„Es gibt zwei Wege im Leben: der eine führt nach außen: Karriere, Geltung, Besitz … der andere nach innen: Arbeit, aber ohne Rücksicht auf äußeren Erfolg, schöpferische Arbeit, die ihren Lohn in sich selbst findet. Der Gedanke richtet sich auf die geistigen Errungenschaften des Menschen, dem Forschen nach dem Sinn des Lebens. […] Eine solche Lebenshaltung bestimmt zugleich den Umgang mit anderen Menschen: niemandem die eigene Erkenntnis aufdrängen, die Persönlichkeit des anderen anerkennen, ihm mit Toleranz und Sympathie begegnen. Es gibt kein anderes Glück für den Menschen als das, was er in sich selbst findet. […] Die anderen Menschen ändern zu wollen, ist vergebliche Mühe. Uns selbst aber können wir bis zu einem gewissen Grade ändern. Dabei hilft das Unterscheidenlernen zwischen vergänglichen und unvergänglichen Dingen.“
(Ré Soupault, Erinnerungen, Seite 7)
Ré Soupault: Nur das Geistige zählt.
Vom Bauhaus in die Welt. Erinnerungen.
Hrsg. von Manfred Metzner,
Verlag Das Wunderhorn, 2018. 240 Seiten,
ISBN 978-3-88423-588-1. € 22,80
Bublitz, Kolberg, Bauhaus Weimar, Berlin, Paris, Tunesien, Algerien, Nord-Mittel-Südamerika, New York, Basel, Paris, das sind nur einige Stationen in Ré Soupaults Leben (1901–1996) als Bauhaus-Schülerin, Avantgarde-Filmerin, Modejournalistin, Modemacherin, Fotografin, Übersetzerin, Studentin bei Karl Jaspers, Radio-Essayistin, Schriftstellerin, Herausgeberin von Märchensammlungen.
Ihre Erinnerungen verarbeitete sie u.a. in ihren Tagebüchern. Der vorliegende erste Teil der Erinnerungen reicht bis 1949. Mit ihrem unbestechlichen, klaren Blick ist sie eine besondere Zeitzeugin einer durch zwei Weltkriege geprägten Welt im Umbruch. Ihre Begegnungen u.a. mit Max Ernst, Johannes Itten, Otto Umbehr, Viking Eggeling, Werner Graeff, Man Ray, Fernand Léger, Philippe Soupault, Helen Hessel, Stéphane Hessel, Gisèle Freund, Kiki vom Montparnasse, Claire Goll, Lisa Tetzner, Lotte Lenya, Kurt Weill, Walter Mehring, Erich Maria Remarque, Mies van der Rohe, Walter Gropius, Kurt Schwitters, Victoria Ocampo, André Gide vermitteln uns einen einmaligen Eindruck vom kulturellen Leben der europäischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts.