Ruth Pfau,
Die Schönheit des Helfens. Ärztin, Nonne, Powerfrau – ein verrücktes Leben. Herder 2018, geb. mit SU,
256 S., € 22,00,
ISBN 978-3-451-38148-5
In ganz Pakistan waren die Flaggen im August 2017 auf halbmast gesetzt, als Dr. med. Ruth Pfau, die katholische Nonne und Lepraärztin, in Karachi zu Grabe getragen wurde.
Sie lebte und arbeitete seit 1960 in Pakistan, kannte das Land wie kaum jemand anderer. Zu Fuß, mit dem Jeep, auf dem Rücken von Pferden hat sie das zerklüftete, wüstenhafte und – in ihren Worten – unbeschreiblich schöne Land durchstreift. Durchstreift nach Leprakranken auch in den letzten Bergdörfern und -winkeln. Dabei hat sie flächendeckend funktionierende medizinische und soziale Dienste eingerichtet und die Lepra in den Griff bekommen. 1981 ging sie erstmals im Untergrund auch nach Afghanistan, als das Land noch von den Russen besetzt war, und baute dort ebenfalls einen Gesundheitsdienst auf.
Als ich im April 2010 auf ihr Buch „Und hätte die Liebe nicht. 50 Jahre in Pakistan“ aufmerksam wurde, bat ich sie um ein Interview. Sie war gerade irgendwo in Pakistan unterwegs, beantwortete meine Fragen aber trotzdem sehr schnell. „Denen beistehen, denen niemand hilft“, das antwortete sie damals
auf die Frage nach ihrem aktuellen Hauptarbeitsgebiet. Und genau das hat sie ihr Leben lang getan: „Wer hat bloß die Lüge aufgebracht, das Leben sei folgenlos und unverbindlich? Alles, was gesät wird, geht auf. Alles. Das eine spät, das andere schnell, eines zum Guten, eines zum Bösen.“ Ihre Erfahrungen sind ein eindrucksvolles Zeugnis davon, was ein einziges Leben vermag.
Das neue Buch „Die Schönheit des Helfens“ enthält u.a. Texte aus früheren Büchern von Ruth Pfau, die alle ebenfalls bei Herder verlegt worden sind. Ich empfehle dieses neue Buch wegen der beeindruckenden Texte von Ruth Pfau. Leider hat der Verlag darauf verzichtet, die einzelnen Texte zeitlich und quellenmäßig genau zuzuordnen. Das ist sehr schade. Denn nicht nur ich will wissen, wann und in welchem Zusammenhang Ruth Pfau diese Texte geschrieben hat. (ab)
Fotos: © DAHW / Dr. Hans Kutnewsky