Im Fokus

Hunger als Impuls zu Revolution und Völkerwanderung

Aus: fachbuchjournal-Ausgabe 1/2020

Gespräch mit Prof. Dr. med. Hans Konrad Biesalski über das Menschenrecht auf adäquate Ernährung

Der Ernährungsmediziner Prof. Dr. med. Hans Konrad Biesalski forscht seit über 30 Jahren über die Bedeutung von Mikronährstoffen für die Gesundheit. Der Wissenschaftler ist Autor zahlreicher Bücher zum Thema. Er ist außerdem national wie international engagiert im Kampf gegen den „verborgenen Hunger“, an dem weltweit drei Milliarden Menschen leiden. Dessen dramatische Auswirkungen dringen aber erst langsam ins Bewusstsein der Öffentlichkeit vor. Dabei sind die sichtbaren Hungerkatastrophen immer nur der Gipfel eines Eisbergs. Hinter jedem an Hunger sterbenden Kind stehen zehn chronisch unter- und mangelernährte Kinder. Sie leiden an verborgenem Hunger. Dieser ist mitverantwortlich für die hohe Sterblichkeit der Mütter während der Geburt, für die Frühsterblichkeit von Säuglingen, besonders aber für die hohe Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren.

Im Food Security Center an der Universität Hohenheim entwickelt der Ernährungsmediziner zusammen mit Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen Strategien gegen den Welthunger. Er war an Forschungsprojekten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zum Thema Welthunger und Lebensmittelqualität beteiligt. 2013 hat er mit dem ersten „Hidden Hunger Congress“ in Stuttgart eine internationale Plattform für den wissenschaftlichen Austausch zu diesem Thema geschaffen. Dieser Kongress wird 2021 zum 5. Mal stattfinden.

Das und weitere ernährungsmedizinische Themen machten wir zum Gegenstand unseres Gesprächs. (ab)

Herr Biesalski, Ausgangspunkt unserer Verabredung zu diesem Interview war die Tatsache, dass Ihr Buch „Vitamine, Spurenelemente und Minerale“ nur zwei Jahre nach der Erstauflage nun bereits in 2. Auflage erschienen ist. Gibt es so viele neue Erkenntnisse, die diese Aktualisierung und Erweiterung notwendig machten oder war die Auflage durch hohe Nachfrage einfach nur vergriffen?

Einerseits gibt es einige wenige neue Erkenntnisse über Mikronährstoffe, andererseits ist die zweite Auflage um einige noch fehlende Spurenelemente und Minerale ergänzt. Die Tatsache, dass die erste Auflage rasch verkauft war zeigt das Bedürfnis über Mikronährstoffe solide unterrichtet zu werden.

Es gibt Länder, in denen jedes dritte Kind unter fünf Jahren an Krankheiten stirbt, die es ohne den sogenannten „Hidden Hunger“ wahrscheinlich nicht bekommen hätte.

Bei der Beschäftigung mit dem Thema hat es mich tatsächlich überrascht, dass offensichtlich unser Wissen über die Bedeutung der Vitamine und ihre Vernetzung mit anderen Mikronährstoffen in vielen Bereichen noch wirklich marginal ist. Das habe ich so nicht erwartet. Wo liegen die wissenschaftlichen Herausforderungen?

Tatsächlich wissen wir über die meisten Mikronährstoffe noch sehr wenig. Wir kennen zwar von vielen das klinische Bild eines ausgeprägten Mangels, wie und was die Mikronährstoffe in unserem Organismus bewirken, ist in vielen Fällen noch völlig unbekannt. Dazu gehören z.B. Interaktionen zwischen verschiedenen Vitaminen und Hormonen auf der Ebene der Genexpression – Vitamine A und D als steroidähnliche pro-Hormone – ebenso wie die Wirkung von verschiedenen B Vitaminen auf die Epigenetik.

Also gibt es noch viel Forschungsbedarf. Konkret will ich ein Thema aus dem Buch aufgreifen: Ernährung und Krebs. Kann man durch gezielte Ernährung und durch die gezielte Zuführung von bestimmten Mikronährstoffen Krankheiten wie Krebs beeinflussen?

Es gibt eine ganze Reihe von epidemiologischen ­Studien, die zeigen, dass bestimmte Ernährungsformen das Risiko für Krebserkrankungen reduzieren. Wir müssen uns hier deutlich machen, dass es bei solchen Studien um Assoziationen und keinesfalls um Kausalitäten geht. Menschen, die sich gesund ernähren, haben auch oft einen anderen Lebensstil der nicht unwesentlich zur Vorbeugung von Krebs beitragen kann. Auch die immer erwähnten einzelnen Lebensmittel mit ihren bioaktiven Inhaltsstoffen, die die Krebsentwicklung hemmen sollen, stellen oft nur in der Zellkultur gewonnene Übertragungen dar.

Wie beurteilen Sie, dass die meisten Krankenkassen die Kosten für sogenannte „Nahrungsergänzungsmittel“ nicht übernehmen, auch wenn mit besonderen Krankheiten ein Defizit dieser Substanzen einhergeht.

Das ist ein ausgesprochen schwieriges Thema, da auch hier eindeutige Belege fehlen. So übernehmen Krankenkassen die Kosten für einzelne Supplemente, wenn nachgewiesen ist, dass ein Mangel besteht. Darin genau aber liegt das Problem, da nur bei wenigen Mikronährstoffen vor Entwicklung eines klinisch sichtbaren Mangels eine Unterversorgung nachgewiesen werden kann. Der klinisch sichtbare Mangel ist aber der Endpunkt einer Entwicklung und es gibt hinreichend gute Daten, dass bereits lange bevor dieser Zustand eintritt die Unterversorgung bei manchen Mikronährstoffen Krankheitswert hat. Noch schwieriger wird die Situation, wenn aufgrund verschiedener Erkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes oder Zuständen nach einer Übergewicht-Chirurgie, ein erhöhter Bedarf besteht.

Deshalb fordern Vertreter der amerikanischen Fachgesellschaft für Ernährung in einem kürzlich veröffentlichten Beitrag, dass die Empfehlungen für die ausreichende Zufuhr von Mikronährstoffen, die bisher nur für Gesunde gelten, für chronisch Kranke neu berechnet werden sollten?

Ja, dazu muss man sich klarmachen, dass die Empfehlungen über die Menge der aufzunehmenden Mikronährstoffe von Schätzwerten abgeleitet werden, die teilweise vor 50 Jahren erhoben wurden. Diese Schätzwerte erhielt man, indem man in einer gesunden Erwachsenen-Population die Aufnahme an Mikronährstoffen ermittelte, die ausreichend schienen einen Mangel zu verhindern. Ohne das jetzt vertiefend auszuführen sollte jedem klar sein, dass solche Übertragungen, selbst wenn man die empfohlene tägliche Aufnahme nach oben korrigiert, kaum geeignet sind um den Bedarf unterschiedlichster Gruppen klar zu definieren.

Mich hat überrascht, dass es selbst bei uns in Deutschland, wie auch in anderen Industrienationen, eine Unterversorgung an bestimmten Mikronährstoffen geben soll, vor allem bei Eisen, Vitamin D und Jod.

Eine Unterversorgung mit Eisen und Jod betrifft mehr als 1 Milliarde Menschen weltweit. Vor allem Frauen in der Prämenopause und Kinder sind von einem Eisenmangel betroffen. Besonders kritisch wird es dann, wenn eine vegane Ernährung gewählt wird, da hier nicht nur die Versorgung mit Eisen kritisch wird, sondern auch Calcium, Zink, Selen, Vitamin B12, Vitamin B2, Vitamin A und D. Ohne jodiertes Speisesalz würden fast 100 Prozent der deutschen Bevölkerung die Empfehlung für die Jodzufuhr nicht erreichen.

Fast 100 Prozent! Wie kommt das?

Ursache ist der geringe Jodgehalt der Böden, da Jod beim Rückgang der Gletscher aus den Böden ausgewaschen wurde. Je näher wir an die Alpen kommen desto höher ist die Anzahl derer, die nicht ausreichend mit Jod versorgt. Jodiertes Speisesalz ist die wichtigste Quelle für unsere Jodversorgung. In Unkenntnis dieser Tatsache greifen viele zu Modesalzen, die aus dem Himalaja oder speziellen Inselregionen stammen und als schick gelten und übersehen dabei, dass diese keinerlei Jod enthalten. Auch die durchaus nachvollziehbare Empfehlung, dass wir den Salzverzehr reduzieren sollten trägt, so Untersuchungen in der Schweiz, dazu bei, dass die Zahl der mit Jod Unterversorgten zunimmt. Besonders kritisch ist eine solche Unterversorgung in der Schwangerschaft und der Stillzeit, da hierdurch die Hirn-Entwicklung des Kindes beeinträchtigt sein kann.

Und Vitamin D ist in den letzten Jahren in den Fokus der Wissenschaften gerückt, da man durch neue Erkenntnisse zum Stoffwechsel des Vitamins eine Vorstufe im Blut verwenden kann um eine Aussage über den Status zu machen. Dabei zeigten Untersuchungen des Robert Koch Instituts, dass je nach Jahreszeit zwischen 10 Prozent und 40 Prozent eine unzureichende Versorgung aufwiesen. Da Vitamin D durch Sonnenlicht in der Haut gebildet werden kann, ist gerade in den späten Herbst- und Wintermonaten die Versorgung nicht ausreichend. Kommt hinzu, dass es eigentlich nur ein Lebensmittel gibt, nämlich fetter Fisch, welches uns Vitamin D über die Ernährung liefert.

Was schlagen Sie vor, um diesem Missstand abzuhelfen?

Es gilt die Bevölkerung frühzeitig, d. h. zum Beispiel schon in den Schulen oder sogar Kindergärten, über die Bedeutung von Mikronährstoffen besser und sachlich zu informieren. Beispielsweise empfehlen die großen Fachgesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe seit Jahren, dass junge Frauen mit Kinderwunsch ein Folsäure-Supplement einnehmen sollten um das Risiko für Fehlbildungen des Neuralrohres – bekannt als offener Rücken – zu verringern. Immerhin hat in Kanada und den USA die Anreicherung von Mehl mit Folsäure dazu geführt, dass die Zahl der Neuralrohrdefekte um 30 Prozent, in China sogar um 80 Prozent zurückging. Vor diesem Hintergrund ist es kaum zu glauben, dass von 7000 befragten Abiturienten gerade einmal 10 Prozent mit Folsäure als wichtigem Vitamin etwas anfangen konnten.

Wenn wir die Rechte des Menschen auf eine adäquate Ernährung so ernst nehmen und so oft kommunizieren würden wie die immer wieder zu Recht eingeforderten Menschenrechte, wäre ein erster wichtiger Schritt getan und genau das war Absicht und Motivation, dieses Buch zu schreiben.

Hans Konrad Biesalski, Der verborgene Hunger

Wer kann hier Aufklärungsarbeit leisten?

Hier sind in allererster Linie die Hausärzte die Ansprechpartner wenn es um die Frage geht, ob ich einzelne Mikronährstoffe brauche. Leider können die meisten Ärzte darauf keine Antwort geben, da Ernährung im Studium der Medizin, wenn überhaupt, nur ganz am Rande betrachtet wird. Gleiches gilt für den Unterricht an Schulen, wo die Fachlehrer für Biologie oder verwandte Fächer kaum über Kenntnisse verfügen, die in diesem Kontext wichtig werden.

Ihr Buch „Unsere Ernährungsbiografie“ ist 2017 bei Knaus erschienen. Sehr spannend! Denn unsere individuelle Ernährungsbiografie wirkt sich demnach auf vieles aus, z.B. den Appetit, die Anfälligkeit für Krankheiten, die Figur, das Belohnungssystem im Gehirn und die Reaktion auf Stress. Und sie hängt entscheidend mit der Ernährung von Mutter und Kind im prägenden „1000-Tage-Fenster“ zusammen, das ist die Zeit der Schwangerschaft und der ersten beiden Jahre eines Kindes. Das ungeborene Kind bekommt, so nennen Sie es, bereits im Mutterleib eine „nutritive Wettervorhersage“ und stellt sich darauf ein. Was hat es mit diesem „1000-Tage-Fenster“ und dieser besonderen Art von Wettervorhersage auf sich?

Das 1000-Tage-Fenster, also die Zeit von der Konzeption bis zum Ende des zweiten Lebensjahres des Kindes, stellt einen Zeitraum dar, in dem die Weichen für das spätere Leben gestellt werden. Diese Weichenstellungen werden schon sehr früh vorgenommen und stellen einen Anpassungsmechanismus des sich entwickelnden Organismus an Umweltbedingungen dar. Dieser Anpassungsmechanismus, auch als Epigenetik bezeichnet, moduliert die Ablesbarkeit von Genen, in dem diese so beeinflusst werden, dass sie entweder mehr oder weniger vom codierenden Protein bilden. In der Konsequenz können so Stoffwechselwege oder auch endokrine Funktionen, die unsere Ernährung hinsichtlich Aufnahme, Verteilung und Stoffwechsel steuern, angepasst werden. Beispielsweise, so das Ergebnis großer Studien, führt eine Mangelernährung der Mutter dazu, dass dem sich entwickelnden Kind schon sehr früh, bereits in den ersten acht Wochen der Schwangerschaft, die Botschaft gegeben wird: da draußen gibt es wenig zu essen. Wenig zu essen bedeutet aber, dass der Organismus so eingestellt wird, dass er möglichst viel aufnimmt, das ist die Appetitsteuerung, dass er viel speichert, das betrifft die hormonelle Steuerung der Fettspeicherung vor allen Dingen im Bauchbereich und dass er wenig hergibt, was bedeutet, dass bei starkem Energieverbrauch Stoffwechselwege reduziert werden können.

Alles in allem ein ausgesprochen sinnvoller und ökonomischer Ansatz.

Ja, wenn da nicht das Ernährungsmuster wäre, was das neugeborene Kind dann wirklich antrifft: ein energiereiches und schmackhaftes Schlaraffenland. Die Folge ist, dass Kinder, die während der Schwangerschaft so gepolt wurden, sehr viel häufiger zu Übergewicht neigen als Kinder, die diesen Wetterbericht nicht erhalten haben. Die rasante Zunahme von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen in Ländern mit geringem Einkommen wie Mittelamerika, Afrika und Südostasien zeigt, wie sich die durch Armut bedingte Mangelernährung auswirkt. Hinzu kommt, dass das einseitige kalorienreiche Nahrungsangebot oft arm an Mikronährstoffen ist und es damit zur Koexistenz von Übergewicht und Mangelernährung kommt, ein Zustand, den man auch als Double Burden, also Doppelbelastung, bezeichnet.

Dann lassen sich Fehlentwicklungen nach diesem 1000-Tage-Fenster gar nicht mehr rückgängig machen oder beeinflussen und das Kind ist damit für immer diesbezüglich geprägt?

Da uns die Epigenetik ein Leben lang begleitet, können möglicherweise einzelne

„Modulationen“ kompensiert bzw. rückgängig gemacht werden. Die epigenetischen Veränderungen, die in der Schwangerschaft gesetzt werden, werden unter dem Begriff Developmental Origin of Health and Disease, abgekürzt DOHA, zusammengefasst. Damit versucht man zu erklären, warum Mangelernährung in der Schwangerschaft oder auch Übergewicht – was nicht heißt, dass hier die Ernährung besonders gut ist – einen Einfluss auf spätere Erkrankungen der Kinder haben.

Nochmal ganz konkret nachgefragt: Können mangelernährte Kinder diesen Mangel später noch aufholen?

Bei mangelernährten Kindern, die auch bis zum Ende des zweiten Lebensjahres mangelernährt sind, lassen sich die Entwicklungs-Defizite kaum mehr vollständig aufholen. Das betrifft zum einen das verringerte Wachstum – zwei Standardabweichungen unter dem Median der Altersgruppe –, ein Zustand, der als Stunting bezeichnet wird. Das betrifft keinesfalls nur Kinder in Afrika oder Asien, sondern auch Kinder in Deutschland, die in Armut leben, bei denen vor einiger Zeit in Brandenburg beobachtet wurde, dass sie gegen jeden Trend kleiner werden, im Gegensatz zu Kindern aus sozial gut gestellten Familien. Diese eingeschränkte physische Entwicklung kann selbst bei optimaler Ernährung nach dem fünften Lebensjahr nicht mehr aufgeholt werden. Das bedeutet aber für die spätere berufliche Entwicklung eine nicht unwesentliche Einschränkung.

Es kann nicht sein, dass es in einem der reichsten Länder der Welt mit dem größten Angebot an Lebensmitteln immer noch 20 % Kinder gibt, bei denen Armut zur Ernährungsarmut wird und ihre geistige wie körperliche Entwicklung damit gefährdet ist.

Die kognitiven Entwicklungsstörungen, die vor allen Dingen bei Jod und Eisenmangel deutlich werden, können möglicherweise bei entsprechender Ernährung kompensiert werden. Es gibt inzwischen aber einige Studien, die Zeiträume von mehreren Jahren überblicken und die Persistenz der kognitiven Entwicklungsstörung belegen. Inwieweit das kognitive Potenzial des Kindes durch die Mangelernährung dauerhaft eingeschränkt ist, kann jedoch nicht gesagt werden.

Gibt es in diesem Zusammenhang etwas zur vegetarischen und veganen Ernährung, die hatten Sie vorhin schon kurz erwähnt, zu sagen?

Vegetarische Ernährung kann, wenn genügend Kenntnisse bestehen, ausreichend sein, sofern auf eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung geachtet wird, die genügend tierische Produkte wie Eier, Milchkäse etc. enthält. Eine vegane Ernährung, besonders streng vegan oder im schlimmsten Fall Rohkost-Vegan, stellt ein hohes Risiko für eine Unterversorgung mit verschiedenen Mikronährstoffen wie Vitamin D, A, B2, B12, Eisen, Jod, Calcium und Selen dar. Besonders kritisch wird es dann, wenn der Bedarf im Falle einer Schwangerschaft um teilweise mehr als 50 Prozent steigt. Dies kann mit einer veganen Ernährung ohne entsprechende Nahrungsergänzungsmittel nicht erreicht werden. Hierin sind sich die großen Fachgesellschaften für Kinderheilkunde sowie Gynäkologie und Geburtshilfe einig. Mit Hinblick auf die oben erwähnte Epigenetik sollten sich Veganerinnen bewusst sein, dass sie hiermit die Weichen für die körperliche, kognitive und gesundheitliche Entwicklung ihres Kindes stellen.

In einem Kapitel der „Ernährungsbiografie“ geht es um die heikle Frage, wie es eigentlich um das Übergewicht steht. Sie stellen darin vier Grundwahrheiten infrage, die seit Jahrzehnten die religionsähnlichen Debatten zum Thema Ernährung bestimmen. Das sind: 1) Wer dick ist, bekommt verschiedene Stoffwechsel-/Zivilisationskrankheiten und stirbt früher. 2) Wer schlank ist, ist gesund und lebt länger. 3) Dicke müssen abnehmen. 4) Abnehmen (und Gewicht halten) ist nur eine Frage des Willens. Das müssen Sie unseren Lesern erklären.

Das Körpergewicht wird über den Body Maß Index (BMI) definiert: BMI weniger als 18.5 gilt als Untergewicht, bis 25 als Normalgewicht, bis 30 als Übergewicht und über 30 als Fettsucht, also Adipositas. Ein BMI zwischen 25 und 30 gilt zwar als Übergewicht, es gibt jedoch keine eindeutigen wissenschaftlichen Belege, dass in diesem Bereich das Risiko für die Zivilisationskrankheiten erhöht ist. Das mag daran liegen, dass in diesem Gewichtsbereich eine nicht unwesentliche Anzahl von Menschen zu finden ist, die über eine große Muskelmasse verfügen. Arnold Schwarzenegger hatte in seinen Glanzzeiten als Terminator einen BMI von 33. Oberhalb eines BMI von 30 nimmt das Risiko für besagte Zivilisationskrankheiten zweifellos zu. Allerdings beobachtet man, dass etwa 10 Prozent dieser Adipösen metabolisch gesund sind, so wie etwa 10 Prozent der dauerhaft Schlanken metabolisch krank sind. Auch hier sind epigenetische Einflüsse vorstellbar.

Sie schreiben, dass ein moderates Übergewicht, ein BMI von 26 bis 28, im Alter interessanterweise eher günstig ist?

Ja, eine ganze Reihe von Studien zeigen, dass nicht nur plötzlich auftretende Erkrankungen bis hin zu Organtransplantationen besser überlebt werden, sondern dass insgesamt die Mortalität in dieser Gewichtsgruppe geringer ist. Ob Dicke abnehmen müssen ist eine Frage des BMI und vor allen Dingen des Lebensstils. Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, ausreichend Bewegung, Nichtrauchen und moderatem Alkoholkonsum ist im Zusammenhang mit einem BMI unterhalb 30 meist völlig ausreichend, um der Entwicklung von Zivilisationskrankheiten vorzubeugen. Wenn der BMI über 30 steigt und sich erste Zeichen krankheitsrelevanter metabolischer Veränderungen zeigen, dann sollte daran gedacht werden, neben den Maßnahmen für einen gesunden Lebensstil, das Körpergewicht Schritt für Schritt zu verringern. Dabei müssen wir oft unser Belohnungssystem überlisten, welches möglicherweise auch bereits durch Einflüsse in der Schwangerschaft geprägt wurde. Das ist nicht ganz einfach, da zunächst einmal erkannt werden muss, wie das eigene Belohnungssystem reagiert und wann es anspringt.

Sie hinterfragen damit den Begriff „übergewichtig“.

Geraten Sie da nicht in Konflikt mit Ihren Standeskollegen?

Nein, ich denke nicht, da seriösen Wissenschaftlern diese Zusammenhänge durchaus bekannt sind. Hinter der Drohkulisse des Übergewichts steht eine gewaltige Industrie, die nicht nur fettreduzierte Lebensmittel verkaufen möchte, sondern auch solche, die angeblich unseren Stoffwechsel günstig beeinflussen und uns so vor den propagierten Folgeschäden zu schützen. Diese schon seit Langem bestehende Welle des Fettarmen wird jetzt durch eine „frei“-Welle ergänzt – also glutenfrei, laktosefrei –, die uns erklärt, dass wir auf diese Art und Weise wieder fit werden und allerlei Beschwerden damit bekämpfen können. Aber auch die Hersteller von Abnehm-Mitteln haben ein großes wirtschaftliches Interesse. Die Drohkulisse, Übergewicht verursache Diabetes, Bluthochdruck und nicht zuletzt Krebs, funktioniert perfekt. Übergewicht ist ein großes Geschäft mit einer starken Lobby. Für Mangelernährung, die wir zunehmend bei alten Menschen antreffen oder auch bei Kindern in Armut gibt es eine solche Lobby kaum!

Genau auf dieses Thema „Armut als Risikofaktor“ möchte ich jetzt zu sprechen kommen. Sie haben die unglaubliche Tatsache bereits erwähnt, dass Kinder aus Familien mit geringem Einkommen auch bei uns in Deutschland signifikant kleiner sind als solche aus Familien mit besserem sozioökonomischem Status, also von der Wachstumsstörung, die als „Stunting“ bezeichnet wird, betroffen sind.

 

Hans Konrad Biesalski, Vitamine, Spurenelemente und Minerale, Indikation, Diagnostik, Therapie, Stuttgart: Thieme, 2. akt. und erw. Auflage 2019, mit Online-Version in der eRef, 416 S., 28 Abb., ISBN 978-3-13-242735-8. € 59,99

 

Hans Konrad Biesalski, Unsere Ernährungsbiografie, Wer sie kennt, lebt gesünder, München: Knaus, 2017, 256 S., mit Abb., Paperback, ISBN 978-3-8135-0764-5. € 19,99

 

Gerade die Kinderarmut stellt in Deutschland ein besonderes Problem dar, da die Folgen, wie häufigere Erkrankungen, Fehlzeiten in den Schulen oder auch das bei armen Kindern dreifach höhere Übergewichtsrisiko, zwar bekannt sind, aber bisher kaum zu Reaktionen geführt haben. Zweifellos spielen hier viele andere Faktoren auch eine Rolle, eine gesunde und für die Entwicklung eines Kindes ausgewogene Ernährung ließe sich aber am einfachsten erreichen, um so Entwicklungsstörungen zu verhindern, die die Kinder weiter im Kreislauf von Armut und Mangel bzw. Fehlernährung zurücklassen. Der Tagessatz für Ernährung für Kinder unterhalb des sechsten Lebensjahres für alleinerziehende Mütter liegt bei drei Euro. Mit drei Euro lässt sich, wie verschiedene Untersuchungen deutlich zeigen, ein Kind nicht dauerhaft gesund ernähren. Wir erleben hier ähnliche Zustände, wie wir sie in armen Ländern antreffen.

Sie haben es gerade angesprochen, dass Kinder aus armen Familien dreimal häufiger als Kinder aus gut situierten Familien von Übergewicht und Adipositas betroffen sind. Was genau sind die Gründe?

Sattmachende Lebensmittel wie Kartoffeln, Nudeln, Reis sind preisgünstig aber arm an gerade für diese Kinder hoch wichtigen Mikronährstoffen. In umfangreichen Analysen wurde festgestellt, dass energiedichte- aber mikronährstoffarme Lebensmittel deutlich preisgünstiger sind als solche, die fettärmer aber reicher an diesen Mikronährstoffen sind. Die oben angesprochene Double Burden-Problematik dürfte durchaus bei uns auch eine Rolle spielen. Problematisch ist besonders, dass es zwar einzelne Bestrebungen von Seiten der Politik gibt hier etwas zu ändern, bisher aber wird das Problem den Familien zugeschoben bzw. in die Schulen und Kindergärten verlagert. Es kann nicht sein, dass es in einem der reichsten Länder der Welt mit dem größten Angebot an Lebensmitteln immer noch 20 Prozent Kinder gibt, bei denen Armut zur Ernährungsarmut wird und ihre geistige wie körperliche Entwicklung damit gefährdet ist.

Was schlagen Sie vor?

Die einfachste Lösung, wie sie in den skandinavischen Ländern seit vielen Jahren praktiziert wird, ist die kostenfreie Ernährung in Kindertagesstätten und Ganztagsschulen. Wird diese mit kindgerechten Informationen zu gesunder Ernährung verbunden, dann lässt sich damit viel erreichen. Die Verantwortung an die Schulen oder Kindergärten zu geben und einen viel zu niedrigen Satz für die Mahlzeiten zu erstatten ist keine Lösung. Die Caterer sind dann im Dilemma, bezahlbare Ware zu liefern und gleichzeitig auf gute Qualität zu achten, was so nicht funktioniert.

Die Kinderarmut stellt in Deutschland ein besonderes Problem dar, da die Folgen, wie häufigere Erkrankungen, Fehlzeiten in den Schulen oder auch das bei armen Kindern dreifach höhere Übergewichtsrisiko zwar bekannt sind, aber bisher kaum zu Reaktionen geführt haben.

Sprechen wir jetzt noch über ein weiteres Ihrer Bücher. Wirklich schockiert hat mich „Der verborgene Hunger. Satt sein ist nicht genug“, das 2013 erschienen ist. Demnach sind die sichtbaren und akuten Hungerkatastrophen immer nur der Gipfel eines Eisbergs. Was ist „verborgener Hunger“? Warum ist satt sein nicht genug?

Satt allein reicht nicht. Wir müssen der Qualität der Welternährung mehr Aufmerksamkeit schenken. Der verborgene Hunger, also die unzureichende Versorgung mit verschiedenen Mikronährstoffen, ist ein weltweites Problem. Warum dies erst jetzt immer mehr in die Diskussion gelangt ist auch darauf zurückzuführen, dass bisher Hunger durch die FAO und WHO als ein zu wenig an Energie definiert wurde. Grundlage ist der scheinbar einfache Ansatz, dass Hunger durch Anstrengungen der Agrarindustrie – d. h. durch Mehrproduktion von stärkehaltigen Grundnahrungsmitteln wie Reis, Mais und Getreide – beseitigt werden kann. Die Berechnungen der FAO Statistiker gehen davon aus, dass das Pro-Kopf-Einkommen ein Indikator für das Hungerproblem innerhalb eines Landes darstellt. D. h. ein steigendes Pro-Kopf-Einkommen sollte es ermöglichen, dass mehr Grundnahrungsmittel erworben werden und somit der Hunger zurückgeht. Hunger und Armut finden sich in armen Ländern vor allen Dingen im ländlichen Bereich. Es mag sein, dass eine Erhöhung des Pro-Kopf-Einkommens es den Kleinbauern ermöglicht mehr Getreide zu produzieren um dieses auf dem Markt zu verkaufen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass selbst mit besserem Einkommen sich das Nahrungsangebot – insbesondere die Diversität – so gut wie nicht verändert. Der verborgene Hunger betrifft auch hier in erster Linie Frauen und Kinder, die so in einem Hungerkarussell gefangen bleiben. Es gibt Länder, in denen jedes dritte Kind unter fünf Jahren an Krankheiten stirbt, die es ohne den „Hidden Hunger“ wahrscheinlich nicht bekommen hätte.

Warum wird dieses Problem erst in den letzten Jahren wahrgenommen?

 

Hans Konrad Biesalski, Der verborgene Hunger, Satt sein ist nicht genug, Berlin Heidelberg: Springer, 2013, 307 S., Hardcover, ISBN 978-3-8274-2952-0. € 17,99

 

Hans Konrad Biesalski, Peter Grimm, Susanne Nowitzki-Grimm, Taschenatlas Ernährung, Stuttgart: Thieme, 8., vollständig überarbeitete Auflage 2020, mit Online-Version in der eRef, 440 S., 195 Abb., ISBN 978-3-13-242607-8. € 39,99

 

Ausgangspunkt war der erste Kongress Hidden Hunger 2013 in Hohenheim. Bis dahin war das Thema nicht präsent. Das hat die Diskussion angeregt und die Folgekongresse alle zwei Jahre haben dann dazu geführt, dass die wichtigen Leute zusammenkamen und das Thema weiterverbreitet wurde.

In welchen Ländern liegen die Brennpunkte?

Die Länder Niger, Kenia, Benin, Zentralafrikanische Republik, Mozambique, Sierra Leone, Malawi, Indien, Burkina Faso und Ghana belegen – in dieser Reihenfolge – die traurigen ersten zehn Plätze, dicht gefolgt von São Tomé und Principe, Afghanistan, Kongo, Mali, Liberia, der Elfenbeinküste, Gambia, Tschad, Madagaskar und Sambia.

Von welchen Gesamtzahlen gehen Sie aus?

Laut WHO liegen die folgenden Zahlen vor: Von den rund sieben Milliarden Menschen weltweit leiden ungefähr zwei Milliarden an Eisenmangel. Die daraus folgende Anämie steigert das Infektionsrisiko und ist mit für die hohe Müttersterblichkeit verantwortlich. Rund einer Milliarde fehlt Zink. Rund 500 Millionen sind von Jodmangel betroffen, bei rund 200 Millionen fehlt Vitamin A, was bei vier Millionen Kindern zur schleichenden Erblindung führt. Selenmangel betrifft rund 100 Millionen Menschen.

Das sind erschreckende Zahlen. Kann man diesen Mikronährstoffmangel früh und damit rechtzeitig erkennen?

Die Möglichkeiten, in armen Ländern eine Mikronährstoffunterversorgung rechtzeitig zu erfassen, sind gering. Hinzu kommt, dass sogenannte Biomarker für die Bestimmung einer Unterversorgung nur in wenigen Fällen existieren. Eine Möglichkeit, die unzureichende Versorgung mit Mikronährstoffen frühzeitig zu erfassen, bietet ein von uns entwickeltes Programm, welches – auf einem Tablet installiert – von uns bisher in verschiedenen afrikanischen Regionen aber auch in Indonesien erfolgreich eingesetzt wurde. Hiermit lassen sich aufgrund des erfassten Ernährungsmusters die Lücken in der Versorgung mit Mikronährstoffen frühzeitig erfassen. Dies erlaubt entsprechende Maßnahmen zur Behebung dieser Lücken zu erwägen bzw. einzuleiten.

Laut WHO-Zahlen sind also die Mikronährstoffe Vitamin A, Zink, Eisen und Jod die „Hauptakteure“ des Hidden Hunger. Wie kann man die Versorgung mit diesen verbessern?

Die Versorgung mit Vitamin A könnte im Grunde genommen dadurch erreicht werden, dass die Verfügbarkeit von Provitamin A reichen pflanzlichen Lebensmitteln – das sind Mango, rotes nicht verarbeitetes Palmöl oder die leider immer noch umstrittene gentechnologische Veränderung von Reis: Golden Rice – verbessert wird. Bei Eisen und Zink müssten mehr tierische Lebensmittel verzehrt werden, was an den Kosten scheitert. Letztlich ist das alles sehr komplex und die Agrarwirtschaft setzt immer noch auf Erträge, d.h. auf Quantität weit weniger als auf Qualität.

 

Hans Konrad Biesalski, Matthias Pirlich Stephan C. Bischoff, Arved Weimann (Hrsg.), Ernährungsmedizin, Nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer, Stuttgart: Thieme, 5., vollst. überarb. und erw. Aufl. 2017, mit Online-Version in der eRef, 1064 S., 222 Abb., geb, ISBN 978-3-13-100295-2. € 99,99

 

Was ist akut und kurzfristig zu tun, um den Kreislauf des verborgenen Hungerns zu unterbrechen?

Jede kurzfristige Lösung, wie Supplementierung über angereichertes sogenanntes Ready to Use Food (RUF) oder in Form von Sprinkls – das sind Vitamine, die über das Essen gestreut werden – muss in langfristige Lösungen eingepasst sein, sonst verpufft das, wie bereits mehrfach geschehen. Die akuten Lösungen sind geeignet, um das Leben der Kinder zu retten oder dies der werdenden Mutter.

Und mittel- und langfristig? Sie beschäftigen sich seit vielen Jahren in Ihren Forschungen, im Food Security Center an der Universität Hohenheim und den internationalen „Hidden Hunger Congress“ intensiv mit diesen Themen. Was sind Ihre Ideen?

Mittelfristig können angereicherte Lebensmittel, z.B. durch Biofortification, also Züchtungen, oder auch gentechnologisch, sinnvoll sein. Langfristig wirksam sind aber nur Investitionen in Bildung und ländliche Strukturmaßnahmen. Ein Weg ist dabei die Subsistenz-Landwirtschaft, also die im Vordergrund stehende Selbstversorgung der Kleinbauern. Die Hohenheimer Kongresse werden im Karger-Verlag als Buchreihe herausgegeben – als World Review of Nutrition and Dietetics –, in denen fast alle Referenten einen Beitrag schreiben. Hier finden sich grundlegende und innovative Ansätze, die nicht nur die Ernährung, sondern alle damit zusammenhängenden Aspekte betrachten.

Ich nehme an, dass u.a. Stichworte wie Spekulation mit und damit Preisanstiege für Grundnahrungsmittel, Missbrauch von Lebensmitteln als Biotreibstoff, Landraub und Klimawandel dabei eine Rolle spielen, wie eine qualitativ ausreichende Ernährung für alle in Zukunft gesichert werden kann. Haben Sie Forderungen an Politik und Wirtschaft?

Forderungen kann man viele haben. Aber was nutzt eine Forderung, wie bei den Klimadiskussionen, wenn sich nichts bewegt? Ich denke mal, wenn sich etwas bewegt, in diesem Falle die Masse der durch die westliche Ökonomie und den Klimawandel in den Hunger Getriebenen, spätestens dann wird man gezielter nachdenken, wenn es nicht bereits zu spät ist. Hunger war immer ein Impuls zu Revolution und Völkerwanderung. Wir wissen das und lassen es offensichtlich auf uns zu kommen. Die bedrohliche Entwicklung am Tschadsee, wo die Klimaänderungen zu Missernten oder auch zum Verfaulen des Getreides durch außersaisonale starke Regenfälle führen und gleichzeitig kriegerische Auseinandersetzungen den dort Lebenden keine Alternative als die Flucht bieten, sollte uns beispielhaft zu denken geben.

Auf meine letzte Frage werden Sie sicher auch eine Antwort haben: Wie kann ich mich als Mensch des 21.

Jahrhunderts, der, da zitiere ich Sie, „nicht mehr für jeden Bissen durch den Wald oder die Savanne toben muss“, vernünftig ernähren und einen gesunden Lebensstil pflegen?

Abwechslungsreiche, soweit verfügbar – auch eine Frage der Kosten! – regionale und saisonale und wenn möglich nachhaltig produzierte Mischkost. Regelmäßige, ritualisierte Bewegung. Trotz allem eine optimistische Lebenseinstellung.

O.k., versuchen wir es. Danke, Herr Biesalski.

 

Prof. Dr. Hans Konrad Biesalski war Lehrstuhlinhaber und bis zu seiner Pensionierung 2018 Geschäftsführender Direktor des Instituts für Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft der Universität Hohenheim.

Seit 2014 ist er Direktor des Food Security Center der Universität Hohenheim. Er ist Mitglied der Expertengruppe des Global Food Security Board (WHO/FAO), Mitglied der Kommission „Ernährung und Krebs“ der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Er wirkte in Editorial Boards zahlreicher nationaler und internationaler Zeitschriften mit und ist Autor und Heraus­geber von Lehrbüchern der Ernährungsmedizin und angrenzenden Gebieten.

Der Ernährungsmediziner wurde mit zahlreichen Preisen und Ehrungen bedacht. Im Jahr 2007 wurde er für ein Jahr als „Fellow“ an das interdisziplinäre Wissenschaftskolleg Berlin berufen. 2017 erhielt er für sein Engagement gegen Hunger und ländliche Armut den Justus von Liebig-Preis für Welternährung durch die Gesellschaft Fiat Panis; im November des gleichen Jahres den GVF Forschungspreis für sein Lebenswerk. Mit dieser Auszeichnung ehrte die Gesellschaft für angewandte Vitaminforschung e. V. (GVF) ihn für sein Lebenswerk.

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