Astronomie

Eher kleine Petrischalen als exotische Ökosysteme?

Aus: fachbuchjournal Ausgabe 4/2018

 

Aleksandar Janjic: Lebensraum Universum. Einführung in die Exoökologie. Springer Verlag 2017. ISBN 978-3-662-54786-1. Softcover + eBook € 19,99

Herr Janjic, Ihre Buchvorstellung bei der Leipziger Buchmesse im März 2018 war überraschend. Dort hörten Ihnen sehr viele junge Zuhörer aufmerksam zu und diskutierten mit Ihnen sehr rege über Ihr Fachgebiet. Sind Jugendliche für das Thema außerirdische Lebensformen besonders empfänglich?

Wenn ich an Schulen Vorträge halte, ist das Echo durchaus gewaltig. Jedoch muss ich in den Diskussionen fast immer einlenken, da das wissenschaftliche Feld der Astrobiologie durch die gängigen Medien wie zum Beispiel Fernsehsender ausgebeutet wird und Jugendliche genau diese Bereiche, also Youtube und „Dokumentationen“, konsumieren.

Da wird die Neugierde auf das Unbekannte oder mehr das ET-Gefühl oder gar das Godzilla-Gruseln bedient? Und es spielen dabei auch spektakuläre Verschwörungstheorien über Aliens und Außerirdische mit?

Fast immer beziehen sich Jugendliche auf Aussagen aus „Dokumentationen“ über Verschwörungstheorien, seien es UFO-Entführungen oder Geheimhaltungen der NASA. Es ist schon schade, dass so etwas die Diskussionen bestimmen würde, wenn man die Jugendlichen unter sich ließe. Dabei hat die Astrobiologie in diesem Jahrhundert so viel Greiffestes zu bieten – manches ist sogar spektakulärer als alles, was Verschwörungstheorien zu bieten haben, seien es bevorstehende Landungen auf Monden mit verborgenen Ozeanen oder metertiefe Bodenbohrungen im Mars.

Sie studieren an der Technischen Universität München Ökologie und Astrophysik, heute also offensichtlich keine Gegensätze mehr. Wissen Sie schon, nach welchen Biosignaturen auf fernen Himmelskörpern wir suchen sollten, um extraterrestrische Ökosysteme aufspüren zu können und wie definieren Sie letztere überhaupt?

Wir müssen nach Biosignaturen Ausschau halten, die ein atmosphärisches Ungleichgewicht „andeuten“. So befindet sich unsere Erde etwa in einem solchen Ungleichgewicht: Eigentlich müsste das Methan in der Atmosphäre innerhalb von maximal zwei Jahrzehnten mit Sauerstoff reagieren. Die gleichzeitige Existenz zeigt uns aber, dass Methan irgendwo ständig nachgepumpt wird – und zwar von Mikroorganismen. Tatsächlich ist der Fund eines Sauerstoff-Methan-Gemisches in einer außerirdischen Atmosphäre heute das Hauptziel, wenngleich man auch Ausschau nach Kohlenstoffdioxid oder Stickstoff-Verbindungen hält. Es gibt hierbei jedoch immer zwei Gefahren: Einerseits die false positives, dass wir also z.B. Sauerstoff in einer Atmosphäre entdecken, dieses aber in Wirklichkeit rein abiotisch – zum Beispiel durch Spaltung von Wasserdampf durch UV-Strahlung des Sterns – gebildet wurde.

Wir würden also fälschlicherweise von biologischen Signaturen sprechen, obwohl rein geologische oder andere abiotische Aspekte verantwortlich sind?

Ja, und auch das genaue Gegenteil ist eine Schwierigkeit der Astrobiologie: die sogenannten false negatives. Hier würden wir einen Planeten als „tot“ bezeichnen, weil er zum Beispiel keinerlei Sauerstoff in der Atmosphäre aufweist. Dabei wissen wir, dass die Erde in der Urzeit fast keinen Sauerstoff in der Atmosphäre hatte, aber durchaus lebendig war – etwas, das wir „hidden ecosystems“ nennen. Wir würden einen Planeten also als nicht-lebendig einstufen, obwohl er verborgene Ökosysteme, wie auf der Urerde, haben könnte. Natürlich lässt sich nie ausschließen, dass auch völlig andersartiges Leben existiert, das ganz andere Stoffe benötigt. Diese „kryptischen Ökosysteme“, wie wir sie nennen, sind aber nicht das Hauptziel der heutigen Exoplanetenforschung. Wir suchen derzeit tatsächlich nach einem erdähnlichen Planeten, etwas anderes bleibt uns in unserer Situation auch nicht übrig, da die Erde derzeit nun mal die einzige Referenz für eine lebendige Welt ist.

Was ist Ihre Prognose: Werden wir noch in absehbarer Zeit, sagen wir mal noch in diesem Jahrhundert, einen Exoplaneten mit Leben nachweisen können, also außerirdische Lebensformen finden?

Bezüglich Exoplaneten bin ich pessimistisch – selbst wenn wir einen starken Hinweis finden, können wir nie völlig ausschließen, dass abiotische Verhältnisse, also false positives, dafür verantwortlich sind. Bevor man als Astrobiologie das „Leben“ verstehen will, muss man zunächst das „Nicht-Leben“ vollkommen verstehen und alle abiotischen Möglichkeiten ausschließen; sonst herrscht immer Verwechslungsgefahr. Da wir in absehbarer Zeit keinen Exoplaneten erreichen werden, bleibt der Nachweis von Leben somit eine „x+20-Jahre“-Wissenschaft, bei der jede Generation annimmt, es wäre soweit, aber am Ende nichts geschieht. Es gibt zwar die potentielle Möglichkeit, dass wir eindeutige Spuren von intelligenten Außerirdischen finden, das halte ich jedoch für äußerst spekulativ.

Wo sehen Sie als Astrobiologe dann „konkrete“ Chancen?

Ich sehe die Chancen überhaupt nicht so sehr weit draußen, sondern in diesem Jahrhundert eher direkt bei uns im Sonnensystem: Die neuen Missionen für den Mars, aber auch für die Monde Enceladus, Europa und Titan, sind vielversprechend, da wir hier tatsächlich vor Ort untersuchen können, was false positives zu einem kleineren Problem macht als bei Exoplaneten. Auch eine letzte Möglichkeit will ich als Astrobiologe nennen: Es ist für dieses Jahrhundert nicht auszuschließen, dass „fremdes“ Leben entsteht – und zwar auf der Erde. Die synthetische Biologie und Xenobiologie, aber auch die Informationstechnologie, lassen es für dieses Jahrhundert nicht ganz unwahrscheinlich erscheinen, dass erste „künstliche“ Zellen oder andere Entitäten das Licht der Welt erblicken. Viel eher also kleine Petrischalen als exotische Ökosysteme, und keine großen außerirdischen Landschaften. Es bleibt spannend, so oder so.

Vielen Dank, Herr Janjic. Viele weitere Details wird man 2019 in der zweiten, überarbeiteten und sehr viel umfangreicheren Auflage Ihres Buches nachlesen können. Das wird dann keine „Einführung“ mehr sein, sondern eher schon ein Fachbuch. Wir sind gespannt.

 

 

Neil deGrasse Tyson, Michael A. Strauss, J. Richard Gott: Welcome to the Universe: An Astrophysical Tour. 472 Seiten, gebunden. Princeton University Press 2016.

ISBN 978-0-691-15724-5

Dieses englischsprachige Buch entstand aus einer Vorlesungsreihe an der Princeton University, die mehrere Jahre lang als Einführung in die Astronomie für Studenten aller Fachbereiche angeboten wurde. Die einzelnen Kapitel decken Themengebiete wie das Planetensystem, Sterne, Milchstraße, Galaxien und Kosmologie ab, ein strukturierter Einführungskurs, wie man ihn für Studenten der Physik und Astronomie erwarten würde, ist dies aber nicht. Vom Niveau her ist das Buch gut verständlich, im Erzählstil geschrieben. Auf mathematische Formeln wird größtenteils verzichtet. Der Leser erhält so einen Einblick in die moderne Astronomie, der auch für Nichtphysiker interessant ist.

 

Neil deGrasse Tyson, Michael A. Strauss, J. Richard Gott: Welcome to the Universe: The Problem Book 235 Seiten, Paperback. Princeton University Press 2017.

ISBN 978-0-691-17781-6

Als Begleitbuch zu „Welcome to the Universe” veröffentlichten die Autoren diese englischsprachige Aufgabensammlung mit über 120 Aufgaben, welche die Themengebiete des Einführungskurses vollständig abdecken und vertiefen. Vom Schwierigkeitsgrad her sind die Fragestellungen größtenteils mit soliden Kenntnissen der Oberstufenphysik zu lösen. Mathematische Kenntnisse, die wesentlich über die Schulalgebra hinausgehen, werden nicht gebraucht. Im zweiten Teil dieses Buchs findet man die ausführlich kommentierten Lösungen.

 

Neil Degrasse Tyson: Das Universum für Eilige. 192 Seiten, gebunden. Carl Hanser Verlag München 2018. 

ISBN 978-3-446-25835-8. € 17,00

Der im englischsprachigen Raum sehr bekannte Astrophysiker führt den Leser, der für einen Kurs an der Volkshochschule, für Dokumentarfilme oder Fachliteratur zu beschäftigt ist, in die Welt der modernen Astrophysik ein. Die Themen, die er behandelt, decken weite Bereiche der Astronomie ab, unter anderem die Grundlagen der Elementarteilchenphysik mit den zugrunde liegenden Wechselwirkungen, den Urknall, die Elementesynthese, dunkle Energie und dunkle Materie, Exoplaneten und die Astrobiologie. Natürlich ersetzt die Lektüre der zwölf Essays dieses Buchs keine systematische Einführung in die Astronomie, aber sie ist sehr unterhaltsam, mit einer Prise Humor geschrieben und gut verständlich.

 

Stefan Klein: Das All und das Nichts. Von der Schönheit des Universums. 240 Seiten, gebunden. S. Fischer Verlag Frankfurt 2017. 

ISBN 978-3-10-397261. € 20,00

Die moderne Physik und die darauf beruhende Beschreibung des Universums hat eine Vielzahl von neuen Erkenntnissen, aber auch eine Menge neuer Fragen aufgeworfen. Der Autor führt den Leser in diesem Buch in diese Gedankenwelt und den Stand der modernen Physik und Astrophysik ein. Vorkenntnisse werden nicht vorausgesetzt, das Buch ist für Laien gut verständlich und spannend geschrieben. Die Themen decken unter anderem Gebiete der Relativitätstheorie und Quantentheorie ab, die modernen Theorien zum Urknall, dunkler Materie und Energie werden vorgestellt, auch die Frage nach Leben auf anderen Planeten tauchen auf. Interessant ist die Vorgehensweise: Als Aufhänger für die einzelnen Kapitel dienen oftmals Alltagserfahrungen, aber auch eine erfundene Kriminalgeschichte. Wie der Autor es beispielsweise erreicht, von der morgendlichen Beobachtung eines ergrauenden Barts im Spiegel auf die zeitliche Entwicklung des Universums zu kommen, ist schon ungewöhnlich. Die Anmerkungen des Autors am Schluss des Buchs geben weitere vertiefende Einblicke.

 

Sibylle Anderl: Das Universum und ich. Die Philosophie der Astrophysik. 256 Seiten, gebunden. Carl Hanser Verlag 2017. 

ISBN 978-3-446-25663-7. € 22,00

Dieses Buch ist nicht die übliche Einführung in den aktuellen Wissensstand über das Universum, vielmehr geht die Autorin, eine promovierte Astrophysikerin mit einem weiteren Abschluss in Philosophie, der Frage nach, wie dieses Wissen überhaupt zustande kommt. Können wir den Ergebnissen überhaupt trauen oder sieht der Kosmos vielleicht doch ganz anders aus? Lebhaft, mit viel Insiderwissen und persönlichen Erlebnissen schildert die Autorin den modernen Wissenschaftsbetrieb in der astronomischen Forschung in Theorie und in der Beobachtung, der so gar nichts zu tun hat mit der romantischen Vorstellung des Astronomen, der die Nacht hinter seinem Fernrohr verbringt. Sie beschreibt die mühsame Gewinnung und Reduzierung von Daten, die Simulationen und Modellrechnungen, von einem Universum, an dem man keine Experimente vornehmen kann, sondern aus der Vielfalt der Phänomene unser Wissen extrahieren muss. Ein spannendes Buch über Philosophie und Astrophysik.

 

R. Jaumann, U. Köhler, F. Sohl, D. Tirsch, S. Pieth: Expedition zu fremden Welten. 20 Milliarden Kilometer durch das Sonnensystem. 381 Seiten, Hardcover. Springer Verlag 2018. 

ISBN 978-3-662-54995-7. € 29,99

In den vergangenen Jahrzehnten wurden in zahlreichen Raumsondenmissionen die Sonne, alle großen Planeten, eine Vielzahl ihrer Monde, viele Zwerg- und Kleinplaneten und einige Kometen aufgesucht und aus der Nähe untersucht. Eine reiche Ausbeute an Nahaufnahmen (eine große und repräsentative Auswahl ist hier abgebildet) und die Messdaten anderer Instrumente ermöglichen einen viel detaillierteren Blick auf diese Himmelskörper als mit erdgebundenen Teleskopen. So verwundert es nicht unbedingt, dass die Autoren keine klassischen Astronomen sind, sondern Planetologen, Geologen, Planetenphysiker und Spezialisten für die Bildbearbeitung. Die Himmelskörper, ihr innerer Aufbau, ihre Atmosphären, ihre Oberflächenformationen und Theorien ihrer zeitlichen Entwicklung werden detailliert beschrieben. Der Leser erhält so einen unterhaltsamen, gut lesbaren Einblick in den aktu- ellen Stand der Forschung unserer unmittelbaren kosmischen Umgebung.

 

Lawrence M. Krauss: Das größte Abenteuer der Menschheit. Vom Versuch, das Universum zu entschlüsseln. 384 Seiten, 65 Abbildungen, gebunden. Albrecht Knaus Verlag München 2018. 

ISBN 978-3-8135-0660-0. € 26,00

Dieses Buch des theoretischen Physikers ist kein reines Astronomiebuch, obwohl es jede Menge Berührungspunkte gibt. Vielmehr führt es den Leser durch die Geschichte der Physik. Krauss berichtet fachkundig und detailliert von deren Jahrhunderte andauernden Entwicklung und den daraus resultierenden Umwälzungen in unserem Weltbild, die in den modernen Theorien so gar nicht mit dem „gesunden Menschenverstand“ zusammenpassen. Die klassische Mechanik, die Elektrodynamik, Relativitätstheorie, Quantenmechanik und die Theorie der Elementarteilchen sind dabei einige der Stationen, die der Autor bespricht und den Leser bis an die Grenze des jetzigen Wissensstands führt. Ganz ohne physikalische Kenntnisse sollte dieser allerdings nicht sein, auch wenn außer Einsteins obligatorischer Formel keine weitere vorkommt.

Der Nobelpreis 2017 für Physik wurde an drei Physiker verliehen, die maßgeblichen Anteil am direkten Nachweis von Gravitationswellen hatten. Die nachfolgenden drei Bücher beschäftigen sich mit diesem hochaktuellen Thema. Die Bücher dieser Reihe sollen einen ersten, kompakten Einstieg in ein bestimmtes Thema erlauben.

 

Domenico Giulini, Claus Kiefer: Gravitationswellen. Einblicke in Theorie, Vorhersage und Entdeckung. 54 Seiten, Softcover. Springer Fachmedien Wiesbaden 2017.

ISBN 948-3-658-16012-8. € 9,99

Dieses Buch beschäftigt sich mit Gravitationswellen, winzige Erschütterungen des Raum-Zeitgefüges, die Einstein vor über 100 Jahren theoretisch vorhersagte. Indirekte Hinweise gab es schon seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, der direkte Nachweis mit hochempfindlichen Messgeräten gelang erst 2015, als das Signal der Verschmelzung zweier schwerer Schwarzer Löcher die Erde erreichte. Die Autoren gehen unter anderem der Frage nach, was Gravitationswellen sind und wie sie entstehen, bei welchen astronomischen Ereignissen sie beobachtet werden können, wie die Detektoren funktionieren und wie die ersten Signale nachgewiesen wurden. Zielgruppe sind Physiker und andere Naturwissenschaftler, aber auch Oberstufenschüler, die sich auch vor einigen Formeln nicht fürchten.

 

Andreas Müller: 10 Dinge, die Sie über Gravitationswellen wissen wollen. Von schwächsten Signalen und stärksten Ereignissen. 255 Seiten, 57 Abbildungen, Softcover. Springer-Verlag Deutschland 2017.

ISBN 978-3-662-54408-2. € 19,99

Der Autor stellt das Gebiet anhand von zehn Fragen vor, die allgemeinverständlich, aber ausführlich und hochinteressant beantwortet werden. Die Fragen behandeln den kompletten Themenkomplex: so auch die Entstehung von Gravitationswellen, die Nachweismethoden und die verwendeten Instrumente, die Entdeckung des ersten direkten Signals, und ein Ausblick auf zukünftige Experimente. In jedem Kapitel kommt auch ein Forscher in einem kurzen Interview zu Wort, auch einer der Nobel-Laureaten wurde vom Autor befragt. So bekommt der Leser einen ausgezeichneten Überblick über dieses Forschungsgebiet, man kann nachvollziehen, wie ungeheuer komplex moderne Forschung sein kann, und wie viele Forscher in internationalen Kooperationen zusammen arbeiten mussten, um die winzigen Signale überhaupt nachweisen zu können. Als Bonus kann der Käufer dieses Buchs kostenfrei das e-book zum Buch herunterladen.

 

Rüdiger Vaas: Signale der Schwerkraft. Gravitationswellen: von Einsteins Erkenntnis zur neuen Ära der Astrophysik. 208 Seiten, 80 Abbildungen, kartoniert. Franckh-Kosmos-Verlag Stuttgart 2017.

ISBN 978-3-440-15957-6. € 12,99

Auch dieser Autor zeichnet den Weg von der Vorhersage Einsteins bis zum Nachweis und den Ausblick auf diese neue Ära der Astrophysik fachkundig und gut lesbar nach. Auf Formeln wird fast vollständig verzichtet. Das Buch beinhaltet auch die jüngeren Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet: nicht nur mehrere Signale der Verschmelzung Schwarzer Löcher, sondern auch die kollidierender Neutronensterne konnten mittlerweile nachgewiesen werden.

 

Ernst Künzl: Helden am Himmel. Astralmythen und Sternbilder des Altertums.128 Seiten, 106 Abbildungen, gebunden. Nünnerich-Asmus Verlag Mainz 2018.

ISBN 978-3-961760-21-3. € 24,90

Die Namen der Sternbilder, die wir heute verwenden, stammen zu einem großen Teil aus der Antike, aus den Sagen der Griechen und Römer sowie aus dem Vorderen Orient. Die

Sternbildnamen sind ein Sammelsurium von Halbgöttern, Fabelwesen, Tieren, Ungeheuern und gefesselten Jungfrauen. Viele Akteure aus der Herkules- und der Perseussage oder das Schiff der Argonauten wurden in Sternbildern verewigt. Die Götter des Altertums finden sich in den Namen der Planeten wieder. Die Sternbildgrenzen sind heute als gerade Linien festgelegt, die schönen Bilder der mythologischen Figuren sind nüchternen Verbindungslinien gewichen, aber alle Versuche, neuzeitlichere oder christliche Sternbildnamen einzuführen, scheiterten. Nur am Südhimmel, dessen Sternbilder wesentlich später im westlichen Kulturkreis benannt wurden, findet man Tiernamen und technische Geräte ohne mythologischen Hintergrund. Im Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz kann man die Kopie eines kleinen ca. 1800 Jahre alten Himmelsglobus bewundern, auf dem 48 der klassischen Sternbilder dargestellt sind. Der Autor stellt in diesem unterhaltsamen Buch ihre Sagen und Mythen vor.

 

Erik Bertram: Gottes großer Plan. Eine Reise durch die Geschichte des Universums. 250 Seiten, Klappenbroschur. Tectum Baden-Baden 2017.

ISBN 978-3-8288-3962-5. € 18,95

Auch wenn der Titel des Buches etwas anderes vermuten lässt: der Autor nimmt den Leser mit auf einen lebendig geschilderten Streifzug durch die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft des Universums. Er bleibt dabei im Gebiet der Erkenntnisse der modernen Astrophysik, mit den vielen Schnittstellen mit anderen Teilgebieten der Physik. In der Frühphase des Universums herrschten Bedingungen, die heute mit der Relativitätstheorie und der Elementarteilchenphysik untersucht werden. Im späten Universum entstehen Galaxien und darin viele Generationen von Sternen mit Planeten, wovon mindestens einer Leben beherbergt. Im dritten Kapitel wird die Suche nach Planeten anderer Sterne und nach Leben darauf beschrieben, Fragen der Raumfahrt und mögliche Szenarien über die weitere Entwicklung des Universums diskutiert. Natürlich gibt es in der modernen Kosmologie immer noch viele offene Fragen und viele Berührungspunkte mit theologischen Konzepten. Auch ein Astronom wird schon einmal gefragt, wie er es denn mit Gott hält. Eine persönliche Sicht des Autors auf diese Frage findet der Leser am Schluss des Buchs.

 

Dieter Richter: Ephemeridenrechnung Schritt für Schritt. Sonnenaufgang und Co. bestimmen leicht gemacht. 122 Seiten, 76 Abbildungen, Softcover. Springer-Verlag 1. Auflage 2017.

 ISBN 978-3-662-54715-1. € 29,99 

Als Ephemeriden werden in der Astronomie Tabellen mit Positionen von Sonne, Mond, Planeten und anderen Himmelskörpern zu einem bestimmten Zeitpunkt genannt, die man für ihr Auffinden am Himmel benötigt. In diesem Buch werden die Grundlagen zu ihrer Berechnung im Rahmen des Zweikörperproblems (außer beim Mond) aufgezeigt, ausgehend vom Newtonschen Gravitationsgesetz und den Keplerschen Gesetzen. Mit Hilfe geeigneter Koordinatentransformationen werden die aus den Bahnparametern berechneten Positionen aus der Bahnebene des Himmelskörpers in andere Koordinatensysteme umgerechnet, so dass man z.B. die Auf- und Untergangszeiten für den Beobachtungsort berechnen kann. Als Anwendungsbeispiele solcher Rechnungen werden außer dem Stand der Sonne unter anderem auch die Ermittlung des astronomischen Frühlingsanfangs, die Konstruktion von drehbaren Sternkarten oder Rechnungen zu Sonnen- und Mondfinsternissen gezeigt. Das Buch zeigt die erforderlichen Rechenschritte und Formeln auf, um solche Rechnungen selbst nachvollziehbar durchführen zu können.

 

Claus Grupen: Einstieg in die Astroteilchenphysik. Grundlagen, Messungen und Ergebnisse aktueller Forschung. Springer Spektrum Verlag 2. Auflage 2018. 441 Seiten, 288 Abbildungen, Softcover.

ISBN 978-3-662-55270-4. € 54,99

Aus dem Weltall kommen nicht nur Licht und Radiowellen zur Erde. Auch hochenergetische Teilchen, Röntgen- und Gammastrahlen treffen ein und werden in der Astronomie seit mehr als einhundert Jahren erforscht und machen sich durch einen erhöhten Strahlenpegel bei Flugreisen und erst recht in der Raumfahrt bemerkbar. Die Wechselwirkungen dieser Teilchen (die sich meistens so schnell bewegen, dass Effekte der Relativitätstheorie relevant sind), die Prozesse, wodurch sie ihre hohe Energie bekommen, die Messtechniken und Messgeräte zum Nachweis werden nach einer historischen Einführung beschrieben. Unterschieden wird zwischen der primären kosmischen Strahlung und der Strahlung, die durch hochenergetische Teilchen in Form von Teilchenschauern in der Erdatmosphäre erst erzeugt wird. Neuere Forschungsgebiete wie Dunkle Materie, dunkle Energie und Gravitationswellen (keine Teilchenstrahlung, sondern Erschütterungen der Raumzeit), Aspekte der Kosmologie, des frühen Universums und des Urknalls werden ebenfalls besprochen. Das Buch ist keine ein- fache, populäre Einführung in die Astroteilchenphysik, aber mit etwas physikalischen und mathematischen Hintergrund auch für interessierte Nichtphysiker sehr lesenswert. Typisch für Werke des Autors sind die zahlreichen themenbezogenen amüsanten Cartoons, mit denen die Lektüre aufgelockert wird.

 

Christophe Galfard: Das Universum in deiner Hand. Die unglaubliche Reise durch die Weiten von Raum und Zeit.400 Seiten, 1 Abbildung, gebunden. Verlag C.H. Beck, München 2017. 

ISBN 978-3-406-714481. € 24,95 

Der Astrophysiker und ehemalige Doktorand von Stephen Hawking wählt für dieses Buch, das den Leser auf eine gedankliche Reise durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Universums führt, einen ungewöhnlichen Weg. Im persönlichen Gesprächsstil, mit vielen Gedankenexperimenten vermittelt er dem Leser einen Einblick in den Aufbau des Universums, in die Relativitätstheorie und die Quantenmechanik, in die Welt der Elementarteilchen, bereist mit ihm schwarze Löcher und schickt ihn auf eine Zeitreise zum Beginn unseres Universums und zu anderen Universen (theoretische Physiker spekulieren ernsthaft über deren Existenz). Dieses spannend geschriebene Buch war schon in mehreren Ländern ein Bestseller und überfordert trotz des anspruchsvollen Themas den Leser eher nicht. Und der Autor hält sein Versprechen, dass außer Einsteins berühmter Formel keine weitere vorkommt.

 

Christian Köberl, Alwin Schönberger: Achtung Steinschlag. Asteroiden und Meteoriten. Tödliche Gefahr und Wiege des Lebens. 208 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag. Christian Brandstätter Verlag Wien 2018.

ISBN 978-3-7106-0094-4. € 22,90

Ein Blick mit einem Fernrohr auf den Mond zeigt die kratervernarbte Oberfläche, die seit Milliarden Jahren von Einschlägen von Meteoriten und Asteroiden geformt wird. Auch auf der Erde fand man bis heute fast 200 größere Einschlagkrater, die aufgrund der Verwitterung und geologischer Prozesse nur zum Teil gut zu erkennen sind. Hier in Deutschland haben wir mit dem Nördlinger Ries das Überbleibsel eines Treffers, bei dem vor 15 Millionen Jahren im weiten Umkreis alles Leben ausgelöscht wurde. Noch bekannter ist der kaum mehr erkennbare Krater auf Mexikos Halbinsel Yucatan, bei dem der einschlagende Himmelskörper eine weltweite Katastrophe und unter anderem den Untergang der Dinosaurier verursachte. Ein positiver Nebeneffekt war aber der Aufstieg der Säugetiere, die die frei gewordenen ökologischen Plätze schnell wiederbesetzten. In diesem Buch beschreiben die Autoren neben den Verfahren, mit denen man Einschlagkrater aufspürt, im Detail den Ablauf solcher Impaktereignisse, die auch in Zukunft wieder geschehen werden. Große Einschläge sind zum Glück extrem selten, die größeren Brocken sind mittlerweile von den Astronomen aufgespürt worden und keiner von denen ist in absehbarer Zeit auf Kollisionskurs mit der Erde. Was aber auch ein kleineres Exemplar (und da sind die Listen noch sehr unvollständig)) an Zerstörung ausrichten kann, konnte man vor wenigen Jahren in der russischen Stadt Tscheljabinsk erleben. Weitere Themen, die die Autoren ansprechen, ist die Rolle von Meteoriten für die Entstehung des Lebens auf der Erde, als Lieferanten des Wassers und der Bausteine des Lebens. Und natürlich gehen sie auch der Frage nach, ob wir die Möglichkeit haben, einen Asteroiden abzuwehren oder ob dies nur eine Phantasie Hollywoods ist.

 

Bergita Ganse, Urs Ganse: Das kleine Handbuch für angehende Raumfahrer. Raketen, Hyper-G und Shrimpscocktail. 304 Seiten, Taschenbuch. Springer-Verlag Deutschland 2017. 

ISBN978-3-662-54410-5. € 24,99

Die beiden Autoren, ein Astrophysiker und eine Weltraummedizinerin, geben dem Leser interessante und unterhaltsame Einblicke in die bemannte Raumfahrt. Im ersten Teil werden technische Aspekte wie etwa Aufbau und Funktion des Raumschiffs, die notwendigen Bahnmanöver und der Alltag im Weltraum beschrieben. Der Abschnitt Weltraummedizin beschäftigt sich mit den Gesundheitsproblemen, die ein menschlicher Organismus in der Schwerelosigkeit bekommt und mit welchen Mitteln man diesen begegnet. Zum Schluss werden lohnende Reiseziele jenseits des Erdorbits vorgestellt. Neben vielen Insiderinformationen werden auch einige amüsante Anekdoten und (zumindest manchmal nicht ganz bierernst gemeinte) Ratschläge an zukünftige Kosmo-, Astrooder Taikonauten vermittelt.

Aleksandar Janjic: Lebensraum Universum. Einführung in die Exoökologie. 220 Seiten, 10 Abbildungen, Hardcover und e-book. Springer Verlag 2017.

ISBN 978-3-662-54786. € 19,99

Dieses Buch ist eine Einführung in das Gebiet der Astrobiologie und der Wechselwirkung von Leben mit seiner Umwelt. Gegliedert ist es in drei Teile. Der erste Teil geht der Frage nach, wie man Leben auf einem Planten außerhalb des Sonnensystems überhaupt aus der Ferne nachweisen kann, also nach welchen Signaturen man suchen müsste. Im zweiten Teil erfährt der Leser, dass Leben auch in extremen Habitaten existieren kann. Dazu gibt es schon viele Beispiele allein auf unserer Erde. Auch wird hier der Frage nachgegangen, ob primitive Lebensformen robust genug sein könnten, um Leben von einem Planeten auf einen anderen Himmelskörper zu transportieren. Vielleicht ist das Leben gar nicht ursprünglich auf der Erde entstanden. Im dritten Abschnitt des Buches wird die Entstehung des Lebens beschrieben. Zahlreiche Literaturhinweise erlauben dem Leser die weitere Vertiefung in dieses aktuelle Forschungsgebiet.

 

Mark Emmerich, Sven Melchert: Alles über Astronomie. 192 Seiten, 280 Farbfotos, 60 Abbildungen, laminierter Pappband. Franckh-Kosmos Verlag 4. Auflage 2017.

ISBN 978-3-440-15622-3. € 9,99

Dieses preiswerte reichlich bebilderte Buch für Einsteiger in die Astronomie ist in insgesamt vier Abschnitte gegliedert. Der erste Abschnitt gibt einen Eindruck über die modernen Forschungsmethoden der Astronomie mit ihren großen Teleskopen und Satelliten. Im zweiten Abschnitt wird unsere nähe- re kosmische Umgebung, die Sonne und das Planetensystem behandelt, der dritte Abschnitt stellt Sterne, die Objekte der Milchstraße, Galaxien und die Kosmologie vor. Der vierte Abschnitt ist der eigenen Himmelsbeobachtung gewidmet. Karten mit dem wechselnden Anblick des Sternhimmels im Laufe des Jahres, Tipps für die Beobachtung der Himmelskörper und ihre Fotografie, eine Vorstellung der verschiedenen Teleskoptypen, Hinweise auf Sternwarten, Astromessen und Adressen im Internet geben dem Anfänger genügend Informationen für seinen Einstieg in dieses Hobby.

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