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Unser Fragebogen – Dr. Katharina Eleonore Meyer

Aus: fachbuchjournal-Ausgabe 2/2019
Antworten von Dr. Katharina Eleonore Meyer, MERLIN VERLAG, Gifkendorf-Vastorf

Was ist Ihre Erinnerung an Ihr erstes Buch? Um welches Buch handelt es sich?

Ob es das erste Buch war, weiß ich nicht, aber ich habe es sehr geliebt: Astrid Lindgrens „Kindertag in Bullerbü“.

Ihre drei Lieblingsbücher sind …

Gemeine Frage, es sind viel mehr als drei … Joseph von Eichendorffs „Aus dem Leben eines Taugenichts“, José Saramagos „Die Geschichte der Belagerung von Lissabon“, Edgar Hilsenrath „Das Märchen vom letzten Gedanken“, B …

Würden Sie Ihre Lieblingsbücher auch als eBook lesen?

Definitiv NEIN!

Entspannen Sie beim Lesen oder was sind Ihre Mittel gegen Stress?

Ja klar, wenn die Lesesituation stimmt (Klima, Ambiente, Aussicht, Geräuschkulisse, Sitzgelegenheit etc.). Und sonst: Musik! … Kochen … Bügeln.

Traumjob VerlegerIn? Beruf oder Berufung?

Traumjob, ja, schon! Beruf, ja, Berufung, ja, auch.

Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Als mein Vater laut darüber nachdachte, ob er den Verlag schließen, verkaufen oder – aber in fremden Händen – weiterführen soll, spürte ich, dass es mir keinesfalls egal war, was aus dem Merlin Verlag dann werden würde. Ich hatte Merlin als einen Kosmos erlebt, der meine Auffassung von Arbeit als „für etwas brennen“ geprägt hat. Mir war völlig klar, dass sich der Merlin Verlag à la longue verändern würde, wenn ich ihn fortführe, aber mein Ansatz war zunächst einmal den Versuch zu wagen, diesen Kosmos mit den Autoren und Künstlern und ihren Werken zu erhalten. Also haben wir Ende der 90er Jahre den Generationenwechsel eingeleitet. Ganz harmonisch, ohne Streit und mit viel gegenseitigem Respekt und Vertrauen.

Gibt es für Sie ein Vorbild aus der Welt der Verleger­ Innen?

Meinen Vater: unangepasst, offen, kreativ, leidenschaftlich und immer bereit, um der Sache Willen ein Risiko zu wagen.

Wie beginnt ein guter Tag als VerlegerIn?

Idealerweise mit Sonnenschein, einer heißen Tasse Earl Grey und erfreulichen Nachrichten im Email-Postfach.

Und wie sieht ein schlechter Tag aus?

Regentrübe, der Tee ist kalt und Internet und Telefon sind tot.

Was war das spannendste Ereignis in Ihrem Berufsleben?

Immer wieder neu die Begegnungen mit unseren Autoren egal ob Boualem Sansal, Janosch, die Rixdorfer Künstler oder Eugen Ruge – um nur einige zu nennen, ich müsste aber alle nennen, denn jede Begegnung mit diesen kreativen Menschen ist spannend. Man weiß nie, was sich daraus ergibt, man lernt immer dazu und meistens ist es auch sehr witzig!

In einem FAZ-Interview stellte Felicitas von Lovenberg Verlegern diese Frage: Wenn Sie eine einzige Veränderung am Buchmarkt bestimmen könnten – welche wäre es?

Ich würde die Besteuerung der großen internationalen Internetkonzerne einführen. Das wäre eine Maßnahme, von der nicht zuletzt der stationäre Buchhandel profitieren dürfte.

Wie viel Prozent seines Umsatzes wird Ihr Verlag im Jahr 2025 durch elektronische Informationen erwirtschaften?

Elektronische Informationen … mmh, das hängt ein wenig davon ab, wie sich die jüngst im EU-Parlament bestätigte Urheberrechtsnovelle am Ende konkret auswirkt … vielleicht 2%.

Und die große Frage am Schluss: Wie wird sich die Verlagslandschaft in den nächsten zehn Jahren verändern?

Wenn ich das wüsste, würde ich entweder gleich meinen Antrag bei der kanadischen Einwanderungsbehörde stellen oder mich entspannt im Sessel zurücklehnen und Manuskripte durcharbeiten. Es spricht vieles dafür, dass sich bei den Verlagen allmählich die Erkenntnis durchsetzt, dass der Markt nicht mehr Bücher und Titel, sondern weniger Bücher und Titel „braucht“. Auf dem Weg dahin wird es weitere Konzentrationen geben, die Ausdifferenzierung und Spezialisierung der Verlage wird sich fortsetzen, egal wie groß oder klein sie sind, aber nur diejenigen, die aufgrund ihrer internen Strukturen am drehwendigsten und unabhängigsten sind, werden sich auf Dauer behaupten können.

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