In diesem Jahr erhält das Künstlerteam Clegg & Guttmann die wichtigste Auszeichnung, die in Deutschland für Verdienste um das Bibliothekswesen vergeben wird.
Michael Clegg und Martin Guttmann arbeiten seit 1980 zusammen. 1991 begann das Projekt „Die offene Bibliothek“ oder „Open Public Library“ in Graz mit Fortsetzungen in Hamburg und Mainz. Es setzt an der Schnittstelle zwischen gesellschaftlicher Aktion und künstlerischer Skulptur an: In Schränken, ausgedienten Telefonzellen oder ehemaligen Stromkästen an unterschiedlichen Orten in der Stadt und auf dem Land stehen frei zugänglich Bücher. Auf diese Weise verschiebt sich das Innen und Außen einer Bibliothek. Die Benutzungsordnung ist reduziert auf die Ausleihe auf einen selbstbestimmten Zeitraum und die Möglichkeit der aktiven Ergänzung des Bestandes. So entsteht ein Diskurs über Möglichkeiten von Kunst, Mitwirkung und Mitverantwortung für ein Kunstprojekt, freier Zugang zu Büchern für alle.
„Aus einem Kunstprojekt mit zeitlicher Befristung hat sich die Idee der Offenen Bibliothek verselbständigt und über die ganze Welt verbreitet. Für alle Vorübergehenden spontan, leicht und niedrigschwellig zugänglich wird jede offene Bibliothek zu einem Zeichen für Freiheit und sozialem Miteinander.“, begründet der Juryvorsitzende und Vorsitzender der Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e. V. André Schmitz, die Entscheidung.
Seit dem Jahr 2000 verleihen die Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e.V. mindestens alle zwei Jahre den Max-Herrmann-Preis an eine Persönlichkeit, die sich in besonderer Weise um das Bibliothekswesen und die Staatsbibliothek zu Berlin verdient gemacht hat. Zu den von einer Jury ausgewählten Preisträgern gehörten bislang neben anderen der langjährige Direktor der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel und Retter der Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale), Paul Raabe, Dr. Ekaterina Genieva, Generaldirektorin der Gesamtrussischen Staatlichen Rudomino-Bibliothek für Ausländische Literatur in Moskau, der Schriftsteller Günter de Bruyn, der israelische Künstler Micha Ullman, der Filmregisseur Wim Wenders sowie die Arbeitsgemeinschaft der Gedenkstättenbibliotheken.
Der Preis ist nach dem bedeutenden Literaturwissenschaftler Max Herrmann benannt, der 1923 an der Humboldt-Universität zu Berlin das weltweit erste Theaterwissenschaftliche Institut gründete. Über Jahrzehnte arbeitete er in der Königlichen Bibliothek, später Preußischen Staatsbibliothek und war der Initiator der „Bibliothek deutscher Privat und Manuskriptdrucke“. 1933 verlor Max Herrmann seine Professur an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin und hatte unter den weiteren Schikanen des nationalsozialistischen Regimes zu leiden. Im Jahr 1942 wurde er nach KZ Theresienstadt deportiert und starb dort nach wenigen Wochen.