Editorial

Spuren

Aus: fachbuchjournal-Ausgabe 4/2019

Ein kleiner Junge geht nach einem schweren Sturm am Strand entlang und wirft angespülte, gestrandete Seesterne ins Meer zurück. Einen nach dem anderen, unermüdlich, damit sie nicht austrocknen und sterben. Ein alter Mann kommt vorbei und fragt: Was machst du denn da?“ – „Ich rette die Seesterne hier.“ Der alte Mann lacht. „Guck mal vor dir auf den Strand! Da liegen tausende von den Dingern, was hilft es, wenn du ein paar von ihnen ins Meer zurückschmeißt?!“ Unbeirrt hebt der Junge einen weiteren Seestern auf, hält ihn dem alten Mann hin und sagt: „Dem hier hilft’s.“ Wirft ihn in hohem Bogen ins Meer, geht weiter, und hebt den nächsten auf…

Seit ich diese Geschichte vor zwei Jahren in Hannes Jaenickes Buch „Wer der Herde folgt, sieht nur Ärsche“ gelesen habe – der Schauspieler, Dokumentarfilmer und engagierte Naturschützer hat diese als Quintessenz an den Schluss seines Buches gesetzt –, lässt mich ausgerechnet diese winzig kleine Geschichte des Jungen am Strand nicht mehr los. Sie begleitet mich. Ich sehe die Szene oft ganz bildhaft vor mir. Sie rührt mich immer wieder ob ihrer zarten und so selbstverständlichen Fürsorge für unsere Mitgeschöpfe. Vielleicht geht es Ihnen damit ähnlich?

Unbekümmert, was andere sagen und denken, geht der kleine Junge den Weg, den er als richtig erkannt hat. Und hinterlässt dabei Spuren.

So verfolgt auch Prof. Dr. Peter Berthold, bis 2004 Direktor der Vogelwarte Radolfzell, des weltbekannten Max-Planck-Instituts für Ornithologie, seinen Weg. Er setzt sich seit Jahrzehnten für den Erhalt der Artenvielfalt unserer Vogelwelt ein und wird nicht müde davor zu warnen, dass wir, wenn wir so weitermachen wie bisher, möglicherweise bald einen „stummen Frühling“ und ein weiteres dramatisches Artensterben riesigen Ausmaßes erleben werden. Seit seiner Emeritierung wirbt er zudem unermüdlich für die Entwicklung landesweiter Verbünde neu geschaffener Biotope. Ich empfehle Ihnen seine wichtigen und informativen Bücher auf unserer „grünen Seite“ mit Nachdruck.

Vielleicht haben auch Sie die Möglichkeit, Ihren Balkon, Ihre Terrasse oder Ihren Garten in ein kleines Paradies für Schmetterlinge, Bienen und alle möglichen anderen Insekten und Vögel zu verwandeln? Sie retten damit nicht die Welt, aber der einzelnen Wildbiene und der einzelnen Spatzenfamilie hilft es vielleicht.

Bei der großen Vielzahl von Themen in dieser Sommerausgabe des fachbuchjournals werden Sie sicher wieder Ihre eigenen Entdeckungen machen. Spannend sind die Buchempfehlungen zum Frauenwahlrecht in Deutschland und Österreich.

Und passend zur gerade vergangenen Mondfinsternis und zur Aufregung um das Jubiläum der Mondlandung vor 50 Jahren gibt es einen Überblick zu Neuerscheinungen aus der Astronomie. Lassen Sie sich zu einer nächtlichen Erkundungstour verführen und zum Staunen darüber, dass dieser fragile, von uns Menschen arg gebeutelte wunderschöne blaue Planet sich in diesem unendlichen Universum immer noch behaupten kann.

Angelika Beyreuther

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