LETZTE SEITE

Unser Fragebogen – Julia Eisele

Aus: fachbuchjournal-Ausgabe 3/2022
Antworten von Julia Eisele, Julia Eisele Verlag, München

„Das ist immer Liebe.“

Was ist Ihre Erinnerung an Ihr erstes Buch? Um welches Buch handelt es sich?

Ich weiß das ehrlich gesagt nicht mehr. Eins der ersten Bücher war aber bestimmt „Die kleine Raupe Nimmersatt“. Ich habe gerade nachgesehen: Das Buch ist so alt wie ich! Meine LieblingsKinderbuchautorin war Christine Nöstlinger.

Ihre drei Lieblingsbücher sind …

Kann ich auch nicht sagen. Ich habe viele Bücher gelesen, die wichtig waren, jedes Buch hat seine Zeit, und die Vorlieben ändern sich auch. Zu meinen „Favorites of all times“ gehören Thomas Bernhard und Michel de Montaigne, in letzterer Zeit Lily King, gerade habe ich mit Begeisterung „Das Versprechen“ von Damon Galgut beendet und „Serge“ von Yasmina Reza angefangen. Nicht zu vergessen alle Bücher, die ich selbst verlege. Das ist immer Liebe.

Würden Sie Ihre Lieblingsbücher auch als eBook lesen?

Ja. Ich lese sowieso fast nur elektronisch, das ist oft nicht anders möglich. Ich höre aber auch Hörbücher. Dennoch, wenn ich wählen darf, lese ich am liebsten richtige Bücher.

Entspannen Sie beim Lesen oder was sind Ihre Mittel gegen Stress?

Ja, ich entspanne auch beim Lesen. Ich brauche aber auch Bewegung, ich laufe, mache Yoga, gehe gerne in die Sauna. Diesen körperlichen Ausgleich brauche ich unbedingt.

Traumjob VerlegerIn? Beruf oder Berufung?

Traumjob und Berufung.

Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Als Erste ausgesprochen und mir den Floh ins Ohr gesetzt hat eine befreundete englische Agentin bei einem Abendessen in London. Danach hat es dann noch gut zwei Jahre gebraucht, bis ich die Idee ernstgenommen und dann auch realisiert habe. So eine Entscheidung trifft man nicht von heute auf morgen.

Gibt es für Sie ein Vorbild aus der Welt der VerlegerInnen?

Eigentlich all diejenigen, die in Eigenverantwortung gehen und ihr eigenes Ding machen. Besonders, wenn es Frauen sind. Sicher Antje Kunstmann, Sabine Dörlemann, aber auch Agentinnen wie zum Beispiel Petra Eggers. Besonders freut es mich zu sehen, dass nun auch ich anderen mit meinem Beispiel Mut mache, sich auf eigene Füße zu stellen.

Wie beginnt ein guter Tag als VerlegerIn?

Ich brauche einen guten Kaffee aus meiner Espressomaschine mit viel Hafermilch. Dann schaue ich mir die täglichen Verkaufszahlen an. Und dann gehe ich eine Runde an der Isar laufen, schreibe zuhause noch die eine oder andere Email bei einer zweiten Tasse Kaffee, und dann gehe ich so langsam ins Büro zu meinen zwei großartigen Mitarbeiterinnen.

Und wie sieht ein schlechter Tag aus?

Ich kann mich kaum an schlechte Tage erinnern.

Was war das spannendste Ereignis in Ihrem Berufsleben?

Die Verlagsgründung – der ganze Prozess von der Entscheidung über das Finden der Partner, die noch immer dieselben sind, bis zum heutigen Tag. Es ist alles in Entwicklung, in Bewegung, ein ständiges Lernen, und es bleibt spannend, mit jedem neuen Buch.

In einem FAZ-Interview stellte Felicitas von Lovenberg Verlegern diese Frage: Wenn Sie eine einzige Veränderung am Buchmarkt bestimmen könnten – welche wäre es?

Die Überproduktion von Titeln zu drosseln und eine Abschaffung der so genannten WKZs (Werbekostenzuschüsse), mit denen sich die großen Filialisten von den Konzernverlagen ihre Bestseller diktiert lassen.

Wie viel Prozent seines Umsatzes wird Ihr Verlag in fünf Jahren durch elektronische Informationen ungefähr erwirtschaften?

Ich glaube, es wird ein kleiner Prozentsatz sein. Mehr als 10 Prozent kann ich mir nicht vorstellen.

Und die große Frage am Schluss: Wie wird sich die Verlagslandschaft in den nächsten zehn Jahren verändern?

Ich bin weder Prophetin noch Wirtschaftsexpertin. Ich fürchte, der Onlinehandel wird stärker wachsen, aber es wird weiterhin die unabhängigen Sortimenter geben, die sich durch ihre Beratungsfunktion abheben. Ebenso glaube ich, dass es mehr Verlagsgründungen geben wird, als Gegenbewegung zu den großen, austauschbaren Programmen der Konzernverlage. Ich glaube an das Prinzip, dass Qualität sich durchsetzt, und ich glaube auch, dass auch in zehn Jahren noch viel gelesen werden wird, da bin ich optimistisch.

Diese Seite benutzt Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmen Sie dem zu.

Datenschutzerklärung