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Literarischer Nachlass von Leo Perutz online zugänglich

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 ermöglicht Zugriff auf Manuskripte und bisher unveröffentlichte Familienkorrespondenz des Schriftstellers

Zum Geburtstag des österreichischen Schriftstellers Leo Perutz am 2. November macht das Deutsche Exilarchiv 1933-1945 breite Teile seines digitalisierten Nachlasses online zugänglich. Leo Perutz (1882-1957) war zu seiner Zeit einer der erfolgreichsten und meistgelesenen österreichischen Schriftsteller, bis er nach der Annexion Österreichs das Land im Juli 1938 verlassen musste und über Italien nach Palästina auswanderte. In Palästina bestritt er seinen Lebensunterhalt als Versicherungsmathematiker, ein Beruf, in dem Perutz auch zuvor schon gearbeitet und geforscht hatte. Ein schriftstellerischer Erfolg blieb nach seiner Flucht ins Exil weitgehend aus. Seine fast durchgängig vorhanden kalendarischen Tagebuchaufzeichnungen (1909-1957) verfasste Perutz in der um 1900 populären sogenannten Gabelsberger Kurzschrift. Die Einträge geben Einblick in die literarische Produktion Perutz‘ und politische Ereignisse. So nahm Perutz in seinem Tagebuch schon am 3. März 1938, 10 Tage vor dem Ereignis, die Annexion Österreichs mit den Worten „Finis Austriae“ vorweg.

Perutz‘ umfangreiches Oeuvre wurde seit Ende der 1980er Jahre wiederentdeckt und neu aufgelegt. Es umfasst Novellen, Erzählungen, Theaterstücke, Reiseberichte, Dramen und Romane. Neben historischen Romanen „Die dritte Kugel“ (1915), „Der Marques de Bolibar“ (1920) und „Turlupin“ (1924) schrieb Perutz auch Unterhaltungsromane, wie „Zwischen neun und neun“ (1918), „Der Meister des Jüngsten Tages“ (1923) sowie den Bestseller „Wohin rollst Du, Äpfelchen“ (1928), von dem Ian Flemming, der berühmte James-Bond Autor schrieb: „Das Wort Genie hat längst durch Missbrauch an Wert und Sinn verloren, sonst hätte ich das Buch als einfach genial bezeichnet.“

Die beiden letzten Werke an denen er in Israel arbeitete, erschienen erst kurz vor seinem Tod bzw. posthum: „Nachts unter der steinernen Brücke“ (1957), „Der Judas des Leonardo“ (1959).

Sein Nachlass, der sich seit 1986 im Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek befindet, umfasst Manuskripte zu fast allen Romanen und auch zu bislang unveröffentlichten bzw. unvollendeten Werken. Hinzu kommt eine umfangreiche Korrespondenz, darunter bislang noch unveröffentlichte Familienbriefe. Mit den jetzt weltweit zugänglichen Digitalisaten und Archivalien, darunter auch den Tagebüchern, bietet der Nachlass von Leo Perutz zahlreiche Anknüpfungspunkte für die Wissenschaft, sich seinem Werk und seiner Biografie zu nähern und neue Perspektiven auf Leo Perutz zu entwickeln.

Digitalisierter Nachlass von Leo Perutz
Online verfügbare Digitalisate im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
https://portal.dnb.de/opac/moveDown?currentResultId=partOf%3D982013469%26any%26 online&categoryId=dnb.dea.archivalien

 

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