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Pflegefall: Wie geht es weiter?

Aus: fachbuchjournal Ausgabe 3/2018

Es kann einen völlig unvorbereitet treffen, es kann sich aber auch lange ankündigen – ein Familienmitglied oder man selbst wird pflegebedürftig. Sei es durch einen Unfall oder eine Erkrankung, plötzlich ist alles anders und man steht in der Verantwortung zu handeln. Unsere Rezensentin Stefanie Engelfried stellt vier Bücher zum Thema Pflege vor, die für den Ernstfall rüsten und dabei helfen, nötige Entscheidungen zu treffen sowie weitere Schritte zu organisieren.

Carina Frey: Pflegefall – was tun? Schritt für Schritt zur guten Pflege. Düsseldorf: 2018 Verbraucherzentrale NRW, 2. Auflage. 184 Seiten. Vierfarbig. Klappbroschur. Kartoniert. ISBN: 978-3-86336-090-0.16,90 Euro.

 

Pflege zu Hause. Das große Praxisbuch für Angehörige und Pflegende. Köln: 2018 Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft mbH. 368 Seiten. Gebunden. ISBN: 978-3-625-17881-1. 14,99 Euro.

 

Birgit Greif: Das aktuelle Handbuch der Pflegegrade. Alle Ansprüche kennen und ausschöpfen. Den Gutachtertermin vorbereiten. Checklisten, Beispiele, Übersichten. Regensburg: 2017 Walhalla und Praetoria Verlag, 4., neu bearbeitete Auflage. 144 Seiten. Kartoniert. ISBN: 978-3-8029-7552-3. 19,95 Euro.

 

Wilhelm Margula: Pflegefall? Nein, danke! Mit der Patientenverfügung selbst entscheiden. Wien: 2017 maudrich Verlag, Facultas Verlags- und Buchhandels AG. 160 Seiten, Kartoniert. ISBN: 978-3-99002-052-4. 19,40 Euro.

„Pflegefall – was tun? Schritt für Schritt zur guten Pflege“ ist ein hervorragender Ratgeber der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e.V., der weit über die Bundeslandgrenze hinaus bekannt werden sollte. Das 184 Seiten umfassende Buch der Journalistin Carina Frey, aktuell in 2. Auflage erschienen, ist gut strukturiert und kann zur Beantwortung der drängendsten Fragen auch quer gelesen werden. Zur schnelleren Orientierung sind die einzelnen Kapitel mit den Buttons „besonders wichtig“, „wichtig“ oder „erstmal weniger wichtig“ gekennzeichnet. Der Text ist optisch ansprechend aufbereitet und wird durch Servicekästen und Beispiele aufgelockert, zudem gibt es Checklisten, Interviews, viele Tipps und Tabellen. Für den schnellen Einstieg werden auf der aufklappbaren Innenseite des Umschlags fünf drängende Fragen der Angehörigen gestellt (z.B. „Bezahlt die Pflegeversicherung automatisch für die Pflege?“) und auf die entsprechenden Seiten im Ratgeber verwiesen. Nach diesem Schema ist auch das erste Kapitel des Buches aufgebaut, das weitere Fragen und Antworten aus der Beratungspraxis aufgreift. Es folgen zwei Doppelseiten mit Schaubildern zu den Themen „So können Sie vorgehen, wenn Ihr Angehöriger im Krankenhaus liegt“ und „So können Sie vorgehen, wenn sich der Gesundheitszustand Ihres Angehörigen zu Hause allmählich verschlechtert“. Der nächste Abschnitt beschäftigt sich mit dem Antrag bei der Krankenkasse. Unter „Rat und Hilfe: Niemand ist alleine“ folgt eine Kurzvorstellung von verschiedenen Beratungsangeboten. Das Kapitel „Miteinander planen“ regt dazu an, die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen und die Kapazitäten der für die Pflege in Frage kommenden Familienmitglieder zu diskutieren. Weitere Schwerpunkte des Ratgebers sind „Die Leistungen der Pflegeversicherung“, „Weitere Hilfen für Pflegebedürftige“ und „Rehabilitation: Lange selbständig bleiben“. Im Kapitel „Arbeiten und Pflege“ wird geschildert, welche Möglichkeiten Berufstätige haben, um sich um ihre Angehörigen kümmern zu können. Ausführlich wird im nächsten Abschnitt das Thema „Pflege zu Hause organisieren“ abgehandelt, wobei sowohl externe Betreuungs- als auch Fortbildungsmöglichkeiten und Hilfen für betreuende Angehörige berücksichtig werden. Das vorletzte Kapitel thematisiert „Betreut wohnen: Pflegeheim und Co.“. Der letzte Abschnitt zeigt, wie sich die eigenen Angelegenheiten mit „Verfügungen, Vollmachten und Testament“ am besten regeln lassen. Der Ratgeber wird abgerundet durch hilfreiche Adressen und ein aussagekräftiges Stichwortverzeichnis. Er ist im Buchhandel oder bei den Beratungsstellen der Verbraucherzentralen erhältlich bzw. kann telefonisch unter 0211/3809-555 oder im Online-Shop unter www.ratgeber-verbraucherzentrale.de bestellt werden.

„Pflege zu Hause. Das große Praxisbuch für Angehörige und Pflegende“ richtet sich primär an pflegende Laien, die sich dazu entschlossen haben, ihre Familienmitglieder in den eigenen vier Wänden zu betreuen. Das 368 Seiten umfassende Buch ist bei Naumann & Göbel erschienen, die Inhalte stammen jedoch aus den Fachredaktionen des Medizinverlags Urban & Fischer bei Elsevier. Die einzelnen Kapitel enthalten zwei Arten von Servicekästen – unter „info“ finden sich hilfreiche Hinweise und Tipps, unter „Achtung“ wird auf medizinische Gefahrenpotentiale und Risiken hingewiesen. Am Ende jedes Kapitels findet sich farblich abgesetztes „Pflegewissen zum Nachschlagen“ mit Beispielen und Tabellen. Das Praxisbuch beschreibt im ersten Kapitel knapp die Grundlagen der Pflege und geht dabei u. a. auch auf die Leistungen der Pflegeversicherung sowie pflegeerleichternde Hilfsmittel ein. Die weiteren Kapitel beschäftigen sich mit den Themen Hygiene, Wundversorgung, Lagerung und Positionierung der Pflegebedürftigen und Krankheitsprophylaxe. Es folgt ein ausführlicher Abschnitt zur Pflege alter Menschen mit diversen Erkrankungen, in dem auf elf konkrete Krankheitsfelder wie Augenerkrankungen, Infektionen und Demenz genauer eingegangen wird. Das abschließende Kapitel beschäftigt sich mit der körperlichen und geistigen Aktivierung der Pflegebedürftigen, um ihre Lebensfreude zu steigern und enthält u. a. einfache Bewegungsübungen sowie Anregungen für Gehirntraining im Alter.

Seit Januar 2017 gibt es keine Pflegestufen mehr, das System der ehemals drei Pflegestufen wurde auf fünf Pflegegrade umgestellt. „Das aktuelle Handbuch der Pflegegrade“, erschienen im Walhalla Verlag, erläutert im ersten Kapitel „Die Pflegestärkungsgesetze – Was ist neu im Pflegerecht?“ die neue Definition von Pflegebedürftigkeit und die damit verbundenen Regeln zur Begutachtung. Die Autorin Birgit Greif ist zertifizierte und unabhängige Pflegesachverständige, Dozentin für Pflegeassistenz und blickt als Fachkraft für Pflegebedürftigkeit auf über 20 Jahre Berufserfahrung als staatlich geprüfte Krankenschwester zurück. Sie erläutert auf 144 Seiten wie Pflegebedürftige und ihre Angehörigen Pflegegeld erhalten können und nimmt die Angst vor dem Gutachterbesuch. Der Fließtext ist in einfachem Layout gehalten und enthält grau hinterlegte Praxis-Tipps sowie Überblickstabellen. Im zweiten Kapitel „Vom Antrag bis zum Bescheid“ erläutert die Autorin das Verfahren zur Feststellung der Pflegebedürftigkeit und liefert einfache Muster für die entsprechende Korrespondenz. Die weiteren Abschnitte beschäftigen sich mit der Ermittlung der Pflegegrade, den Leistungen der Pflegeversicherung sowie dem Begutachtungstermin, für den dem Leser konkrete Tipps und Handlungsempfehlungen an die Hand gegeben werden. Das letzte Kapitel umfasst 14 Fallbeispiele zu Gutachterbesuchen aus dem Berufsalltag der Autorin.

„Pflegefall? Nein, danke!“ von Dr. med. Wilhelm Margula beschäftigt sich mit dem Thema Patientenverfügung. Der erfahrene Mediziner, der 35 Jahre geriatrisch tätig war und auf neun Jahre Erfahrung als Gerichtssachverständiger für Geriatrie, Palliativmedizin und Pflegewesen zurückblickt, richtet sich mit seinem Buch an die Generation 30+, die ihr Leben bis zum Schluss selbst bestimmen möchte. Dabei wird auch die Frage beantwortet, was in einer Patientenverfügung thematisiert werden muss, um zu verhindern, als „Pflegefall“ jahrelang am Leben erhalten zu werden oder was konkret für den Demenzfall niedergeschrieben werden sollte. Das 160 Seiten umfassende Buch gliedert sich in die Kapitel: Das Neue Alter, Patientenverfügung, Hohes Alter und Pflegebedürftigkeit, Der mutmaßliche Patientenwille, Sachwalterschaft/ Erwachsenenvertretung, Vorsorgevollmacht, Meine persönliche Demenzstrategie, Zur Debatte über die Sterbehilfe und PFLEGE FALLTOOL. Wobei dieses webbasierte Programm das Herz des Buches bildet, auf das im Text häufig verwiesen wird. Mit dem Kauf des Buches erwirbt der Leser den Zugang für zwei Abfragethemen, die online aus einer Liste (z.B. künstliche Ernährung oder pflegerische Maßnahmen) ausgewählt werden können und individuelle Schwerpunkte für die Patientenverfügung setzen. Dazu arbeitet man sich durch einen sehr umfassenden Fragenkatalog, nach dessen Beantwortung das Programm den Vorschlag für eine persönliche Patientenverfügung liefert, die ausgedruckt und unterschrieben werden kann.

Stefanie Engelfried ist freie Journalistin, die langjährig für einen Medizinverlag tätig war. Sie lebt mit Mann, Kind und viel Geschichte in einem 400 Jahre alten Fachwerkhaus in Ditzingen.

stefanie.engelfried@gmx.net

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