Harald Lesch, Cecilia Scorza-Lesch, Arndt Latusseck: Die Entdeckung der Milchstraße. Die Geschichte und Erforschung unserer Galaxie. 304 S., 87 Abb., geb., C. Bertelsmann München 2023. ISBN 978-3-570-10505-4. € 30,00.
Vor etwa 100 Jahren fand in Washington eine öffentliche Debatte zwischen zwei Astronomen statt. Sie ging über die Frage nach der Größe der Milchstraße und ob die kleinen Spiralnebel Teile unserer Milchstraße oder eigenständige, weit entfernte Gebilde sind. Seit dieser Zeit haben sich die Kenntnisse über unsere kosmische Heimat und die anderen Galaxien gewaltig weiterentwickelt. Heute stellt sich die Milchstraße als eine Spiralgalaxie von vielen dar. Das schwache Band am Himmel, das wir in unseren lichtverseuchten Städten fast gar nicht mehr erkennen können, ist nur ein kleiner Teil dieses riesigen Systems. Die anderen Teile, wegen des interstellaren Staubs im sichtbaren Licht nicht sichtbar, konnte nur durch die Beobachtung in den anderen Spektralbereichen der elektromagnetischen Strahlung untersucht werden. In diesem Buch beschreiben die Autoren in 18 Kapiteln die Geschichte dieser Erforschung, von den Beobachtungen der Geschwister Herschel bis zur Entdeckung und zum Bild des schwarzen Lochs im Milchstraßenzentrum. Sie beschreiben auch Leben und Werk der Forscher, denen wir diese Erkenntnisse verdanken. Waren es bis etwa Mitte des letzten Jahrhunderts oft Amateure und einzelne Forscher, müssen heute ganze Heerscharen von Astronomen zusammenarbeiten. Neben der Inventur der Bestandteile der Milchstraße ist es heute möglich, auch die Geschichte der Entwicklung der Milchstraße, ihr Wachstum durch Verschmelzen mit kleineren Satellitengalaxien aufzuzeigen. Und man kann einen Ausblick in die weitere Zukunft der Milchstraße wagen: In einigen Milliarden Jahren wird sie selbst mit unserer Nachbargalaxie kollidieren und verschmelzen.
Helen Ahner: Planetarien. Wunder der Technik – Techniken des Wunderns. 368 S., 20 Abb., geb., Wallstein Göttingen 2023. ISBN 978-3-8353-5430-2. € 39,10.
Im Oktober dieses Jahres jährte sich die Erfindung des Projektionsplanetariums zum einhundertsten Mal. Diese Maschine kann einen realistischen Anblick des Sternhimmels von einem beliebigen Ort der Erde aus zu einem beliebigen Zeitpunkt, auch Tausende von Jahren in der Vergangenheit, in einer Kuppel darstellen. Selbst heute kann man sich der Faszination dieses künstlichen Sternhimmels kaum entziehen (den echten konnte man in den Städten aufgrund der Lichtverschmutzung schon damals nicht mehr ungestört genießen). Nach dem ersten Projektor im Deutschen Museum von München erkannte der Hersteller, die Firma Zeiss, einen Markt und es entstanden zuerst in Deutschland, dann weltweit eine große Anzahl von Planetarien. Diese wurden vom Publikum zunächst begeistert angenommen, und als Wunder der Technik begriffen. Dieser frühen Zeit geht die Kulturwissenschaftlerin Ahner detailliert (über 900 Quellen wurden verwendet) nach. An vier Beispielen (München, Jena, Wien, Hamburg) untersucht sie die Technik-, Natur-, Körper- und Transzendenzerfahrungen, die die Vorführungen bei den Besuchern auslösten.
Stefan Seip: Astrofotografie ganz einfach. 160 S., 185 Farbfotos und Screenshots. Frankh-Kosmos Stuttgart 2023. ISBN 978-3-440-17148-6. € 20,00.
Viele Hobbyfotografen wollen auch die Objekte des Nachthimmels ablichten. Wie man das richtig macht, verrät der bekannte Astrofotograf in diesem Fotokurs für Einsteiger. Schwerpunkt bei den Kameras sind nicht die beliebten Handykameras (mit denen man zwar auch schon erste Versuche machen kann), sondern die Spiegelreflex- und modernen Systemkameras mit ihren Wechselobjektiven. Der Autor geht ausführlich auf die Eigenschaften sowie die notwendigen Einstellungen an diesen Geräten für die Nachtfotografie ein und stellt Stative und Nachführungseinheiten vor, die für Langzeitbelichtungen unerlässlich sind. Die Astrofotografie mit Teleskopen und astronomischen Kameras bleibt aber außen vor. Neben Sonnen- und Mondfotografie stellt der Autor eine Reihe weiterer Motive wie beispielsweise die Milchstraße, Polarlichter, Meteore und Kometen vor und gibt zahlreiche Tipps, wie man sie fotografiert. Im letzten Abschnitt zeigt er, wie man durch die Verwendung spezieller Bildverarbeitungsprogramme ein wirklich brillantes Ergebnis bekommt. Die vielen Beispielbilder geben dem Leser einen Anhaltspunkt, was möglich ist. Auch zahlreiche Links auf die Seiten von Kameraherstellern und Entwicklern von Softwareprogrammen erleichtern den Einstieg.
Gerhard Hüdepohl: Very Large Telescope. 25 Jahre VLT. 224 S., geb., Franckh-Kosomos Stuttgart 2023. ISBN 978-3-440-17803-4. € 65,00.
Das Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte, bestehend aus vier Teleskopen mit Spiegeln von 8 Metern Durchmesser und einigen kleineren Hilfsteleskopen, stellt zur Zeit das größte optische Observatorium der Welt dar. Auf einem Berg in der chilenischen Atacamawüste erforscht es seit 25 Jahren fern von störenden Lichtquellen das Universum. Doch nicht die vielen Aufnahmen der Himmelsobjekte stehen im Mittelpunkt dieses Bildbands, sondern die Teleskope und das Observatorium selbst und der immense Aufwand, der heute für den Aufbau und Betrieb einer modernen Großsternwarte getrieben werden muss. Der Autor, ein Ingenieur an dieser Sternwarte, ist auch ein kompetenter Fotograf, der im Laufe der Jahre eine Vielzahl von Aufnahmen der Fernrohre, der Bauphase, der Kuppeln, der vielen technischen Geräte; der Unterkunft der Forscher und der Wüste gemacht hat. Er erläutert die Funktion der Teleskope und der eingesetzten Analysegeräte, wie Interferometrie und aktive und adaptive Optik das Auflösungsvermögen bis an die physikalische Grenze treiben. Ein großer Teil zeigt auch die atemberaubende Landschaft mit ihrer Fauna und Flora. PanoramaNachtaufnahmen der Fernrohrbauten mit dem Band der Milchstraße und Bilder von den untersuchten Gasnebeln, Sternhaufen und Galaxien fehlen natürlich auch nicht. Wer so lange dort arbeitet, hat auch die Möglichkeit, seltene Extremwetterereignisse zu erleben und zu dokumentieren. Der Autor schließt mit einem Ausblick auf das nächste Großprojekt der Europäischen Südsternwarte: ein Riesenteleskop mit einem Spiegeldurchmesser von 39 Metern ist im Aufbau.
Dirk H. Lorenzen: Die Pracht des Universums: Kosmische Meisterwerke und die größten Entdeckungen der Astronomie. 240 S., geb., Franckh-Kosmos Stuttgart 2023. ISBN 978-3-440-17692-4. € 55,00.
In diesem reichlich bebilderten Buch stellt der Autor eine große Zahl aktueller Aufnahmen von Himmelsobjekten vor. Einen breiten Raum nehmen die spektakulären Bilder des James-Webb-Weltraumteleskops ein, das vor zwei Jahren erst gestartet wurde und so tief in den Weltraum blickt wie kaum ein Teleskop zuvor. Aber auch Aufnahmen vom Vorgänger-Satelliten Hubble, von erdgebundenen Sternwarten und Satellitenmissionen finden sich. Dargestellt werden unsere Sonne und die Körper unseres Planetensystems, Sternhaufen, Gasnebel und das Zentrum unserer Milchstraße mit dem massereichen Schwarzen Loch sowie viele Bilder von fernen Galaxien und Galaxienhaufen. Zusammen mit den gut verständlichen Erläuterungen geben diese prächtigen Aufnahmen dem Leser einen Eindruck über den gegenwärtigen Stand der Erforschung des Weltraums. (ps)
Dr. Peter Sattelberger (ps) ist als Physiker an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz tätig. Seit mehr als 45 Jahren beschäftigt er sich in seiner Freizeit mit Astronomie. Er ist Mitarbeiter an der Volkssternwarte Wiesbaden.
sattelbe@uni-mainz.de