Biografien

Starke Frauen

Aus: fachbuchjournal-Ausgabe 5/2023

Denis Mukwege: Die Stärke der Frauen. Wie die weibliche Widerstandskraft mich lehrte, an eine bessere Welt zu glauben. München: C. Bertelsmann, 2021. 429 S. ISBN 978-3-570-10475-0. € 26.00

Der kongolesische Gynäkologe und Menschenrechtsaktivist Denis Mukwege ist spätestens durch die Verleihung des Friedensnobelpreises 2018 für seinen Einsatz für die Gesundheit und Rechte von Frauen weltweit bekannt. Seine Lebensaufgabe ist, Opfern sexueller Gewalt zu helfen, in dem Panzi-Krankenhaus seiner Heimatstadt Bukavu, das auf die Überlebenden sexueller Gewalt spezialisiert ist. Mit diesem Buch zieht er eine beeindruckende Bilanz. „Meine Rolle besteht seit jeher darin, denjenigen eine Stimme zu verleihen, die aufgrund ihrer marginalisierten Lebensbedingungen keine Möglichkeit haben, ihre Geschichten mitzuteilen. Ich stehe neben, aber niemals vor ihnen.“ (S. 14) Sexuelle Gewalt ist nicht auf sein Heimatland beschränkt. Auch in vielen anderen Konflikten wie im Zweiten Weltkrieg und im Balkankrieg finden Massenvergewaltigungen als Kriegswaffe statt. „Sie wird als militärische Taktik eingesetzt. Sie ist geplant. Frauen werden gezielt angegriffen, um eine gegnerische Bevölkerung zu terrorisieren.“ (S. 178) Sie ist billig, leicht zu organisieren und leider auch wirksam.

Mukwege beschreibt auf der einen Seite die Verbrechen an den Frauen weltweit durch die zum Teil detaillierten, dramatischen Schilderungen von Vergewaltigungen, Erniedrigungen und Tötungen von Zivilisten, auf der anderen Seite die Aufgaben des medizinischen Personals mit den medizinischen und mentalen Heilungsversuchen im Rahmen eines ganzheitlichen Heilungsansatzes. Im Krankenhaus Panzi werden die Frauen medizinisch, psychologisch und sozioökonomisch betreut. Für ihn sind die hilfesuchenden Frauen keine Opfer, sondern die Überlebenden einer Gewaltanwendung.

Das Buch ist eine Hommage an die Stärke aller Frauen. Es ist eine Aufforderung, Machtmissbrauch in politischen Prozessen zu verhindern. Und es ist ein „Kampf für Frauenrechte. Gemeinsam können wir das 21. Jahrhundert zu einem gleicheren, gerechteren und sichereren Jahrhundert für die Menschheit machen.“ (S. 21)„Ich träume von einer Gesellschaft, in der unsere Mütter als die Heldinnen anerkannt werden, die sie sind, in der Mädchen, die auf unserer Entbindungsstation zur Welt kommen, genauso gefeiert werden wie die Jungen und in der die Frauen ohne Angst aufwachsen … Ich glaube, dass wir alle, als Individuen und als Gemeinschaft, dazu beitragen können, dies zu verwirklichen. Ich glaube an die Stärke der Frauen.“ (S. 416) Diesem außergewöhnlichen Buch ist eine weite Verbreitung zu wünschen.

 

Auf immer gezeichnet. Frauen in Kriegen und Katastrophen / Hrsg. Ernst von Waldenfels. Hamburg: Osburg, 2022. 273 S. ISBN 978-3-955-10279-1. € 24.00

     

    Rosemarie Killius: Frauen im Krieg. Zehn Schicksale im Zweiten Weltkrieg. Berlin: Frank & Timme, 2022. 241 S. ISBN 978-3-7329-9090-0. € 19.80

      Historikerinnen und Literaturwissenschaftlerinnen beschäftigen sich seit dem Ende des vergangenen Jahrhunderts auch mit dem Schicksal von Frauen und ihren Kriegserlebnissen, während männliche Historiker meistens über Männer schreiben, auch in Zeiten des Krieges. Frauen sind für sie „wenn überhaupt, schmückendes Beiwerk“ (Killius, S. 8) Auf immer gezeichnet ist eine Sammlung von Frauenschicksalen des 20. Jahrhunderts. Das Buch beginnt mit einem Geleit des früheren Leiters von „Plan International“ Werner Bauch, einer während des Spanischen Bürgerkriegs gegründeten Kinderhilfsorganisation, und einem Vorwort des Herausgebers, des Journalisten und Übersetzers Ernst von Waldenfels. Die drei Kapitel enthalten 14 Beiträge zu einzelnen Frauenschicksalen. Diese umfassen die Zeit von 1936 bis 1945 mit dem Spanischen Bürgerkrieg und dem Zweiten Weltkrieg, den Kalten Krieg mit dem Koreakrieg, dem Prager Frühling, dem Vietnamkrieg, den äthiopischen Bürgerkrieg und der Schreckensherrschaft der Roten Khmer in Kambodscha sowie unter dem Titel „Neuere Konflikte“ den Völkermord in Ruanda, den Kampf der sozialrevolutionären Guerillabewegung FARC gegen die kolumbianische Regierung und Afghanistan noch vor 2021. In kurzen Texten aus Büchern, Interviews und anderen Quellen erzählen Betroffene und andere Augenzeugen vom Erleben und Erleiden der Frauen und zum Teil auch von deren Kindern. Beispiele: Arno Surminski erzählt, wie er als Kind die Vertreibung der letzten Deutschen aus Ostpreußen erlebt und sich dabei in einem Zug nur mit Frauen und Kindern wiederfindet. Die koreanische Historikerin Im-ha le beschäftigt sich mit dem kollektiven Schicksal der weiblichen Überlebenden. Die Vietnamesin Le Minh Khue erzählt, wie sich ein naives Schulmädchen zur Instandhaltung der wichtigsten Nachschubwege der Nationalen Befreiungsarmee meldet und im Bombenhagel der Air Force erwachsen wird. Die Psychologin und Überlebende des Völkermords an den Tutsi Esther Mujawayo erzählt von ihrer Arbeit als Traumatherapeutin in Ruanda. Beeindruckende Berichte!

      Frauen im Krieg beginnt mit „Skizzen zum historischen Kriegsgeschehen“, einer sehr guten kurzen Geschichte zur Stellung der Frauen in Kriegen. Die Autorin zeigt eindrucksvoll, wie die beiden Weltkriege das Bild der Frauen entscheidend prägen und verändern. Die Frauen aus unterschiedlichen sozialen und politischen Umfeldern müssen ihr Leben neu organisieren, Verlust von Heimat und Angehörigen bewältigen. Ihr Alltag spielt sich in der schrecklichen, oft hoffnungslosen Situation des Krieges ab. Die hier aufgezeichneten zehn Geschichten sind Familiengeschichten, „die einmalig, aber auch exemplarisch bleiben“ (S. 14). Zu Wort kommen Frauen, die Augenzeuginnen der Geschehnisse sind und noch als Zeitzeuginnen zur Verfügung stehen. „Bei ihnen handelt es sich um ein Aufeinanderprallen von unterschiedlichsten Interessen, Dispositionen und Lebensstilen.“ (S. 229) Es geht der Autorin nicht um die historische Wahrheit, sondern um die persönliche Wahrhaftigkeit und die Authentizität, „die durch eigene Anschauung und Lebenserfahrung ihren Wert und ihre Gültigkeit besitzt.“ (S. 229) Es handelt sich u.a. um zwei adlige Frauen, deren Brüder einen Tyrannenmord versuchen (die Künstlerin Tisa von der Schulenburg und die Krankenschwester Ursula von Schlabrendorff), zwei jüdische Frauen als Überlebende von Auschwitz (u.a. die Résistance-Kämpferin Lilli Segal, nach 1945 Autorin zahlreicher Bücher über den Faschismus, ihr Mann ist der jüdische Kommunist und spätere Professor für Mikrobiologie an der Berliner Humboldt-Universität Jakob Segal) sowie zwei Frauen beim Internationalen Militärtribunal in Nürnberg (die Übersetzerin Jane Lester, Mitarbeiterin des stellvertretenden Hauptanklägers Robert Kempner, und die Simultandolmetscherin Tatiana Sergeevna Stupnikova).

      Leider fehlt eine letzte Durchsicht die richtige Schreibweise der Namen betreffend (beispielsweise Kernpner muss Kempner heißen S. 209, der Vorname von Segal ist Jakob und nicht Jacob S. 164, der Vorname von Lobkovskaja ist Alexeevna und nicht Alexejevna S. 133 und 138). Beide Veröffentlichungen zeigen, dass sich die deutsche Sozialforschung immer noch zu wenig mit Frauen in Kriegen beschäftigt.

       

      Shikiba Babori: Die Afghaninnen. Spielball der Politik. Frankfurt am Main: Campus, 2022. 224 S. ISBN 978-3-593-51609-7. € 22.00

         

        Wir sind noch da! Mutige Frauen aus Afghanistan / Hrsg. Nahid Shahalimi. München: Elisabeth Sandmann, 2021. 143 S. ISBN 978-3-945543-56-6.­ € 22.00

        Die in Kabul geborene und seit Ende der 1970er Jahre in Deutschland lebende Theologin und Journalistin Shikiba Babori schildert in Die Afghaninnen die Lage der afghanischen Frauen in Vergangenheit und Gegenwart bis zur abermaligen Machtübernahme der Taliban im August 2021. Für sie ist Afghanistan kein selbstbestimmtes Land. „Stets bemühten sich fremde Mächte darum, ihren Herrschaftsanspruch geltend zu machen.“ (S. 203) Sie zeigt, welche Rolle den Frauen in der afghanischen Gesellschaft zugewiesen wird. Immer lösen sich Phasen des Fortschritts mit Niederlagen ab, vor allem für die Frauen. König Amanullah Khan will das Land schon vor einhundert Jahren reformieren, in den 1920er Jahren schafft er die strikte Geschlechtertrennung ab und eröffnet beispielsweise Mädchenschulen. Nach Aufständen flieht der König, ein Bürgerkrieg bricht aus, die minimalen Rechte der Frauen werden zurückgenommen. Die Sowjetunion übernimmt Ende der 1970er Jahre die Herrschaft über das Land, sie fördert die Frauenrechte nach dem Muster sozialistischer Länder. Nach ihrem Abzug 1989 bricht ein Krieg zwischen den Mudschahedin aus, Frauen verlieren alle Rechte, werden misshandelt, verstümmelt und vergewaltigt. Unter den Taliban zwischen 1996 und 2001 wird ein kleiner Teil der Frauenrechte wieder erlaubt. Nach deren Abzug wird 2004 in der Verfassung die rechtliche Gleichstellung gesichert, die patriarchalische Gesellschaft lässt vieles aber nicht zu. Barbori kritisiert den Westen, weil er für seine Intervention die Befreiung der afghanischen Frauen als Ziel ausgibt.

        Neben diesen historischen Darlegungen wird das Leben der Frauen und Kinder an Beispielen in dem Kapitel „Als Mädchen in Afghanistan geboren – Gewalt bestimmt das tägliche Leben“ beschrieben.

        Fazit: „Der Rückblick auf die Geschichte Afghanistans der letzten 100 Jahre hat gezeigt, wie sehr das Schicksal der afghanischen Frauen mit politischen Interessen der jeweiligen Machthaber und/oder Invasoren verknüpft ist.“ (S. 208) Die afghanischen Frauen müssen immer noch als Eigentum, Druckmittel oder Alibi herhalten, um Politik zu rechtfertigen. Eine Befriedung des Landes kann nicht geschehen, „ohne dass auch den Frauen endlich die Menschenrechte zugestanden werden.“ (S. 183) Wir sind noch da! ist eine wichtige Ergänzung zur Veröffentlichung von Barbori. 13 Einzelschicksale von couragierten Frauen werden von der 1985 aus Afghanistan geflohenen Münchner Autorin, Produzentin und Menschenrechtsaktivistin Nahid Shalalimi vorgestellt, ergänzt um Gastbeiträge, eine editorische Notiz der Verlegerin Elisabeth Sandmann und ein Vorwort der kanadischen Schriftstellerin Margaret Atwood. Wegen der Dringlichkeit des Themas erscheint dieses Buch schon zwei Monate nach der Besetzung Kabuls durch die Taliban am 15. August 2021 – eine große verlegerische Leistung! Textbeiträge und Interviews berichten darüber, was die Frauen verloren haben: Freiheit, Selbstbestimmung und Lebensfreude. Und sie geben Einblicke in das alltägliche Leben: der Schmerz vor dem Verlust der Heimat, eine mögliche Flucht und ein Leben im Exil. Martina Scherf überschreibt ihre Rezension vom 12.12.2021 in der Süddeutschen Zeitung treffend mit „Erloschene Träume“. Da sind u.a. die Sängerin Aryana Sayeed, eine der bekanntesten Musikerinnen, von den Taliban verfolgt, sie schafft es noch auf das Flughafengelände von Kabul und konnte das Land verlassen; die Politikwissenschaftlerin Razia Barakzai arbeitet als Universitätsprofessorin und hält sich derzeit an einem unbekannten Ort auf; die Journalistin, Kuratorin und Fotografin Fatimah Hossaini, die über Abu Dhabi nach Paris fliehen kann.

        Fazit: Zwei aufrüttelnde Bücher, verbunden mit dem Appell an die Leser, die afghanischen Frauen und Mädchen nicht zu vergessen und sie in ihrem Kampf um das Recht auf ein freies und selbstbestimmtes Leben zu unterstützen.

         

        Maria Wiesner: Radikal selbstbestimmt. Ihrer Zeit weit voraus – was wir von Alexandra Kollontai lernen können. Hamburg: Harper-Collins, 2022. 126 S. ISBN 978-3-365-00132-5. € 12.00

          „Stellen sie sich vor, es gäbe eine Frau, die verlangt, dass Abtreibungen straf- und kostenfrei angeboten werden müssen, dass Frauen ausnahmslos den gleichen Lohn wie Männer erhalten, dass Vorsorgeuntersuchungen für Frauen kostenlos sind und Krippenplätze ebenso. Würden Sie annehmen, dass eine Regierung diese Frau zur Ministerin macht? Genau das ist geschehen – und zwar vor mehr als hundert Jahren.“ (S. 12) Das ist der Rahmen für ein kleines Taschenbuch über eine große Frau, die Revolutionärin, Diplomatin, Feministin und Schriftstellerin Alexandra Kollontai (1872–1952). Alexandra Domontowitsch ist die Tochter eines russischen Generals. Sie schließt sich früh der sozialistischen Bewegung an, heiratet 1893 gegen den Wunsch ihrer Eltern ihren Cousin, den Ingenieurstudenten Wladimir Kollontai, den sie und ihren gemeinsamen Sohn fünf Jahre später verlässt, um an der Universität Zürich Sozial- und Wirtschaftswissenschaften zu studieren und sich ganz ihrer politischen Arbeit zu widmen. In ihren Vorträgen und Schriften streitet sie für die Rechte der Frauen. Drohenden Verhaftungen entgeht sie durch die Flucht ins Exil, u.a. nach Deutschland, Frankreich und Skandinavien. Hier lernt sie u.a. Rosa Luxemburg, Clara Zetkin, Karl Liebknecht und Magnus Hirschfeld kennen (Hirschfeld wohnt in Charlottenburg bei Berlin und nicht im Berliner Stadtteil Charlottenburg, die Eingemeindung erfolgt erst 1920, S. 64). Nach fast neun Jahren kehrt sie 1917 nach Russland zurück und schließt sich den Bolschewiki unter der Führung Lenins an. Nach dem Sieg der Bolschewiki wird sie das erste weibliche Mitglied des russischen Kabinetts und damit die erste Ministerin der Welt. In der jungen Sowjetunion setzt sie sich für die Lockerung des Eherechts, die Verbesserung des Mutterschutzes, das Recht auf Schwangerschaftsabbruch, die Einrichtung von Volksküchen und eine kollektive Kindererziehung ein, und sie propagiert die freie Liebe und Sexualität. 1923 wird sie Gesandte der Sowjetunion in Norwegen und damit erste akkreditierte Diplomatin weltweit. 1940 und 1944 führt sie maßgeblich die Friedensverhandlungen zwischen Finnland und der Sowjetunion, dafür und für ihre diplomatische Arbeit in den Kriegsjahren wird ihr der Titel Botschafter verliehen, zweimal wird sie für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Bis 1945 bleibt sie sowjetische Botschafterin in Schweden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges geht sie in den Ruhestand.

          Kollontai gilt bis heute als bedeutende Vorkämpferin für Frauenrechte, als Visionärin und als Pragmatikerin. Das scheint zumindest im vereinten Deutschland in Vergessenheit geraten zu sein und wird kaum gewürdigt. Das Buch wird helfen, diese Lücken zu schließen.

           

          Frank Jacob: Emma Goldman. Identitäten einer Anarchistin. Berlin, Leipzig: Hentrich & Hentrich, 2022. 273 S., ISBN 978-3-95565-480-1. € 22,00.

             

            Frank Jacob: Emma Goldman. Ein Leben für die Freiheit. Berlin, Leipzig: Hentrich & Hentrich, 2021. 72 S., (Jüdische Miniaturen. 269) ISBN 978-3-95565-442-9. € 8,90.

               

              Jacqueline Jones: Göttin der Anarchie. Leben und Zeit von Lucy Parsons. Hamburg. Edition Nautilus, 2023. 425 S., ISBN 978-3-96054-301-5. € 34,00.

                Frank Jacob ist zu danken, dass wir über Emma Goldman (1869–1940), eine der bekanntesten Anarchistinnen bestens informiert werden, und das gleich in zwei exzellenten Publikationen. Es geht um eine Frau, deren Leben und Werk kaum bekannt sind und ihr komplexes Wirken selten ausführlich dargestellt wird. „Sie war schließlich nicht nur Anarchistin, sondern galt späteren Bewunderern auch als Proto-Feministin oder Anarcha-Feministin, als eine Kämpferin für die Emanzipation der Frau, als eine Advokatin der freien Liebe und der sexuellen Befreiung sowie als Intellektuelle ihrer Zeit. Egal welche dieser Identitäten man eingehender betrachten möchte, jene als Kriegsgegnerin, als Anti-Bolschewistin oder als Anti-Faschistin, eines war die russisch-amerikanische Anarchistin immer: eine Verteidigerin und Advokatin der Freiheit, und das in ihrer absoluten Form.“ (2021, S. 7-8) Emma Goldman ist die Tochter eines jüdischen Theaterdirektors. Im zaristischen Russland geboren, emigriert sie mit 17 Jahren in die USA, wo sie durch die Hinrichtung von vier Anarchisten politisiert und radikalisiert wird, nach einer Inhaftierung 1893 lässt sie sich in Österreich nieder, geht später zurück in die USA, wird 1919 mit ihrem Freund Alexander Berkman in die Sow­jetunion abgeschoben, es beginnt ein zwei Jahrzehnte währendes Exil mit Aufenthalten in Schweden, Deutschland, Frankreich und England, während einer Reise durch Kanada stirbt Emma Goldman. Sie bleibt lange Zeit vergessen, „bis sich die Feministinnen späterer Jahre wieder der Frau besannen, die den amerikanischen Staat, ­Lenin und die Faschisten herausgefordert und trotz so vieler Enttäuschungen doch nie aufgegeben hatte, Freiheit für alle und gleichermaßen zu fordern.“ (2021, S. 50)

                In Emma Goldman. Ein Leben für die Freiheit gibt der Autor chronologisch eine Einführung für einen breiten Leserkreis. Emma Goldman. Identitäten einer Anarchistin ist keine weitere Biografie, sondern zeichnet die vielen Facetten ihres Lebens und Wirkens in einzelnen Kapiteln nach, „um zu zeigen wie diese sich auf die persönliche Entwicklung sowie die Vielschichtigkeit der Person Emma Goldman ausgewirkt haben.“ (2022, S. 258) Neun Facetten bilden den Inhalt der Kapitel: Die Jüdin – Die Anarchistin – Die Anarcha-Feministin – Die Pazifistin und Antiimperialistin – Die Revolutionärin – Die Antibolschewistin – Die Amerika-Kritikerin – Die Publizistin – Die Anti­faschistin.

                Der Autor zeigt, dass es auch heute noch nutzbringend ist, sich mit Leben und Werk von Emma Goldman zu beschäftigen. So sollten Revolutionen von den Massen getragen und gesichert und vor der Korrumpierung einer Minderheit geschützt werden, denn bei allem Aufbegehren darf der Wunsch nach Freiheit, „einer Freiheit, die in jeder Hinsicht absolut sein muss“ (2021, S. 52), nicht aus den Augen verloren werden.

                Jacqueline Jones beschäftigt sich in Göttin der Anarchie. Leben und Zeit von Lucy Parsons mit der in den USA wirkenden führenden Person der US-amerikanischen Arbeiterbewegung, radikalen Sozialistin und Anarchokommunistin USA Lucy Parsons (1851–1942), einer Ikone der Arbeiterbewegung, in den Chroniken des Anarchismus aber weitgehend unbekannt. Als Kind einer Sklavin als Lucia Gonzalez in Virginia geboren, heiratet sie mit 21 Jahren im texanischen Waco Albert R. Parsons, einen Weißen, und flieht durch die intoleranten Reaktionen auf ihre Mischehe in den Norden und siedelt sich in Chicago an. „Das Paar machte eine stürmische Karriere in der sozialistischen und später anarchistischen Bewegung und rief die Arbeiter:innen dazu auf, den Verheerungen des Indus­triekapitalismus mit allen verfügbaren Mitteln entgegenzutreten – auch mit Gewalt.“ (S. 9) Das führt dazu, dass Albert in Zusammenhang mit dem Chicagoer Haymarkt-Massaker von 1886 wegen Mordes und Verschwörung unschuldig verurteilt und ein Jahr später hingerichtet wird. Dadurch avanciert Lucy unter den Arbeitern zu einer „säkularen Heiligen“ (S. 9). Im Mittelpunkt steht der Klassenkampf in Verbindung mit Armut und Arbeitslosigkeit. Sie organisiert Demonstrationen, wird Mitbegründerin der „Industrial Workers of the World“, die ein syndikalistisches Programm vertritt, und Redakteurin der anarchistischen Zeitung „The Liberator“. Ihre Ideen finden sich in Reden und Beiträgen in Zeitschriften und Zeitungen. 1976 legt Carolyn Ashbough eine erste Biographie unter dem Titel Lucy Parsons. An American Revolutionary vor. Unter Hinzufügung weiterer Details und einer Einordnung in den historischen Kontext ist die vorliegende Biographie eine Neuorientierung, der allerdings eine Wertung von Parsons Schriften fehlt. Übrigens ist der Titel des Buches Göttin der Anarchie irreführend, denn Lucy ist keine Heilige, ihr Leben ist „ein Bündel von Widersprüchen“ (S. 366), wie selbst die Autorin bekennen muss. Sie steht dem Los der afroamerikanischen Arbeiter teilnahmslos gegenüber, lebt sexuell freizügig und tritt in der Öffentlichkeit als traditionelle Ehefrau und Mutter auf, sie preist zwar die Familie, lässt aber ihre Familienangehörigen in Waco zurück, sie hat als Anarchistin große historische Zeiträume im Blick, übersieht aber die Veränderungen und Probleme der Gegenwart. Trotzdem ist die Darstellung des Lebens und Wirkens einer Einzelkämpferin über sieben Jahrzehnte hinweg beeindruckend. Die Publikationen über Emma Goldman und Lucy Parsons tragen dazu bei, dass zwei wichtige Aktivistinnen des Anarchismus in deutschsprachigen Ländern bekannter werden.

                 

                Rosie Gräfenberg (alias R.G. Waldeck): Vorspiel zur Vergangenheit. Autobiographie. Rosie GräfenbergUllstein-Gräfin Waldeck. Ein Leben / Mit einer Einleitung von Ernest Latham jr., hrsg. von Katja Behling und Thomas B. Schumann. Hürth: Edition Memoria Thomas B. Schumann, 2022. 317 S., ISBN 978-3-930353-43-9. € 24,00.

                  „Man muss gesiegt haben, um zu wissen, dass man alles verloren hat“, das ist der letzte Satz einer Autobiographie mit dem etwas verwirrenden Titel Rosie Gräfenberg (alias R.G. Waldeck): Vorspiel zur Vergangenheit. Autobiographie. Rosie Gräfenberg-Ullstein-Gräfin Waldeck. Ein ­Leben Dieser Titel bedarf der Aufklärung und Erläuterung.

                  Bei der Autorin handelt es sich um Rosa Goldschmidt (1898–1982) aus Mannheim. Ihr Vater ist einer der Gründer des Bankhauses „Marx und Goldschmidt“. Nach dem Abitur studiert Rosa Kunstgeschichte in München, wechselt 1919 nach Heidelberg und wendet sich den Gesellschaftswissenschaften zu, promoviert 1920 bei Alfred Weber zur Soziologie des Theaters mit dem seltenen Prädikat summa cum laude. Ein Jahr später geht sie nach Berlin, um sich in einem Bankvolontariat auf eine leitende Funktion in der väterlichen Bank vorzubereiten. Dies ist offensichtlich nur eine Absichtserklärung, denn sie heiratet im gleichen Jahr den Gynäkologen Ernst Gräfenberg (1881–1957), 1925 wird diese Ehe geschieden. Rosa wechselt nach Paris und beginnt, für deutsche Zeitungen zu schreiben. Als Reiseschriftstellerin geht sie in die Sowjetunion und nach Westafrika. Ihre Reiseberichte erscheinen im Ullstein-Verlag. Sie heiratet 31-jährig den 63-jährigen verwitweten Franz Ullstein (1868–1945), den Chef eines riesigen Presseimperiums. Seine vier Brüder und deren Familien betrachten Rosa als „Eindringling und Goldgräberin“ (S. 10). Nach 1090 Tagen Ehe ist Schluss, der Bericht über diese Ehe umfasst über ein Drittel des Buches! Das Ende: Eine „absehbare, hässliche, bittere und komplizierte“ (S. 10) Scheidung mit großzügiger Abfindung. „Die Scheidung war der größte Skandal der Saison in Berlin, vielerlei gegenseitige Anschuldigungen flogen in alle Richtungen“ (S. 8). Über die weitverzweigte Familie, der sie zeitweise angehört, informiert mit einem Stammbaum am besten Sten Nadolny (Ullsteinroman. München, 2003. S. S. 484-488).

                  Und genau hier enden die Memoiren von Rosa Gräfenberg als das Vorspiel zur Vergangenheit. Der letzte Satz „Man muss gesiegt haben, um zu wissen, dass man alles verloren hat“ (S. 266) bezieht sich nicht nur auf den Verlust ihres Geliebten „Kobra“, sondern betrifft auch „den Verlust ihres Landes und ihrer Kultur.“ (S.129) – übrigens der einzige deutsche Satz in dem in englischer Sprache verfassten Text. Und sie ändert ihren Autorennamen, nennt sich fortan R.G. Waldeck.

                  „Die schillernde Biographie … bündelt Zeitgeschichte vom deutschen Kaiserreich bis zur Reagan-Ära in den USA, ist reich an Romanzen, Abenteuern, Erfolgen, Kabalen und Tragödien.“ (S. 272) Sie zeigt eine Frau mit Charme, Bildung, Wagemut und Trieb mit Lust auf Selbstinszenierung und kurzen außerehelichen Affären, eine Frau als lebenslustige Feministin ihrer Zeit weit voraus, eine Frau, die mit 36 Jahren zeituntypisch ihre Memoiren schreibt. Diese Autobiographie ist aber nicht wegen ihrer spektakulären Eheschließungen und Geliebten von Belang, sondern weil ihre Autorin eine exzellente Zeitzeugin ist.

                  In die Einführung hat sich ein Fehler eingeschlichen: „Kobra“, „die große Liebe meines Lebens“ (S. 10), der deutsche Diplomat Karl Ritter, hinterlässt einen unehelichen Sohn namens Karl Heinz Gerstner (und nicht Gerster, S. 15), später ein einflussreicher TV-Journalist in der DDR, Ehemann der Gründerin der DDR-Modezeitschrift „Sibylle“ Sibylle Boden, Vater der Schriftstellerin Daniela Dahn und der Malerin Sonja Gerstner.

                  Verlass ist auf die vorzüglichen Zugaben zu diesen Memoiren, die exzellente Einleitung von Ernest H. Latham jr. und das umfangreiche versierte Nachwort von Katja Behling, sie beinhalten auch die weiteren Lebensabschnitte der Autorin. Rosa verlässt 1931 Europa und geht nach New York. Sie heiratet nach ihrer Ausbürgerung durch die Nationalsozialisten den ungarischen Grafen Armin von Waldeck, die Hintergründe und der Bestand dieser Ehe und das Leben des Grafen bleiben bis heute verborgen. Rosa wird zumindest nach Kriegsausbruch 1939 zur gefragten Expertin über Deutschland, sie berichtet 1940 aus Rumänien, woraus das erfolgreiche Buch „Athene Palace“ entsteht. Weitere weniger erfolgreiche Reportagen und Romane entstehen; aus dem Nachkriegseuropa berichtet sie in „Europe between the Acts“, auch diesem letzten politischen Buch ist kein Erfolg beschieden. Sie lebt fortan, „weitgehend vergessen und in vornehmer Armut“ (S. 17) in Manhattan. 1982 stirbt sie einsam, und erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts beginnen Rekonstruktion von Leben und Werk. Auch dank dieser erstmals in deutscher Sprache erscheinenden Memoiren, die englischsprachige Ausgabe erschien 1934, wird Rosie Gräfenberg als eine interessanteste Frau des vergangenen Jahrhunderts in Erinnerung bleiben. (ds)

                  Prof. em. Dieter Schmidmaier (ds) dieter.schmidmaier@schmidma.com

                  Heute, nach dem Tod meiner Mutter, fühle ich mich ihr oft näher als früher. (aus dem Geleitwort von Dorothee Röhrig)

                   

                  Dorothee Röhrig: »Du wirst noch an mich denken«. Liebeserklärung an eine schwierige ­ Mutter. München: dtv, 2023. Hardcover, 256 S., ISBN 978-3-423-29044-9. € 24,00.

                    Als sich Dorothee Röhrig nach dem Tod ­ihrer Mutter anhand von Briefen, Aufzeichnungen und Fotografien mit ihrer Familiengeschichte auseinandersetzt, findet sie eine Erklärung für das lebenslang schwierige Verhältnis: Die Verhaftung der Eltern ihrer Mutter, als diese sechszehn ist, die Hinrichtung des ­Vaters Hans von Dohnanyi zwei Jahre später. Das lässt sich womöglich nur ertragen, indem man sich einen Panzer zulegt. Doch diese Überlebenstaktik hat ­einen hohen Preis, denn sie bedeutet: ­weder ­Gefühle noch Schwäche ­zeigen, keine Fragen ­zulassen, die böse Erinnerungen ­wecken, Zerbrechlichkeit mit Stärke überdecken. Und sie bedeutet auch, zu vermeiden, sich zu nahe zu kommen. Dorothee Röhrig beleuchtet das widersprüchliche Verhältnis zu ihrer Mutter. Ihr gelingt eine einfühlsame Reflexion über die Beziehung zwischen den Generationen, über die Schwierigkeit, mit quälenden Erinnerungen zu ­leben und über den Versuch eines späten Kennenlernens. Den Helden der Familie Bonhoeffer-Dohnanyi, die bedeutende Personen der Zeitgeschichte und gleichzeitig ihre ganz normalen Verwandten sind, begegnet sie dabei mit ganz eigenem ­Blick. (red)

                     

                    Es war eine Zeit des Aufbruchs, alles schien möglich; die politische Arbeit war wie ein Rausch, der unser ganzes Leben erfasste. (aus dem Vorwort von Alice Schwarzer)

                     

                     

                    Simone de Beauvoir / Alice Schwarzer, Die legendären Gespräche mit Alice Schwarzer. Mit einem Vorwort von Alice Schwarzer, Köln, Sommer 2022. Zürich, Kampa, 2022. 128 S., geb., ISBN 978-3-311-14039-9. € 20,00.

                      Ihre erste Begegnung im Jahr 1970 war eher zufälliger Natur: Alice Schwarzer führte gerade ein Interview mit Jean-Paul Sartre, als Simone de Beauvoir den Raum betrat. Die Philosophin reagierte abweisend auf die junge blonde Journalistin im Minirock, sagte bloß schneidend zu ihrem Partner: „Sartre, Sie wissen, dass wir gleich eine Pressekonferenz haben“, und wandte Schwarzer den Rücken zu.

                      Doch schon bald erkannten sich die beiden ­Frauen als Gleichgesinnte, wurden politische Weggefährtinnen und Freundinnen. Und so zeugen die Interviews, die Alice Schwarzer zwischen 1972 und 1982 mit der bedeutenden Schriftstellerin und Feministin geführt hat, von großer Offenheit und Intimität. ­Simone de Beauvoir formuliert nicht nur mit der für sie typischen Klarheit und Radikalität ihre Ansichten über Politik, Macht, Sexualität und die Rolle der Frau, sondern spricht auch über Persönliches: das Älterwerden etwa oder ihre offene Beziehung mit Sartre.

                      Das erste Interview, in dem Beauvoir mit der Aus­ sage „Ich bin Feministin!“ dezidiert Kritik am Sozialismus übte, machte weltweit Furore; ihre Thesen zur Mutterschaft lösten wahre Proteststürme aus. Und bis heute haben ihre Positionen zur Bedeutung des biologischen Geschlechts und zur politischen Verortung des Feminismus nicht an Sprengkraft eingebüßt. (red)

                       

                       

                      Klaus-Rüdiger Mai, Der kurze Sommer der Freiheit. Wie aus der DDR eine Diktatur wurde. Freiburg: Herder, 2023. Geb., 320 S., ISBN 978-3-451-39463-8. € 22,00.

                        Teil unserer Erinnerungskultur ist die mutige Tat und das erschütternde Schicksal der Gruppe um die Geschwister Scholl. Doch wer kennt Herbert Belter? Wer kennt Wolfgang Ihmels, Jutta Erbstößer oder Wolfgang Natonek?

                        Klaus-Rüdiger Mai erzählt auf der Grundlage intensiver Quellenrecherchen die Geschichte des mutigen Widerstands Leipziger Studenten gegen die Stalinisierung Ostdeutschlands und bettet ihre ­Geschichte ein in die Unterdrückung demokratischer ­Anfänge in der DDR von ihrer Gründung 1949 bis zum Volksaufstand vom 17. Juni 1953.

                        Im Mittelpunkt steht eine Gruppe junger, lebenslustiger und engagierter Menschen um den 20-jährigen Herbert Belter, deren Hoffnungen auf einen echten Aufbruch nach Kriegsende enttäuscht wurden und die sich mit dem Abgleiten ihres neuen Landes in die Diktatur nicht abfinden wollen. Sie geraten wegen harmloser Aktivitäten ins Visier von deutscher und sowjetischer Staatssicherheit. Herbert Belter wird zum Tod verurteilt und 1951 in ­Moskau hingerichtet, er war am Tag seines gewaltsamen Todes 21 Jahre alt. Viele andere verschwinden für Jahre im Gefängnis oder in Lagern. Die Geschichte vieler, vor allem junger Menschen, die sich überall in Ostdeutschland von Rostock bis Jena für den demokratischen Neuanfang nach 1945 engagierten und dafür mit langen Haftstrafen oder dem Leben bezahlten, ist wenig bekannt. Dieses Buch ist deshalb besonders wichtig. Der Mut und Widerstand dieser jungen Menschen sollte ebenfalls Teil unserer gemeinsamen historischen Erinnerung sein. (red)

                         

                         

                        Harro Lucht, Das Nadelöhr der Freiheit. Unzensierte Erinnerungen eines ostdeutschen Studenten­ pfarrers. Berlin: Lukas 2022. 287 S., 58 Abb., Klappenbroschur, ISBN 978-3-86732-404-5. € 19,80.

                          Harro Lucht hat von 1950 bis 1957 in der DDR gelebt, dann noch einmal von 1963 bis 1989; dazwischen und danach war er Bundesdeutscher. Er hatte also früh schon beide Deutschlands kennengelernt. In der DDR gehörte er zu den Unangepassten, den Freigeistern, den Ermöglichern.

                          Als Jugendlicher fand Harro Lucht, dessen Vater ähnlich wie Erich ­Loest viele Jahre lang als marxistischer Dissident inhaftiert war, eine ­Heimat in der Jungen Gemeinde und studierte evangelische Theologie. Er setzte sich mit dem Lebenswerk Mahatma Gandhis und Martin ­Luther Kings sowie mit dem Bekenntniswiderstand evangelischer Christen im Nationalsozialismus auseinander und lernte von ihnen, dass christlicher Glaube nur lebendig ist, wenn er gesellschaftspolitische Konsequenzen nicht scheut, dabei wissend, dass dieser Weg nicht unbedingt Ehre und Anerkennung, sondern oft Leiden und Ablehnung mit sich bringt. Für viele, die ihn dort in den 1980er Jahren erlebten, war sein unkonventionelles Wirken als Greifswalder Studentenpfarrer eine mutmachende, ja prägende Erfahrung. „Seine“ ESG bot Raum für Gespräche mit allen, die sich für eine freiere Gesellschaftsordnung einsetzten: mit Christen und Marxisten, mit Oppositionellen, Schriftstellern, Philosophen und Theaterleuten. Natürlich wurde er deshalb von der Staatssicherheit überwacht.

                          Vor seiner Greifswalder Zeit war Harro Lucht Pfarrer in Cottbus, später in einer Gemeinde in Prenzlauer Berg. In seinen Erinnerungen berichtet er vom Schwanken zwischen Angst und Mut, von Zurückhaltung und Wagnis. (red)

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