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Unser Fragebogen – Ulrich Stascheit

Aus: fachbuchjournal-Ausgabe 6/2018

Antworten von Ulrich Stascheit, Verleger, Fachhochschulverlag.DER VERLAG FÜR ANGEWANDTE WISSENSCHAFTEN, Frankfurt a. M.


Was ist Ihre Erinnerung an Ihr erstes Buch? Um welches Buch handelt es sich?

Andersens Märchen mit 100 Illustrationen von Ruth KoserMichaëls. Das Mädchen mit den Schwefelhölzern hat mich tief beeindruckt.

Ihre drei Lieblingsbücher sind …

— Alexander Weissberg-Cybulski: Hexensabbat. Rußland im Schmelztiegel der Säuberungen. — Patrick Süskind: Der Kontrabaß. — Edmund de Waal: Der Hase mit den Bernsteinaugen.

Würden Sie Ihre Lieblingsbücher auch als eBook lesen?

Nein.

Entspannen Sie beim Lesen oder was sind Ihre Mittel gegen Stress?

Nein. Lesen regt mich an, manchmal auch auf. Gegen Stress hilft mir Flanieren.

Traumjob VerlegerIn? Beruf oder Berufung?

Erster Traumjob war für mich Hochschullehrer. Zum ZusatzTraumjob wurde Verleger erst, als ich – weil Hochschullehrer – nicht davon leben musste.

Wie kam es zu dieser Entscheidung?

1967 haben wir – ein paar waghalsige Rechtsreferendare, mit Unterstützung u.a. von Fritz Bauer – die Zeitschrift „Kritische Justiz“ – damals ein rotes Tuch für die herrschende Juristenmeinung – gegründet. Die intensive Arbeit an dieser Zeitschrift war so anregend, dass ich nach dem 2. Juristischen Staatsexamen Verleger werden wollte. Schon der erste Anlauf – beim damaligen Scriptor-Athenäum-Verlag – scheiterte am sehr mäßigen Gehaltsangebot. So gründete ich – erst mit einer festen Stelle als Hochschullehrer im Rücken – 1981 den Fachhochschulverlag, der übrigens schon nach wenigen Jahren und bis heute ohne Zuschüsse der Hochschule und damit des Steuerzahlers auskommt.

Gibt es für Sie ein Vorbild aus der Welt der VerlegerInnen?

Volker Schwarz vom Nomos Verlag und Berliner WissenschaftsVerlag, jedenfalls was die Pflege von Autoren/Autorinnen angeht.

Wie beginnt ein guter Tag als VerlegerIn?

Wenn ich viele Bücher samt Rechnungen verpacken kann; denn Bücher zu versenden bekommt mir besser als Bücher zu verfassen.

Und wie sieht ein schlechter Tag aus?

Vor 11 Uhr; davor bin ich nicht ausgeschlafen und störe nur die Mitarbeiterinnen.

Was war das spannendste Ereignis in Ihrem Berufsleben?

Die Mitbegründung von drei Fachzeitschriften, die noch heute erscheinen: — 1967 der „Kritischen Justiz“ in der Europäischen Verlagsanstalt, heute im Nomos Verlag; — 1976 von „päd.extra sozialarbeit“ im pädex-Verlag, heute als „Sozial Extra“ im Springer VS;

— 1983 die „Informationen zum Arbeitslosenrecht und Sozialhilferecht“ im Fachhochschulverlag, heute im Nomos Verlag.

In einem FAZ-Interview stellte Felicitas von Lovenberg Verlegern diese Frage: Wenn Sie eine einzige Veränderung am Buchmarkt bestimmen könnten – welche wäre es?

Die Rückkehr zu einer unkomplizierten, rechtlich abgesicherten Beteiligung der Fachverlage an den Ausschüttungen der VG WORT.

Wie viel Prozent seines Umsatzes wird Ihr Verlag im Jahr 2020 durch elektronische Informationen erwirtschaften?

Null Prozent.

Ein früher Ausflug um 1990 in die digitale Welt (u.a. ein von uns entwickeltes Computerprogramm zur Berechnung von Sozialleistungen und eine computergestützte Simulation zum besseren Verständnis der Technischen Mechanik) war leider ökonomisch nicht erfolgreich.

Und die große Frage am Schluss: Wie wird sich die Verlagslandschaft in den nächsten zehn Jahren verändern?

Wenn ich die Berührungsängste vieler Studierender angesichts von Büchern auf Papier und die Propagierung des papierlosen Heims durch nachwachsende Hochschullehrer richtig deute, sehe ich die Chance von Fachverlagen schwinden; es sei denn, sie verlegen Ratgeber und Handbücher, die in rasch aufeinander folgenden Auflagen sachkundig Wissen bündeln. Dann können sie sich auch gegenüber dem – häufig zeitlich nachhinkenden – Häppchenwissen im Netz behaupten.

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