Geowissenschaften

Für Steinfans

Aus: fachbuchjournal-Ausgabe 4/2023

Meyer, Jürg (2022, 2. Aufl.): Gesteine der Schweiz – Der Feldführer. Haupt Verlag, Bern. 444 S., 660 Farbfotos, 25 Tabellen, 25 Grafiken/Profile, 5 Karten, Flexobroschur, ISBN 978-3-258-08277-6. € 52,00.

Das Buch ist gegliedert in Teil I: Das notwendige Rüstzeug, Teil II: Die Bildung der Alpen und ihrer Gesteine, Teil III: Einführung zu den Gesteinsporträts, Teil IV: Die Gesteinsporträts, Teil V Anhang: Geotope, Geoparks, Welterbe, Geologie und Gesteine erleben, Gesteine online (Auswahl von Webseiten zu Gesteinen der Alpen), Fachbegriffe (Glossar), Stichwortverzeichnis (Register). Es ist für Menschen gedacht, die offene Augen für ihre Umgebung haben, für Steinfans, Schüler, Studierende, Lehrer und ganz allgemein für Menschen, die sich für Gesteine interessieren. Im Vorwort werden verschiedene Aspekte des Themas „Steine“ angesprochen. Im Hauptteil gibt es Gesteinsporträts, die nach Gesteinszonen gegliedert sind, die im vorderen Buchdeckel in einer Gesteinszonenkarte abgebildet sind. Man lokalisiert den eigenen Standort oder den Fundort eines Gesteins in der Karte und blättert diese Gesteinszone im Buch auf. Dann liest man die Einleitung und merkt sich, dass in der Gesteinszone auch Gesteine vorkommen können, die im Buch an anderer Stelle beschrieben wurden. Der Vergleich mit den Abbildungen wird in vielen Fällen die richtige Bestimmung ermöglichen. Gesteinsbestimmung für Anfänger ist kein Zauberwerk und in den Geowissenschaften eine Veranstaltung der ersten Semester, nach der man noch viel dazu lernt. Vom Konzept her soll das Buch bei Wanderungen, Exkursionen und Ausflügen helfen, mit 1/5 Aufwand (z.B. 1,1 kg Buch) 4/5 erfolgreiche Gesteinsbestimmungen zu erzielen (4,4 kg Gesteine). Aber Achtung: Steine klopfen muss in vielen Schutzgebieten zuvor schriftlich genehmigt worden sein und nur dann sollte man einen Hammer mitschleppen, bei dem zusätzlich die Sicherheit besteht, dass bei Schlägen auf hartes Gestein keine Stahlteile abplatzen, das kann die Implantate kosten oder sogar das Augenlicht. „Glück Auf“ zum ersten Gang mit dem neuen Bestimmungsbuch. (jp)

Meyer, Jürg (2022, 2. Aufl.): Gesteine einfach bestimmen – Der Bestimmungsschlüssel. Haupt Verlag, Bern. 144 S., 485 Fotos, 90 Grafiken/Illustrationen, 5 Tabellen, Flexobroschur, ISBN 978-3-258-08267-7. € 22,00.

Das Buch beginnt im Vorwort mit der Erklärung Warum Gesteine anders sind. Teil I ist der Vermittlung von Grundlagenwissen gewidmet. Teil II erläutert nach einer Einleitung den Bestimmungsschlüssel. In Teil III folgt Eine kurze Gesteinssystematik und dann der Anhang: Nützliche Seiten im Web, Literatur, Bildnachweis und Gesteins- und Stichwortregister.

Mit den Worten „Gesteine sicher bestimmen ist eine mit viel Wissen und Erfahrung verbundene kreative Kunst“ beginnen die Ausführungen. Gemäß den weiteren Erläuterungen brauchen auch der erfahrene Fachmann und die erfahrene Fachfrau gute Kenntnisse über gesteinsbildende Mineralien, viel Kombinationsgabe, vernetztes geologisches Wissen, Erfahrung und Intuition, um unbekannte Gesteine zu bestimmen. Nicht selten sind nach Aussage des Verfassers Gesteinsdünnschliffe erforderlich, die unter dem Mikroskop betrachtet werden.

Da denke ich: Wie war es möglich, dass ich viele Gesteine und Mineralien schon mit elf Jahren unterscheiden konnte? Bin ich ein Genie? Oder möchte der Autor einmal mehr eine Lanze für „die Geologen“ brechen? Letzteres ist wohl so, denn viele Gesteine lassen sich in gewissen Grenzen unter Berücksichtigung von Eigenschaften und Merkmalen auch von Nicht-Geologen einfach und schnell bestimmen. Über Teil II, den Bestimmungsschlüssel, wird im Vorwort berichtet, dass der Verfasser den Versuch gemacht hat, den „…aus der Botanik bestens bekannten Ansatz“ zu verwenden. Am Ende stehen allerdings „oft völlig unterschiedliche Gesteinstypen in der gleichen Schlusskategorie nebeneinander. Dies ist unvermeidlich, weil der Bestimmungsweg keinerlei genetische Kriterien, sondern ausschließlich solche der zu beobachtenden Eigenschaften enthält“. Leider haben auch die Bestimmungsschlüssel der Botanik nicht immer zu den wahren Verwandten geführt, wie moderne molekulargenetische Methoden gezeigt haben. Ist der Text auf der Rückseite des Buches also zu optimistisch, wenn er den einleitenden Worten des Autors widerspricht? Ein Test gibt die Antwort: Ein Foto (auf S. 64), das für die Bestimmung als Beispiel dient, zeigt Muschelbruchstücke und kleine eiförmige Komponenten mit einem dunklen Fleck in der Mitte (Ooide). Da es sich um ein Festgestein handelt (S. 63, Nr. 1a), beginnt man auf S. 63 und wird auf S. 65, Kap. 2 verwiesen. Unter Nr. 2 c finden sich die zusammengesetzten Gesteine und der Verweis auf S. 66, Kap. 3. Da das Gestein kompakt ist, wählen wir Nr. 3 a und werden auf S. 68 Kap. 5 verwiesen. Auf Tafel Nr. 5 c und Nr. 5 d finden sich vergleichbare Bilder und der HCl-Test fällt positiv aus (Carbonatgehalt), was wegen der Muschelbruchstücke zu erwarten war. Demnach handelt es sich um einen bioklastischen, oolithischen oder onkolithischen Kalkstein. Von dort wird auf S. 82-83, Kap. 17 verwiesen, wo mit Nr. 17 c die zutreffende Entscheidung getroffen werden kann. Der Hinweis „17 c von 5d “bedeutet, dass von Kap. 5 auf Kap. 17 verwiesen wurde. In Zweifelsfällen lohnt es sich, den Bestimmungsweg zu überprüfen.

Man hätte sich auch auf die Schiene „Sedimentgestein“ begeben können (Türkisblau s. S. 60) und wäre vielleicht schneller am Ziel gewesen. Diese farblichen Kennzeichnungen unterscheiden Lockergesteine, Sedimentgesteine, Magmatische Gesteine (Plutonite, Vulkanite), Metamorphe Gesteine sowie Hydrothermale und sonstige Gesteine. Sie beziehen sich auf die mittleren Spalten der Seiten 65-117. Das Beispiel hat gut funktioniert, in anderen Fällen muss man manchmal mit etwas weniger genauen Aussagen zufrieden sein. (jp) ˜

Univ.-Prof. Dr. Johannes Preuß (jp) war von 1991 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2011 Professor für angewandte Physische Geographie am Geographischen Institut der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Von 2000–2009 war er Vizepräsident für Forschung.

jpreuss@uni-mainz.de

 

 

Oliver Lenzen, Das große Buch vom Sand. Die Vielfalt im Kleinen. Bern: Haupt, 2022. Geb., 386 S., rund 520 Fotos, 30 Ill., 15 Tabellen, ISBN 978-3-258-08270-7. € 39,90.

Sand ist allgegenwärtig. Aber wer hat schon einmal ganz genau hingeschaut und entdeckt, welche Schönheit sich in der Masse versteckt? Und wer hat sich schon mal Gedanken gemacht, welche Geschichte sich hinter einem Sandkorn verbirgt? Wie beispielsweise Gestein verwittert, zu Körnern zerfällt, an den Strand gespült wird und irgendwann wieder zu Gestein verfestigt wird. Oliver Lenzen führt im großen Buch vom Sand viele erstaunliche Facetten des bemerkenswerten Naturstoffs Sand vor Augen. Er lässt den Blick über Dünen und Strände schweifen und nimmt einzelne Sandkörner unter die Lupe: von der mineralogischen Zusammensetzung des Sandes über die geologische Geschichte bis hin zur Problematik eines unserer wichtigsten und mittlerweile knapper werdenden Rohstoffe. Und natürlich wird auch der Frage nachgegangen, wie viele Sandkörner es denn eigentlich gibt. Ein spannendes Sachbuch! (red)

Diese Seite benutzt Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmen Sie dem zu.

Datenschutzerklärung