Kunst

Der Maler und seine Pferde

Aus: fachbuchjournal-Ausgabe 3/2023

Klaus Philipp gilt heute als einer der besten zeitgenössischen Pferdemaler. Seine weltweiten Ausstellungen haben ihn zu einer Institution werden lassen. Mit dem Portrait des Jahrhunderthengstes Northern Dancer, der als Leihgabe im National Racing Museum in Newmarket hängt, ist Klaus Philipp zu Lebzeiten die Ehre zuteilgeworden, neben seinen verehrten englischen Meistern und Vorbildern wie Stubbs, Herring, Hall und Munnings ausgestellt zu sein.

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Yvonne von Stempel ist es mit ihrem beeindruckenden Buch gelungen, einen großen Querschnitt seines künstlerischen Schaffens zu zeigen; und das war sicher kein einfaches Projekt, denn die meisten der abgebildeten Werke befinden sich heute im Privatbesitz. Klaus Philipp hat Pferde geliebt. Als passionierter Reiter und Künstler widmete er ihnen sein Leben. Jedes Gemälde, jede Zeichnung, jede Skizze vermittelt spürbar den Seelenzustand seiner vierbeinigen Protagonisten, ganz gleich in welcher reiterlichen Disziplin. Das Adrenalin der Rennpferde und der Jockeys während eines Rennens überträgt sich in Philipps Gemälden auf den Betrachter. Seine Bilder erzählen vom Sog der Bewegung und machen sie spürbar. Sie zeigen die Ausdauer und Sprungkraft der Vielseitigkeitspferde, die Ästhetik und Schnelligkeit der Traber, die Athletik der Springpferde im Parcours und die rhythmische Schönheit und Eleganz der Dressur im großen Viereck.

 

von Stempel, Yvonne: Klaus Philipp Der Künstler – seine Pferde– sein Leben. Hamburg: Koehler Verlag 2021. Hardcover mit SU, 304 S., ca. 300 Gemälde und Bilder, 30 x 30 cm, ISBN 978-3-7822-1390-5. € 68,00.

     

    Der am 11. April 1932 in Aue im Erzgebirge geborene Philipp entdeckte nach seiner Landwirtschaftslehre als Bereiter und ab 1955 als Mitglied der Reiterstaffel der berittenen Polizei in Stuttgart seine eigentliche Passion: das Malen von Pferden. Nach Dienstschluss studierte er deshalb von 1957 bis 1959 an der Freien Kunstschule Stuttgart. Schnell bemerkten seine Professoren sein Talent. Schon 1958 wurde er als erster nicht hauptberuflicher Künstler in den Verband Bildender Künstler Baden-Württembergs aufgenommen und konnte damit seine Arbeiten in den jurierten Ausstellungen des Württembergischen Kunstvereins ausstellen. Besonders Professor Max Ackermann, Avantgardist der abstrakten Malerei und Nestor der Stuttgarter Künstler, gefielen die Arbeiten des jungen Malers. Er drängte ihn schon damals, den Polizeidienst zu beenden und sich ganz der Malerei zu widmen. Das kam für den begeisterten Reiter damals aber noch nicht in Frage. Berufsbegleitend holte er das Abitur nach, trat 1964 in die Offizierslaufbahn als Ausbilder für die Polizeipferde und ihre Reiter ein und leitete dann von 1970 bis 1980 die Dienststelle der berittenen Polizei in Stuttgart. 1980 ging er mit nur 48 Jahren – nach sehr vielen Knochenbrüchen, die er sich beim Einreiten von schwierigen Ausbildungspferden, auf Vielseitigkeitsturnieren oder auch beim alpinen Skirennsport zugezogen hatte – in Frühpension und machte erst dann die Kunst zu seinem Beruf.

    Großer Preis von Baden-Baden 1989
    Foto: Jacques Toffi

    „Unter den Pferdefreunden gibt es nicht genug Kunstverständige, und unter den Kunstverständigen gibt es nicht genug Pferdefreunde“, monierte der Impressionist Max Liebermann, der selbst zu den großen Pferdemalern gehört, zu Recht. Über Klaus Philipp konnte man das nicht sagen. Klaus Philipp, der am 12. März 2023 kurz vor seinem 91. Geburtstag gestorben ist, vereinte Pferde- und Kunstverstand in einmaliger Weise. (red)

    1 Porträtskizze Silvano, 2001, Bleistift
    2 Northern Dancer, 1984, Wachskreide auf Roma ­bütten­

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