Landeskunde

Reiseführer Malta

Aus: fachbuchjournal-Ausgabe 4/2019

Kompass Wanderkarte Malta und Gozo 3 in 1: Karte 1:25 000, Detailkarten bis 1:4 500, Aktiv Guide. Deutsch, Englisch. In aufklappbarer Transparenthülle. 1. Aufl. – Ostfildern: Kompass/MairDuMont 2019. (Kompasskarte 235). Gefaltet € 11,99 

 

Marco Polo Malta & Gozo. Faltkarte in Kunststoffhülle zum Herausnehmen. 10 Extraseiten Reiseatlas. 148 S. 18. aktual. Aufl. – Ostfildern: MairDuMont 2018. Kt € 12,99 

 

Malta – Küstenzauber und Ritterromantik. Bildbandformat. 122 S. 3. Aufl. 2018. Ostfildern: DuMont Reiseverlag (DuMont Bildatlas Nr.167). Kt € 9,95 

 

Malta – DuMont direkt. Mit Faltplan. 120 S. 2., aktual. Aufl. – Ostfildern: DuMont 2019. Kt € 11,99 

 

Hans E. Latzke: Malta, Gozo, Comino. DuMont ReiseTaschenbuch. 2019. 292 S. Kt € 18,90.

 

Malta. Baedeker Smart. Ringheftung. Mit eingelegter Karte in Kunststoffhülle. 212 S. 2., völlig überarb. u. neu gestaltete Aufl. – Ostfildern: Baedeker MairDuMont 2019. Kt 15,95 

 

Baedeker Malta, Gozo, Comino. Mit Gummiband zum Verschließen und Faltkarte in Kunststoffhülle. 282 S. 14. Aufl. völlig überarb. und neu gestaltet. – Ostfildern: Baedeker MairDuMont 2018. Kt € 21,99 

 

Klaus Bötig: Merian live! Malta und Gozo. Mit entnehmbarer Faltkarte. 128 S. – München: Gräfe und Unzer 2018. Kt € 11,99

 

Michael Bussmann: Reiseführer Malta, Gozo, Comino. 12. GPS-Wanderungen und Touren. (Individuell Reisen). 8., komplett überarb. und aktual. Aufl. 300 Seiten, farbig, 135 Fotos, 39 Detailkarten. Erlangen: Michael Müller 2019. Broschiert € 17,90, E-Book: € 14,99 

 

Werner Lips: Malta, Gozo, Comino. Handbuch für individuelles Entdecken. 479 S. 9., neu bearb. und komplett aktualisierte Auflage 2017/18. Bielefeld: Reise Know-How 2017. Kt € 19,90

Als der Apostel Paulus von Libyen kommend von einem Sturm an die Küste Maltas gespült wurde, war noch nicht abzusehen, dass die kleine Insel zwischen Europa und Afrika zwei Jahrtausende später erneut Zeuge eines großen Flüchtlingsdramas werden sollte. Während der fromme Mann jedoch wie durch ein Wunder einen Schlangenbiss überlebte, den er sich beim Brennholzsammeln zugezogen hatte und infolgedessen bei den Bewohnern als göttliches Wesen galt – Paulus gründete die christliche Gemeinde auf Malta, die damit älter ist als die römische –, dürfen die heutigen Ankömmlinge aus Afrika nicht mehr mit ebenso viel Entgegenkommen rechnen, zu überlaufen ist die Insel schon, schließlich nimmt Malta mit annähernd 1.400 Einwohnern pro Quadratkilometer sogar im Weltmaßstab einen Spitzenplatz ein.

Eher schätzt man die zahlenden Gäste aus dem Ausland, die in zunehmender Zahl als Touristen kommen, sei es als Sprachstudenten, Sonnenanbeter oder Kulturreisende, die hier Fortbildung, Erholung und Kultur suchen. Den etwa vierhunderttausend Maltesern standen im Jahr 2018 2,8 Millionen Besucher gegenüber – kein Wunder, dass der Tourismus zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des Landes zählt, mit steigender Tendenz. Dass die Hauptstadt Maltas, Valletta, im Vorjahr den Titel einer „Kulturhauptstadt Europas“ trug, hat sicher maßgeblich zum Besucherzustrom beigetragen.

Entsprechend groß ist die Auswahl an deutschsprachigen Reiseführern, die dem wissensdurstigen Urlauber ihre Dienste offerieren. Ein knappes Dutzend der wichtigsten wollen wir hier vorstellen, wobei sich der Übersichtlichkeit wegen eine Einteilung in drei Gruppen anbietet. Da wären zunächst einmal die handlichen Führer aus dem Hause Mair DuMont und MERIAN live!, in deren Umschlagklappen sich überaus praktische Inselkarten und Stadtpläne verbergen. Zusätzlich findet man im Inneren noch eine herausnehmbare Faltkarte, die auf der recht unübersichtlichen Insel mit ihren verwinkelten Städtchen und Ortschaften wertvolle Orientierung bietet. Alle Titel haben bereits mehrfache Auflagen erlebt und machen ihren Verlagen sicher viel Freude, wenn auch die gewünschte Aktualität ein ständiges Update erfordert und die Zeit der hohen (und damit preisgünstigen), lange Jahre laufenden Druckausgaben endgültig vorbei ist.

Eine großartige Leistung ist der dichte, zuverlässige Busverkehr, der das Mietauto überflüssig macht und die Inselortschaften bis in den letzten Winkel im engen zeitlichen Takt verbindet. Alle Straßen führen dabei sternförmig zur Inselhauptstadt; wohl dem, der dort domiziliert: ein Gang zum Busbahnhof, und alle Buslinien stehen dem begeisterten Wander-/Bade- und Besichtigungsfreund zur Verfügung. Der Kauf eines Mehrtage- oder Punktetickets erspart die lästige Bezahlerei bei jeder Tour, und los kann es gehen!

Für die Highlights der Insel genügt also durchaus einer dieser drei aktuellen, flott geschriebenen, dazu übersichtlichen und preiswerten Führer. Kleine Schmankerl wie ein biographischer Hinweis auf „9 von 430.000 Maltesern“ (DuMont) führen durchaus auch einmal ins Detail, wenn auch derjenige, der etwas länger bleibt oder mehr wissen möchte, unbedingt die Bände der nun vorgestellten zweiten Kategorie der umfangreicheren Reisehandbücher zur Hand nehmen sollte.

Sind die kleineren Reiseführer eine eher anonyme Angelegenheit, bei der die Einheitlichkeit der Reihe, der schnelle Überblick und der plakative Hinweis im Vordergrund steht, so gewinnen bei den größeren Bänden individuelle Hinweise und Einschätzungen, kurz gesagt: die Autoren, an Bedeutung.

Seit den Zeiten der Phönizier und Griechen, des römischen Imperiums und der darauf folgenden Araber, Normannen und Spanier, des Malteserordens und schließlich der Briten hatte das Inselchen als Bindeglied zwischen Sizilien und Nordafrika stets fremde Herren. Erst 1964 wurde Malta in die Unabhängigkeit entlassen und 2004 schließlich Mitglied der EU – zum ersten Mal in der Geschichte sind die Malteser nun ihr eigener Herr.

Römische Spuren finden sich reichlich, unter anderem beeindruckende Katakomben aus frühchristlicher Zeit, während sich die Zeugnisse der arabischen und normannischen Besetzung im gerade einmal hundert Kilometer Luftlinie entfernten Sizilien besser studieren lassen. Eine neue Epoche brach im Jahr 1530 an, als mit der Übersiedlung der Johanniter von Rhodos nach Malta ein Gegengewicht zur osmanisch-türkischen Expansion entstand. Die Inselhauptstadt Valletta mit ihren gewaltigen Naturhäfen ist bis heute ein steinernes Zeugnis der Festungsbautätigkeit, die dieser ebenso tatkräftige wie streitlustige Orden in den mehr als 250 Jahren seiner Anwesenheit auf Malta entwickelte, ehe er sich unter seinem letzten Großmeister, dem Deutschen Ferdinand von Hompesch, angesichts der Ankunft Napoleons auf der Insel im Jahr 1798 in sein Schicksal ergeben musste. Malta wurde zunächst französisch, dann im Jahr 1800 britisch, was es bis zur Unabhängigkeit im Jahr 1964 blieb.

Jedes Gebäude auf der Insel – vor allem in der Hauptstadt Valletta – atmet Geschichte und Geschichten, und hier können die umfangreicheren Reiseführer ihre Stärken ausspielen. In diese Liga gehört der Baedeker Smart, der in die mittlere Kategorie zwischen kleinen und großen Führern gehört, zwar nicht, punktet aber in Sachen Übersichtlichkeit, Schwerpunktbildung und Aufmachung – die Spiralbindung ermöglicht problemloses Aufschlagen und Auffinden.

Wer die traditionsreiche, pulsierende Hauptstadt erkundet, stößt zwar bei jedem Schritt auf Interessantes und Wissenswertes, möchte deswegen aber dennoch nicht Hungers sterben. Dafür sorgen schon die zahlreichen Restaurant- und Gastronomietipps, die alle Führer anbieten: wer viel unterwegs ist, hat bekanntlich einen gesunden Appetit, und schon aus diesem Grunde empfiehlt es sich, vorab die Empfehlungen der Reiseführer zu konsultieren. Ob am Hafen von Marsaxlokk, in der Zitadelle von Rabat oder am Grand Harbour im Stadtteil Birgu – man tut gut daran, sich vorab in einem der Führer über ein gemütliches Bistro, ein exzellentes Café oder ein gutes Fischrestaurant zu informieren, um sich hernach mit einem erleichterten Seufzer an einem der oft sehr schön gedeckten Tische daselbst niederzulassen. Aber Vorsicht: allen Bemühungen um Aktualität zum Trotz existieren einige der genannten Lokalitäten schlichtweg nicht mehr, es heißt also vorher noch im Internet nachrecherchieren.

Ist man nach einem guten Mahl gestärkt – Malta hat eine abwechslungsreiche, gute Küche und ist bekannt für seine schmackhaften Hasen- bzw. Kaninchengerichte – und hat man zum Abschluss von den köstlichen Mehlspeisen probiert, so kann man in Ruhe auch den etwas ausführlicheren und etwas teureren Baedeker zu Rate ziehen, der mit seinen abgerundeten Ecken (praktisch beim Einstecken) und dem nützlichen Gummiband punktet. Unverzeihlicherweise fehlt dem Band eine Stadtkarte der Hauptstadt Valletta, was den sehr guten Gesamteindruck etwas schmälert. Der Band lädt zum Nachschmökern ein, und wer abends im Hotelzimmer noch Zeit und Lust hat, wird ihn dankbar und mit Gewinn zu Rate ziehen. Hatten die Malteser 1565 die Invasion der türkischen Flotte nur mit letzter Kraft – dafür aber für immer – abwehren können, so gelang es den Briten in den Kriegsjahren 1941–42 ebenfalls nur um Haaresbreite, die Besetzung der Insel durch die Deutschen zu verhindern. Man erwartete bereits täglich die Invasion, die Stadt lag in Schutt und Asche, die Flugplätze waren zerstört, es mangelte an Flugbenzin für die Abwehr der feindlichen Luftwaffe, da wurde par ordre du Mufti die schon bereitgestellte deutsche Invasionsarmee abgezogen: der Russlandkrieg bekam Priorität. Den Rest kennt man: Malta wurde sofort wieder aufgerüstet, die Land- und Seeattacken von dort aus versperrten den Achsenmächten die Passage, das Afrikakorps war nicht mehr zu halten, und fast 400.000 Mann gerieten in Kriegsgefangenschaft. Malta 1942 bezeichnete bereits den großen Wendepunkt, der freilich auch unter der Zivilbevölkerung große Opfer forderte. Die britische Befehlszentrale unter der Altstadt von Valletta, die Lascaris War Rooms, ist inzwischen restauriert und lässt sich bei einem Rundgang um die mittelalterlichen Bastionen des Grand Harbour leicht miteinbeziehen. Zur Erholung kann man dann per Aufzug nach oben fahren und im Upper Baracca Garden, bei herrlichem Blick über die Naturhäfen der Stadt, ein Eis schlürfen und der Musik lauschen. Wer will, kann dabei noch in DuMonts Bildatlas Malta blättern, der in eher essayistischer Form „Küstenzauber und Ritterromantik“ der Insel beschreibt; auch hier findet man aber handfeste Informationen über Fahrtzeiten, Unterkünfte und Sehenswertes – der Band im Heftformat ist ideal zum Appetitholen und Nachblättern. Wer gerne wandert, ist gut bedient mit den Karten des Kompass Aktiv Guide Malto Gozo. Viele Menschen möchten auch im Zeitalter von GPS und Internet gerne in Ruhe planen, und wer die Übersicht liebt, wird auf diese nützlichen Karten im Maßstab 1:25.000 und 1:4.500 in praktischer Kunststoffhülle nicht verzichten wollen. Tourenbeschreibungen und eine GPS-Anbindung im Aktiv Guide sind inklusive.

Mein Favorit bei dieser Buchauswahl? Vielleicht Michael Bussmanns Maltaführer im Michael Müller Verlag. Das Buch ist vorzüglich recherchiert, trägt eine persönliche Note und bietet viele Hintergrundinformationen; Bussmann rät auch einmal von etwas ab. Dennoch: sämtliche vorgestellten Bändchen erfüllen die Erwartungen, die man vernünftigerweise an einen Reiseführer stellen kann. Darf ich Ihnen darüber hinaus noch einen weiteren Titel ans Herz legen? Es handelt sich um den Roman von Nicholas Monsarrat, „Der Kaplan von Malta“. Der Bestseller aus dem Jahr 1973 wird auch nach mehr als vierzig Jahren auf der Insel immer noch mit Erfolg verkauft und ist eine romanhafte, aber lesenswerte Einführung in Geschichte und Gegenwart der Insel.

Einerseits das hippe Malta auf der anderen Hafenseite von Valletta, in den Bars von St. Julian‘s; das Malta der Vorzeit, das sich in den Steinzeitrelikten der Inselmitte präsentiert; die hübsche Nachbarinseln Gozo und Comino im Norden mit ihren Stränden und Tauchmöglichkeiten – es ist die Kombination aus Naturerlebnis, Kultur, Gastronomie und Gastfreundlichkeit, die diese reizvolle Insel zur Touristendestination prädestiniert. Sie wollen sich informieren? Wie heißt es schon bei Augustinus: Tolle lege! Nimm und lies! (tk) ˜

Dr. Thomas Kohl (tk) war bis 2016 im Universitäts- und Fachbuchhandel tätig und bereist Südasien seit vielen Jahren regelmäßig. Da Malta über ein Jahrhundert lang den Seeweg nach Indien kontrollierte, war für ihn ein Besuch dort längst überfällig. 

thkohl@t-online.de

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