Biografien

Frauen

Aus: fachbuchjournal-Ausgabe 1/2019

Frauen – Bücher – Höfe. Wissen und Sammeln vor 1800 Prinzessinnen unterwegs. Reisen fürstlicher Frauen in der Frühen Neuzeit

Maria Theresia. Die Kaiserin in ihrer Zeit. Die Macht der Frau

Anna Amalia. Mäzenin von Kultur und Wissenschaft

Erzherzogin Sophie. Eine Biografie nach den persönlichen Aufzeichnungen der Mutter Kaiser Franz Josephs

Katharina von Kardorff-Oheimb in der Weimarer Republik. Unternehmenserbin, Reichstagsabgeordnete, Vereinsgründerin, politische Salonnière und Publizistin

Hannah von Bredow. Bismarcks furchtlose Enkelin gegen Hitler

Friederike Juliane von Lisiewska. Die Malerei ist weiblich

Die amerikanische Prinzessin. Allene Tew

Frauen – Bücher – Höfe: Wissen und Sammeln vor 1800. Wiesbaden: Harrassowitz Verlag, 2018. 450 S. (Wolfenbütteler Forschungen. Band 151). ISBN 978-3-447-10936-9. € 78.00

Die Frühneuzeitforschung wendet sich seit über einem Jahrzehnt verstärkt der Rolle der Fürstinnen zu, „sei es als Herrscherin, als Regentin eines unmündigen Thronfolgers, als Fürstengattin oder Fürstenwitwe“ (S. 9). Es geht u.a. um eine konsequentere Berücksichtigung der sozialen Kategorie Geschlecht sowie um die Rolle der Frauen beim Kulturtransfer zwischen den Höfen. Ganz wesentlich mitentwickelt wird „die Erforschung dieser spezifischen Konstellation von Geschlechter-, Buch- und Herrschaftsgeschichte“ durch die in Wolfenbüttel tätige Wissenschaftlerin Jill Bepler, der dieser Sammelband gewidmet ist. Er ist m.E. die Fortsetzung von Sammeln, Lesen, Übersetzen als höfische Praxis der Frühen Neuzeit: die böhmische Bibliothek der Fürsten Eggenberg im Kontext der Fürstenund Fürstinnenbibliotheken der Zeit / Hrsg. Jill Bepler; Helga Meise. (Wiesbaden, 2010. 412 S. ISBN 978-3447-06399-9). Die 2010 publizierten Beiträge stellen die Bibliothek der Fürsten Eggenberg im Kontext der Fürstenund Fürstinnenbibliotheken der Zeit dar. Die Fürstinnen bedienen sich aller an das Buch geknüpften Praktiken, vom Erwerben und Sammeln über das Lesen und Schreiben bis hin zum Übersetzen; damit haben auch die Fürstinnen einen Anteil an der politischen Stabilisierung der Dynastie. Es finden sich u.a. Gedanken zur Rekonstruktion von Fürstinnenbibliotheken des deutschsprachigen Raums und zur Fürstin als kultureller Vermittlerin am Beispiel der von Gräfin Anna Sophia von Schwarzburg-Rudolstadt gegründeten „Tugendlichen Gesellschaft“.

Der 2018 publizierte Band enthält 29 Beiträge, von denen sich ein großer Teil der Erforschung des Verhältnisses von adligen Frauen zum Sammeln von Büchern und zur Geschichte ihrer Sammlungen widmet. Dazu gehören u.a. die Funeralmusik für Frauen im 17. Jahrhundert, die Rolle der Frauen in der frühzeitlichen Utopieliteratur, der kulturelle Transfer in fürstlichen Privatbibliotheken am Beispiel der Privatbibliothek der Herzogin Antoinette Amalie von Braunschweig-Lüneburg, die Verlassenschaft der Herzogin Karoline von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld und die Übernahme durch ihre Tochter Fürstin Christiane zu WaldeckPyrmont, das Gesellschaftsbuch der Fürstin Sophia von Anhalt-Köthen sowie schreibende Frauen im Ottomanischen Reich im 16. und 17. Jahrhundert. Ein kleinerer, nicht unwesentlicher und im Titel leider nicht erfasster Teil befasst sich mit grundlegenden Fragen von Fürstenbibliotheken, die „in Deutschland die zentralen Institutionen der Wissens- und Wissenschaftsgeschichte der Frühen Neuzeit“ (S. 39) bilden. Dazu gehören u.a. ein dringender Appell, eine Bibliotheksgeschichte der Frühen Neuzeit zu schreiben (das ist der grundlegende Beitrag), Bemerkungen zur fürstlichen Bildung am Wolfenbütteler Hof („Stücke in den historischen Sammlungen der Wolfenbütteler Bibliothek, die aufgrund besonderer materieller Eigenschaften eigene Perspektiven auf kulturgeschichtliche Kontexte auftun“ S. 159), eine Untersuchung zur Neukatalogisierung der Bestände der Wolfenbütteler Bibliothek „nach einem einheitlichen, aber gänzlich neuen Prinzip: der individuellen Autorschaft“ (S. 77) sowie Gedanken zur Datenorganisation und zu Klassifikationen von Leichenpredigtkonvoluten.

Der Band ist in dieser Breite auch weit über die Buch- und Bibliothekswissenschaft und die Frühneuzeitforschung hinaus interessant, insbesondere für die Literaturwissenschaft und die Geschlechterforschung.

 

Prinzessinnen unterwegs. Reisen fürstlicher Frauen in der Frühen Neuzeit / Hrsg. Annette C. Cremer, Anette Baumann, Eva Bender. Berlin, Boston: de Gruyter, 2018. VIII, 301 S. (Bibliothek Altes Reich. Band 22). ISBN 978-3-11-047371-1. € 59.95

„Bis in jüngster Zeit sind die Reisen von Prinzessinnen, Herzoginnen und Fürstinnen von der Forschung als Ausnahmen behandelt worden.“ (S. 1) Beispiele sind die Königin Christina von Schweden, die französische Königin Maria de Medici und die Herzogin Anna Amalia von SachsenWeimar-Eisenach. Diesen weißen Fleck in der Forschung der Frühen Neuzeit will dieser Tagungsband verkleinern. Reisen gilt als Domäne der Prinzen, Herzöge, Fürsten und Könige. Wenn überhaupt, dann sind Frauen Mitreisende, nicht eigenständig Handelnde oder gar Initiatorinnen – also der raumgreifende Mann und die ortsgebundene Frau (S. 2). Dem widersprechen die Herausgeber und Autoren dieses Sammelbandes in ihren 15 Beiträgen vehement, zwei davon führen umfassend in den Gegenstand ein. Ihr Ziel ist es, „das Phänomen der hochadlig-weiblichen Reise in ihrer Eigenständigkeit in den Blick zu nehmen und dabei die Handlungsmöglichkeiten nicht nur in Abgrenzung zu männlichen Handlungsspielräumen, sondern in der Binnendifferenzierung des weiblichen Adels in Korrespondenz mit dem jeweiligen biographischen Stand und Status innerhalb der Dynastie oder des Familienverbandes in ersten Fragestellungen und Ergebnissen aufzuzeigen.“ (S. 29) Sie befassen sich ausschließlich mit „reisenden Königinnen, Fürstinnen, Regentinnen, Herzoginnen, Gräfinnen und Prinzessinnen“ (S. 32) vom Beginn des 16. Jahrhunderts bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts und untersuchen anhand von zahlreichen Beispielen die Reisetypen (wie Brautfahrt, Verlegung des Lebensmittelpunktes, Verwandtenbesuch, Besuch von Festivitäten, Kultur- und Bildungsreisen, Teilnahme an Landtagen oder der Besuch des Reichstages, Wallfahrten und andere religiöse Reisen, Reisen zum Reputationserhalt, Besuch eines Heilbades), die Bewegungstypen (lokale, innerterritoriale, transterritoriale und transnationale Reisen), die Reisebedingungen (Finanzkraft, geographische Lage, Verkehrsinfrastruktur) und die Dauer der Reisen. Zu den Ausgangspunkten für die Forschung zählen in erster Linie Selbstzeugnisse, narrative Quellen, innerhöfische Kommunikationen, Reisepläne, Reiseinstruktionen, Reiserouten und Reisezeremonielle, aber auch Leichenpredigten.

Diese Vielfalt von Reisen und Reisenden werden an den folgenden Beiträgen sichtbar:

Da sind Berichte über Reisen mehrerer Personen wie die Reisen französischer Königinnen des 16. Jahrhunderts, der Besuch des Gothaer Hofes zwischen 1660 und 1756 durch adlige Frauen oder die Reisen russischer Adliger in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Dazu kommen die Reisen einzelner Personen wie die alljährlichen Rundreisen der englischen Königin Elisabeth I. von England, die Reisen von Hedwig Sophie von Hessen-Kassel als vormundschaftliche Regentin ihres Sohnes von 1663 bis 1677, die Antrittsreise der österreichischen Erzherzogin Maria Elisabeth als Statthalterin der Österreichischen Niederlande von Wien nach Brüssel 1725, die (beschränkten) Reisemöglichkeiten der Herzogin Marie Friederike von Anhalt-Bernburg in der Zeit um 1800 („als Möglichkeit der Flucht vor Ehemann und heimischem Hof“, S. 41) oder die grundsätzlich fremdbestimmten Reisen von Prinzessin Luise von MecklenburgStrelitz, der späteren Königin von Preußen. Reisepraxis als Teil der Alltagskultur hochadliger Damen – eine großartige Sammlung.

 

Barbara Stollberg-Rilinger: Maria Theresia. Die Kaiserin in ihrer Zeit. Eine Biographie. 5. Aufl. München: Verlag C.H. Beck, 2018. XXVIII, 1083 S., ISBN 978-3-406-69748-7. € 34.00

 

Élisabeth Badinter: Maria Theresia. Die Macht der Frau. 4. Aufl. Wien: Paul Zsolnay Verl., 2018. 300 S., ISBN 978-3-552-05822-4. € 24.00 (auch als TB erhältlich € 11.00)

Zum 300. Geburtstag von Maria Theresia (1717–1780) erscheinen zwei eine Neubewertung vornehmende Biographien – die Historikerin Barbara Stollberg-Rilinger verfasst die monumentale mehr als 1000 Seiten umfassende Maria Theresia. Die Kaiserin in ihrer Zeit, die französische Philosophin, Historikerin und Feministin Élisabeth Badinter Maria Theresia. Die Macht der Frau.

Stollberg-Rilinger geht auf Distanz zu den Klischees der monumentalen, vorwiegend männlichen Geschichtsschreibung und auch auf Distanz zur Protagonistin ihrer Biographie („man muss sich die Heldin vom Leibe halten“, S. XIV). Sie wendet sich ab von der Legendenbildung Maria Theresia: sie ist keine „Reichshausfrau“ (S. XXIII), sie ist nicht die liebende Landesmutter, die sich um das Wohl ihrer Kinder oder gar das Wohl der Untertanen kümmert, sie ist nicht das weibliche und warmherzige Gegenmodell zum eiskalten Preußen Friedrich der Große, sie schafft nicht den modernen Staat, sie stellt auch nicht die gottgegebene Unterordnung der Frau unter den Mann in Frage und ist auch keine Feministin. Stollberg-Rilinger beschreibt sie als eine außergewöhnliche Frau, die das Geschäft des Regierens als ihre ganz persönliche Aufgabe mit Fleiß und Akribie betreibt, mit strengem Regiment über ihren Hof, ihre Länder und ihre Familie (mit großen emotionalen Bindungen an ihren Ehemann Franz Stephan von Lothringen). Ihre 16 Kinder sind dynastisches Vermögen, haben ausschließlich dem Wohl des Hofes zu dienen, und werden entsprechend manipuliert, verheiratet und auch gegeneinander ausgespielt. Es geht Maria Theresia in allen Entscheidungen um das Wohl des Hauses Habsburg, und sie führt Kriege auch in diesem Sinne. Sie ist als streng katholische Herrscherin („als Souveränin unmittelbar von Gott zur Herrschaft beauftragt … aufgrund dynastischen Erbrechts“, S. 626) gegen Andersgläubige und kämpft gegen die Freigeisterei des Jesuitenordens, ordnet 1744 die Vertreibung aller Juden aus Prag an und bekämpft den Kryptoprotestantismus in den Erblanden. Nach dem Tod ihres Mannes 1765 muss sie die Macht mit einem sehr aktiven Mitregenten, ihrem zum Römischen König gewählten Sohn Joseph II. (1741–1790) teilen, der oft andere Ziele als seine Mutter verfolgt. „Die alten Herrschertugenden taugten nicht mehr zur Lösung der neuen Probleme.“ (S. 847).

Maria Theresia ist nach Stollberg-Rilinger „einer jahrhundertealten Tradition der Herrschaftsethik verpflichtet“ und in diesem Sinne eine „vorbildliche Herrscherin … Für die Anforderungen moderner Staatlichkeit war sie damit allerdings weniger gut gerüstet“ (S. 847). Maria Theresia ist eine spätbarocke, rücksichtslose Herrscherin, die sich nur mit Widerwillen auf die Tendenzen der Aufklärung einlässt. Dafür wertet die Autorin viele, zum Teil unbekannte Quellen aus. Ihre Ergebnisse und Erkenntnisse teilt sie dem Leser in klarer, eleganter Sprache mit und ergänzt ihre Texte durch zahlreiche Abbildungen, ein umfassendes Quellen- und Literaturverzeichnis, ein Glossar, genealogische Tabellen und ein Personenregister.

Eine exzellente, eine bahnbrechende Biographie, es ist das Standardwerk zu Maria Theresia. Aber auch weit über die Person hinaus ergibt sich ein vielschichtiges Bild der europäischen frühneuzeitlichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und vor allem Kultur mit all ihren Umbrüchen und am Horizont der von Maria Theresia ungeliebten aufklärerischen Ideen – gemäß dem Untertitel der Monographie Die Kaiserin in ihrer Zeit.

Élisabeth Badinter hat nicht die Absicht, „eine geschichtliche Studie über das theresianische Österreich noch eine Herrscherinnenbiographie in der üblichen Form zu verfassen“, sie selbst nennt ihr Porträt „nicht vollständig“ (S. 11). Badinter will aufzeigen, „wie diese mächtige Frau ihre unterschiedlichen sozialen Rollen miteinander vereinbaren oder eben nicht vereinbaren“ kann (S. 9). Sie zeigt Maria Theresia als eine Frau, die „drei Leben zu führen und drei unterschiedliche, zum Teil durchaus widersprüchliche Rollen zu verkörpern“ hat, „als Gattin eines geliebten, jedoch flatterhaften Ehemannes, als Mutter von sechzehn Kindern sowie als Herrscherin über ein riesiges Reich“ (S. 9). Sie bedient sich der von Ernst Kantorowicz entwickelten Theorie der zwei Körper des Königs – der natürliche Körper, der Leidenschaften, Krankheiten und dem Tod unterworfen ist, und der unsterbliche politische Körper, der das Königtum symbolisiert – und fügt einen dritten Körper, den die Abstammungslinie fortführenden mütterlichen, hinzu – der Epilog trägt auch den Titel „Die drei Körper der Königin“ (S. 274).

Badinter nähert sich diesen drei sozialen Rollen von Maria Theresia feministisch, schreibt sehr emotional und einfühlsam, geht sehr nah an die Protagonistin heran. Sie zeigt, wie politische Strategie und private Kraft miteinander vereint sind und Maria Theresia auf diese Weise zu einem Symbol habsburgischer Politik wird. Für Badinter ist sie einzigartig für ihre Zeit und erinnert an die Lage der Frauen im 21. Jahrhundert. Badinter sieht in ihr eine Vorläuferin der modernen Frau ist – trotz ihrer Bigotterie und ihrer reaktionären Ansichten.

Das alles ist blendend geschrieben, mit Quellen- und Literaturverzeichnis, einer genealogischen Tabelle und einem Personenregister, leider ohne Abbildungen. Badinters Veröffentlichung ist eine interessante Ergänzung zur Biographie von Stollberg-Rilinger. Es wäre von Nutzen, in einer komparativen Publikation über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu den anderen Frauen als Regentinnen dieser Zeit zu lesen, denn fünf Frauen besteigen den Thron der beiden größten europäischen Reiche: Katharina I. 1725–1727, Anna Iwanowna 1730–1740, Elisabeth I. 1741–1762 und Katharina II. 1762–1796 in Russland und Maria Theresia 1740–1780 (eine wichtige Publikation dazu von William Monter: The rise of female kings in Europe. 1300–1800. London, 2012. 304 S.)

 

Christiane Weber: Anna Amalia. Mäzenin von Kultur und Wissenschaft. Weimar: Weimarer Verlagsgesellschaft, 2015. 128 S., ISBN 978-3-86539-697-6. € 12.90

Zu den zahlreichen und umfangreichen Publikationen über Anna Amalia (1739–1807), u.a. von Annette Seemann, Leonie Berger und Ursula Salentin, gesellt sich ein sehr nützliches Büchlein hinzu, das in Wort und Bild über Anna Amalia. Mäzenin von Kultur und Wissenschaft berichtet. Sie kommt 1756 als Gemahlin von Herzog Ernst August II. Constantin (1737–1758) nach Weimar, sie übernimmt nach dessen Tod von 1759 bis 1775 die Regentschaft für den noch unmündigen Sohn Carl August (1757–1828). Anna Amalia ist nicht nur Regentin, sondern auch Mäzenin, Komponistin, Kunstliebhaberin, Theaterfreundin und Besitzerin einer Bibliothek. Diesen Leidenschaften widmet sie sich, weitgehend vom politischen Tagesgeschehen zurückgezogen, besonders nach 1775. Dazu gehört die Freundschaft mit Goethe und Herder, die Herausgabe der Tiefurter Journals, die von ihr initiierte und betriebene Tafelrunde, ihre zweijährige Italienreise auf den Spuren Goethes. Anna Amalia gilt mit ihrer Ausstrahlungskraft als das geistige Zentrum des Weimarer Hofes.

Weber informiert anhand historischer Quellen und Briefe über das Wirken von Anna Amalia in Weimar. Ein Stadtrundgang und zwei Ausflüge zu den Sommerresidenzen Ettersburg und Tiefurt – beschrieben von Michael Maaß – bieten dem Touristen eine sehr gute Möglichkeit, sich auch im Weimar des 21. Jahrhunderts auf die Spuren Anna Amalias zu begeben.

Leider fehlt eine letzte Durchsicht des Manuskriptes. So hätten sich Druckfehler vermeiden lassen (z.B. Gotehe S. 97, Walterr S. 98), die Ordnung im Literaturverzeichnis wäre korrekter (z.B. S. 99 ist ganz aus der Ordnung).

 

Ingrid Haslinger: Erzherzogin Sophie. Eine Biografie nach den persönlichen Aufzeichnungen der Mutter Kaiser Franz Josephs. Salzburg, Wien: ResidenzVerlag, 2016. 250 S., ISBN 978-3-7017-3399-6. € 22.00

Sie ist die Tochter von König Maximilian I. Joseph von Bayern und seiner zweiten Ehefrau Karoline Friederike Wilhelmine von Baden, sie ist eine Schwester der Königin Elisabeth Ludovika von Preußen und die Zwillingsschwester der Königin Maria von Sachsen, sie ist die Mutter von Kaiser Franz Joseph I. von Österreich (und die Schwiegermutter von Kaiserin Elisabeth „Sissi“) und von Maximilian von Mexiko, ihre Enkel sind Kronprinz Rudolf Franz Ferdinand von Österreich-Este, ihr Urenkel ist der letzte Kaiser Karl I. Das ist Würde und Bürde in einem! Sie kommt 1824 an einen Hof, „der in einer bewahrenden Haltung erstarrt“ (S. 10) ist und jede Veränderung verabscheut. Erzherzogin Sophie (1805–1872), in der Historiographie reduziert auf eine fürsorgliche Mutter ihrer Söhne und eine herrschsüchtige böse Schwiegermutter der Kaiserin Elisabeth, wird von Ingrid Haslinger in einer äußerst beachtenswerten Biographie nach den von ihr ausgewerteten zahlreichen persönlichen Aufzeichnungen (allein der Nachlass umfasst 32.000 Seiten, das sind in erster Linie Briefe, über 100 Tagebücher, Notizen und Theaterzettel) objektiver beurteilt und in die Habsburger Familie als ein gleichwertiges Mitglied eingereiht: „Nach Durchsicht des gesamten Nachlasses ist es erstmals möglich, Erzherzogin Sophie in ihrer Gesamtheit zu erfassen, ihren Tagesablauf kennenzulernen, sie im Zusammenhang mit ihrer neuen Familien zu sehen und ihre Sorgen nachzuvollziehen“ (S. 9). Es entsteht ein differenzierteres Bild einer immer noch umstrittenen Frau am Habsburger Hof. Sie ist gebildet und belesen, sie ist konservativ und betrachtet die Monarchie als die einzige Staatsform, sie duldet „im Interesse der Dynastie und des Bestandes der Monarchie kein Aufbegehren der Menschen“ (S. 19), auch nicht im Revolutionsjahr 1848, ihre tiefe Religiosität bestärkt ihre konservative Haltung, sie wirkt nur hinter den Kulissen unauffällig politisch.

Der Klappentext bescheinigt der Autorin einen „persönlichen Blick auf die kluge Frau, die sich im Hintergrund hält“. Dem schließt sich der Rezensent an.

 

Cornelia Baddack: Katharina von Kardorff-Oheimb (1879–1962) in der Weimarer Republik. Unternehmenserbin, Reichstagsabgeordnete, Vereinsgründerin, politische Salonnière und Publizistin. Göttingen: V&R unipress, 2016. 703 S. (L`Homme Schriften Reihe zur Feministischen Geschichtswissenschaft. Band 23). ISBN 978-3-8471-0634-0. € 90.00

Katharina von Endert heiratet den Ingenieur Felix Daelen, nach der Scheidung den Fabrikanten Ernst Albert, nach dessen Tod den Rittergutsbesitzer Hans Joachim von Oheimb, nach der Scheidung den DNVP- und Politiker der Deutschen Volkspartei (DVP) Siegfried von Kardoff. Für die vier Kinder aus der ersten Ehe verliert sie, weil schuldhaft geschieden, das Sorgerecht, die zwei Kinder aus der zweiten Ehe überlässt sie einer Freundin. Das ist eine sehr kurze Zusammenfassung des Lebens einer Frau, die in der Weimarer Republik als Unternehmenserbin, Reichstagsabgeordnete, Vereinsgründerin, politische Salonnière und Publizistin gefeiert wird. Übrigens heiratet eine Tochter in zweiter Ehe den Dirigenten Wilhelm Furtwängler, Katharina ist somit die Großmutter der Schauspielerin Kathrin Ackermann und Urgroßmutter der Schauspielerin Maria Furtwängler. Cornelia Baddack geht der Frage nach, warum ein großer Widerspruch zwischen der Berühmtheit in der Weimarer Republik und der heutigen Randbemerkung in der Forschung besteht. Sie betrachtet „den Selbstentwurf einer Fabrikbesitzerin als Politikerin und die Fortschreibung dieses Entwurfs durch ihre Zeitgenossinnen und Zeitgenossen“ (S. 26), diese „großbürgerliche Lebensführung zwischen gesellschaftlicher Repräsentation und politischem Engagement“ (S. 41), nicht durchgängig chronologisch, sondern in biographischen Fenstern: 1918–1927 ist Katharina politisch aktiv tätig, ist mehrere Jahre Mitglied der DVP und gehört von 1920–1924 als eine von 36 Frauen unter den 466 Abgeordneten dem Reichstag an, tritt 1925 aus dieser Partei aus, wird für zwei Jahre Mitglied der Reichspartei des deutschen Mittelstandes und zieht sich dann aus der Politik zurück – „ihr persönlicher Beitrag zu dem, was Frauen im Parlament bewegten oder zu bewegen versuchten,“ (S. 155) ist gering. 1919–1932 ist Katharina publizistisch aktiv, hält u.a. Vorträge in zwei Berliner Hochschulen, veröffentlicht während ihrer Mandatszeit als Abgeordnete politische Meinungsartikel, danach Beiträge in der liberalen Presse wie im Berliner Tageblatt, gibt kurzzeitig eine politische Wochenillustrierte heraus – „bis 1932 produzierte die Politikerin eine umfangreiche Sammlung von Texten“ (S. 288). 1907–1933 engagiert sich Katharina in frauenpolitischen Themen und Kontexten, so im Nationalverband deutscher Frauen (1919–1922), in der Hochschule der Frau (1930–1933) und in der Nationalen Arbeitsgemeinschaft (1930–1933) – vieles bleibt „angesichts der politischen Entwicklungen wirkungslos“ (S. 354). 1920–1945 ist Katharina mit Siegfried von Kardorff (1873–1945) liiert, sie heiratet ihn 1927, beschrieben wird „das Bemühen einer politisch höchst aktiven Frau, ihre eigenen Erwartungen, Projektionen und Bedürfnisse mit dieser Beziehung in Einklang zu bringen“ (S. 481), beispielsweise in den politischen und juristischen Auseinandersetzungen und als politische Salonnière, ihrem Salon kommt „in den bürgerlich geprägten politischen Kreisen Berlins eine bedeutsame Funktion zu“ (S. 140).

Die Arbeit beruht auf umfangreichem Quellenstudium, sie ist gut gegliedert und mit Quellen- und Literaturverzeichnis, Personenregister und Organisationsregister sehr gut erschlossen, die Bibliographie ist leider nur digital verfügbar. Die Autorin stellt Katharina von Kardorff-Oheimb nicht als das Beispiel einer neuen Politikerinnengeneration nach dem Ersten Weltkrieg dar, sondern zeigt Chancen und Grenzen auf. Letztlich hat die Protagonistin aus vielerlei Gründen kein nachhaltiges Wirken.

Es ist eine ausgezeichnete, aber keine vollumfängliche Beschreibung von Leben und Werk der Katharina von Kardorff-Oheimb, denn die Autorin spart die Jugendzeit teilweise aus und reißt das letzte Vierteljahrhundert nur an. Eine großartige Leistung, ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der Weimarer Republik und zur Geschichte der Frauenbewegung (an diesem Beispiel „wird ein strukturelles Defizit der historischen Liberalismus-Forschung offensichtlich“, S. 22).

Und nach 1945? Katharina erlebt das Ende des Krieges in Ahrensdorf in der Uckermark, wird 66jährig dort Bürgermeisterin, legt das Amt nach wenigen Wochen nieder und zieht nach Düsseldorf, wo sie in bescheidenen Verhältnissen lebend 1962 verstirbt.

 

Möckelmann, Reiner: Hannah von Bredow. Bismarcks furchtlose Enkelin gegen Hitler. Darmstadt: Theiss Verl., 2018. 272 S., ISBN 978-3-8062-3662-0. € 22.00

Reiner Möckelmann beschäftigt sich nach Franz von Papen. Hitlers ewiger Vasall (Darmstadt, 2016. 480 S. ISBN 978-3-80535026-6) erstmals umfassend mit Hannah von Bredow. Bismarcks furchtlose Enkelin gegen Hitler, einer außergewöhnlichen und mutigen Frau. Grundlage sind die zahlreichen unveröffentlichten persönlichen Aufzeichnungen einer hochbegabten Tagebuch- und Briefschreiberin. Der Autor wertet über 400 Briefe und Tagebücher vorwiegend aus den Jahren 1930 bis 1950 aus. Hannah von Bredow (1893–1971) wird als Hannah Leopoldine Alice Gräfin von Bismarck-Schönhausen geboren, sie ist die älteste Tochter von Herbert Fürst von Bismarck und seiner Frau Marguerite geb. Gräfin von Hoyos, ihr Großvater ist Otto von Bismarck. 1914 lernt sie den verwitweten Leopold Waldemar von Bredow (1875–1933) kennen, die Heirat ist ein Jahr später. 1919 zieht die Familie nach Potsdam, zwischen 1916 und 1933 werden fünf Töchter und drei Söhne geboren, ihr Mann bringt eine Tochter mit in die Ehe.

Als Enkelin von Otto von Bismarck lernt sie Politiker wie Paul von Hindenburg, Franz von Papen, Kurt von Schleicher und Constantin von Neurath kennen, zu ihren Bekannten und Freunden gehören ihr Schwager Hermann Alexander Graf von Keyserling, der Psychoanalytiker Carl Gustav Jung und der Physiker Max Planck und dessen Sohn Erwin.

Nach dem Tod des Ehemanns kurz nach Anbruch des Nationalsozialismus trägt Hannah von Bredow die alleinige Verantwortung für ihre große Familie. Es wäre für sie bei ihrer familiären Historie und der Anzahl ihrer Kinder ein Leichtes gewesen, sich zum Nationalsozialismus zu bekennen, denn sie ist die perfekte deutsche Mutter und Frau in der NS-Propaganda, außerdem stehen ihre Brüder Otto und Gottfried seit 1932 in engem Kontakt zu Hitler und treten der NSDAP bei. Stattdessen analysiert Hannah von Bredow die politische Lage mit großer Weitsicht. In ihren Briefen und Tagebuchnotizen warnt sie vor der Radikalisierung Deutschlands, sie lehnt jeden Kontakt zur Führungsriege der NSDAP ab, sie verweigert resolut jegliche Unterstützung der nationalsozialistischen Regierung. Sie hasst die NSDAP, 1930 quittiert sie deren Erstarken unter Hitler mit „Hitler, dieser miese, aufgeregte, hysterische, weibische Trommler … Wenn er nur nicht Diktator wird. Dann wird Deutschland ein Irrenhaus“ (S. 57), am 31. Januar 1933 notiert sie: „Die Welt ist aus den Fugen, und wir können nur abwarten, bis uns das Genick umgedreht wird“ (S. 66), ein Treffen mit Hitler im März 1933, welches einer ihrer Brüder arrangiert hat, kommentiert sie mit „Das Ekel Hitler … Er ist ein Wahnsinniger“ (S. 6). Sie bleibt ihren humanistischen Traditionen treu, versucht ihre Kinder von NS-Organisationen fernzuhalten, verweigert den Hitler-Gruß, hält Kontakt auch zu zahlreichen Nichtdeutschen, hilft Verfolgten. Sie findet Gleichgesinnte wie Erwin Planck, den sog. Solf-Kreis um Hanna Solf, Elisabeth von Thadden und Otto Kiep, von denen Anfang 1944 einige aufgrund abgehörter Telefongespräche hingerichtet werden und die Bekennende Kirche mit Constantin von Dietze, auch er verbüßt eine längere Haftstrafe. Ihr enger Vertrauter aber ist „der Seelenverwandte Sydney Jessen“ (S. 36), ein Mann „von breiter Bildung und umfassenden Interessen“ (S. 37), er gehört zu den Widerständlern in der Marine, eine besondere Quelle dieser Veröffentlichung ist der Briefwechsel mit ihm, der von 1925 bis zu dessen Tod 1965 fast ununterbrochen andauert.

Es ist folgerichtig, dass Hannah von Bredow als außerhalb der Volksgemeinschaft Stehende dauerhaft von der Gestapo überwacht wird, dass ihr Pass eingezogen wird, dass sie sogar kurzzeitig in Haft genommen wird. Einer Verurteilung entgeht sie nur, weil ihre Brüder dies verhindern können.

Nach 1945 lebt Hannah von Bredow zurückgezogen in der Schweiz. Leider liegt ihr wenig daran, „ihre umfassenden Aufzeichnungen aus der NS-Zeit aufzuarbeiten und zu veröffentlichen“ (S. 9). Das tut nun dankenswerterweise mit dieser großartigen Biographie Reiner Möckelmann. Er nennt Hannah von Bredow eine scharfsinnige politische Denkerin (s. S. 7), sie zeichnet „geistige Unabhängigkeit, Lebensklugheit und Mut aus“, sie flüchtet nicht aus der Wirklichkeit: „unbeugsam, unkonventionell und allen Schicksalsschlägen zum Trotz verfolgte sie fühlend, beobachtend, urteilend und kämpfend ihren Weg“ (S. 8-9). Sie ist zurecht eine leider in Vergessenheit geratene Widerstandskämpferin: „Mit Recht darf man sie zum aktiven Kreis des Widerstands zählen“ (S. 8).

 

Friederike Juliane von Lisiewska: Die Malerei ist weiblich. Die Werke des Staatlichen Museums Schwerin / Hrsg. Dirk Blübaum, Tobias Pfeifer-Helke. Berlin, München: Deutscher Kunstverl., 2017. 135 S., ISBN 978-3-422-07451-4. € 19.90

Das selbstbewusste offene Gesicht mit den großen dunklen Augen auf dem Buchumschlag ist das Selbstporträt der Malerin Friederike Juliane von Lisiewska (1772–1856). Das bisher unbekannte Bild wird 2016 durch das Staatliche Museum Schwerin erworben und ist der Anlass zur Präsentation des Werkes dieser kaum bekannten Malerin. Der ansprechende Ausstellungskatalog (Klappenbroschur, Layout, Gestaltung) enthält neben dem eigentlichen Katalog vier aufschlussreiche Beiträge – Berliner Künstlerinnen des 18. Jahrhunderts (großartig, unerwartet in diesem Katalog), die Biographie von Friederike Juliane von Lisiewska, eine Analyse des erworbenen Porträts und die Korrespondenz zwischen der Malerin und dem Kabinett des Herzogs Franz I. von Mecklenburg-Schwerin sowie einen Anhang mit verschiedenen Verzeichnissen.

Friederike Juliane von Lisiewska ist eine Tochter von Christoph Friedrich Reinhold Lisiewski (1725–1794), Hofmaler in Dessau und Ludwigslust, ein in Berlin angesehener Porträtmaler und Ehrenmitglied der Preußischen Akademie der Künste und Abkömmling einer von ihrem Großvater Georg Lisiewski (1674–1750) begründeten Künstlerfamilie. Sie wächst in Dessau, Berlin und Ludwigslust auf. 1792 wird sie in das Atelier des Direktors der Akademie der Künste Christian Bernhard Rode und ein Jahr später in die Akademie aufgenommen und stellt regelmäßig aus, der Nachfolger Rodes, Johann Gottfried Schadow, unterstützt sie häufig. Zwischen 1800 und 1814 bewegt sie sich zwischen ihren Aufenthaltsorten in Berlin und Mecklenburg, von 1814 bis 1836 lebt sie in Grevesmühlen und ab 1838 bis zu ihrem Tod in Wismar. Sie „war als Mitglied der Akademie bis zu ihrem Lebensende vorwiegend als Porträtmalerin tätig und schuf nur gelegentlich Historien- und Genrebilder“ (S. 41), aber „ihre Hoffnungen auf eine überregionale Karriere erfüllten sich nicht.“ (S. 50)

 

Annejet van der Zijl: Die amerikanische Prinzessin. Darmstadt: Theiss Verlag, 2018. 264 S., ISBN 978-3-8062-3482-4. € 24.95

Die niederländische Historikerin Annejet van der Zijl stößt bei Recherchen für ihre Dissertation über Prinz Bernhard der Niederlande auf den Namen Allene Tew (1872–1955), der etwas mysteriösen Tante des Prinzgemahls der holländischen Königin Juliane. Die Neugier ist geweckt, es entsteht „eine wundersame Lebensgeschichte, die so voller Wendungen steckt, dass sie sich für mich fast wie ein Abenteuerroman anfühlt. Es kann auch als kleine Geschichte Amerikas gelesen werden. Und schließlich ist es meine sehr persönliche kleine Studie über die Frage: Wie geht man mit Verlusten um?“ (S. 228).

Allene Tew ist die Nachfahrin einer erfolgreichen Pionierfamilie vom Chautauqua-See im Osten des Bundesstaates New York, ihr Vater Charles Henry Tew ist Bankier in Jamestown.

Ausgestattet mit Willen, Durchsetzungsvermögen, Intelligenz und auffallender Schönheit meistert sie ein Leben auf der Achterbahn. Sie heiratet fünfmal, sie wird reich und verliert 1929 einen Teil ihres beträchtlichen Vermögens, das sich später wieder unglaublich vermehrt, sie ist mit Häusern in New York, Rom, Paris und London gesegnet, sie reist viel, sie erreicht einen festen Platz in der High Society erst in den USA und dann in Europa.

Ihr erster Ehemann ist der Millionärssohn Theodore Rickey Hostetter (1870–1902), er ist ein Spieler und stirbt mit 32 Jahren, mit ihm hat sie drei Kinder, die allerdings früh sterben. Auch der zweite Ehemann, Morton Colton Nichols (1870–1932), ist spielsüchtig, sie lässt sich nach einem Jahr scheiden. Der dritte Ehemann Anson Wood Burchard (1865– 1927), Vorsitzender von General Electric, ist wohl der einzige Mann, den sie wirklich liebt, doch ein Herzinfarkt beendet sein Leben mit Anfang 60, jetzt ist sie sehr reich. Der vierte Ehemann Heinrich XXXIII. Prinz Reuß von Köstritz (1879–1942) aus verarmtem deutschem Adel macht sie zur Prinzessin, von ihm wird sie schamlos ausgenutzt, Scheidung nach sieben Jahren. Der fünfte Ehemann Hauptmann Graf Paul Pawlowitsch Kotzebue (1884–1966) ist ein ganz armer russischer Graf, die adlige Fassade besteht fort. Es bleibt ihre besondere Beziehung zum niederländischen Königshaus. In ihm bringt sie Prinzessin Juliane an den Mann, an Bernhard zu Lippe-Biesterfeld, sie ist Taufpatin der ersten Tochter, der späteren Königin Beatrix, und damit sind wir wieder am Anfang der Rezension. Dieses unglaubliche Leben – besser kann man keine Seifenoper stricken! – beruht auf Fakten und ist bestens recherchiert, spannend und unterhaltsam geschrieben. Es ist eine generationsübergreifende Familiengeschichte inmitten der Geschichte Nordamerikas und Europas, es liest sich mit Gewinn und großem Vergnügen. Personenregister, Stammbaum, Landkarte und zahlreiche Abbildungen ergänzen den Text.

„Vielleicht war das ja Allenes größte Leistung – mehr als ihr Reichtum, ihre Titel, ihre vielen Häuser und ihr imponierendes Gästebuch: dass sie sich, was immer sie auch erlebt und durchgemacht hatte, nie die Fähigkeit nehmen ließ, das Leben zu genießen und dankbar dafür zu sein.“ (S. 197) ˜

Prof. em. Dieter Schmidmaier (ds), geb. 1938 in Leipzig, studierte Bibliothekswissenschaft und Physik an der Humboldt-Universität Berlin, war von 1967 bis 1988 Bi blio theks direktor an der Berg aka demie Freiberg und von 1989 bis 1990 General direktor der Deutschen Staatsbibliothek Berlin.

dieter.schmidmaier@schmidma.com

 

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