Die kürzlich eröffnete Stadtteilbibliothek Huttrop bringt neues Leben in ein ehemaliges Supermarktgebäude. Die Innenraumgestaltung durch das Beratungs- und Designbüro includi hat einen hohen Erlebniswert. Das verleiht diesem einladenden und integrativen dritten Ort für alle Altersgruppen eine zusätzliche Dimension.
Die Stadtteilbibliothek Huttrop der Stadtbibliothek Essen ist einer der Standorte mit dem größten Medienangebot und der höchsten Ausleihzahl. Die Bibliothek war gezwungen umzuziehen, da das bisherige Gebäude nicht mehr zur Verfügung stand. In einem leerstehenden Supermarkt an der Stadtgrenze zu Essen-Steele fand sie ihr neues Zuhause. Der neue Standort ist verkehrsgünstig gelegen und bietet ausreichende Parkmöglichkeiten. Zunächst musste das Gebäude baulich und architektonisch für die neue Funktion hergerichtet werden. Doch wie verwandelt man mit einem begrenzten Budget einen großen, offenen Raum in eine einzigartige und einladende Bibliothek?
Sein, wer du bist
Das includi team organisierte Design-Workshops und Nutzerumfragen, um die Bedürfnisse der Besucher*innen aus Huttrop und des Bibliotheksteams zu verstehen.
„In diversen Workshops haben wir mit allen Mitarbeitenden ein Versprechen herausgearbeitet“, erklärt Anja Flicker, Leiterin der Stadtbibliothek Essen. „Die Bibliothek soll ein einzigartiger, einladender Treffpunkt sein. Ein Ort der begeistert, inspiriert und vielfältige Möglichkeiten bietet. Alle sind willkommen. Hier findest du Unterstützung, hier kannst du sein wer du bist, hier darfst du dich zuhause fühlen.“
Während des Design-Workshops wurde das Thema der visuellen Identität der Bibliothek festgelegt. Es soll an das geschichtsträchtige Essener Industriegebiet anknüpfen, im Volksmund liebevoll “Ruhrpott” genannt. Außerdem gab includi architektonische Ratschläge, um die Funktion des dritten Ortes innerhalb des Gebäudes zu stärken und – durch gezielte Entkernung – die ehemalige Supermarktatmosphäre verschwinden zu lassen.
Industrielle Vergangenheit
Die Bibliothek Huttrop ist eine großflächige, multifunktionale Einrichtung ohne geschlossene Räume, mit Ausnahme der Büros des Bibliotheksteams. Die industrielle Vergangenheit wird auf moderne Weise in einem farbenfrohen Interieur lebendig. Sowohl subtile als auch auffällige Bezüge zur Stahl- und Kohleindustrie sind zu entdecken. Das schafft Wiedererkennungswert, ein vertrautes Gefühl und auch Staunen. Durch das Entfernen von Wänden und Decken kamen ursprüngliche Steinwände und Betonelemente zum Vorschein, die einen rohen industriellen Look erzeugen. Mit vielen Metallelementen im Inneren, wie dem XL-Bücherregal aus schwarzem Stahl und Kokons aus Stahl, strahlt die Bibliothek eine einzigartige Atmosphäre aus.
Gemütlich und einladend
In der gemütlichen Kaffeebar mit Infothek fühlt sich Jede*r beim Betreten sofort willkommen. Durch eine geschickte Raumaufteilung wurden separate Zonen für verschiedene Altersgruppen und Interessen geschaffen, die jeweils mit bequemen Sitzgelegenheiten ausgestattet sind, vom Gemeinschaftstisch bis zu den gemütlichen Kokons. „In dieser einladenden Bibliothekslandschaft im industriellen Look steht das Erlebnis im Mittelpunkt“, erzählt Vera Schneider, Innenarchitektin bei includi. „Jugendliche können sich zum Beispiel in ein Baumhaus oder in eine markante, robuste Hütte im Jugendbereich zurückziehen. Lern- und Arbeitsplätze vor den Fenstern bilden eine Sitzlandschaft und stärken den Bezug zum Außenraum. Diese Anordnung lädt Passant*innen ein, einen Blick ins Innere zu werfen. Mach das unbedingt, denn hier gibt es immer etwas zu erleben.“
Projektnachweise
Auftraggeber: Stadtbibliothek Essen
Standort: Huttrop, Essen, Deutschland
Fläche: 700 qm
Research, Strategie, Design, künstlerische Leitung: includi (Team: Vera Schneider, Aat Vos, Hélène IJsselstijn, Jasper Poortvliet, Tessa Wennink, Eunice Ma, Thijs Alberts)
Baupartner: Team Stonepark (Schreiner), Planungsbüro Bause (Gebäudearchitektur)
Fotografie: Marco Heyda/includi