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Unser Fragebogen – Monika Lustig

Aus: fachbuchjournal-Ausgabe 1/2022
Antworten von Monika Lustig, edition CONVERSO, Karlsruhe

Was ist Ihre Erinnerung an Ihr erstes Buch? Um welches Buch handelt es sich?

Das Poesiealbum, das von Mädchenhand (zart, mit schmuddeligen Fingernägeln) weitergereicht wurde, ein ganz prickelndes Chatten … und das allerwichtigste waren die Verzierungen, Scherenschnitte, eingeklebten Bildchen etc. Das war für mich das allerwichtigste, die Botschaft an sich. Davon ist mir heute meine unanfechtbare Spielwiese: die Covergestaltung geblieben. Die wollen sie mir alle streitig machen 😊

Ihre drei Lieblingsbücher sind …

Wolfgang Herrndorfer „Arbeit und Struktur“, Giacomo Leopardi „Canti“; Leonardo Sciascia „Das Ägyptische Konzil“.

Würden Sie Ihre Lieblingsbücher auch als eBook lesen?

Niemals (wohlgemerkt: in meinem Verlag erscheinen fast alle ­Titel AUCH als Ebook).

Entspannen Sie beim Lesen oder was sind Ihre Mittel gegen Stress?

Absolut. Die Harmonie, die es für wirkliches ENT-spannen braucht, die kann ich nicht herbeizaubern.

Traumjob VerlegerIn? Beruf oder Berufung?

Sehr verknappt gesagt: es ist eine Therapieform privater Natur. Rationaler gesagt – das bedingungslose Ausleben kreativer Quellen, der hohe Anspruch, mit der Welt einen Diskurs zu entfachen.

Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Nun ja, am Mittelmeer lebend, dann fernab, auf dem Trockenen, das Mittelmeer in der Zwischenzeit ein Schlachtfeld geworden, ich wollte die Bilder, die Sichtweise beeinflussen, und im sogenannten Rentenalter angekommen, andere haben dafür noch schlimmere Begriffe parat … R…stand …, gab es plötzlich Handlungsbedarf!

Gibt es für Sie ein Vorbild aus der Welt der VerlegerInnen?

Elvira Sellerio

Wie beginnt ein guter Tag als VerlegerIn?

Das ist eigentlich nicht zu beantworten, denn es kann sein, dass morgens gleich eine tolle Besprechung eines unserer Bücher in der Zeitung ist, das aber keine Garantie ist, dass der ganze Tag dann auch toll wird. Und zack gegen Mittag schon wieder Lieferengpässe seitens der Druckerei gemeldet werden, der ET zum 100. Geburtstag von Autor XX nicht eingehalten werden kann; oder dass vom heißbegehrten Titel, lobend auf sämtlichen Kanälen besprochen und bestellt von Buchhandlungen wie Barsortimenten … die Bücher einfach nicht ausgeliefert werden …

Und wie sieht ein schlechter Tag aus?

Dass morgens sofort klar ist, das Illusionspotenzial – also mir einreden, ich kann das, ich schaff das, ich bin stark und unverwüstlich – an dem Tag einfach nicht vorhanden ist, nicht klar von welchen Quellen es gespeist wird. Und ich nicht weiß, ­WOOOO anfangen.

Was war das spannendste Ereignis in Ihrem Berufsleben?

Spannend ist ja weit zu fassen, … wohl die Einladung in die Villa Massimo Rom (Oktober 2019) zusammen mit meinem Autor Stefan Weidner zur Präsentation unseres Buchs „1001 Buch. Die Literaturen des Orients“ zusammen mit der Arabistin Isabella Camera d’Afflitto, in Gegenwart des deutschen Botschafters und sehr interessiertem Publikum.

Aber spannend fand ich auch die schöne Preisverleihung des Kurt-Wolff-Förderpreises 2021 in Leipzig.

In einem FAZ-Interview stellte Felicitas von Lovenberg Verlegern diese Frage: Wenn Sie eine einzige Veränderung am Buchmarkt bestimmen könnten – welche wäre es?

Abschaffung der Buchhandelsketten, so normalisiert sich der Markt wieder – ich Dinosaurier erinnere noch SEHR deutlich die Städte OHNE Ketten, es muss wieder Buchhandlungen mit engagierten Buchhandelnden geben und entsprechend organisierte Auslieferungen und sonstige Strukturen. Aber das klingt wirklich wie die weltfremdeste Utopie.

Wie viel Prozent seines Umsatzes wird Ihr Verlag in fünf Jahren durch elektronische Informationen ungefähr erwirtschaften?

Vielleicht 20 Prozent?? Ich weiß auch nicht genau, was Sie unter elektronische Informationen verstehen.

Und die große Frage am Schluss: Wie wird sich die Verlagslandschaft in den nächsten zehn Jahren verändern?

Himmel und Hölle …

Als Parallelwelt zu der rein konsumistischen Verdummungswelt muss sie erhalten bleiben. Je nachdem wie viele Widerstandskräfte am Werk sind …

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