Der Hentrich & Hentrich Verlag ist der einzige Buchverlag in den deutschsprachigen Ländern, der sich ausschließlich auf Veröffentlichungen zu jüdischer Kultur und Zeitgeschichte spezialisiert hat. In seiner Reihe „Jüdische Miniaturen“ erscheint 2020 der 250. Band. Anlässlich der Herausgabe von Nummer 100 im Jahr 2011 schrieb die Verlegerin Dr. Nora Pester unter der Überschrift Große Geschichte(n) im kleinen Format: „Sie passen in jede Jackentasche, sie sind kompakt, leicht verständlich und günstig […] Sie erinnern an jüdische Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Gesellschaft, Kunst, Kultur und Wirtschaft, die in ihrer Zeit Wichtiges geleistet haben, deren Leben und Werk aber leider zumindest in Vergessenheit geraten sind.“ (www.berlin.de/aktuell/ausgaben/2011/juni/ereignisse/artikel.223452.php)
Wir stellen hier sechs Beispiele dieser schönen Reihe aus den letzten Jahren vor. Sie widmen sich bedeutenden Frauen. (ab)
Julius H. Schoeps: Dorothea Veit / Schlegel. Ein Leben zwischen Judentum und Christentum. 2020. 71 S. (Band 250) ISBN 978-3-95565-388-0. € 8.90
Band 250 der „Jüdischen Miniaturen“ ist der Literaturkritikerin und Schriftstellerin Dorothea Schlegel gewidmet. Julius H. Schoeps, Prof. em. für Neuere deutsche Geschichte und Gründungsdirektor des Moses-Mendelssohn-Zentrums für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam, verfasst dieses Porträt von Dorothea Veit / Schlegel: „Brendel, die älteste der drei MendelssohnTöchter (1764–1839), die sich später Dorothea nannte, ist im Rückblick neben ihrem Bruder Abraham das wohl bekannteste der Kinder Moses Mendelssohns und seiner Ehefrau Fromet.“ (S. 7) Der Vater ist der Berliner Aufklärer Moses Mendelssohn, nur ihm stünde zu, den künftigen Schwiegersohn für die Tochter zu bestimmen, und dies ist Simon Veit, Sohn eines angesehenen Berliner Baumwollfabrikanten und Bankiers. Mit 18 Jahren heiraten sie, sie bekommt vier Söhne, darunter Johannes und Philipp, die Mitbegründer der nazarenischen Malerschule. 1797 lernt sie den jungen Friedrich Schlegel kennen, der noch im selben Jahr ihr Geliebter wird. Sie bricht mit den herrschenden gesellschaftlichen Konventionen und meldet den Anspruch auf ein selbstbestimmtes Leben an. Sie lässt sich scheiden, nennt sich mit dem Vornamen Dorothea. Und nun beginnt ein unstetes Leben. Sie geht mit Schlegel, seinem Bruder August Wilhelm und dessen Frau Caroline nach Jena, wo sich mit Novalis, Tieck und Schelling ein Zentrum der Frühromantik etabliert. 1802 siedelt das Paar nach Paris, sie tritt zum Protestantismus über, sie heiraten 1804 und ziehen nach Köln. Hier wechselt Dorothea erneut die Religion und tritt zum Katholizismus über. Sie ist eine der prominentesten jüdischen Frauen, die im 19. Jahrhundert zum Christentum übertreten. Das Paar zieht nach Wien, nach kurzem Aufenthalt in Frankfurt am Main, wo ihr Mann als österreichischer Diplomat beim Bundestag des Deutschen Bundes tätig ist, geht es nach Rom. „Permanente Geldnot“ (S. 40) plagt das Ehepaar wohl öfter.
Als ihr Mann 1829 stirbt, übersiedelt Dorothea nach Frankfurt am Main. In diesen späten Jahren versucht sie, Kontakt zu ihrer Familie zu halten. Das gelingt ihr nur bedingt, „was wiederum damit zusammengehangen haben dürfte, dass sie im Familienkreis als verschrobenes, frömmelndes Frauenzimmer angesehen und wegen ihrer bigotten katholischen Überzeugungen gemieden wurde.“ (S. 54-55) Was bleibt? Ein umfangreicher Briefwechsel, der Roman „Florentin“, Essays, Tagebücher, Rezensionen, Übersetzungen verschiedener Werke aus dem Französischen, ihre Begegnungen mit Henriette Herz, Fanny von Arnstein, Rahel Varnhagen von Ense, Wilhelm von Humboldt, Joseph von Eichendorff und vielen anderen Persönlichkeiten. Ein gelungenes Porträt.
Helmut Braun: Rose Ausländer. Der Steinbruch der Wörter. 101 S. (Band 214) ISBN 978-3-95565-239-5. € 9.90
Der Verleger, Kurator und Autor Helmut Braun ist der beste Kenner von Leben und Werk Rose Ausländers: Er ist Vorsitzender der Rose Ausländer-Gesellschaft und gibt u.a. das Gesamtwerk von Rose Ausländer heraus. Rose Ausländer (1901–1988) ist eine aus der Bukowina stammende deutsch- und englischsprachige Lyrikerin. Ihr Vater Sigmund Scherzer garantiert eine weltoffene und liberal-jüdische Erziehung. Die politischen Wirren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verschlagen sie in mehrere Länder. Im Ersten Weltkrieg flieht die Familie aus Czernowitz über Budapest nach Wien und kehrt 1920 in das nun rumänische Czernowitz zurück, wo sich Rose Scherzer als Gasthörerin in der Universität einschreiben lässt, nach dem Tod des Vaters das Studium abbricht. Gemeinsam mit ihrem Studienfreund Ignaz Ausländer, mit dem sie von 1923–1930 verheiratet ist, geht sie in die USA. Dort veröffentlicht sie eine Reihe von Gedichten und Feuilletons in deutschsprachigen Zeitungen, geht 1931 nach Czernowitz zurück und publiziert Gedichte und Aufsätze in Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien. 1940 besetzen sowjetische Truppen Czernowitz, nach dem Überfall auf die Sowjetunion 1941 folgen rumänische Truppen. Rose lebt nun im Ghetto der Stadt, entgeht Zwangsarbeit und Deportation und erlebt den Einmarsch der Roten Armee. Sie reist über Rumänien wieder nach New York und schreibt weiterhin Gedichte, 1964 zieht sie nach Wien und 1965 nach Düsseldorf.
„Rose Ausländers Schreiben ist biografisch. Sie beschreibt ihr Leben, seine Stationen, die Lieben, das Leid, Hoffnungen, Erfahrungen, Enttäuschungen, Glücksmomente, Wege und Ziele, Träume und ‚Wirklichkeit unser unverlässliches Märchen‘.“ (S. 11)
Mehrere Gedichtbände erscheinen, zahlreiche Ehrungen werden ihr zuteil. Es ist das große Verdienst von Helmut Braun, den Rose 1975 kennenlernt und der von da an bis zu ihrem Tod über 20 Gedichtbände herausgibt: „Aus dem literarischen Geheimtipp wurde fast über Nacht die bekannte Lyrikerin Rose Ausländer.“ (S. 8) „Ihre Leser schätzen und lieben den Dreiklang ihrer Gedichte aus perfektem Handwerk, perfektem Kopfwerk und perfektem Herzwerk. Noch nie war ihr Werk so bekannt wie heute.“ (S. 99) Dies ist eine einfühlsame Miniatur zu Leben und Werk von Rose Ausländer.
Martina Bitunjac: Lea Deutsch. Ein Kind des Schauspiels, der Musik und des Tanzes. 70 S. (Band 231) ISBN 978-3-95565-303-3. € 8.90
Die promovierte Historikerin Martina Bitunjac ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Moses-Mendelssohn-Zentrum für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam.
Lea Deutsch (1927–1943) ist eine aus Zagreb stammende jugoslawische Kinderschauspielerin, die als kroatische Shirley Temple bezeichnet wird. Sie entstammt einer gutbürgerlichen jüdischen Familie. Bereits im Alter von fünf Jahren tritt sie am Kroatischen Nationaltheater in Zagreb in kleineren Rollen in Stücken von Molière und Shakespeare auf. Das Publikum ist begeistert. Die Rollen werden größer und umfangreicher. Ihre erste Hauptrolle ist das Pünktchen in Kästners „Pünktchen und Anton“, es folgen u.a. das Märchen „Die wunderbaren Abenteuer des Schusterjungen Hlapi ´c“ von Ivana Brli ´c-Mažurani ´c, die Oper „Der Eisenhammer“ von Blagoje Bersa, die eigens für sie geschriebenen Revue-Operette „Das Wunderkind“ von Josip Deˇci und „Der kleine Lord“ von Frances Hodgsons Burnett und vieles andere mehr. In einer Kritik heißt es: „Sie spielt, durchlebt bis ins Tiefste ihre Rolle, sie ist natürlich und überzeugend … Die Kleine ist eine geborene routinierte Mimikerin.“ (S. 22-23)
Im Alter von 14 Jahren spielt sie ihre letzte Rolle, denn unmittelbar nach der Zerschlagung des Königreichs Jugoslawien im April 1941wird der nun unabhängige Staat Kroatien antiserbisch, antikommunistisch und antisemitisch, die Rassengesetze werden eingeführt. Lea wird von der
Schule verwiesen und darf auf der Bühne nicht mehr auftreten. Die Versuche, die Familie Deutsch zu retten, scheitern. Im Juli 1943 werden Lea, ihr Bruder und ihre Mutter verhaftet und nach Auschwitz deportiert, Lea stirbt schon auf dem Transport, Mutter und Bruder werden in Auschwitz ermordet. Der Vater versteckt sich als Patient in einem Krankenhaus und überlebt den Holocaust. Diese Würdigung von Lea Deutsch ist geeignet, in den Schulen an diesem Beispiel den Holocaust zu erklären.
Elisa Klapheck: Regina Jonas. Die weltweit erste Rabbinerin. 2. Aufl. 63 S. (Band 4) ISBN 978-3-95565-362-0. € 8.90
Die liberale Rabbinerin in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main und Professorin für Jüdische Studien am Zentrum für Komparative Theologie der Universität Paderborn Elisa Klapheck beschäftigt sich intensiv mit dem erst Anfang der 1990er Jahre entdeckten Nachlass von Regina Jonas und nutzt ihn für ihre große Edition Fräulein Rabbiner Jonas. Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden? (1999, 2. Aufl. 2000) und die erste Auflage dieser Miniatur (2003)
Regina Jonas (1902–1944) wächst in bescheidenen Verhältnissen im Scheunenviertel, dem damals stark jüdisch geprägten Wohngebiet in der Mitte Berlins, auf. Sie studiert an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums ihrer Heimatstadt mit dem ehrgeizigen, ja einmaligen Ziel, die Ordination als Rabbinerin zu erreichen. In diese Richtung geht auch ihre Abschlussarbeit, eine halachische Streitschrift unter dem Titel „Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?“ Am 27. Dezember 1935 erhält sie als erste Frau weltweit das Rabbinatsdiplom. Nur wenige Jahre bleiben ihr, um als Predigerin und Seelsorgerin zu arbeiten und insbesondere den von Verfolgung und Deportation bedrohten Berliner Juden beizustehen. 1942 wird sie gemeinsam mit ihrer Mutter in das KZ Theresienstadt deportiert. Auch hier arbeitet sie als Rabbinerin. Am 12. Oktober 1944 wird sie „nach Auschwitz weiter verschleppt und dort am Tag ihrer Ankunft ermordet.“ (S. 51) Ohne diesen spät endeckten Nachlass und die brillanten Publikationen der Autorin wäre Regina Jonas heute wahrscheinlich vollkommen vergessen und die 1972 am Hebrew Union College in Cincinnati ordinierte Sally Priesand weiterhin die erste Rabbinerin. Es ist gut zu wissen, dass es Regina Jonas gibt, „das Leben einer bedeutenden Persönlichkeit, die Bahnbrechendes leistete, ohne jedoch auf Glanz und Ehre Wert gelegt zu haben.“ (S. 55) Sie ist heute zu einer Ikone geworden: „die Comiczeichnerin Elke Renate Steiner stellte das Leben von Regina Jonas als Graphic Novel dar“ (S. 7), es gibt eine Wanderausstellung und einen Dokumentarfilm „Regina“.
Maria Heiner: Lea Grundig. Kunst für die Menschen. Mit einem Vorwort von Esther Zimmering. 128 S. (Band 184) ISBN 978-3-95565-150-3. € 12.90
Die Fachärztin für Allgemeinmedizin und Kunstsammlerin Dr. Maria Heiner ist mit Lea Grundig (1906–1977) befreundet, arbeitet am Werkverzeichnis mit, legt eine Sammlung von Lea Grundigs illustrierten hebräischen Kinder- und Jugendbüchern an, kuratiert Ausstellungen – und verfasst dieses Büchlein.
Seit 1958 erscheinen mehrere Biografien über Lea Grundig, 1974 die Autobiografie Gesichte und Geschichte (10. Aufl. 1984) und 1978 eine Biografie über ihren Mann Hans Grundig (1901–1958). Heute erinnert sich nur noch ein kleiner Kreis von Interessenten an sie. Ihre Rolle als politische Funktionärin in der DDR führt nach 1990 im vereinten Deutschland immer wieder zur Diffamierung von Leben und Werk. Esther Zimmerung schreibt in ihrem Vorwort: „Ich möchte jedem Menschen diese beeindruckende Persönlichkeit und ihre bewegenden Werke ans Herz legen.“ (S. 11). Dies schafft Maria Heiner. Sie konzentriert sich auf vier thematische Ausstellungen von Grundigs Werken aus ihrer Sammlung „sowie auf Erzählungen und persönliche Gespräche mit ihr.“ (S. 13) Zu sehen sind in den Ausstellungen Radierungen aus der Zeit der faschistischen Diktatur in Deutschland, Kinderbuchillustrationen aus der Exilzeit im britischen Mandatsgebiet Palästina, der Zyklus „Im Tal des Todes“ und Illustrationen zu den Märchen der Brüder Grimm. Dies ist eingebettet in Informationen über das Leben von Lea und Hans Grundig. Politisch ist Lea Langer immer. Sie wächst in Dresden in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf, mit 14 Jahren tritt sie dem zionistischen Bund „Blau-Weiß“ bei, sie besucht 1922–1926 in Dresden die Staatliche Akademie für Kunstgewerbe und die Akademie der Bildenden Künste. Dort lernt sie ihren Mann Hans Grundig kennen, den sie 1928 heiratet. 1926 wird sie Mitglied der KPD und Mitbegründerin der Dresdner Gruppe der „Künstlergruppe Assoziation revolutionärer bildender Künstler“, 1929 besucht sie die Reichsparteischule der KPD in Fichtenau bei Berlin. Im Nationalsozialismus wird sie als Jüdin und Kommunistin verfolgt, ihre Kunstwerke als „entartet“ diffamiert. 1936 wird sie verhaftet und 1938 inhaftiert. Nach ihrer Freilassung emigriert sie nach Preßburg, kommt 1940 in der Slowakei in ein Flüchtlingslager. Ende des Jahres gelingt ihr als Überlebende des Flüchtlingsschiffs Patria die Einwanderung in das britische Mandatsgebiet Palästina. 1948–1949 lebt sie in Prag, kehrt anschließend nach Dresden zurück und wird Dozentin und später Professorin für Grafik an der dortigen Hochschule für Bildende Künste. 1961 wird sie Ordentliches Mitglied der Akademie der Künste der DDR, 1964–1970 ist sie Präsidentin des Verbandes Bildender Künstler, ab 1964 ist sie Mitglied des ZK der SED.
In diesen Zeiten entstehen zahlreiche Grafiken und Zeichnungen, während der Weltwirtschaftskrise entsteht der Zyklus „Frauenleben“, nach der Machtübernahme der Faschisten entwickelt sie die Bilderfolge „Unter dem Hakenkreuz“, in der Emigration entstehen Landschaftszeichnungen und Selbstbildnisse, 1942–1948 illustriert sie 20 Kinderbücher mit über 350 Zeichnungen, in den 1960er Jahren beschäftigt sie sich erneut mit der Erinnerung an den Holocaust. 1975 und 1976 sind ihr große Personalausstellungen gewidmet. Sie wird mit Preisen geehrt.
Eine persönliche Hommage an eine große Künstlerin!
Ingeborg Boxhammer: Marta Halusa und Margot Liu. Die lebenslange Liebe zweier Tänzerinnen. 2015. 91 S. (Band 175) ISBN 978-3-95565-116-9. € 9.90
Im Rahmen ihrer Forschungen zur Lebenssituation lesbischer Frauen im Nationalsozialismus stößt die Historikerin Ingeborg Boxhammer auf die Namen der Tänzerinnen Margot Liu geb. Holzmann (1912–1993) und Marta Halusa (1910–1999).
Die Quellenlage ist schwierig. Es gibt keine privaten Schriftstücke, nur Aussagen Dritter und für die Behörden geschriebene oder von diesen verfasste Unterlagen, die mit Vorsicht zu behandeln sind.
Die in Ratibor geborene Jüdin Margot wächst als Halbwaise in einem jüdischen Erziehungsheim auf. Ihr Traum, Tänzerin zu werden, erfüllt sich nach dem Besuch der Ballettschule Wegner in Halle. Tourneen führen sie durch viele Städte Deutschlands.
Die in Brunsbüttelkoog geborene evangelische Christin Marta erlernt keinen Beruf, aber „nebenbei tanzen“ (S. 29), lebt vorwiegend in Hamburg und Berlin, wo sie 1938 ein Mädchen zur Welt bringt, „möglicherweise die Folge einer Vergewaltigung“ (S. 31).
Margot und Marta lernen sich über ihren Beruf 1931 kennen, es ist der Beginn gemeinsamer Auftritte als „Pepita und Peter“ und einer lebenslangen Verbundenheit und Liebe. Sie wohnen in Berlin, sind zwischen 1938 und 1945 „nur“ restriktiven antijüdischen Verordnungen, Denunziationen, Verhaftungen und Verhören ausgesetzt, weil sexuelle Handlungen unter Frauen im Gegensatz zu homosexuellen Männern nicht strafbar sind. Da Margot durch ihre jüdische Herkunft in besonderer Weise gefährdet ist, heiratet sie in Absprache mit Marta den chinesischen Kellner Chi-Lan Liu und wird chinesische Staatsbürgerin, eine fatale Entscheidung, denn er sieht sich getäuscht und will die Scheidung. Beide tauchen unter und betätigen sich im Widerstand. Sie überleben den Nationalsozialismus und emigrieren 1949 nach England. Der mit den deutschen Behörden geführte Kampf um sog. Entschädigungsleistungen zieht sich über viele Jahre hin. Er zeigt deutlich, dass auch in der jungen Bundesrepublik Abweichungen vom heterosexuellen Leben nicht willkommen sind. Dieses kleine Büchlein ist eine gelungene Würdigung von Marta Halusa und Margot Li und ein wichtiger Beitrag zum Schicksal lesbischer Frauen im Nationalsozialismus, das über viele Jahre nicht thematisiert wurde.
Prof. em. Dieter Schmidmaier (ds), geb. 1938 in Leipzig, studierte Bibliothekswissenschaft und Physik an der Humboldt-Universität
Berlin, war von 1967 bis 1988 Bibliotheksdirektor an der Berg akademie Freiberg und von 1989 bis 1990 Generaldirektor der Deutschen Staatsbibliothek Berlin.
dieter.schmidmaier@schmidma.com