Florian Freistetter: Eine Geschichte des Universums in 100 Sternen. Carl Hanser München 2019. ISBN 978-3-446-26399-4. € 22,00
Der Podcast „Sternengeschichten“ des Autors gehört zu den erfolgreichsten Podcasts in deutscher Sprache. Darin wird jedes Mal ein Stern vorgestellt und ein spezielles astronomisches Thema, das mit der Erforschung dieses Sterns verbunden ist, abgehandelt. Das kann zum Beispiel ein Planet sein, der den Stern umkreist, seine außergewöhnliche Helligkeit, die Ursache seiner Helligkeitsschwankung, sein außergewöhnlicher Massenverlust, ein Vorläuferstern einer Sternexplosion, die Entstehung der schweren chemischen Elemente und vieles mehr. 100 dieser Geschichten hat der Astronom jetzt für dieses Buch ausgewählt. So erhält der Leser einen kurzweiligen Einblick in viele interessante Themengebiete der Astronomie. Das ist natürlich kein systematisches Lehrbuch, dafür kann man sich aber auch ein beliebiges Kapitel aussuchen und muss das Buch nicht vom Anfang an durcharbeiten.
Anke Wilde: Unsichtbar und überall. Den Geheimnissen des Erdmagnetfelds auf der Spur. Franckh-Kosmos Stuttgart 2019. 256 S., 57 SW-Fotos, 26 SW-Zeichnungen, geb., ISBN 978-3-440-16226-2. € 19,99
Die Autorin führt den Leser durch die Geschichte der Erforschung des Magnetfelds der Erde. Von den ersten Entdeckungen in der Antike bis zur weltweiten Vermessung vergingen viele Jahrhunderte, meist getrieben von dem Wunsch sich in fremden Gefilden zu orientieren. Der enge Zusammenhang zwischen Magnetfeldern und der Elektrizität wurde intensiv erforscht, zum Teil mit üblen Folgen für die unvorsichtigen Experimentatoren. Im 19. und 20. Jahrhundert erkannte man, dass das Erdmagnetfeld einen wirkungsvollen und notwendigen Schutzschild gegen die Teilchenstrahlung bildet, die von der Sonne ausgeht. Ein Abschnitt beschäftigt sich auch mit der Entstehung des Erdmagnetfelds, das durch die komplizierten Bewegungen geschmolzener Massen im Erdinneren verursacht wird. Und es ist nicht völlig stabil, magmatische Gesteine künden von immer wieder auftretenden Umpolungen im Laufe der Erdgeschichte. Die physikalische Beschreibung des Elektromagnetismus ist allerdings ziemlich kompliziert und wird hier überhaupt nicht verwendet, sondern das Thema wird dem Leser detailreich, mit vielen Anekdoten versehen und im lockeren Erzählton vermittelt.
Daniel Brandau: Raketenträume. Raumfahrt- und Technikenthusiasmus in Deutschland 1923–1963. Ferdinand Schöningh Paderborn 2019. 540 S., 48 Abb., geb., ISBN 978-3-506-78897-9. € 69,00
Nach Ende des ersten Weltkriegs entstanden in Deutschland Vereine, in denen Technik- und Raumfahrtbegeisterte Raketen entwickelten. Der bekannteste Vertreter dürfte der damals junge Wernher von Braun sein, der später in den Vereinigten Staaten die Großraketen für die bemannte Mondlandung baute. Von den anfänglich durchaus auch mit Zirkusatmosphäre zu beschreibenden Zuständen auf den Experimentierfeldern (Raketen wurden beispielsweise auch als Autoantriebe oder für Postflüge für Postbeförderung verwendet und die Startversuche zur Finanzierung publikumswirksam vermarktet) erkannten die Nationalsozialisten auch das Potential dieser neuen Technik als Trägersystem für Sprengköpfe, was letztlich zur Entwicklung und zum Einsatz der V2-Raketen führte. In der Nachkriegszeit, im Kalten Krieg, als sich wieder Vereine von Raketeuren gründeten, rückte die Angst vor der atomaren Vernichtung in den Fokus der Öffentlichkeit. Der Raketentechnik wurde daher mit viel Misstrauen begegnet und der Ruf nach gesellschaftlicher Kontrolle wurde laut. Die Raumfahrterfolge der Sowjetunion führten in der DDR zu einer ganz anderen Betrachtungsweise, bei der die westlichen Raketenprogramme äußerst kritisch und die des eigenen Lagers als Beweis für die sozialistische Überlegenheit bewertet wurden. Ende der 1960er-Jahre endete die Zeit der Vereine, heute findet man Raumfahrtbegeisterte eher im Bereich der Science-Fiction. Dieses Buch basiert auf der Dissertation des Autors, ist umfassend recherchiert mit zahllosen Anmerkungen, Literatur- und Quellenangaben, die einen noch tieferen Einblick in die Materie erlauben.
Wolfgang R. Dick, Jürgen Hamel: Beiträge zur Astronomiegeschichte Band 14. Akademische Verlagsanstalt Leipzig 2019. 375 S., Broschur, ISBN 978-3-944913-58-2. € 29,80
In den Beiträgen dieses Bandes werden verschiedene Themen aus der Astronomiegeschichte vom 16. bis zum 20. Jahrhundert behandelt. Das Vorwort für ein astronomisches Lehrbuch vom bekannten Reformator Philipp Melanchton macht den Anfang. Der Leser erkennt hier die damals noch enge Verbindung von Astronomie und Astrologie. Es folgen die Vorstellung von zwei Uhren des Josef Bürgi aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien und ein Bittbrief Christoph Rothmanns an den Fürsten von Anhalt (einem Förderer dieses Astronomen) mit der Bitte um Empfehlung an den Landgrafen Wilhelm IV von Hessen-Kassel, der dort eine bedeutende Sternwarte aufbauen ließ. Ein weiterer Beitrag aus dem 16. Jahrhundert ist die Konstruktion eines Fernrohrs durch Christoph Scheiner, das ein aufrechtes und seitenrichtiges Bild auf einen Projektionsschirm warf. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts entstand die Berliner Akademie der Wissenschaften, bedeutende Nürnberger Astronomen waren dort Mitglieder. Dann kommen eine Schilderung über das Leben und Werk eines „Bauernastronomen“ und eine längere Abhandlung in englischer Sprache über den Bau von binokularen Teleskopen. Das 19. Jahrhundert ist unter anderem vertreten durch die Entwicklung der Astronomie von der Positionsastronomie hin zur Astrophysik, von Friedrich Bessel ist überliefert, dass er lediglich erstere als Inhalt der Astronomie gelten ließ. Hier wird allerdings gezeigt, dass Bessel durchaus auch die Rolle der Astrophysik erkannte, sie aber eher als Sparte der Physik einordnete. In Bonn wurden vor einigen Jahren Beobachtungstagebücher von Julius Schmidt gefunden, die die Aufzeichnungen der Beobachtungen des Großen Kometen von 1845 beinhalteten. Ein weiterer Beitrag beleuchtet die Verbindung der Kleinplanetenjäger Max Wolf aus Heidelberg und Johann Palisa aus Wien Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.
Neil DeGrasse Tyson, Michael A. Strauss, J. Richard Gott: Herzlich willkommen im Universum. Eine fantastische Reise durch die Astrophysik. FinanzBuch-Verlag München 2019. 560 S., geb., ISBN 978-3-95972-122-6. € 26,99
Drei Jahre nach Erscheinen der englischsprachigen Ausgabe liegt dieses Buch nun in deutscher Sprache vor. Ursprünglich entstand es aus einer gut besuchten Vorlesung für Studenten, die kein naturwissenschaftliches Hauptfach belegt hatten. Es ist in drei Abschnitte gegliedert, für die je einer der Autoren steht. Der erste Teil handelt von Sternen, Planeten und der Suche nach extraterrestrischen Leben, der zweite von der Milchstraße und den anderen Galaxien und der dritte ist Einsteins Relativitätstheorie und deren astronomischen Anwendungen und andere Themen der Kosmologie gewidmet. Das Buch ist keine systematische Einführung in das Gesamtgebiet der Astronomie, sondern greift einzelne interessante Aspekte davon auf. Aufgrund der Zielgruppe wird auf mathematische Formulierungen größtenteils verzichtet (ein paar findet man im Anhang), vielmehr ist der Text gut verständlich und spannend formuliert.
Hermann-Michael Hahn, Gerhard Weiland: Drehbare Kosmos-Sternkarte XL. Franckh-Kosmos Stuttgart 2020, EAN 9783440168844. € 29,00
Drehbare Sternkarten liefern einen schnellen Überblick über den zur Beobachtungszeit sichtbaren Sternhimmel. Man muss nur das Datum und die Uhrzeit einstellen. Der Kosmos-Verlag hat mehrere solcher Scheiben in seinem Angebot, die hier vorgestellte hat einen Durchmesser von 34 Zentimetern und ist damit um 5 Zentimeter größer als die Standardscheibe. Die Anzahl der dargestellten Sterne, das sind die, die man mit dem bloßen Auge gut erkennen kann, sind bei beiden Karten gleich, sie unterscheiden sich aber z.B. durch eine andere Farbgebung des Himmelshintergrunds und der Sterne. Mit einer Rotlicht-Taschenlampe sind die Sterne und Sternbilder der XL-Sternkarte im Dunkeln gut zu erkennen. Zusätzlich sind auf der Karte noch 58 Himmelsobjekte wie Sternhaufen, Gasnebel und Galaxien eingetragen, die man mit einem Fernglas oder einem kleinen Teleskop gut erkennen kann. Neben dem aktuellen Himmelsanblick kann der Beobachter aber noch viele weitere Informationen entnehmen, z.B. die Stellung der Planeten und anderer nicht dargestellter Himmelsobjekte mit Hilfe ihrer Himmelskoordinaten, Auf- und Untergangszeiten der Sonne sowie die Himmelsrichtung und die Höhe eines Objekts über dem Horizont. Wie man das alles macht, entnimmt man der beiliegenden ausführlichen Anleitung. Die Sternkarte kann mit geringen Fehlern überall in Mitteleuropa benutzt werden. Auf der Rückseite findet man den Südsternhimmel, dessen Sternbilder man ausgehend von den bekannten Sternbildern des Nordhimmels aufsuchen kann.
Karl Urban (Hrsg.): Der Mond. Von lunaren Dörfern, Schrammen und Lichtblitzen. Springer Berlin 2020. 211 S., 33 Abb., Softcover, ISBN 978-3-662-60282-9. € 19,99
In diesem Buch ist eine Reihe von allgemeinverständlichen Artikeln über den Mond zusammengefasst, die in Zeitungen, in Fachzeitschriften und Magazinen veröffentlicht worden sind. Dadurch entsteht eine bunte Mischung von Artikeln, die sich mit unserem Trabanten in vielfacher Weise beschäftigen. Es geht um interessante Oberflächenformationen, über die Entstehung des Mondes und über seinen inneren Aufbau. Breiten Raum nimmt der Rückblick auf die Forschungsergebnisse der bemannten Mondlandungen im Rahmen des Apollo-Programms ein. Nach langen Jahren, wo es um die Erforschung des Mondes ruhiger geworden war, bereiten mehrere Raumfahrtnationen und Privatfirmen zurzeit eine Rückkehr zum Mond vor.
Dieter B. Herrmann: Atlas Astronomischer Traumorte. Entdeckungsreisen auf den Spuren der Sternkunde. Franckh-Kosmos Stuttgart 2019. 192 S., 150 Farbfotos, 20 Farbzeichnungen, geb., ISBN 978-3-440-16403-7. € 34,00
Von den Reisemöglichkeiten eines Westdeutschen konnte vor der Friedlichen Revolution der Autor (ein bekannter ostdeutscher Professor und ehemaliger Direktor der Archenhold-Sternwarte in Berlin) nur träumen. Ihm stand erst nach dem Ende der DDR die ganze Welt offen und damit die Möglichkeit, Reisen mit dem Besuch astronomisch interessanter Orte zu verbinden, wie das viele Sternfreunde tun. Auf der Liste seiner persönlichen Traumorte auf allen Kontinenten der Erde standen historisch interessante Schauplätze der Astronomiegeschichte, alte und heute noch aktive Sternwarten, aber auch Orte, wo alte Kulturen ihre Vorstellung vom Kosmos in Stein meißelten oder in Tempeln und Gebäuden darstellten. Neben den Kurzporträts von 71 Plätzen enthält das Buch 13 längere Reportagen, die selbst dem weitgereisten Leser noch manche Anregung für weitere Urlaubsziele geben.
Michael Moltenbrey: Ausflug ins äußere Sonnensystem. Trojaner, Puck und Co. Springer Berlin 1. Auflage 2019. 249 S., 145 Abb., Hardcover, ISBN 978-3-662-59359-2. € 22,99
Der Autor nimmt den Leser mit auf eine kurzweilige Reise in das äußere Sonnensystem und liefert einen Überblick über die Mitglieder des Planetensystems dort draußen. Die großen Gasplaneten Jupiter und Saturn wurden in mehreren eigenen Sondenmissionen ausführlich untersucht, die Eisplaneten Uranus und Neptun bei Vorbeiflügen. Der heute als Zwergplanet klassifizierte Pluto (die Begründung dieser Herabstufung wird geliefert) war auch Ziel einer vorbeifliegenden Sonde. Er ist ein Vertreter des äußeren Gürtels von Planetoiden, die man in den letzten Jahrzehnten entdeckt hat. Einige prominente Vertreter werden vorgestellt. Dazu kommen natürlich auch noch die Ringsysteme der großen Planeten, die zahlreichen Monde und die Kometen. Vielleicht existiert auch noch weit entfernt von der Sonne ein bisher unbekannter größerer Körper, der den Planetenstatus für sich beanspruchen könnte. Die Erforschung unseres Planetensystems ist also noch lange nicht zu Ende.
Harald Lesch: Was hat das Universum mit mir zu tun? Nachrichten vom Rande der erkennbaren Welt. Bertelsmann München 2. Auflage 2019. 208 S., Pappband mit SU, ISBN 978-3-570-10334-0. € 18,00
Der bekannte Astronom und Autor beleuchtet in diesem Buch die vielfältigen Zusammenhänge zwischen dem Kosmos und dem Leben auf der Erde, also auch uns. Das mag angesichts der riesigen Entfernungen, der Größe der astronomischen Objekte und der Zeiträume mit unseren Erfahrungen nicht immer zusammenpassen. Der Autor zeigt aber diese Relationen in äußerst unterhaltsamer und gut verständlicher Weise auf und verbindet sie mit einer Reise durch die Geschichte der astronomischen und physikalischen Forschung. Die Naturgesetze, die wir auf der Erde erforscht haben, gelten auch im Weltall, die gleichen chemischen Elemente, die die Chemiker fanden, kommen auch im Weltall vor, lebenswichtige Elemente wurden in Generationen von Sternen erst erzeugt, denn nach dem Urknall bestand die Materie fast nur aus Wasserstoff und Helium. Neuere Erkenntnisse über die Entstehung von Planeten zeigen, welche Entwicklungen ablaufen mussten, damit auf der Erde Leben erst entstehen konnte. Auch der Erdmond spielt dabei eine gewichtige Rolle. Selbst der Abstand des Sonnensystems vom Zentrum der Milchstraße ist für Lebewesen nicht unwichtig. Und in der Erdgeschichte ereigneten sich einige Katastrophen, die die Entwicklung des Lebens mehrfach bedrohten. Selbst die dunkle Seite des Universums, die dunkle Materie und die dunkle Energie, die noch wenig erforscht sind, beeinflussen die Strukturbildung des Universums und ermöglichen so letztendlich die Existenz des Lebens.
Gabriella Bernardi, Alberto Vecchiato: Understanding Gaia. A Mission to Map the Galaxy. Springer Heidelberg 2019. 158 S., 55 Abb., Softcover, ISBN 978-3-030-11448-0. € 24,99
Die genaue Messung der Entfernung der Fixsterne liefert eine wichtige Basisgröße in der Astronomie. Gaia ist ein von der Europäischen Weltraumorganisation betriebener Satellit, der etwa eine Milliarde der Sterne unserer Milchstraße mit bisher unerreichter Genauigkeit vermessen soll. Neben der Entfernung werden auch die Radialgeschwindigkeit und das Spektrum gemessen, woraus sich dann eine Reihe anderer Daten wie Spektralklasse, Temperatur, absolute Leuchtkraft und weitere Größen ermitteln lassen. In diesem englischsprachigen Fachbuch werden neben der Geschichte der Entfernungsmessung der Satelliten die dazugehörige Technik und die Messmethoden beschrieben sowie die vielen Bereiche der Astronomie vorgestellt, bei denen diese genauen Messergebnisse neue Erkenntnisse liefern sollen. Erste Ergebnisse dieser immer noch aktiven Weltraummission runden das Werk ab.
Brian Greene: Bis zum Ende der Zeit. Der Mensch, das Universum und unsere Suche nach dem Sinn des Lebens. Siedler München 2020. 448 S., geb., ISBN 978-3-8275-0135-6. € 28,00
Der amerikanische Physiker und Bestsellerautor hat hier kein weiteres Buch nur über die Entstehung und die zukünftige Entwicklung des Universums geschrieben, sondern er zeichnet auch den Weg des Entstehens des Lebens und der Evolution nach, die auf diesem Planeten zu einem Lebewesen führten, dass sich selbst bewusst ist und sich Fragen über seine eigene Stellung im Ganzen und den Sinn des Lebens stellt. Viel Hoffnung, dass es einen großen Plan gibt, eine letzte Antwort auf diese Fragen, lässt er uns angesichts des momentanen Kenntnisstandes von Physik und Astronomie über die Zukunft des Universums nicht. Aus seiner Sicht sind wir lediglich das Produkt von objektiven Naturgesetzen, die uns erlauben, in einem kurzen Augenblick der Geschichte des Kosmos zu existieren. Das Buch ist nicht leicht zu lesen, aber der Autor fesselt den Leser von Anfang an, ohne zu sehr in den Fachjargon des Physikers zu fallen. Er verwendet viele Analogien, Metaphern und eine ganze Reihe von Anekdoten, um seine Gedankengänge zu erläutern und unterhaltend darzustellen. Viele Anmerkungen und Literaturhinweise erleichtern dem Leser, noch tiefer in dieses Themengebiet einzutauchen.
Guido Tonelli: Genesis. Die Geschichte des Universums in sieben Tagen. C. H. Beck München 2020. 219 S., Hardcover, ISBN 978-3-406-74972-8. € 22,00
Der Autor, Experimentalphysiker am CERN und an der Entdeckung des Higgs-Bosons beteiligt, hat mit diesem Buch in Italien den Platz 1 der Bestsellerliste erobert. Er erzählt die Geschichte der Entstehung des Universums bis zum Erscheinen des Menschen aus der Sicht eines Physikers. Unterteilt wird das Buch in sieben Kapitel, die er analog zur biblischen Schöpfungsgeschichte Tage nennt. Er erzählt vom Urknall, von den Frühphasen des Universums (diese Phase wird von den Elementarteilchenphysikern am CERN intensiv erforscht), von der Entstehung der Materie, von der Bildung von Galaxien und Sternen, in denen durch die Kernfusion die schweren Elemente gebildet wurden, aus denen in späteren Zeiten Planeten und letztlich auch das Leben auf der Erde entstanden. Unterhaltsam, wortgewandt, mit vielen Verweisen auf die Schöpfungsgeschichten der verschiedenen Religionen und auch für Nichtwissenschaftler verständlich geschrieben.
Dirk H. Lorenzen: Hubble. Atemberaubende Bilder aus dem All. Franckh-Kosmos Stuttgart 2019. 240 S., 300 Farbfotos, 30 SW-Fotos, 20 Farbzeichnungen, ISBN 978-3-440-16496-9. € 50,00
Der Autor zeichnet die Geschichte des Hubble-Weltraumteleskops nach, das vor 30 Jahren gestartet wurde und seitdem Astronomen und Öffentlichkeit mit Bildern und Daten beliefert. Der Anfang war recht holprig, nach Finanzierungsschwierigkeiten kam der verzögerte Start, da nach der Explosion eines Space-Shuttles jahrelang kein Transportsystem zur Verfügung stand. Nach dem Start stellte sich bald heraus, dass der Hauptspiegel des Teleskops falsch geschliffen war. Erst eine Reparaturmission konnte diesen Mangel beseitigen und die ursprünglich angestrebte Leistungsfähigkeit herstellen. Mehrere nachfolgende Weltraummissionen hielten durch den Austausch der Zusatzgeräte das Fernrohr auf dem Stand der Technik. Die vielen Bilder des Buchs zeigen, dass mit Hilfe des Teleskops in vielen Bereichen der Astronomie bahnbrechende Beiträge geliefert wurden: bei Beobachtungen von Körpern unseres Sonnensystems, von den Sternen, Gasnebeln und Staubwolken der Milchstraße sowie von den fernen Galaxien und Galaxienhaufen. Durch Beobachtungen von weit entfernten explodierenden Sternen fand man heraus, dass das Universum sich nicht nur ausdehnt, sondern die Expansion auch immer schneller wird, eine Erkenntnis, die mit einem Physik-Nobelpreis gewürdigt wurde. Seit dem Ende des Space-Shuttle-Programms kann das Hubble-Teleskop nicht mehr gewartet werden, der endgültige Ausfall und Absturz wird spätestens Ende dieses Jahrzehnts erfolgen. Ein Ausblick auf das nachfolgende Weltraumteleskopprojekt beendet das Buch.
Piers Bizony, Andrew Chaikin, Roger D. Launius: The NASA Archives: 60 Years in Space. Taschen Köln 2019. 468 S., über 400 Abb., geb., ISBN 978-3-8365-6950-7. € 100,00
Als Reaktion auf den Sputnikschock wurde 1958 die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA gegründet. In nur 11 Jahren gelang es, den Vorsprung der Sowjetunion in der Raumfahrttechnik aufzuholen und erstmals Menschen auf den Mond und wieder zurück zu bringen. Während die sowjetischen Missionen erst nach dem erfolgreichen Abschluss bekannt wurden, war die NASA von vorne herein sehr offen und ließ die Öffentlichkeit an den Erfolgen und Fehlschlägen teilhaben. In diesem aufwendig gestalteten, großformatigen, reich bebilderten und schwergewichtigen Bildband wird die mittlerweile 60jährige Geschichte der NASA nachgezeichnet. Breiten Raum nehmen die bemannten Raumfahrtprogramme (Mercury, Gemini und Apollo) ein, die zur Mondlandung führten, aber auch die Internationale Weltraumstation ISS, das Space-Shuttle, Bilder des Hubble-Weltraumteleskops und der vielen automatischen Sonden, die das Sonnensystem erkundeten, werden gezeigt. Die englischsprachige Ausgabe beinhaltet ein Beiheft mit deutscher Übersetzung des Textes.
Dr. Peter Sattelberger (ps) ist als Physiker an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz tätig. Seit mehr als 45 Jahren beschäftigt er sich in seiner Freizeit mit Astronomie. Er ist Mitarbeiter an der Volkssternwarte Wiesbaden.
sattelbe@uni-mainz.de