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Verlagsgeschichten

Aus: fachbuchjournal-Ausgabe 1/2023

»Einem Stern folgen, nur dieses …« Egon Ammann und sein Verlag / Hrsg. Ingrid Sonntag, Marie-Luise Flammersfeld. Göttingen: Wallstein, 2022. 343 S., ISBN 978-3-8353-5179-0. € 24.00

Egon Ammann (1941–2017) ist nach dem abgebrochenen Studium der Altphilologie in Fribourg und Zürich und der vollendeten Lehre als Sortimentsbuchhalter bei der Buchhandlung A. Francke AG in Bern zeitlebens in Buchhandlungen oder Verlagen tätig. Stationen sind die türkische Buchhandlung von Franz Mühlbauer in Istanbul, der Walter Verlag in Olten und die Schweizer Filiale des Suhrkamp Verlages in Zürich.

Zweimal gründet Ammann einen Verlag, 1966 den Kandelaber Verlag in Bern, der 1970 Konkurs anmeldet und 1982 mit seiner Frau Marie-Luise Flammersfeld in Zürich den Ammann-Verlag, der 2010 schließt. Und diesem zweiten Verlag ist »Einem Stern folgen, nur dieses …« Egon Ammann und sein Verlag gewidmet. Er ist einer der bedeutendsten Schweizer Buchverlage, im Verlagsprogramm finden wir neben Schweizer Autoren wie Thomas Hürlimann, Erika Burkart und Matthias Zschokke auch Übersetzungen der Weltliteratur wie Fjodor Michailowitsch Dostojewski, Fernando Pessoa und Ossip Mandelstam.

Fünf Jahre nach seinem Tod erinnern sich 40 Autoren, Herausgeber und Übersetzer, Mitarbeiter und Freunde des Verlags an den großen Verleger. Dabei sind u.a. Thomas Hürlimann, Verena Auffermann, Ulrich Holbein („Jahr um Jahr trauere ich Ammann, Haffmans, Eichborn hinterher – wir werden nimmer ihresgleichen sehen“, S. 113), Navid Kermani („Soweit ich es übersehe, gehört Egon Ammann zu einem aussterbenden Typ von Verleger. Für einen wie für mich war er einer, der in mein Leben stabilisierend, wertschätzend eingriff … Er war mit Abstand mein bester Verleger“, S. 143-144), Margrit Sprecher und Matthias Zschokke („Er wollte nicht irgendwelche Büchelchen veröffentlichen, sondern Jahrhundertliteratur“, S. 251). Aber der Band bietet noch mehr: eine sehr kluge Einleitung von Ingrid Sonntag („eine Verbeugung vor dem Traum vom Verlegen“, S. 15), 30 Seiten Abbildungen, unbekannte Texte von Ammann über den deutschsprachigen Verlag in der Schweiz und über enge Freunde, ein Beitrag zum Ammann Verlagsarchiv im Schweizerischen Literaturarchiv und viel Dokumentarisches wie die Jahresproduktion des Ammann Verlags in Erstauflagen 1981–2020. Das Ergebnis ist ein lebendiges Bild aus der Verlags-, Literatur- und Autorenszene aus fast 30 Jahren, darüber hinaus eine großartige Verlagsgeschichte.

 

Von nicht verklungener Wirkung … die Franckh-Kosmos Verlagsgeschichte im Spiegel der Zeit. 200 Jahre Kosmos. Stuttgart: Franckh-Kosmos, 2022. 295 S., ISBN 978-3-440-17561-3. € 22.00

Am 6. Juli 2022 jährt sich die Gründung der Franckh`schen Verlagshandlung, aus der sich der Kosmos Verlag entwickelt, zum 200. Mal, Anlass für die Publikation Von nicht verklungener Wirkung … die Franckh-Kosmos Verlagsgeschichte im Spiegel der Zeit. 200 Jahre Kosmos. Die vorzüglich gestaltete und reich bebilderte Festschrift enthält in drei Kapiteln eine Chronologie der Ereignisse von den Anfängen bis heute. „Ziel war es, auf die Wurzeln des Verlags zu stoßen und die Vergangenheit dieses Hauses zu beleuchten, um bei zukünftigen Herausforderungen auch an die wechselvolle Verlagsgeschichte zu erinnern, die über diesen langen Zeitraum nicht immer geradelinig [sic] und erfolgreich verlief.“ (S. 7) Die ersten beiden Kapitel bestehen aus einer kommentierten und ergänzten Fassung der um 1947 niedergeschriebenen und bisher unveröffentlichten Verlagsgeschichte von E.G. Erich Lorenz. Das dritte Kapitel enthält die Verlagsgeschichte ab 1948, verfasst von Achim Gralke auf der Basis von Verlagschroniken, Quellen im Verlagsarchiv und Gesprächen mit ehemaligen und heutigen Mitarbeitern. Den Abschluss dieser Umschau bildet eine Zeittafel, Register und Literaturverzeichnis fehlen.

Leider gibt es einige markante Nachlässigkeiten – beispielsweise die falsche Aussage, dass es „nicht allzu viele Unternehmensbiografien von Verlagen“ (S. 6) gibt oder die Bemerkung, dass von E.G. Erich Lorenz keine genauen Lebensdaten existieren (S. 286), ein Blick in die leicht zugängliche Gemeinsame Normdatei der Deutschen Nationalbibliothek hätte allerlei Daten hervorgezaubert wie seine Lebenszeit (1890–1959), seine verwendeten Pseudonyme, die Anzahl seiner Publikationen (38) u.a. mit „Führer des Reichs. Gestalter des neuen Deutschland“ (1933), letzteres zu finden auch in Christian Kleins „Handbuch Biographie“ von 2009 (S. 178). In Anbetracht der umfangreichen Aufarbeitung der Geschäfte anderer deutscher Verlage im Nationalsozialismus gibt es in dieser Festschrift nur Ansätze zu vermelden. •

Prof. em. Dieter Schmidmaier (ds), geb. 1938 in Leipzig, ­studierte Bibliothekswissenschaft und Physik an der ­Humboldt-Universität Berlin, war von 1967 bis 1988 Bi­bliotheks­direktor an der Berg­ aka­demie Freiberg und von 1989 bis 1990 General­direktor der Deutschen Staatsbibliothek Berlin. ­

dieter.schmidmaier@schmidma.com

 

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