Mitte August erscheint nach dreijähriger Pause eine neue Ausgabe von STADION – Internationale Zeitschrift für Geschichte des Sports im Academia Verlag. Der neue Mitherausgeber der Zeitschrift, Dr. Markwart Herzog, hat darin einen Artikel zur Geschichtspolitik des FC Bayern München verfasst. Die Vergangenheitsaufarbeitung der NS-Zeit im deutschen Sport ist ein brisantes Thema – DER SPIEGEL hat in seiner aktuellen Ausgabe Herzogs Resultate aufgegriffen.
Dr. Markwart Herzog, Direktor der Schwabenakademie Irsee, kommt zu dem Ergebnis, dass das beschönigende Selbstbild des deutschen Rekordmeisters, ein „Opfer“ des Nationalsozialismus gewesen zu sein und eine „Heldengeschichte“ geschrieben zu haben, nicht nur sporthistorisch, sondern auch medien-, gesellschafts- und kulturhistorisch interessant sei. Bisherige Darstellungen der Geschichte des FC Bayern in der NS-Zeit hätten sich u.a. auf Chroniken, Festschriften und Zeitzeugen gestützt, auf Archivrecherchen jedoch weitgehend verzichtet. Der über Jahrzehnte hinweg festgeschriebene Mythos habe vereinsintern dennoch eine starke gemeinschaftsbildende und sinnstiftende Kraft entfaltet. Der SPIEGEL vom 17. August (Nr. 34/2019) greift vor allem Herzogs neue Forschungsergebnisse zu Josef Kellner auf, die den Mythos vom widerständigen FC Bayern München konterkarieren. Kellner war von 1938 bis 1943 Präsident des Vereins, Mitglied der NSDAP und ab Herbst 1938 unter anderem im besetzten Sudetenland als Landrat tätig. Ein Bilddokument zeigt Kellner während der Novemberpogrome von 1938 vor der Synagoge in Ceská Lípa (Böhmisch Leipa).
„Wir freuen uns sehr, dass die Zeitschrift STADION mit dem Übergang des Academia Verlags in die Nomos Verlagsgesellschaft zu neuer Blüte gelangt und auf Anhieb ein so großes Medienecho erfährt“, so Dr. Martin Reichinger, Programmleiter Sozial- und Geisteswissenschaften bei Nomos.
Die 1975 gegründete Zeitschrift STADION ist bis heute die einzige mehrsprachige und multidisziplinäre Zeitschrift zur Sportgeschichte von internationalem Rang. Bekannte Historiker wie Moshe Zimmermann oder Alan McDougall, aber auch angesehene VertreterInnen aus Politologie, Anthropologie, Pädagogik, Soziologie oder Philosophie publizieren in der Zeitschrift in deutscher, englischer und französischer Sprache. STADION richtet sich sowohl an FachwissenschaftlerInnen als auch an PublizistInnen und JournalistInnen.
Die letzte Ausgabe war im Jahr 2016 erschienen. Ab Heft 1/2019 steht die Zeitschrift unter der gemeinsamen Herausgeberschaft von Prof. Dr. Manfred Lämmer und Dr. Markwart Herzog. Auch der Wissenschaftliche Beirat wurde erweitert. Der Verlag hat den Produktionsprozess der Zeitschrift mit Blick auf internationale Zitationsstandards und ein zeitgemäßes Metadatenmanagement bis hin zu Design und Schriftbild modernisiert. Erstmals wird STADION auch online im Rahmen der Nomos eLibrary weltweit zugänglich gemacht, die Abonnenten können das gesamte verfügbare Archiv nutzen. Wie bisher sind zwei Ausgaben pro Jahr geplant.
Die beiden Herausgeber blicken zuversichtlich in die Zukunft: „Wir sind sicher, dass der Neustart unter dem Dach des renommierten Wissenschaftsverlags Nomos ein Erfolg wird.“