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Undisziplinierte Bücher – Neue Reihe betritt mit der „Kultivierung des Geschmacks“ unmarkiertes Terrain

De Gruyter gibt mit der Gründung einer neuen Reihe Fragestellungen Raum, die sich den klassisch fachlichen Rahmenbedingungen der Geisteswissenschaften entziehen. Die Undisziplinierten Bücher wollen keine weitere interdisziplinäre Reihe sein, sondern das Disziplinäre verlassen. Stephan Zandts Band mit dem Titel „Die Kultivierung des Geschmacks“ macht dabei den Anfang.

Die Zugehörigkeit zu einer akademischen Disziplin bestimmt in der Regel nicht nur den Inhalt des Gesagten, sondern auch seine Form. Was aber, wenn nicht die Disziplin, sondern die Frage zuerst da ist und wenn sich die Disziplinierung für die Beantwortung der Frage als hinderlich herausstellt? Wenn geistes- und kulturwissenschaftliche Forschung sich jenseits disziplinärer Ordnung in einem ursprünglichen, primären Fragen verortet und damit ein unmarkiertes Terrain betritt, kann ein Forschen und Schreiben entstehen, das nicht interdisziplinär ist, sondern sich jenseits der üblichen Eingrenzungen und Vorbehalte des Akademischen stellt.

Mit seiner Monographie „Die Kultivierung des Geschmacks. Eine Transformationsgeschichte der kulinarischen Sinnlichkeit“ ist Stephan Zandt (HU Berlin) ein solches Schreiben gelungen. Geschmack und Schmecken gehören zu den zentralen sinnlichen Selbsttechniken eines neuen, metropolitanen Weltbürgertums seit der Neuzeit. In seiner Geschichte des ‚mündigen‘ Geschmacks zeichnet Zandt diese Entwicklung nach.

Die ‚Undiszipliniertheit‘ der neu gegründeten Reihe kann sich sowohl in der Methode als auch in der Schreibweise und im Gegenstand der Untersuchungen zeigen. In ihnen sollen künftig Gegenwartsdiagnosen und ihre historischen Genealogien aufgedeckt werden. Eine (auch politische) Positionierung der Texte ist durchaus gewollt, wenn nicht unvermeidbar: Mit ‚Undiszipliniertheit‘ ist nicht nur eine Verortung abseits wissenschaftlicher Disziplinen gemeint, sondern auch eine Verweigerung gegenüber öffentlichen und politischen Disziplinierungen.

Die Undisziplinierten Bücher werden von Iris Därmann (HU Berlin), Andreas Gehrlach (HU Berlin) und Thomas Macho herausgegeben (IFK Wien). Als wissenschaftlicher Beirat fungieren Andreas Bähr (Frankfurt/Oder), Kathrin Busch (UdK Berlin), Philipp Felsch (HU Berlin), Dorothee Kimmich (Tübingen), Morten Paul (Berlin) und Jan Söffner (Friedrichshafen). Zu den Beweggründen sagt Andreas Gehrlach: „Eine der großen wissenschaftlichen Anstrengungen der letzten Jahre besteht darin, eine Inter- oder Transdisziplinarität der Wissenschaften herzustellen. Leider haben die Versuche, interdisziplinär zu arbeiten, oft dazu geführt, dass die Forschung, anstatt dadurch freier zu werden, sich gleich zwei oder noch mehr Disziplinierungen ausgesetzt sah. In den Undisziplinierten Büchern soll versucht werden, genau das Gegenteil zu erreichen: Eine Offenheit des Forschens, die von Anfang an die Einschränkungen der Disziplinen ignorieren und genau dadurch innovativ und relevant sein kann.“

Im kommenden Jahr wird Laura Moisi (HU Berlin) die Reihe fortführen. Mit ihrer Studie „Die Politisierung des Abfalls. Elemente einer Kulturtheorie häuslicher Müllentsorgung“ erkundet sie die sozialen und politischen Dimensionen des alltäglichen Abfalls.

Angaben zu den Bänden:

Stephan Zandt

Die Kultivierung des Geschmacks. Eine Transformationsgeschichte der kulinarischen Sinnlichkeit

2019, 540 S., 15 Abb.

HC € 59.95 [D] / RRP US $ 68.99 / RRP £ 54.50

ISBN 978-3-11-063802-8

Laura Moisi

Die Politisierung des Abfalls. Elemente einer Kulturtheorie häuslicher Müllentsorgung

2020, ca. 290 S., ca. 15 Abb.

HC € 59.95 [D] / RRP US $ 68.99 / RRP £ 54.50

ISBN 978-3-11-060438-2

www.degruyter.com

 


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