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Unser Fragebogen – Inci Bürhaniye

Aus: fachbuchjournal-Ausgabe 4/2019
Antworten von Inci Bürhaniye, binooki Verlag, Berlin

Was ist Ihre Erinnerung an Ihr erstes Buch? Um wel­ ches Buch handelt es sich?

Tatsächlich erinnere ich mich an „Mehmed mein Falke“ und „Die Disteln brennen“ von Yasar Kemal als erstes Buch bzw. Roman. Diese Bücher haben mich wahnsinnig beeindruckt, insbesondere im Hinblick auf die großartigen Beschreibungen der Natur und des Lebens im östlichen Teil der Türkei.

Ihre drei Lieblingsbücher sind …

„Die Haltlosen“ von Oguz Atay. „Ali und Nino“ von Kurban Said. „Kuyucakli Yusuf“ von Sabahattin Ali.

Würden Sie Ihre Lieblingsbücher auch als eBook lesen?

Beim Umfang der Haltlosen von Atay hätte ich da Schwierigkeiten, aber die anderen beiden schon.

Entspannen Sie beim Lesen oder was sind Ihre Mittel gegen Stress?

Oh ja, Lesen ist das beste Entspannungsmittel überhaupt neben mathematischen Knobelaufgaben – hahaha.

Traumjob VerlegerIn? Beruf oder Berufung?

Berufung! Im Hauptjob bin ich Rechtsanwältin. Nach rund 15 Jahren anwaltlicher Tätigkeit wollte ich endlich auch meinen Traum von einer Tätigkeit mit türkischer Literatur realisieren und habe den Verlag mit meiner Schwester Selma Wels gegründet.

Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Die Entscheidung zur Gründung eines Verlages fiel auf der Istanbuler Buchmesse 2010. Meine Schwester und ich waren so berauscht von den vielen großartigen Büchern und der Leselust der Istanbuler. Gerne wollten wir diese Faszination der türkischen Literatur dem deutschsprachigen Leser zugänglich machen.

Gibt es für Sie ein Vorbild aus der Welt der Verleger­ Innen?

Es gibt viele Verleger unter den unabhängigen Verlagen, die ich für ihren unermüdlichen Einsatz für das Kunstgut „Buch“ bewundere.

Wie beginnt ein guter Tag als VerlegerIn?

Ein guter Tag beginnt mit der Zusage für den Erhalt einer Lizenz oder mit der Nachricht, dass einer unserer Autoren einen Preis für sein Werk verliehen bekommt oder mit der Lieferung von druckfrischen Büchern …

Und wie sieht ein schlechter Tag aus?

Das ist ein Tag mit Nachrichten über rückläufige Verkaufszahlen oder Schließungen und Insolvenzen in der Buchbranche.

Was war das spannendste Ereignis in Ihrem Berufs­ leben?

Den ersten Titel des Verlages geliefert zu erhalten und auszupacken war schon sehr aufregend. Es ist aber auch immer eine große Freude und Ermutigung weiter zu machen, wenn wir für unsere verlegerische Arbeit und die herausgebrachten Werke mit Preisen geehrt werden.

In einem FAZ-Interview stellte Felicitas von Lovenberg Verlegern diese Frage: Wenn Sie eine einzige Verän­ derung am Buchmarkt bestimmen könnten – welche wäre es?

Ich würde die deutsche Übersetzungsförderung viel mehr inländischen Verlagen, die mit den Übersetzungen aus dem Ausland den Zugang zu diesen Werken für den deutschsprachigen Leser erst ermöglichen, zukommen lassen. Oft können oder wollen die Heimatstaaten dieser Autoren (oftmals aus polititschen Gründen) die Übersetzung nicht fördern. Da spreche ich aus der eigenen Erfahrung im binooki Verlag. Für die Autoren (in diesem Fall in der Türkei) ist es besonders jetzt wichtig, über ihre eigenen Grenzen hinweg auch wahrgenommen zu werden.

Wie viel Prozent seines Umsatzes wird Ihr Verlag im Jahr 2025 durch elektronische Informationen erwirt­ schaften?

Das kann ich nicht voraussagen, aber ich hoffe und wünsche, dass die Leser nur ihre Lesegewohnheiten von gedrucktem Buch auf e-book verlagern und dem Buch als solches mit ihren Inhalten nicht abhandenkommen.

Und die große Frage am Schluss: Wie wird sich die Ver­ lagslandschaft in den nächsten zehn Jahren verändern?

Es wird eine große VIELFALT an literarischen Inhalten geben – ohne nationale Grenzen, die Literaturen der Welt werden den deutschen Lesern nach Hause gebracht! Und die Leser freuen sich über mehr als 280 Zeichen. Ein Traum würde wahr werden.

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