Wenige Tage nach ihrem 72. Geburtstag ist Prof. Dr. Gabriele Beger nach kurzer, schwerer Krankheit in Hamburg verstorben. Als erste Frau in der fast 550-jährigen Geschichte der Bibliothek leitete sie von 2005 bis 2018 die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky. Für ihren vielfältigen Einsatz für das Bibliothekswesen hat sie 2018 aus den Händen der Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank das Bundesverdienstkreuz erster Klasse empfangen.
Gabriele Beger hat ihr ganzes berufliches Leben der Sache der Bibliotheken gewidmet: Am 24. April 1952 in Berlin-Treptow geboren, war sie von 1971 bis 2005 an der Berliner Stadtbibliothek tätig, seit 1992 als Direktorin und Vorstandsmitglied der Stiftung Zentral- und Landesbibliothek. Ab 1996 lehrte Gabriele Beger zudem am Institut für Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität, später ebenso als Professorin an der FH Potsdam und als Lehrbeauftragte an der Universität Hamburg. 2002 wurde sie an der Humboldt Universität Berlin über den Interessenkonflikt zwischen Urheberrecht und elektronischen Bibliotheksangeboten promoviert – ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch ihre berufliche Tätigkeit zog.
Als Hamburger Bibliotheksdirektorin mit ostdeutscher Biographie war sie auch auf nationaler Ebene eine prägende Persönlichkeit für das Zusammenwachsen der Bibliotheken in Ost und West. Sie engagierte sich für die Entwicklung des Deutschen Bibliotheksverbands zu einer wirksamen Lobbyorganisation für öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken. 2006 bis 2009 war sie Bundesvorsitzende des dbv, außerdem seine erste Ethikbeauftragte.
Zu ihren wichtigsten Leistungen in Hamburg zählen die Modernisierung der Staats- und Universitätsbibliothek in ihrer Doppelfunktion als zentrale Bibliothek der Universität und der Hochschulen und als öffentliche Stadt- und Landesbibliothek – zu nennen sind u. a. die Öffnung der Bibliothek an sieben Tagen in der Woche, der Ausbau des Open-Access-Verlags Hamburg University Press, der Buchpreis Hamburg Lesen, die Erweiterung des Sammelauftrags um elektronische Publikationen und der Ausbau der Digitalisierung des historischen Kulturerbes.
Prof. Robert Zepf, Direktor der SUB Hamburg:
„Mit Gabriele Beger verlieren die Bibliothekarinnen und Bibliothekare Hamburgs, Berlins und Deutschlands eine engagierte und fachlich geschätzte Kollegin, die es durch ihre Persönlichkeit immer wieder verstanden hat, für die Bibliotheken neue Freundinnen und Freunde zu gewinnen. Sie war eine der führenden Bibliotheksjuristinnen Deutschlands – mit Charme und guten Argumenten ist es ihr immer wieder gelungen, für die Belange der Wissenschaft, der Bibliotheken und ihrer Nutzenden faire Lösungen zu erreichen.“
Katharina Fegebank, Wissenschaftssenatorin:
„Mit tiefer Trauer habe ich die Nachricht zum Tod von Prof. Dr. Gabriele Beger nach schwerer Krankheit aufgenommen. Mein Mitgefühl gilt ihrer Familie und Freunden. Gabriele Beger war eine beeindruckende Persönlichkeit: Mit beispiellosem Engagement hat sie sich als langjährige Direktorin der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky für den Ausbau des Angebots an elektronischen Medien und digitalen Diensten sowie die Öffnung der Bibliothek hin zur Gesellschaft eingesetzt. Unter ihrer Leitung ist die Stabi zu einem zentralen Ort der Begegnung und des kulturellen Austauschs in Hamburg geworden. Auch auf nationaler Ebene hat sie sich erfolgreich für die Weiterentwicklung des Bibliothekssystems eingesetzt und u. a. als ehrenamtliche Verfechterin klarer Regelungen im Urheberrecht verdient gemacht. Von ihrem unermüdlichen Einsatz profitieren Kulturschaffende, Bibliotheken und die Bürgerinnen und Bürger. Ihr Wirken strahlt weit über Hamburg hinaus.“