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Max-Herrmann-Preis 2019 an Freshta Karim (Kabul/Afghanistan) und Bara’a Al-Bayati (Bagdad/Irak)

In diesem Jahr geht der Max-Herrmann-Preis, der als die wichtigste Auszeichnung gilt, die in Deutschland für Verdienste um das Bibliothekswesen vergeben wird, an zwei Frauen, die sich ihrer vom Krieg zerstörten und nach wie vor bedrohten Stadt für Zugang zu Bildung für alle einsetzen: Freshta Karim aus Kabul/Afghanistan und Bara’a Al-Bayati aus Bagdad/Irak.

Die 27-jährige Freshta Karim kehrte nach ihrem Studium in Oxford zurück und gründete 2017 die gemeinnützige Organisation „Charmaghz“ und begann mit dem Aufbau einer mobilen Bibliothek. Hier können Kinder Bücher entdecken, hier wird ihre Neugierde geweckt, hier bekommen sie Antworten auf ihre Fragen. Freshta Karim ist überzeugt davon, dass kritisches Denken entscheidend ist für eine lebenswerte Gesellschaft, für den Aufbau von Afghanistan.

Bara’a Al Bayati studierte zunächst Ingenieurwissenschaften, bevor sie als erste Frau eine Buchhandlung eröffnete und so in das traditionsreiche, stets von Männern dominierte Gewerbe einbrach. Zugang zu Bildung, zu Literatur will ihr Laden jedem ermöglichen. Sie sieht sich selbst als Beispiel, dass Frauen ein Recht auf Bildung, auf Selbständigkeit und eine eigene, hörbare Stimme haben.

„Freier Zugang zu Büchern und Bildung für alle mag uns Europäerinnen und Europäern selbstverständlich sein. Wie leicht vergessen wir darüber, dass in vielen Ländern dieser Welt dieser Reichtum in Büchern zur Bildung des Geistes wie des Herzens nur wenigen offensteht. Geringes Einkommen, das falsche Geschlecht, eine zerstörte Infrastruktur – es gibt viele Hindernisse auf dem Weg zur Bildung.

Wenn wir Freshta Karim und Bara’a Al-Bayati auszeichnen, so sind sie sicherlich nicht die einzigen, die sich für Bildung als Signal der Hoffnung für eine bessere und gerechtere Zukunft in ihrem Land einsetzen. Sie tun dies aber in ihren von kriegerischen Konflikten bis heute stark gezeichneten Ländern. Das verdient Anerkennung, die wir mit der Verleihung des Max-Herrmann-Preises zum Ausdruck bringen wollen.“, begründet der Juryvorsitzende und Vorsitzender der Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e. V., André Schmitz, die Entscheidung.

Seit dem Jahr 2000 verleihen die Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e.V. mindestens alle zwei Jahre den Max-Herrmann-Preis an eine Persönlichkeit, die sich in besonderer Weise um das Bibliothekswesen und die Staatsbibliothek zu Berlin verdient gemacht hat. Zu den von einer Jury ausgewählten Preisträgern gehörten bislang neben anderen der langjährige Direktor der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel und Retter der Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale), Paul Raabe, Dr. Ekaterina Genieva, Generaldirektorin der Gesamtrussischen Staatlichen Rudomino-Bibliothek für Ausländische Literatur in Moskau, der Schriftsteller Günter de Bruyn, der israelische Künstler Micha Ullman sowie der Filmregisseur Wim Wenders.

Der Preis ist nach dem bedeutenden Literaturwissenschaftler Max Hermann benannt, der 1923 an der Humboldt-Universität zu Berlin das weltweit erste Theaterwissenschaftliche Institut gründete. 1933 verlor Max Herrmann seine Professur an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. In der Staatsbibliothek durfte er keine Bücher mehr ausleihen, durfte diese lediglich – über siebzigjährig – am Stehpult einsehen. Im Jahr 1942 wurde er nach KZ Theresienstadt deportiert und starb dort nach wenigen Wochen.

Preisverleihung
Dienstag, 24. September 2019

Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Potsdamer Straße 33, 10785 Berlin
Dietrich-Bonhoeffer-Saal
18 Uhr : Verleihung des Max-Herrmann-Preises 2019 an Freshta Karin
(Kabul/Afghanistan) und Bara’a Al-Bayati (Bagdad/Irak)

nur nach Anmeldung bei freunde@sbb.spk-berlin.de

Es sprechen
Barbara Schneider-Kempf, Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin
André Schmitz, Vorsitzender des Vorstandes der Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e. V.
Laudatio: Klaus Lederer, Senator für Kultur und Europa des Landes Berlin

 

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