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Unser Fragebogen – Dr. Andreas Rötzer

Aus: fachbuchjournal Ausgabe 5/2017

Entscheidend werden bei aller Veränderung aber immer die Inhalte sein.

Was ist Ihre Erinnerung an Ihr erstes Buch? Um welches Buch handelt es sich?

Das ist wohl Kalle Blomquist von Astrid Lindgren. Vermutlich hat mich dieses Buch zum Leser gemacht.

 

Ihre drei Lieblingsbücher sind …

Auf drei kann ich mich auf keinen Fall beschränken, jede Lebenssituation hat ihre Entsprechung in einem jeweils anderen Buch, das gerade dann wichtig und ein Lieblingsbuch ist. Im Grunde müssen Sie aber nur einen Blick in das Verlagsprogramm werfen, dann finden Sie schon mal viele Lieblingsbücher.

 

Würden Sie Ihre Lieblingsbücher auch als eBook lesen?

Auf jeden Fall.

 

Entspannen Sie beim Lesen oder was sind Ihre Mittel gegen Stress?

Das ist ja das Wunderbare an den Büchern, dass sie aufregen, erregen, entspannen und beglücken können. Lesen ist mein Allheilmittel, also hilft es auch gegen Stress. Jean-Henri Fabres „Erinnerungen eines Insektenforschers“ zum Beispiel wiegen eine ganze Bibliothek an Entschleunigungsratgebern auf.

 

Traumjob VerlegerIn? Beruf oder Berufung?

Verleger sein ist wunderbar, wenn die Bücher, die man verlegt, gelesen werden, wenn man neue Autoren und geniale Manuskripte entdeckt. Und es ist furchtbar, wenn diese Autoren und Bücher nicht wahrgenommen werden. Der Alltag des Verlegers führt weit über das hinaus, was man erlernt hat und routiniert ausüben könnte. Er fordert mich immer völlig unerwartet neu heraus. Hinzu kommt, dass man sich in einem Maße mit der Tätigkeit identifizieren muss, die für viele Berufe wohl eher ungewöhnlich ist. Ich weiß aber nicht, ob Berufung nicht ein zu starkes Wort dafür ist. Der Verleger ist ja kein Priester oder Künstler. Und selbst unter denen finde ich wenige, die „berufen“ sind.

 

Wie kam es zu dieser Entscheidung?

„Irgendwas mit Büchern“ antwortete Heinrich Böll einmal auf die Frage. Irgendwas mit Büchern sollte es auch bei mir sein. Hinzu kamen Gelegenheit und Gunst der Stunde.

 

Gibt es für Sie ein Vorbild aus der Welt der VerlegerInnen?

Viele bewundere ich, von Kurt Wolff und Peter Suhrkamp bis zu André Schiffrin und Klaus Wagenbach. Als Vorbild dienen sie aber nur in der Art und Weise, in der sie ihre Tätigkeit ausübten, in ihrer Haltung und ihrem Ethos. Für alles andere muss jeder seinen Weg suchen, die Zeiten ändern sich zu schnell und zu gewaltig und als Verleger ist man in seine Zeit ununterscheidbar eingebunden.

 

Wie beginnt ein guter Tag als VerlegerIn?

Mit Lesen.

 

Und wie sieht ein schlechter Tag aus?

Ich hoffe, ich werde es nie erfahren.

 

Was war das spannendste Ereignis in Ihrem Berufsleben?

Da gibt es viele, die aber nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Zu den allerschönsten zählt aber sicher die Verleihung des Buchpreises an Frank Witzel.

 

In einem FAZ-Interview stellte Felicitas von Lovenberg Verlegern diese Frage: Wenn Sie eine einzige Veränderung am Buchmarkt bestimmen könnten – welche wäre es?

Ich würde die Etats der Bibliotheken für das gedruckte Buch vervielfachen, viele Probleme und Verwerfungen auf dem Buchmarkt würden sich damit lösen lassen.

 

Wie viel Prozent seines Umsatzes wird Ihr Verlag im Jahr 2020 durch elektronische Informationen erwirtschaften?

Wenn ich das nur wüsste! In jedem Fall wird der Anteil relevant sein.

 

Und die große Frage am Schluss: Wie wird sich die Verlagslandschaft in den nächsten zehn Jahren verändern?

In den nächsten zehn Jahren gar nicht so stark, aber danach wird aller Wahrscheinlichkeit nach irgendwann ein entscheidender Bruch kommen. Ob das in 15 Jahren oder 30 Jahren der Fall sein wird, das können wir heute noch nicht wissen. Entscheidend werden bei aller Veränderung aber immer die Inhalte sein. Ich bin allerdings nicht der Meinung, dass das Buch nur eines unter vielen möglichen Trägermedien ist, es ist konstituierend für unsere Kultur, wenn es verschwindet, werden sich nicht nur Geschäftsmodelle ändern.

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