In diesem Jahr erhält der Autor und Journalist Götz Aly die wichtigste Auszeichnung,
die in Deutschland für Verdienste um das Bibliothekswesen vergeben wird.
Götz Aly absolvierte erst die Journalistenschule und studierte dann Geschichte und Politische Wissenschaften. Mit Leidenschaft für das Konkrete geht er seinen Fragen an die Geschichte nach. So beschreibt er detailliert in seinem 2005 erschienenen Buch „Hitlers Volksstaat“, wie die Deutschen wirtschaftlich von der NS-Politik profitierten. Er forscht zu den Opfern des Nationalsozialismus in „Eine von so vielen“ (2011) und „Die Belasteten“ (2014) und gibt ihnen ihre Namen und Geschichte zurück. Mit seinem Buch „Warum die Deutschen? Warum die Juden?“ (2011) zeichnet er die geistesgeschichtlichen Linien bis etwa 1800 zurück. So schärft Götz Aly das allgemeine Erinnern auf seine Art und mahnt, dass über dem Mitgefühl für die Opfer die Täter nicht vergessen werden dürfen.
„Gerade in der Betonung der ökonomischen Rahmenbedingungen des Nationalsozialismus hat Götz Aly einen neuen und fundamentalen Aspekt in die Debatte eingebracht, der uns dauerhaft nachdenklich machen sollte.“, begründet der Juryvorsitzende und Vorsitzender der Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e. V. André Schmitz, die Entscheidung.
Seit dem Jahr 2000 verleihen die Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e.V. mindestens alle zwei Jahre den Max-Herrmann-Preis an eine Persönlichkeit, die sich in besonderer Weise um das Bibliothekswesen und die Staatsbibliothek zu Berlin verdient gemacht hat. Zu den von einer Jury ausgewählten Preisträgern gehörten bislang neben anderen der langjährige Direktor der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel und Retter der Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale), Paul Raabe, Dr. Ekaterina Genieva, Generaldirektorin der Gesamtrussischen Staatlichen Rudomino-Bibliothek für Ausländische Literatur in Moskau, der Schriftsteller Günter de Bruyn, der israelische Künstler Micha Ullman, der Filmregisseur Wim Wenders sowie die Arbeitsgemeinschaft der Gedenkstättenbibliotheken.
Der Preis ist nach dem bedeutenden Literaturwissenschaftler Max Hermann benannt, der 1923 an der Humboldt-Universität zu Berlin das weltweit erste Theaterwissenschaftliche Institut gründete. 1933 verlor Max Herrmann seine Professur an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. In der Staatsbibliothek durfte er keine Bücher mehr ausleihen, durfte diese lediglich – über siebzigjährig – am Stehpult einsehen. Im Jahr 1942 wurde er nach KZ Theresienstadt deportiert und starb dort nach wenigen Wochen.