LDs Sortimenter-Ticker: Ende und Neuanfang
Nach 95 Jahren ist die Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Sortiments- und Fachbuchhandlungen (AWS) Geschichte. Wie Vorständin Bianca Kölbl (Buchhandlung Biazza) gegenüber LD gestern bestätigte, hat die traditionsreiche Interessenvertretung für das Rechnungsgeschäft auf ihrer letzten Mitgliederversammlung die Auflösung beschlossen. Damit enden auch die Tätigkeit der Geschäftsstelle und die Beschäftigung für Geschäftsführerin Christa Beiling.
Trotzdem soll es weiterhin eine Austauschplattform geben, die jetzt beim Börsenverein angegliedert wird. So sei innerhalb der IG Fachmedien die Gründung einer eigenständigen Arbeitsgruppe (AG) in die Wege geleitet worden, berichtet Kölbl. Anders als bei der bisherigen Vereinigung des Sortiments, könnten dann auch Verlage Mitglieder werden. Zudem hofft Kölbl, dass damit auch die Hürde für alle Buchhändlerinnen und Buchhändler sinkt, die zwar noch ein großes Rechnungsgeschäft haben, das aber mit weniger Investitionen auskommen muss.
Gleichzeitig soll mit der Nähe zum Börsenverein die Lobbyarbeit verbessert werden. In diesem Jahr soll deshalb zwar keine Arbeitstagung mehr stattfinden, aber während der kommenden Frankfurter Buchmesse wird es von dem verbliebenen Vermögen eine Abschiedsveranstaltung geben. Der Rest soll dann dem Sozialwerk des deutschen Buchhandels gespendet werden. Grund für die Auflösung ist, dass die Zahl der Mitglieder zuletzt auf 28 gesunken ist und damit ein finanziell sinnvoller Betrieb nicht mehr möglich sei. Schon die letzte Tagung 2019 sei finanziell an ihre Grenzen gestoßen. Auch hätten die digitalen Treffen während der Corona-Pandemie nicht die notwendige Resonanz gehabt.
„Der Beschluss wurde einstimmig gefasst“, berichtet Kölbl. Trotzdem sei die Stimmung gut und zuversichtlich gewesen. Gemeinsam mit Co-Vorstand Volker Stuhldreher (Schweitzer Fachinformation) wird Kölbl den Übergang in die AG gestalten. Beim Gründungstreffen, für das noch kein Termin feststeht, soll dann ein neuer Vorsitz bestimmt werden. Auch soll dann die Planung einer neuen Arbeitstagung für 2023 in die Wege geleitet werden. „Der Markt verändert sich rasch, die Anforderungen werden immer diffiziler“, so Kölbl. Das wirke sich einerseits auf die Zahl der Player aus, andererseits sieht sie darin aber auch weiterhin die Notwendigkeit für eine übergreifende Austauschplattform. Sie ruft dazu auf, dass sich viele Sortimenterinnen und Sortimenter in die neue AG einbringen.
Die AWS wurde 1927 gegründet, damit Fachbuchhändlerinnen und -buchhändler ihre gemeinsamen Interessen formulieren und durchsetzen können. „In vielen Diskussionen und Auseinandersetzungen wurde um Konditionen gerungen, wurden Lieferbedingungen ausgehandelt und um gegenseitiges Verständnis geworben – meist mit Erfolg“, heißt es in der Chronik auf der Homepage. Themen im Laufe der Geschichte waren etwa Hörerscheine, Preisbindung, VLB, Lizenzausgaben, Rationalisierung, Digitalisierung, Social Media, elektronisches Publizieren oder das Management digitaler Daten. Seit 1992 war die AWS ein eigenständiger Verein.
(Quelle: LANGENDORF DIENST)