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Karl Alber – der Fachverlag für Philosophie: Denken, anders denken, umdenken

Aus: fachbuchjournal-Ausgabe 2/2022

Die Geschichte

Karl Alber, Inhaber der Dorn‘schen Buchhandlung in Ravensburg, gründet 1910 den Bodenseeverlag Karl Alber und veröffentlicht zunächst Kunstdrucke, Radierungen, Reisebücher und Postkarten. Der Verlag Herder in Freiburg i. Br. übernimmt 1939 nach dem Tod von Karl Alber den Firmenmantel des Verlags, um dort seine profane Literatur zu veröffentlichen, was dem konfessionellen Verlag durch die Gesetzgebung der Nationalsozialisten verwehrt ist. 1939 gründet der Verlag Karl Alber die Zweigniederlassung in München und beginnt mit der Herausgabe belletristischer Literatur. Unter Leitung von Johannes Harling spezialisiert sich der Verlag nach dem Zweiten Weltkrieg auf schöngeistige und wissenschaftliche Literatur. Als eines der ersten Bücher erscheint 1946 „Der SS-Staat“ von Eugen Kogon.

1950 beginnt die Spezialisierung zum geisteswissenschaftlichen Verlag mit stark historischer Ausrichtung. Von 1969 bis 1994 entwickelt sich der Verlag Karl Alber unter der Leitung von Meinolf Wewel zu einem der führenden Philosophieverlage im deutschsprachigen Raum. Die Schwerpunkte des Verlagsprogramms liegen in der Gegenwartsphilosophie, der Philosophiegeschichte, der Phänomenologie, Religionsphilosophie und praktischen Philosophie, wobei im philosophiegeschichtlich und kontinentalphilosophisch ausgerichteten Portfolio von Karl Alber auch Titel aus allen anderen einschlägigen philosophischen Disziplinen zu finden sind.

Nach einer mehrjährigen Übergangszeit wird der Verlag 2002 mit einem neuen Team unter der Leitung von Lukas Trabert weitergeführt. Das bisherige Verlagsprogramm wird weiter ausgebaut. Nachdem Trabert den Verlag Ende 2020 verlässt, obliegt die Verlagsleitung Martin Hähnel. Zum 1. Januar 2022 geht der Verlag Karl Alber an die Nomos Verlagsgesellschaft in Baden-Baden über. Die Titel des Verlag Karl Alber werden innerhalb der Nomos Verlagsgesellschaft unter dem Namen „Verlag Karl Alber“ weitergeführt.

Das Verlagsprogramm

Mit seinem Programm gehört der Verlag Karl Alber in Deutschland zu den wenigen reinen Fachverlagen für Philosophie. Im Hause Nomos findet er sehr gute programmatische Anknüpfungspunkte, da er komplementär zum Partner-Imprint Academia Verlag steht, der ebenfalls unter dem Dach der Nomos Verlagsgesellschaft geführt wird und schwerpunktmäßig die Philosophie der Antike abbildet. Im Verlag Karl Alber erscheinen zurzeit 40 Buchreihen und sieben Jahrbücher.

Zu den renommiertesten Reihen zählen Symposion, Praktische Philosophie und Phänomenologie. Bekannt ist der Verlag Karl Alber auch für seine Jahrbücher: das Heidegger-Jahrbuch, falsafa – Jahrbuch für islamische Religionsphilosophie, das Jahrbuch für Religionsphilosophie, das Jahrbuch Praktische Philosophie in globaler Perspektive, psycho-logik – Jahrbuch für Psychotherapie, Philosophie und Kultur, das Rosenzweig-Jahrbuch und die Schelling-Studien. Die Herausgeber:innen der renommierten Fachzeitschrift Philosophisches Jahrbuch, die seit 1888 besteht, verleihen jedes Jahr den Karl-Alber-Preis für eine herausragende und bislang unveröffentlichte Dissertation oder Habilitationsschrift aus dem Bereich der Philosophie.

Zudem erscheinen jährlich rund 80 Monographien, vorwiegend aus den Bereichen Geschichte der Philosophie, Phänomenologie, Ethik, Religionsphilosophie und Kulturphilosophie. Zu den Topsellern der letzten Jahre gehören Globale Fliehkräfte von Vittorio Hösle, NeoExistentialismus von Markus Gabriel, Erfolgsleere von Michael Andrick und die erweiterte Neuausgabe von Begriff und Geltung des Rechts von Robert Alexy. Titel, die in Kürze erscheinen und das vielseitige Programm des Verlag Karl Alber abbilden sind: Die Erneuerung der phänomenologischen Psychologie von Dr. Alexander Nicolai Wendt, Die Geburt der Philosophie bei den Griechen von Klaus Held, Goethe und Dickens als christliche Dichter von Vittorio Hösle und Krzysztof Michalski: Die Flamme der Ewigkeit von Ludger Hagedorn, Piotr Kubasiak und Klaus Nellen. Laufende Großprojekte sind die Martin Heidegger Briefausgabe sowie die Gesamtausgabe von Eugen Fink.

Wichtige Autorinnen und Autoren des Verlags waren und sind neben vielen anderen Thomas Fuchs, Michel Henry, Annette Hilt, Otfried Höffe, Vittorio Hösle, Emmanuel Levinas, Gudula Linck, Jean-Luc Marion, Paul Ricoeur, Barbara Schellhammer, Hermann Schmitz und Peter Strasser.

 

 

Das Team

Der Verlag Karl Alber wird als Imprint innerhalb der Nomos Verlagsgesellschaft geführt und gehört zum Programmbereich Sozial- und Geisteswissenschaften, den Dr. Martin Reichinger leitet. Zum Lektoratsteam „Karl Alber“ gehören Dr. Martin Hähnel und Dr. Monika Mühlpfordt. Zum 1. April kommen Maria Saam und Lukas Trabert hinzu. Dr. Martin Hähnel absolvierte nach seinem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens und anschließend der Philosophie, Romanistik, Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der TU Dresden ein Promotionsstudium an der KU Eichstätt-Ingolstadt, wo er 2014 zum Dr. phil. promoviert wurde. Im Anschluss daran war er bis 2019 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Bioethik der KU EichstättIngolstadt. 2020 stieg er als Lektor in den Verlag Karl Alber ein und wurde dort 2021 Programmverantwortlicher. Dr. Monika Mühlpfordt hat nach ihrem Masterabschluss in Kommunikationsdesign ihre philosophische Dissertation an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig verfasst und 2016 promoviert. Im Nachgang hat sie bis 2020 Lehraufträge an der HGB Leipzig, FH Würzburg-Schweinfurt und an der Hochschule Mannheim im Bereich der Philosophischen Ästhetik und Medientheorie und eine Tätigkeit für die „Zeitschrift für kritische Theorie“ übernommen. 2021 kam sie als Volontärin zum Verlag Karl Alber und wurde mit dem Verlagsübergang 2022 Lektorin. Maria Saam entschied sich nach ihrem Studium in Katholischer Theologie für ein Volontariat beim Schwabenverlag und Matthias Grünewald Verlag, nach dessen Abschluss sie 2011 übernommen wurde. In den nachfolgenden Jahren arbeitete sie für die Verlagsgruppe Patmos als Lektorin im Bereich Spiritualität und Lebenskunst sowie als Redakteurin verschiedener Theologischer Fachzeitschriften. Lukas Trabert studierte Philosophie, Literaturwissenschaften und Sinologie in Siegen und Freiburg und absolvierte Auslandsstudien in Taipeh und Boston. Seit 1995 arbeitete er beim Verlag Herder, u.a. als Sachbuchlektor. Von 2002 bis 2020 leitete er den Verlag Karl Alber. Diesen verließ er nach mehrjähriger Vorbereitung, um sich als Philosophischer Praktiker in Freiburg niederzulassen. Parallel dazu unterstützt er in Teilzeit den Neustart des Verlag Karl Alber innerhalb der Nomos Verlagsgruppe.

Die Perspektiven

Der Zugewinn des Alber-Portfolios hat den Programmteil „Philosophie“ bei Nomos ganz erheblich gestärkt und profiliert: Der Bestand an aktiven Schriftenreihen in der Philosophie wurde auf Anhieb mehr als verdoppelt, und es steht zu erwarten, dass Nomos die Produktion seiner philosophischen Neuerscheinungen bereits im ersten Jahr nach dem Verlagsübergang verdreifachen kann. Durch das große Wissenschaftspaket aus hochwertigen PhilosophieTiteln, das Nomos über die Nomos eLibrary weltweit elektronisch vertreibt, nimmt der Verlag eine zentrale Stellung bei der Versorgung mit philosophischer Wissenschaftsliteratur ein. Angesichts vielfacher programmatischer Nähen des Verlag Karl Alber zu anderen Nomos-Imprints wie Academia und Ergon ergeben sich Synergieeffekte bei Herstellung, Marketing und Vertrieb. Das Programmformat „Jahrbuch“, das bei Alber bereits mit hochrenommierten und traditionsreichen Annualen vertreten ist, soll weiter ausgebaut werden. Perspektivisch ist überdies ein Lehr- und Handbuchprogramm vorgesehen, denn angestrebt ist die Etablierung eines international wahrgenommenen Vollspartenprogramms in der Philosophie. (red)

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