Betriebswirtschaft

Unternehmen nachhaltig steuern – Green Management

Aus: fachbuchjournal-Ausgabe 3/2023

„Unser Schicksal hängt nicht von den Sternen ab, sondern von unserem Handeln.“ Diese Worte stammen nicht von einem Management-Guru unserer Zeit, sondern von William Shakespeare. Nachhaltigkeit ist ein Megatrend, zentrales Leitbild unserer Gesellschaft und hat sich in den letzten Jahren zu einem eigenständigen Erfolgsfaktor moderner Betriebswirtschaftslehre gemausert. Viele Unternehmen richten ihre Geschäftsmodelle mittlerweile nachhaltig aus. Allein schon, weil ihre Kunden es erwarten. Doch sie sollten keinen Etikettenschwindel betreiben und Gefahr laufen, des Greenwashings überführt zu werden. Drei frisch ausgepackte Herausgeberschriften zur nachhaltigen Unternehmenssteuerung liegen vor.

 

Prieß, Arne (Hrsg.), Green Company Transformation: Ökologische Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor für Unternehmen, Haufe-Verlag, 2022, 297 S., ISBN 978-3-648-16466-2. € 39,95.

 

Klein, Andreas / Kämmer-Burrak, Andrea (Hrsg.), Nachhaltigkeit in der Unternehmensteuerung: Grundlagen, Instrumente, Praxisbeispiele, HaufeVerlag, 2021, 272 S., ISBN 978-3-648-15516-5. € 79,95.

 

Lichtenthaler, Ulrich / Fronapfel, Felix (Hrsg.), Sustainability als Wettbewerbsvorteil: Wie Unternehmen von Nachhaltigkeit und Innovation profitieren, Haufe-Verlag, 2022, 298 S., ISBN 978-3-648-16418-1. € 39,95.

Arne Prieß, Herausgeber des ersten hier zu besprechenden Titels „Green Company Transformation“, leitet ein von ihm gegründetes Beratungs- und Trainingsunternehmen. Zudem initiierte er den HR Fitness Club, ist Speaker, Autor und Moderator. Zehn Autoren hat Prieß in diesem Buch um sich versammelt; zumeist sind es Consultants, Trainer oder Geschäftsführer mittelständischer Unternehmen. Sie alle richten ihren Blick konsequent auf ein Thema: Nachhaltigkeit.

In den ersten drei Kapiteln geht es allgemein um grüne Transformation, um den „Super-KAU“: Klimakatstrophe, Artensterben und Umweltverschmutzung. Dann wird mit „Green New Work“ eine im Kern personalwirtschaftliche Perspektive abgebildet: Die Schaffung eines Arbeitsumfelds, in dem Menschen Themen aktiv mitgestalten und umweltgerecht ausrichten können. Die Botschaft: Green New Work braucht neue Skills, Trigger und ökonomische Anreize. Nachhaltige Unternehmen müssen die Rahmenbedingungen schaffen, damit die Menschen ihre Wünsche in die Ausgestaltung ihrer Arbeit selbst einbringen können.

Man merkt, dass Arne Prieß als Berater tätig ist; er ist zwar kein klassischer Vertreter seiner Zunft, aber packt seine Kernthesen recht geschickt in ein eigenes Modell, das er „HRM Green Wheel“ nennt. Dieser Human-Resource-Management-Ansatz ist mit bekannten, betriebswirtschaftlichen Hilfsmitteln ausgestattet: Audit, Projektmanagement, Lösungsfindung, Renditenkalkulator und Zertifizierung. Dies sind die Zutaten für das grüne Unternehmen von Arne Prieß. Weiter geht es mit dem REM-Filter. Hier ist nicht die Alternative-Rock-Band aus Athens, Georgia gemeint, die sich nach einer Schlafphase des Menschen benannte, in der sich die Augen sehr schnell unter den Lidern bewegen (Rapid Eye Movement). [Persönliche Anmerkung: Leider haben sich REM im Jahr 2011 aufgelöst, sie gehörten zu den besten ihres Genres.] Vielmehr geht es bei Prieß mit REM um die Nachhaltigkeitshebel Ressourcenverbrauch, Emissionen und Müll. Dazu werden konkrete Vorschläge unterbreitet, wie diese Einflussgrößen optimiert werden können, damit sie bestmögliche „Benefits“ spenden. Die Vorgehensweise der Autoren ist sehr strukturiert. Die einzelnen Bausteine fügen sich zu einem schönen Kaleidoskop zusammen. Beispiel: Um das „Green House of Choice“ zu errichten, werden vier Ausbaustufen benötigt. Es geht los mit „HR Green Intern“. Das Ziel liegt in der Ausgestaltung einer möglichst ressourcensparenden HRArbeit. Der zweite Schritt ist „HR Green Concepts“. Damit sind geeignete Verhaltensweisen von Mitarbeitern, Partnern und Lieferanten gemeint. Im dritten Schritt fokussiert sich das grüne Haus auf die Transformation zu einem ökologisch nachhaltigen Unternehmen („Green Company“). Schließlich stellt die letzte Ausbaustufe die „Green World“ dar: Wenn Unternehmen in ihrem Umfeld aktiven Klima-, Arten- und Umweltschutz betreiben. Erfreulich, dass bei der Ausgestaltung des Vier-Stufen-Bauplans nicht bloß Floskeln auftauchen; vielmehr liefern die Autoren auf 30 Seiten Beispiele, wie das „Green House of Choice“ konkret aussehen kann.

Mehrfach betonen die Verfasser die Bedeutung der Digitalisierung beim Aufbau dieses grünen Hauses. Sie verweisen auf die Nutzung von Open-Source-Software (der Abkehr von herstellerspezifischen IT-Lösungen), Green Hosting (dem Einsatz erneuerbarer Technologien in Rechenzentren) oder der Recyclingfähigkeit von IT-Hardware. Das Ziel ist eine papierlose HR-Abteilung. Dies gilt zum Beispiel für das Recruiting und das Onboarding von Personal. Das Buch liefert hilfreiche Tipps für die „Green Company Transformation“. Die Autoren berichten von acht Schritten zur grünen Zertifizierung und von staatlichen Fördermöglichkeiten auf dem Weg dorthin. Aber auch vom grünen Employer Branding: Wie sich Unternehmen als attraktive (umweltgerechte) Arbeitgeber von der Konkurrenz abheben können. Dafür werden vier Bausteine benötigt:

• Angebotsgetriebenes Employer Branding: Eine Produktpalette anbieten, die beispielsweise auf Mikroplastik verzichtet.

• Prozessgetriebenes Employer Branding: Die Arbeitsweise ist nachhaltig. Dazu zählen das Verbot von Inlandsflügen für Mitarbeiter oder die Abschaffung gedruckter Kataloge (Ikea).

• Kulturgetriebenes Employer Branding: Ein Beispiel dafür ist, dass Bierbrauer einen Teil des Kastenpreises in ökologische Projekte investieren.

• Rundum-Paket-getriebenes Employer Branding: Die gesamtheitliche Positionierung als Green Company. Unternehmen, die schneller als ihre Konkurrenten klimaneutral werden.

Das Buch endet mit einem Green Company Selbst-Audit, also mit einem Selbsttest zur Bewertung „grüner Bemühungen“ in Unternehmen. Dadurch kann der Leser sein Unternehmen in die vier Ausbaustufen des Green House of Choice eigenständig einordnen.

„Green Company Transformation“ ist ein leidenschaftliches Buch. Die Autoren kämpfen vehement für ihre Sache, heben dabei zum Glück aber nicht ständig anklagend den Zeigefinger. Nicht von ungefähr widmet Prieß diese Schrift seinem dritten Sohn. Er möchte einen „kleinen Beitrag“ dafür leisten, ihm eine lebenswerte Welt zu hinterlassen. Mit diesem Buch gelingt ihm zumindest ein Schritt in diese Richtung. Wie es sich für einen Berater gehört, beschreibt Prieß nicht nur das Problem, er liefert auch gleich Lösungen. Zur Zielgruppe zählen nicht nur HR-Manager. Eigentlich richtet sich das Buch an alle Menschen, die sich für Nachhaltigkeit interessieren.

Der Aufbau von „Green Company Transformation“ ist vor allem eines: Anwendungsorientiert. Das Buch liest sich wie aus einem Guss, und es ist auch optisch gelungen, was keine Selbstverständlichkeit für eine Herausgeberschrift ist. Von den drei Säulen der Nachhaltigkeit dreht es sich hier vor allem um die ökologische Ausrichtung. Aber auch die ökonomische und die soziale Komponente finden darin Platz. Prieß weist den Weg, wie eine nachhaltige Arbeitswelt aussehen sollte, mit wertvollen Ratschlägen für eine konkrete Umsetzung. Dem wichtigen Buch ist eine weite Verbreitung zu wünschen.

Das zweite vorliegende Buch bezieht sich auf eine nachhaltige Ausgestaltung des Controllings und beginnt mit einem Interview mit Péter Horváth zum Thema „Sustainability und Controlling“. Das ist spannend zu lesen, nicht zuletzt weil Péter Horváth maßgeblich die Entwicklung des Controllings in Deutschland prägte, nicht nur als Hochschullehrer, sondern auch als Gründer und jahrelanger Vorsitzender des Aufsichtsrats der Beratungsgesellschaft Horváth und Partners. In diesem Consultinghaus ist Andrea Kämmler-Burrak angestellt und vertritt dort insbesondere die Themen Performance Management und Corporate Sustainability. Andreas Klein ist Professor für Controlling und International Accounting an der Hochschule Heidelberg. An „Nachhaltigkeit in der Unternehmenssteuerung“ haben über 20 Experten mitgewirkt. Die meisten davon sind für Horváth und Partners tätig. Im Anschluss an das Interview gliedert sich das Buch in drei Hauptabschnitte: Grundlagen, Instrumente und Umsetzung sowie Praxisbeispiele. Interessierte Leser werden sich über die kleine Literaturrecherche am Schluss freuen. Die 14 Artikel haben ein hohes wissenschaftliches Niveau.

Experten aus den Bereichen Finanzen und Controlling, Führungskräfte, einschlägige Berater und Studierende höherer Semester werden die Beiträge mit Interesse aufnehmen. Für Leser, die sich eher allgemein mit Nachhaltigkeit beschäftigen, ist das Buch zu „Controlling-spezifisch“. Zunächst verweisen die Autoren auf die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit für das Controlling. Zu Recht monieren die beiden Herausgeber in ihrem Vorwort, dass Controlling bei Nachhaltigkeit „leider oft noch an der Seitenlinie“ steht. Die Autoren plädieren daher für eine neue Sichtweise und eine Öffnung des Finanzbereichs in Richtung Nachhaltigkeit. So werden Regelwerke für das Nachhaltigkeitsmanagement beschrieben, die schon heute bedeutsam für Controlling und Performance Management sind. Die vier Beiträge des Grundlagenteils zielen aber nicht nur auf das Rechnungswesen. Sie behandeln auch die Strategiefindung von Unternehmen im Allgemeinen, immer mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit. Das dritte Kapitel „Instrumente und Umsetzung“ beginnt mit einem Beitrag zum ESG-Management (Environment, Social, Governance). Darin stellen die Verfasser eine Umweltanalyse zur Erkennung von Risiken im Nachhaltigkeitsmanagement vor. Zur Lösung bauen sie ein SKS-Modell auf, das unternehmerische Veränderungsprozesse über Strategie, Kultur und Struktur abbildet. Ihre Gedanken betten die Autoren in das in der Betriebswirtschaftslehre seit einigen Jahren diskutierte Business-Modell Canvas ein. Sehr interessant ist ein Beitrag zu einem Controlling-Risikomanagement-Modell. Hier werden Lösungen, vor allem unter Zuhilfenahme der Szenario-Technik, gut verständlich aufgezeigt, die zur Verbesserung der NachhaltigkeitsResilienz beitragen. Ins Eingemachte geht ein Beitrag zur Ableitung von Nachhaltigkeitskennzahlen. Dazu werden eine Reihe relevanter Nachhaltigkeitsindikatoren vorgestellt, definiert und interpretiert. Zur Visualisierung der Kennzahlen dient ein Dashboard. In einem weiteren Artikel ist das Nachhaltigkeitscontrolling in ein Lebenszyklusmodell eingebunden (Lifecycle-Costing). Später wird ein direkter Bezug zum Supply Chain Management hergestellt: Wie kann die Supply-Chain-Performance gesteigert werden? Zur Lösung tragen beispielsweise die Tools Sustainable Network Transformation (der Aufbau eines nachhaltigen Lieferkettennetzwerks) sowie Sustainable Transport Management bei: Die Schaffung einer geeigneten Transport- und Ladeinfrastruktur.

Das Buch endet mit Praxisbeispielen. Sie zeigen das Nachhaltigkeitsmanagement in der DATEV und dem Naturkosmetikhersteller Börlind auf. So setzt sich die Nachhaltigkeitsstrategie von Börlind aus sechs Bausteinen zusammen. Ihren Ansatz integrieren die Verfasser in ein CSR-Modell (Corporate Social Responsibility). Dadurch hat sich der Carbon Footprint von Börlind deutlich verbessert. Ein weiteres Beispiel beschäftigt sich mit einem Phantomunternehmen, das in der Automobilindustrie angesiedelt ist.

Fazit: Klein, Kämmer-Burrak und ihre Autorenschaft werben zu Recht dafür, dass Rechnungswesen und Controlling bei der Verfolgung von Nachhaltigkeitsstrategien eine Schlüsselrolle zukommt. Sie stellen Werkzeuge und Konzepte vor, die helfen, dieser Aufgabe gerecht zu werden. Das Buch pendelt sich irgendwo zwischen Grundlagenlektüre für Controller und Praxisratgeber ein, immer den Blick auf Nachhaltigkeit gerichtet. Die vorgestellten Ansätze sind in sich geschlossen und haben Substanz. Natürlich wird häufig aus der Beraterperspektive berichtet und dabei mehr auf das Ganze (Top Floor) als auf die operative Umsetzung im Tagesgeschäft (Shop Floor) gezielt. Leser, die sich für diese eher strategische Herangehensweise begeistern, werden ihre Freude an dem Buch haben. Auch allein schon wegen des Eingangsinterviews mit Péter Horváth ist „Nachhaltigkeit in der Unternehmenssteuerung“ lesens- und empfehlenswert.

Das dritte Buch schlägt einen anderen Weg ein. Herausgegeben wurde „Sustainability als Wettbewerbsvorteil“ von Ulrich Lichtenthaler und Felix Fronapfel. Lichtenthaler ist Professor für Management und Entrepreneurship an der International School of Management in Köln. Fronapfel ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Entrepreneurship Institute der selben Hochschule und Doktorand an einer schottischen Universität. Die beiden Herausgeber haben das erste Kapitel, ein längeres Vorwort, verfasst. Die restlichen 16 Beiträge stammen von anderen Autoren. Diese sind in die drei Hauptbereiche Nachhaltigkeit und Transformation, Nachhaltigkeit und Innovation sowie Nachhaltigkeit und Wertschöpfung untergliedert; allerdings erscheint die Zuordnung der Artikel in diese drei Rubriken mitunter ein wenig willkürlich.

„Sustainability als Wettbewerbsvorteil“ ist kein wissenschaftliches Buch, sondern eine Aneinanderreihung von Best-Practice-Beispielen. Wer sich darüber informieren möchte, wie Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen mit dem Thema Nachhaltigkeit umgehen, liegt hier richtig. Leser, die sich eher einen geschlossenen, modellhaften Ansatz zur Nachhaltigkeit wünschen, sollten nicht zu diesem Buch greifen.

Es kommt zu einer recht bunten Mischung von Unternehmen in „Sustainability als Wettbewerbsvorteil“. Darunter finden sich große, etablierte Konzerne ebenso wie kleine Start-ups oder sonstige Organisationen (Stadtwerke Iserlohn, Häfen und Güterverkehr Köln). Da sich jeder Autor auf seine Weise mit der Thematik auseinandersetzt, bleibt es nicht aus, dass es zu Wiederholungen kommt (Digitalisierung, Corporate Social Responsibility, Innovation). Dies ist zwar nicht unbedingt stringent, hat aber den Vorteil, die unterschiedlichen Begriffsauslegungen miteinander abgleichen zu können.

Zu den bekannten Unternehmen zählen Audi, Coca Cola, dm, HSBC, Mast Jägermeister und Miele. Es ist schon interessant zu lesen, wie sich Coca Cola mit Nachhaltigkeit auseinandersetzt, erscheint das Unternehmen doch auf den ersten Blick nicht unbedingt als „grün“. Auslöser waren die Olympischen Spiele in Australien im Jahr 2000. Der Erfrischungsgetränkeanbieter platzierte eine Vielzahl an Kühlschränken so in den Stadien, dass die Besucher bestmöglich mit kühlen Getränken während der Spiele versorgt werden konnten. Dies rief Greenpeace auf den Plan. Sie nannten ihre an Coca Cola angelehnte Kampagne „Enjoy Climate Change!“. Schließlich wurden die Kühlschränke mit dem Klimakiller FCKW betrieben. Greenpeace zeigte dazu auf Transparenten drei Eisbären auf schmelzenden Eisschollen. Dies führte dazu, dass Coca Cola und Greenpeace sich zusammensetzten. Der Getränkehersteller verpflichtete sich, die Entwicklung FCKW-freier Kühlschränke zu unterstützen und nur noch diese Geräte ab einem bestimmten Zeitpunkt einzukaufen. Auch lernte Coca Cola, nicht länger große, offene Kühlregale zu verwenden, aus denen sich die Ware „ohne Barriere des Türöffnens“ zwar leichter verkaufen lässt, die aber einen sehr hohen Energieverbrauch haben.

Ein weiteres, spannendes Beispiel liefert die Drogeriekette dm. Das Unternehmen setzt mit seinem Programm „Pro Climate“ Branchenstandards. Eine Führungskraft von dm beschreibt die Einführung dieser klimaneutralen Produkte. Das Projekt „Pro Climate“ wurde in den drei Schritten Ökobilanz, Reduktion und Kompensation umgesetzt. Zunächst erfolgte die Identifikation von 14 Produktanwendungsgebieten, für die (von der TU Berlin) Ökobilanzen aufgebaut wurden. Darauf basierend wurden „Hotspots“ definiert, die einen möglichst großen Stellhebel für die Reduktion von Umweltbelastungen aufwiesen. Daraus leitete sich das neu zu entwickelnde „Pro-Climate“-Sortiment ab. Schließlich sollten die nicht vermeidbaren Umweltauswirkungen mit Hilfe geeigneter Projekte verursachungsgerecht kompensiert werden. Im Frühjahr 2021 erfolgte der Produktlaunch von „Pro Climate“ bei dm. In eine ganz andere Welt taucht der Leser mit zwei Autorinnen ab, die davon berichten, wie Nachhaltigkeit in die usbekische Baumwollwirtschaft einzog. Usbekistan ist einer der größten Baumwollproduzenten weltweit. Für die Baumwollernte wurden jahrelang Millionen von Menschen unter Zwang rekrutiert. Darunter Kinder und Staatsangestellte, wie Lehrkräfte oder medizinisches Personal. Als Reaktion untersagten viele internationale Einzelhandelsund Markenunternehmen den Einsatz usbekischer Baumwolle in ihren Textilprodukten. Seit dem Jahr 2016 leitet ein neuer Präsident die Geschicke in Usbekistan. Der Einsatz von Zwangsarbeitern wird seitdem strafrechtlich verfolgt. Außerdem erfolgte die Privatisierung des Baumwollsektors, der zuvor von Staatsunternehmen kontrolliert wurde. Auch erhalten die Pflücker heute deutlich mehr Lohn. Im Jahre 2019 legte die GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) ein Programm für eine nachhaltige Baumwollwirtschaft in Usbekistan auf. Die konventionell bewirtschafteten Baumwollfelder werden nun Schritt für Schritt durch nachhaltige Anbaumethoden ersetzt. Auch die Verarbeitung und den Versand der Baumwolle regeln jetzt neue Standards.

Diese und weitere Beiträge prägen „Sustainability als Wettbewerbsvorteil“. Sie zeigen, wie wertvoll eine stimmige Nachhaltigkeitskommunikation für Unternehmen ist, welche Effekte von ihr ins Umfeld strahlen und wie wichtig sie für die Neuausrichtung von Geschäftsmodellen sind. Die Kunst von Lichtenthaler und Fronapfel besteht nicht darin, die Thematik selbst bearbeitet, sondern viele Nachhaltigkeitsexperten gefunden und in ihrem Buch vereint zu haben.

Fazit zu allen drei Büchern: Jedes davon ist auf seine Weise lesenswert. Abschließend sei der Hinweis gestattet, dass die deutsche Rockband Die Ärzte in ihrem Lied „Deine Schuld“ die Stimmung einer ganzen Generation zur Nachhaltigkeit ganz gut auf den Punkt bringen: „Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär‘ nur deine Schuld, wenn sie so bleibt“. (hw)

Prof. Dr. Hartmut Werner lehrt Controlling und Logistikmanagement an der Hochschule RheinMain (Wiesbaden Business School).

Hartmut.Werner@hs-rm.de

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