Studie von ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft zeigt: Die Prinzipien von Open Science werden
von Wirtschaftsforschenden vollends befürwortet. Für die tägliche Praxis jedoch gibt es hohen Unterstützungsbedarf
Die Forderung nach Transparenz und Nachvollziehbarkeit in den Wirtschaftswissenschaften hat in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen. Die aktuelle Corona-Krise hat die Wissenschaftskommunikation nun noch einmal stark dynamisiert. Eine ZBW-Studie zeigt, dass Wirtschaftsforschende in Deutschland Open Science befürworten, jedoch noch grundlegende Hilfestellungen benötigen, wenn es darum geht, Offenheit und Transparenz in der Praxis nachhaltig umzusetzen.
Im Rahmen der bundesweiten Online-Umfrage „Zur Bedeutung von Open-Science-Praktiken in den Wirtschaftswissenschaften“ untersuchte die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, welche Rolle Open Science bereits im Arbeitsalltag von Ökonom*innen spielt. Erfasst wurden Informationen zu Bekanntheit, Einstellung, Anwendung, Barrieren, Anreizen sowie zum Unterstützungsbedarf.
Das Ergebnis: Der Begriff „Open Science“ ist unter den 300 befragten Ökonom*innen aus BWL und VWL überwiegend geläufig und es gibt eine breite Zustimmung zu den allgemeinen Prinzipien von „Open Science“. Folgende Aussagen fanden dabei die höchsten Zustimmungswerte: (1) Replizierbarkeit von Forschungsergebnissen ist ein wichtiges Kriterium für Glaubwürdigkeit, (2) Ergebnisse öffentlicher Forschung sollten frei zugänglich sein, (3) Forschungsergebnisse und die Anwendung von Methoden sollten unabhängig davon bewertet werden, wo sie am Ende publiziert werden, d.h. unabhängig von der Reputation des Journals. Die Einbindung gesellschaftlicher Akteure im Kontext von Community/Citizen Science sehen Ökonom*innen hingegen eher skeptisch.
Trotz positiver Entwicklungen birgt die Praxis noch einige Herausforderungen. Nur 34 Prozent aller Ökonom*innen haben nach eigenen Angaben schon einmal im Open Access publiziert. Von allen Wirtschaftswissenschaftler*innen, die mit Forschungsdaten arbeiten (ungefähr vier von fünf) nutzen zwar 56 Prozent die Daten anderer, aber nur 44 Prozent haben schon einmal eine Publikation mit zugrunde liegenden Daten verlinkt und nur 15 Prozent haben reine Daten über ein Repository zugänglich gemacht.
Dass Einstellung und tägliche Praxis auseinanderliegen, liegt unter anderem daran, dass die Befragten keine Zeit haben (43 Prozent), sich mit dem Thema „Open Science“ zu befassen und sich hier konkrete Unterstützung wünschen. Diese erstreckt sich von einem Überblick zu Plattformen, Werkzeugen und Anwendungen (84 Prozent) bis hin zu Unterstützung zur verbesserten Replizierbarkeit eigener Forschungsergebnisse (50 Prozent).
Studienbericht: http://hdl.handle.net/10419/220086