Editorial

mündig, wach, verantwortlich

Aus: fachbuchjournal-Ausgabe 3/2020

Zwei Bücher, die sich, 75 Jahre nach Kriegsende, mit den Überlebenden des Holocaust beschäftigen, stehen im Fokus dieser Ausgabe. Beide – „Unfassbare Wunder, Gespräche mit Holocaust-Überlebenden in Deutschland, Österreich und Israel“ von Alexandra Föderl-Schmid und Konrad Rufus Müller sowie „Survivors, Faces of Life after the Holocaust“ von Martin Schoeller – porträtieren Überlebende, in Fotografie und Wort. Sie sind berührend, eindringlich.

Unseren großen juristischen Schwerpunkt haben wir mit Blick auf den Deutschen Anwaltstag gestaltet, der im Juni in Wiesbaden stattfinden sollte und bei dem wir, wie jedes Jahr, das fachbuchjournal in der Tagungsmappe anbieten wollten. Da der Anwaltstag nun virtuell stattfindet, kann man uns auf der Plattform der Veranstaltung anklicken, lesen, herunterladen. Wir sind gespannt auf die Resonanz. Am Anfang des juristischen Teils steht ein Interview mit den Gesamtherausgebern der jetzt in zweiter Auflage geplanten „Enzyklopädie Europarecht“. Sie sind erstaunlich optimistisch: Die europäische Idee sei lebendig. Hoffen wir, dass sie mit ihrer Zuversicht in der nicht nur durch die Pandemie verursachten Zerreißprobe recht behalten werden.

Wie immer behandelt diese Ausgabe viele weitere Themen. Bestimmt werden Sie wieder wichtige Buchentdeckungen machen. Um in dieser noch lange nicht ausgestandenen Pandemie mit ihren Herausforderungen und zum Teil existenzbedrohenden Auswirkungen zu bestehen, können kluge Bücher hilfreich sein. Geeignet scheinen uns dafür in besonderer Weise – auch für nichtreligiöse Menschen – die Ausgewählten Werke von Dietrich Bonhoeffer, die wir Ihnen deshalb besonders ans Herz legen wollen. Prof. Dr. Wolfgang Huber, einer der Herausgeber, schreibt in seinem hoch aktuellen Statement für das fachbuchjournal, dass „Dietrich Bonhoeffer uns zu einer Lebenshaltung ermutigt, die das eigene Urteil weder durch Populismus noch durch Verschwörungstheorien vernebeln lässt“. Stattdessen gehe es um „mündiges Christsein, wache Zeitgenossenschaft und verantwortliches Handeln“.

Und dazu gehört heute – wer hätte das jemals vorhersehen können! – verantwortlich Abstand zu seinen Mitmenschen zu halten. Wir werden wie gewohnt dann wieder in zwei Monaten erscheinen. Bis dahin: Leben Sie wohl und bleiben Sie, trotz – oder gerade wegen – des notwendigen Abstands, Ihren Mitmenschen zugewandt.

 

Angelika Beyreuther

 

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