Medizin | Gesundheit

Gesundheit durch Entschlackung

Aus: fachbuchjournal-Ausgabe 4/2020

Eine saubere und intakte Zelle wird nicht krank! Diesen Ansatz verfolgen Dr. h. c. Peter Jentschura und Josef Lohkämper bei der Erforschung des menschlichen Stoffwechsels. Der Weg zur Heilung erfolgt über den „Dreisprung der Entschlackung“: die Lösung von Schadstoffen, deren Neutralisierung und Ausscheidung über die Haut.

In dem Bestseller „Gesundheit durch Entschlackung“ definieren und interpretieren die Autoren Symptome und deren Körpersignale komplett neu und zeigen Wege auf, die Ursachen zu vermeiden und natürlich zu bekämpfen.

Das Ergebnis dieses naturheilkundlichen Perspektivwechsels sind dauerhafte Gesundheit und Leistungsfähigkeit in jedem Alter.

ISBN 978-3-933874-37-5 · 352 Seiten · 17,18 € Verlag Peter Jentschura · Tel.: +49(0)2534-97335-0

Leseproben: www.verlag-jentschura.de/gde

 

Dass das Thema ‚Vom Werden‘ schon den Vorsokratiker Heraklit (520–460 v. Chr.) bewegte, erwähnt Beatrice Voigt in ihrer ‚Einstimmung‘ und verweist auf das „Prozesshafte von Vorgängen in der belebten und unbelebten Natur“ (S. 9). Die Kuratorin, Konzeptkünstlerin und Kulturmanagerin spannt den Bogen von den Denkansätzen des Chemie-Nobelpreisträgers Ilya Prigogine (1917–2003), wie der „Ordnung durch Fluktuation“ und der „Welt als offenes System“, über Prinzipien „integrierten prozesshaften Denkens“ und „gegenseitige Wechselwirkungen“ des wegweisenden Systemtheoretikers Ludwig von Bertalanffy (1901– 1972) zu den Konzepten einer neuen Weltsicht vom Prozess des Werdens. Als Ziel des Sammelbandes betont sie die Verknüpfung der natur- und geisteswissenschaftlichen Disziplinen und die Vermittlung durch „Erscheinungsformen der Schönen Künste und Beispiele aus der Lebenspraxis“, um das komplexe Beziehungsfüge und die Entwicklungsdynamik in Natur und Gesellschaft aufzuzeigen. Es geht zentral um „das Verständnis des komplexen Systems Mensch, der nicht nur eine biologische, sondern auch eine soziologische Selbstorganisation zeigt, bei der der menschliche Geist eine maßgebliche Rolle spielt“ (S. 10, B. Voigt nach E. Bodenschatz).

Der sich anschließende herzliche ‚Dank‘ für die Möglichkeit der Durchführung des Symposiums in den herrlichen Räumlichkeiten der Botanischen Sammlungen der SNSB und die Führungen durch die Museen und Forschungseinrichtungen macht deutlich, dass Erlebtes nur begrenzt nachvollziehbar zu gestalten ist. Aber der Klick auf www.bea-voigt.de/filme entschädigt etwas, jedoch spätestens dann, wenn es um Kulinarisches geht, um Speise und Trank, sind Phantasie und ein guter Weinkeller gefragt.

Wer sich den Textbeiträgen widmet, braucht Zeit und Muße, um die Fülle der Anregungen aufzunehmen. Als Rezensent steht man aufgrund des begrenzten Besprechungsumfangs wegen der durchgehenden Brillanz der Beiträge vor einem Auswahldilemma. Die hier getroffene Entscheidung, das erste Hauptkapitel eingehender zu kennzeichnen und auf die weiteren nur sporadisch einzugehen, ist daher nur ein unbefriedigender Kompromiss. Die Eröffnung macht die Collage ‚Werden – Vergehen‘ nach Texten von Richard Wagner und Musik von Charles Ives‘ „The unanswered question“, die von dem als ‚Kulturpartisan‘ vorgestellten Rechtsanwalt Steffen Barth entworfen wurde, der sich in seinen Werken der performativen Verknüpfung unterschiedlicher Kulturgattungen widmet. Im anschließenden Impulsstatement ‚Werden als zentrale Eigenschaft des Kosmos‘ streift der ehemalige Jesuitenschüler Gerhard Haszprunar den Gedanken, dass das Werden stets vom Vergehen begleitet ist und die Emergenz, die spontane Neuschaffung von Systemeigenschaften, die zentrale Herausforderung der Natur- und Geisteswissenschaften ist, während gläubige Menschen „darin ein Zeichen eines die Naturgesetze umfassenden Schöpfers erkennen [mögen]“ (S. 18).

Der Beitrag des Wissenschaftshistorikers und prominenten Publizisten Ernst Peter Fischer beschreibt ‚Die bewegten Beweger‘, also ‚Energie, Evolution, Entwicklung und das werdende Werden‘. Der historische Brückenschlag des gelernten Physikers und Biologen reicht von der Naturphilosophie der Antike und des Mittelalters bis zur frühen Neuzeit und den Erkenntnissen des Physikers Isaac Newton (1643–1727) , der „in seinem Weltbild immer noch Platz für einen Ordnung schaffenden Gott gelassen [hat]“, über den physikalischen Energieerhaltungssatz des Universalgelehrten Hermann von Helmholtz (1821– 1894) und die Allgemeine Relativitätstheorie Albert Einsteins (1871–1955) sowie über Charles R. Darwins (1809– 1882) Evolutionstheorie bis zur molekularen Genetik der Gegenwart und der Feststellung: „Gene sind nicht, Gene werden nur…“ oder „Nichts ist, alles wird, auch das Werden“ (S. 27).

Als nächster Beitrag folgt ein «Gemälde» ‚Vom Werden der Welt‘, in dem der Potsdamer Physiker Georg Feulner einen intensiv illustrierten „Streifzug durch 4,6 Milliarden Jahre Erd- und Klimageschichte“ unternimmt, der im Anthropozän mit dem Aufruf endet, „sich für den Schutz der Biosphäre und des Klimas zu engagieren“ (S. 38). Im dritten Referat gibt der Münchener Evolutionsbiologe und Wissenschaftspublizist Axel Lange fesselnde Antworten auf die Frage: ‚Wie «wird» Komplexität in Lebensformen?‘. Darin führt er bildreich in die komplexen Modelle der Evolutionären Entwicklungsbiologie (EvoDevo) ein. In den nachfolgend nur sporadisch besprochenen, aber dennoch nicht weniger beeindruckenden Beiträgen geht es u.a. wiederholt um das faszinierende Thema Selbstorganisation, das systemtheoretisch das Phänomen beschreibt, dass formgebende und gestaltende Einflüsse von Elementen eines Systems selbst ausgehen. Dass durch selbstorganisatorische Prozesse höhere strukturelle Ordnungen ohne äußere steuerende Einflüsse erreicht werden, betrifft die Natur- und Gei ­ steswissenschaften sowie die Künste gleichermaßen. Neben physikalischen Vorstellungen zur Entstehung von ‚Mikro- und Makrostrukturen des Universums‘ finden sich umweltgeschichtliche Exkurse zur ‚Entstehung der «Umwelt» und mit ihr verbundener Begrifflichkeiten‘ und ökologisch-evolutionäre ‚Über das Zusammenspiel von Natur- und Kultursystemen‘ neben Gedanken zur rapiden Urbanisation in Zeiten der Globalisierung. Weiterhin geht es um fesselnde kybernetische ‚Selbst­ organisatorische Entwicklungsdynamiken in und zwischen Menschen‘ und psychologisch-neurowissenschaftliche Forschungen, die aus der Perspektive von Energetik, Chaostheorie und complexity science ein neues Paradigma der Humanwissenschaften beschreiben.

Die Reflexion des Verhältnisses von Werden und Sein verdeutlicht eindrücklich die Bedeutung unseres Menschenbildes für unser ethisches Handeln. In diesem Kontext verdient das simulationsbasierte Rollenspiel ‚World Climate: Klimawandel spielerisch verstehen – zukunftsfähig handeln‘ besondere Aufmerksamkeit, das als Originalbeitrag unter https://doi.org/10.1371journal.pone.0202877 anzusehen ist, denn wenn auch die Corona-Pandemie gegenwärtig die Welt in dramatischer Weise verändert, so bleibt die Bedrohung durch den Klimawandel doch weiterhin existent.

Der philosophisch-historische 5. Block leitet mit einem kulturphilosophischen Exkurs in die Geschichte des Bewusstseins ein, um dann die gegenwärtige Situation als Ergebnis eines langen geistigen und kulturellen Entwicklungsprozesses zu erklären. Dass Emotionen, Sinnlichkeit und Gefühle, ein wichtiger Antrieb unseres Handelns sind, exemplifiziert der Aufsatz ‚Vom Machen und Werden der Emotionen‘, der auf Monsungefühle in der Geschichte Südasiens gerichtet ist.

Der philosophische Exkurs zur ‚Transkulturalität – Kulturen im Fluss‘ ist prozessontologisch ausgerichtet und verdeutlicht, dass nicht Strukturen, sondern Prozesse die grundlegenden Faktoren der Wirklichkeit sind. Der anregende Beitrag endet mit der Erwartung: „Wie die Kulturen sich bewegen, so mit der Zeit auch die Herzen und Köpfe der Menschen“ (S. 218).

Aus naturphilosophischer Sicht gelten ‚Instabilitäten als Quelle und Kern allen Werdens‘, was Fragen der Ordnungsentstehung, Irreduzibilität, Nichtprognostizierbarkeit und Nichtkontrollierbarkeit aufwirft und damit die Relevanz für Ethik und Kultur aufzeigt.

Im letzten Themenblock baut das Kunstprojekt ‚Time Codes‘ der Münchener Glyptothek, das antike Skulpturen mit digitaler Malerei in Beziehung setzt, Brücken zwischen antiken und zeitgenössischen Vorstellungs- und Darstellungswelten. In dem Impulsstatement ‚Kunst, Natur und Wissenschaft im Dialog‘ greift die Herausgeberin Beatrice Voigt spannende Fragen eines Studiogesprächs zwischen einer Holzforscherin und einem bildenden Künstler auf, in denen es um die gegenseitige Beeinflussung ihrer kreativen Arbeitsweisen, um Trennendes und Verbindendes der jeweiligen Perspektiven geht und einen illustrierten Exkurs über ‚Brückenbildung von Mensch, Natur und Kunst‘ sowie Kunst als ‚Kommunikation zwischen Natur, Technik und Umwelt‘.

Symmetrien spielen in der Wissenschaft- und Kunstgeschichte eine wichtige Rolle, „aber erst Symmetriebrechungen machen die Entstehung von Vielfalt und Komplexität möglich“ (S. 251). Grund genug, einen Blick auf aktuelle Entdeckungen und Gesetze in Kosmologie, Physik, Chemie und Biologie zu werfen.

Das letzte Hauptkapitel endet mit grandiosen Beiträgen zur quantenphysikalischen Erkenntnis, wonach „Das Ganze […] etwas anderes [ist] als die Summe seiner Teile“ (sen ­ su Herbert Pietschmann; S. 276), sowie dem universellen Theorieentwurf der Prozessphilosophie zur schöpferischen Dynamik von Werden und Vergehen. Im Nachklang und Ausblick reflektiert Beatrice Voigt souverän die disziplin- und kulturübergreifenden Inhalte des Symposiums respektive der Dokumentation, die auf jahrelang gewachsenen und erprobten kreativen und innovativen Konzepten aufbaut. Ihre Synopsis des „Themenbogen[s], der sich in sechs Aufzügen – gleich einem Theaterstück – in Worten und Bildern entfaltet hat“, geht auf „einen in vielen kleinen Schritten «gewordenen» ganzheitlich orientierten Bildungsansatz“ (S. 300) zurück, ein jahrelang entwickeltes und erprobtes Konzept, das in Umrissen im Anhang „Die Kunst der Innovation – Entdeckung des (Un)Möglichen“ dargelegt wird. Fazit: Nur wer die Mühen kennt, ein Symposium auf die Beine zu stellen, kann ermessen, welch ein Aufwand es ist, potente Sponsoren und Mäzene und die gewünschten ‚Leuchttürme‘ und Protagonisten*innen der beteiligten Forschungsdisziplinen und Künste als Referenten*innen für ein Projekt zu gewinnen. Wenn dazu auch noch eine vollständige Dokumentation in künstlerischer Gestaltung gelingt, verdient diese Leistung höchsten Dank! Für alle jene, die ‚dabei‘ gewesen sind, ist der Band eine glänzende Erinnerung, und für alle anderen eine einzigartig wissensintensive Lektüre mit breitgefächertem Bildungsanspruch für eine verantwortungsbewusste Handlungsorientierung − oder einfach nur pure Lust am Buch, Bewunderung, Staunen und genüssliche Entspannung beim Schmökern! (wh)

Prof. Dr. Dr. h.c. Winfried Henke (wh) war bis 2010 Akadem. Direktor am ­

Institut für Anthropologie, Fachbereich 10 (Biologie), der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Er ist Mitglied der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften und der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin.

henkew@uni-mainz.de

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