Biesel, Kay/ Urban-Stahl, Ulrike, Lehrbuch Kinderschutz, Beltz Juventa 2018, 371 S., gebunden, ISBN 978-3-7799- 3083-9. € 19,95
Kinderschutz ist ein außerordentlich wichtiges und auch international viel beachtetes Thema. Von daher muss es überraschen, dass erst mit dem hier anzuzeigenden Werk erstmals eine lehrbuchartige Darstellung vorgelegt wurde, nachdem es bereits eine Vielzahl von Einzelabhandlungen zu den Themen Kindesvernachlässigung, Kindesmisshandlung, Kindesmissbrauch usw. gibt. Das Lehrbuch versteht sich als Basistext zum Kinderschutz speziell für Studierende und Lehrende Sozialer Arbeit – mit dem Ziel, den Kinderschutz in seiner Komplexität, Ambivalenz und Herausforderung systematisch, verständlich und interessant zugänglich zu machen (Einführung S. 13). Das Buch beinhaltet drei Teile mit 14 durchlaufend nummerierten Kapiteln:
Teil I – Grundlagen: Ursachen, Formen und Folgen von Kindeswohlgefährdungen (Kapitel 1-7)
Teil II – Vertiefungen: Gefühle und Ambivalenzen, Rechtsgrundlagen sowie Rollen, Aufgaben und Funktionen von Fachkräften und Organisationen im Umgang mit Kindeswohlgefährdungen innerhalb und außerhalb der Kinderund Jugendhilfe (Kapitel 8-12)
Teil III – Erweiterungen: Erörterung von anknüpfenden Themen des Kinderschutzes, Qualitätsentwicklung und Frühe Hilfen im Kinderschutz (Kapitel 13 und 14).
In die didaktische Konzeption des Lehrbuches sind Erfahrungen eingegangen, die die Autorin und der Autor in vielen Jahren im Bereich Kinderschutz, in Gesprächen und Diskussionen mit Studierenden und in unterschiedlichen Lehrformaten gesammelt haben. In den einzelnen Kapiteln geben sie Anregungen für Seminarübungen, am Ende jedes Kapitels Vorschläge für Übungen, die auch im Selbststudium durchzuführen sind, sowie kommentierte Literaturempfehlungen zur Vertiefung des jeweiligen Themas. In einzelnen Kapiteln wird der Blick auch über Deutschland hinaus auf ausgewählte Themen in Österreich und der Schweiz geworfen, um so die Perspektive auf den Kinderschutz zu weiten und Vergleiche zwischen den Ländern im (Selbst-) Studium anzuregen.
Der Übersicht dient die immer wiederkehrende Verwendung von Symbolen für die einzelnen Text-Elemente: Definitionen, Seminarübung, Infokasten, Rechtstext, Blick über Deutschland hinaus, Anregungen zum Selbststudium und weiterführende Literatur.
Mit dem Werk ist es hervorragend gelungen, Studierenden ein Lehrbuch an die Hand zu geben, welches sie dabei unterstützt, ihr Wissen und ihre Kompetenzen im Kinderschutz zu erweitern, zu vertiefen und sie dazu zu ermutigen, im Kinderschutz tätig zu werden. Das Werk kann allen Studierenden der Sozialen Arbeit, aber auch den dort Lehrenden und den in Wissenschaft und Praxis einschlägig Tätigen nur nachdrücklich empfohlen werden, und dies zu einem außerordentlich günstigen Preis von lediglich 19,95 Euro. (rjw)
Münder, Johannes/Meysen, Thomas/Trenczek, Thomas (Hrsg.), Frankfurter Kommentar zum SGB VIII Kinder- und Jugendhilfe, 8. Aufl. 2019, Nomos-Verlag, Baden-Baden, 1 197 S., gebunden, ISBN 978-3-8487-2232-7. € 69,00
Der hervorragend eingeführte, hier anzuzeigende Frankfurter Kommentar zum Achten Buch Sozialgesetzbuch – SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfe) – FK-SGB VIII – liegt nunmehr nach zahlreichen Vorauflagen (zuletzt: 7. Aufl. 2013) „endlich“ in aktueller 8. Auflage vor. Begründet wurde dieser seit 1978 zunächst in vier Auflagen zum damaligen Gesetz für Jugendwohlfahrt (JWG) erschienene Kommentar von Dr. Johannes Münder, em. Professor für Sozialrecht und Zivilrecht an der TU Berlin. Seit der 6. Auflage ist der Herausgeberkreis erweitert worden: mit Dr. Thomas Meysen, SOCLES International Centre for Socio-Legal Studies, Heidelberg, und Dr. Thomas Trenczek, Professor an der Fachhochschule Jena. Inzwischen arbeiten weitere 12 Autorinnen und Autoren am FK-SGB VIII mit, die über juristische und/oder sozialpädagogische/sozialwissenschaftliche Kompetenzen verfügen.
Nachdem die Druckseitenzahl in der 6. Auflage von 1203 auf 870 erheblich verringert worden war, wurde sie nunmehr wieder deutlich erhöht, und zwar auf 1197 Seiten. Der Kommentar ist gleichwohl „handlich“ geblieben. Das Werk hat sich zum Ziel gesetzt, eine verlässliche Orientierung für Recht und Praxis der Kinder- und Jugendhilfe zu geben. Die Praxis soll dadurch unterstützt werden, die im Kinder- und Jugendhilferecht angelegten Möglichkeiten sozialpädagogischen Handelns fachlich zu nutzen. Den Juristinnen und Juristen soll ein Zugang zu den sozialund humanwissenschaftlichen Grundlagen und Bezügen der Kinder- und Jugendhilfe ermöglicht werden. Zugleich will der Kommentar dazu beitragen, die interdisziplinäre Fachlichkeit der Kinder- und Jugendhilfe zu stärken und die im SGB VIII liegenden Potentiale zur Verwirklichung der Rechte und Interessen von jungen Menschen und ihren Familien zu nutzen. Der „FK-SGB VIII“ verfolgt außerdem explizit das Ziel, eine rechtsdogmatisch gründliche wie sozialwissenschaftlich/sozialpädagogisch begründete Orientierung für Recht und Praxis der Kinder- und Jugendhilfe zu geben, bei welcher der Praxis nicht nur Grenzen, sondern auch die Spielräume für fachliches Handeln sowie deren gesetzliche Sicherung aufgezeigt werden sollen (vgl. Vorwort S. 5). Dies ist dem Werk wie auch schon den Vorauflagen erneut beispielhaft gelungen.
Die Gliederung ist im Wesentlichen unverändert geblieben und entspricht der Reihenfolge der Paragrafen des SGB VIII. Den einzelnen Erläuterungen sind durchgängig kurze Inhaltsübersichten vorangestellt. Das Werk wird ergänzt durch meist recht umfangreiche, einen guten Überblick verschaffende Vorbemerkungen zu den einzelnen Kapiteln– und auch meist zu den jeweiligen Abschnitten – des SGB VIII. Darüber hinaus enthält das Werk die üblichen Inhalts-, Abkürzungs-, Literatur- und Stichwortverzeichnisse sowie einen anschaulichen, prägnanten und gerade für „Einsteiger“ empfehlenswerten Anhang I zum Verfahren und zum Rechtsschutz sowie einen Anhang II. Rechtsfolgen bei der Verletzung fachlicher Standards.
Die Kommentierung der 8. Aufl. bezieht sich auf den Gesetzesstand vom 1.9.2018 und berücksichtigt die seit der 7. Auflage für das SGB VIII relevanten Änderungen: ins besondere das Mediationsgesetz von 2012, die Vorschriften zur sogenannten vorläufigen Inobhutnahme unbegleiteter minderjähriger Ausländerrinnen und Ausländer nach §§ 42a ff SGB VIII, die durch das Bundesteilhabegesetz implizierten Auswirkungen auf das SGB VIII und die mit Blick auf die datenschutzrechtlichen Regelungen nach der Datenschutz-Grundverordnung erforderlichen Änderungen der §§ 61 ff. SGB VIII. Auch auf die inzwischen in Kraft getretenen Änderungen aufgrund des sogenannten „Gute-Kita-Gesetzes“ geht der Kommentar bereits ein. Die Rechtsprechung wurde bis zum 15.5.2018 berücksichtigt, die einschlägige Fachliteratur bis zum 30.4.2018.
Mit der 8. Aufl. wird der Frankfurter Kommentar nicht nur in der bewährten Printausgabe, sondern auch im online-Sozialrechtsmodul sowie im Modul „Recht der Kinder- und Jugendhilfe (KiJup-online)“ bei Nomos herausgegeben. Zudem wurde der Kommentar auch im Modul „SozialrechtPremium“ online aufgenommen, womit die „Vollversorgung“ im elektronischen Bereich gewährleistet ist (Vorwort S. 6).
Was ist kritisch anzumerken? Nicht viel, wenn man akzeptiert, dass die Autoren den eindeutigen Schwerpunkt ihrer Erläuterungen im Leistungsrecht gesetzt haben. Akzeptiert man dies und möchte man zugleich den seitenmäßigen Umfang des Werkes begrenzt halten, so muss man in Kauf nehmen, dass die Erläuterungen zu nicht wenigen Paragrafen im „hinteren“ Teil des SGB VIII (§§ 82-106) mitunter recht knapp ausgefallen sind.
Der Frankfurter Kommentar reiht sich in eine stattliche Zahl von am Markt befindlichen kürzeren, längeren oder sehr umfangreichen, mitunter auch mehrbändigen Kommentaren ein, die – wie hier – als gebundenes Werk oder in Loseblattform ediert werden. Der „Frankfurter“ nimmt in diesem Spektrum vom Umfang her einen „gehobenen mittleren“ Platz ein, besticht jedoch nach vielen Vorauf lagen und damit immer wieder vorgenommenen Überarbeitungen durch wirklich „konsolidierte“ Erkenntnisse, grundsätzliche Sichtweisen „aus einem Guss“, ausgereifte Formulierungen sowie durchgängig präzise Informationen auch im Detail. Er ist deshalb, nicht zuletzt auch wegen seines günstigen Preises, sowohl Praktikern als auch Studierenden sowie allen wissenschaftlich Interessierten uneingeschränkt zu empfehlen. (rjw)
Autorengruppe Kinder- und Jugendhilfestatistik, Kinder- und Jugendhilfereport 2018. Eine kennzahlenbasierte Analyse, Verlag Barbara Budrich, Opladen, Berlin und Toronto 2019, 220 S., gebunden, ISBN 978-3-8474-2240-2, € 29,90
Die Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland hat in den letzten Jahren eine Bedeutung erlangt wie nie zuvor. Dies gilt mit Blick auf alle relevanten Kennziffern wie Leistungen, Personal und Finanzen – und auch auf die gestiegene Aufmerksamkeit nicht nur in Fachkreisen, sondern auch im politischen Raum. Dabei ist es nicht selten erforderlich, aktuelle Entwicklungen und Forderungen für die Zukunft auch quantitativ zuverlässig zu untermauern. Eine wesentliche Grundlage dafür bildet die amtliche Kinder- und Jugendhilfestatistik nach den §§ 98 ff des Achten Buches Sozialgesetzbuch – Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII). Und verdienstvoller Weise hat es sich seit über 20 Jahren die Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik im Forschungsverbund Deutsches Jugendinstitut/TU Dortmund zur Aufgabe gemacht, anhand dieser amtlichen Daten die wesentlichen Entwicklungen der Kinder- und Jugendhilfe nachzuzeichnen und so eine gute empirische Basis für eine sachgerechte Auseinandersetzung mit den Veränderungen innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe bereitzustellen, insbesondere in den dreimal pro Jahr erscheinenden Ausgaben von KomDat. Kommentierte Daten der Kinder- und Jugendhilfestatistik.
Zusätzlich wurden in drei Kinder- und Jugendhilfereporten seit 2001 ausgewählte, wichtige Befunde zu einzelnen Arbeitsfeldern noch weiter vertieft aufbereitet und diskutiert. Die nunmehr hier anzuzeigende vierte Ausgabe setzt diese gute Tradition fort und unterscheidet sich insofern noch von ihren Vorgängern, als dieser Band mit einer kennzahlengestützten Herangehensweise sehr viel stärker einer einheitlichen konzeptionellen Systematik folgt. Der Kinder- und Jugendhilfereport 2018, der sich im Wesentlichen auf amtliche Zahlen bis einschließlich 2016 stützt, stellt dabei einen weiteren ausgezeichneten Beitrag dar, die Lage der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland umfassend zu bilanzieren und bisherige Entwicklungen anhand zentraler Kennziffern nachzuzeichnen und überzeugend zu interpretieren. Der Kinder- und Jugendhilfereport 2018 ist ein gemeinschaftliches Werk der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Dortmunder Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik.
Das Werk ist in fünf Teile gegliedert: A. Rahmenbedingungen der Kinder-und Jugendhilfe; B. Arbeitsfelder der Kinder- und Jugendhilfe; C. Weitere Aufgabenbereiche der Kinder-und Jugendhilfe; D. Kommunale Jugendämter und Allgemeiner Sozialer Dienst; E. Schwerpunkt: Schutz- und asylsuchende junge Menschen. Der Aufbau der einzelnen Kapitel folgt dabei einem einheitlichen Schema: Einleitung; Übersichten; Beschreibung der Kennzahlen; Bilanz. Der Kinder- und Jugendhilfereport 2018 stellt jedoch nicht nur Datenmaterial zusammen, sondern kommentiert dies überzeugend und in einer sehr verständlichen Art und Weise, optisch aufgelockert durch zahlreiche Schaubilder und Zusammenfassungen.
Wer sich etwa über Entwicklungen und Perspektiven in den Bereichen Kindertagesbetreuung, Hilfen zur Erziehung, Eingliederungshilfen, Kinder- und Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit, Gefährdungseinschätzungen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, Inobhutnahmen oder die Situation der kommunalen Jugendämter umfassend informieren möchte und Argumente für eine offensive Fortentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe sucht, kommt an diesem Werk nicht vorbei.
Der Kinder- und Jugendhilfereport 2018 ist allen, die im Bereich der freien und der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland Verantwortung tragen oder die sich in der Wissenschaft, als Studierende oder Fachkräfte der Sozialen Arbeit über das komplexe Feld der Kinderund Jugendhilfe auf gesicherter empirischer Grundlage genauer informieren möchten, mit allem Nachdruck zu empfehlen – und dies zu einem außerordentlich günstigen Preis von 29,90 Euro. (rjw) ˜
Professor Dr. jur. Dr. phil. Reinhard Joachim Wabnitz (rjw), Assessor jur., Magister rer. publ., Ministerialdirektor a. D., Hochschule RheinMain, Fachbereich Sozialwesen, Wiesbaden.
reinhard.wabnitz@gmx.de