beeindruckende Mondlandschaft plastisch und zum Greifen nah. Eine Vorstellung der anderen Monde der Planeten im Sonnensystem und ein Ausblick auf die künftige Mondmission der USA runden das Buch ab.
Michael König, Stefan Binnewies: Bildatlas der Sternhaufen und Nebel. 416 S., über 300 Abb., geb., Frankh-Kosmos Stuttgart 2023. ISBN 978-3-440-16934-6. € 65,00.
Sechs Jahre nach dem Bildatlas der Galaxien, der im fachbuchjournal auch schon vorgestellt wurde, legen die beiden Autoren zusammen mit weiteren Amateurastronomen ein weiteres Werk mit Aufnahmen von Objekten unserer Milchstraße vor. Für die Fotografie der Gasnebel, Dunkelnebel, Sternhaufen, Planetarischen Nebel und Supernovaüberreste wurden als Optik kleine Amateurgeräte bis hin zu Fernrohren mit Durchmessern von mehr als einem Meter eingesetzt, die im Amateurbereich eher selten anzutreffen sind. Man findet auch eine große Anzahl von Himmelsobjekten des Südhimmels. Wer sich die Aufnahmedaten ansieht, stellt fest, dass zum großen Teil stundenlange Belichtungen, oft mit Schmalbandfiltern, nötig waren, um diese spektakulären Farbaufnahmen zu erzeugen, ganz zu schweigen von der aufwendigen Bildverarbeitung im Computer. Eine umfangreiche Einführung in die verschiedenen Phasen der Sternentwicklung und eine ausführliche Beschreibung der abgebildeten Objekte bringen den Leser auf den aktuellen Stand der Forschung. Qualitativ liegen die fantastischen Aufnahmen an der Spitze dessen, was Amateure heute mit moderner Ausrüstung leisten können und regen zu eigenen Versuchen in der Astrofotografie an.
Sten Odenwald: Der Traum vom All. Eine Zeitreise durch die letzten 73000 Jahre. 224 S., geb., Carl Hanser München 2022. ISBN 978-3-44627481-5. € 36,00.
In 100 Abschnitten führt der Autor den Leser durch die Geschichte der Erforschung des Weltalls. Von einer73000 Jahre alten Ockerzeichnung aus Südafrika bis zum JamesWebb-Teleskop, dem Nachfolger des Hubble-Weltraumteleskopes stellt der Autor unter anderem Bauwerke, Instrumente, Teleskope, Artefakte (z.B. die Himmelsscheibe von Nebra), berühmte Bücher, Meteorite, Mondgestein oder bedeutende Satelliten vor, die als Meilenstein die Neugier des Menschen auf die Dinge außerhalb der Erde bezeugen oder wichtige Hilfsmittel auf diesem Weg darstellen (zum Beispiel der Rechenschieber, die ersten Computer oder die Halbleiterchips). Das 20. und das 21. Jahrhundert sind mit über 40 Kapiteln überproportional vertreten und belegen die explosionsartige Erweiterung des astronomischen Wissens in dieser Zeit. Das Buch ist kurzweilig zu lesen und mit mindestens einer Abbildung pro Kapitel reichlich bebildert.
Jillian Scudder: In 74 Fragen durch das Universum. 224 S., ca. 250 Bilder und Ill., Klappenbroschur, Haupt Bern 2023. ISBN 978-3-258-08305-6. € 29,90.
Die Autorin, die Assistenzprofessorin und Astrophysikerin ist, betreibt einen Blog, in dem sie Fragen zum Thema Astronomie beantwortet. In diesem Buch führt sie den Leser in einem Frage-Antwortspiel durch den Weltraum. Die Abfolge der Themen folgt dem klassischen Schema von der Erde über das Sonnensystem, hinaus in die Welt der Sterne zu den Galaxien. Den Abschluss bildet ein Ausflug in die Welt der Kosmologie. Da kommen gut verständliche Antworten auf Fragen wie zum Beispiel zur Natur der Polarlichter, zur Energieerzeugung in Sternen und deren Lebensweg, ob Sterne auch Gold erzeugen, nach dem Leben auf anderen Planeten. Natürlich auch nach Schwarzen Löchern und der Ausdehnung des Weltalls. Dazu kommen noch eine Reihe von Gedankenexperimenten, mit denen interessante Fragen, etwa woran wir merken würden, wenn das Universum die Form eines Tigers hätte… Das Buch liefert zwar keine systematische Einführung, aber doch interessante Einblicke in die Welt der Astronomie.
Jorge Cham, Daniel Whiteson: Wo ist die Mitte des Weltalls? FAQ rund um das Universum. 344 S., zahlreiche Abb., Softcover. Franckh-Kosmos Stuttgart 2023. ISBN 978-3-440-17655-9. € 20,00.
Auch diese beiden Autoren, ein Astrophysiker und ein Cartoonist, beantworten Fragen, die ihnen in ihrem Podcast gestellt wurden. Sie haben dabei eine Auswahl an komplexen oder witzigen Fragestellungen herausgesucht. Es geht um die (Un)möglichkeit von Reisen in die Vergangenheit, um Teleportation, um den Bau eines Warp-Antriebs, um die Möglichkeit eines Asteroidentreffers auf der Erde, um die Frage, ob Außerirdische schon einmal die Erde besucht haben, um die Möglichkeit des Lebens nach dem Tod und vieles mehr. Diese Fragen werden in witziger Weise, aber dennoch wissenschaftlich fundiert beantwortet. Die lustigen Cartoons lockern den Text noch zusätzlich auf.
Dr. Peter Sattelberger (ps) ist als Physiker an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz tätig. Seit mehr als 45 Jahren beschäftigt er sich in seiner Freizeit mit Astronomie. Er ist Mitarbeiter an der Volkssternwarte Wiesbaden.
sattelbe@uni-mainz.de