Bund und Länder haben am 4. November die Förderung von weiteren acht Konsortien in der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) beschlossen. FIZ Karlsruhe — Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur wirkt in vier davon maßgeblich mit: im Konsortium NFDI4Memory für historisch arbeitende Geisteswissenschaften, in FAIRagro (FAIRe Dateninfrastruktur für die Agrosystemforschung), in NFDIxCS für die gesamte Breite der Informatik sowie in NFDI4Objects zu den materiellen Hinterlassenschaften der Menschheitsgeschichte.
Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) von Bund und Ländern hat im Zuge des Aufbaus der NFDI in der dritten und letzten Runde die Förderung von weiteren acht Konsortien beschlossen. Grundlage war die Förderempfehlung der DFG nach einem mehrstufigen wissenschaftsgeleiteten Begutachtungsprozess. FIZ Karlsruhe war mit seiner Expertise in den Themenfeldern Forschungsdatenmanagement, Wissensgraphen und Recht (Urheber- und Datenschutzrecht) über alle drei Förderrunden ein gesuchter Partner bei der Bildung von Konsortien. Mit den jetzt bewilligten vier Konsortien ist FIZ Karlsruhe nun an neun der insgesamt 27 Konsortien maßgeblich beteiligt und festigt damit seine Position als „Drehscheibe der NFDI“ (DFG-Förderatlas 2021) mit einer wichtigen Rolle bei deren weiterer Ausgestaltung. Bereits aus der ersten Förderrunde 2020 resultiert die Beteiligung an den Konsortien NFDI4Culture und NFDI4Chem, aus der zweiten Runde 2021 an NFDI4DataScience, NFDI-MatWerk und der Mathematical Research Data Initiative MaRDI.
Auf Grundlage der GWK-Entscheidung wird nun ab März nächsten Jahres die Mitwirkung von FIZ Karlsruhe an folgenden Konsortien gefördert:
NFDI4Memory integriert erstmals historische Forschungs-, Gedächtnis- und Informationsinfrastrukturen in einer digitalen Forschungsdateninfrastruktur. Mit innovativen Reference-Data-Management-Methoden und Services soll eine nachhaltige digitale Transformation historisch arbeitender Geisteswissenschaften ermöglicht werden.
NFDI4Objects ist die Forschungsdateninfrastruktur für die materiellen Hinterlassenschaften der Menschheitsgeschichte. Sie sind die einzige Wissensquelle für den weit größten Teil der kulturellen und biologischen Entwicklung der Menschheit. Ihre Vielfalt, mannigfaltigen Kontexte und komplexen (Objekt-)Biographien sind eine besondere Herausforderung für digitale Forschungsprozesse. Dazu wird das Konsortium u. a. zuverlässige und interoperable Datendienste bereitstellen, das Bewusstsein für die Relevanz von Datenqualität fördern und die Qualität von Forschungsdaten verbessern.
FAIRagro konzentriert sich angesichts der gewaltigen Herausforderungen in der Landwirtschaft auf die Agrosystemforschung. Denn einer steigenden Nachfrage stehen eine stagnierende Produktivität, der Klimawandel, der Verlust der Biodiversität und die Schwächung natürlicher Ressourcen gegenüber. Erforderlich sind neue, fachlich übergreifende Forschungsansätze für nachhaltige Lösungen in der Landwirtschaft. FAIRagro will dazu Forschenden ein FAIRes und qualitätsgesichertes Management für die Veröffentlichung und den Zugriff auf Forschungsdaten ermöglichen.
Kernziel von NFDIxCS ist es, eine Infrastruktur für den Betrieb von Diensten zur Speicherung komplexer domänenspezifischer Datenobjekte aus der gesamten Breite der Informatik zu definieren und flächendeckend umzusetzen. Das schließt wiederverwendbare Datenobjekte ein, die verschiedene Arten von Informatik(CS)-Daten, die zugehörigen Metadaten und entsprechende Software, Kontext- und Ausführungsinformation enthalten.
Sabine Brünger-Weilandt, Direktorin und Geschäftsführerin von FIZ Karlsruhe, ist erfreut: „Die NFDI hat für uns als Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur eine große strategische Bedeutung. Wir freuen uns sehr, dass wir als Partner an vier weiteren Konsortien maßgeblich mitwirken und unsere Expertise auf den Gebieten Forschungsdatenmanagement und Wissensgraphen, Data Policies sowie Datenschutz-und IT-Sicherheitsrecht (NFDIxCS) einbringen können. Und besonders freuen wir uns darüber, alle vier geförderten geisteswissenschaftlichen Konsortien zu unterstützen.“
Ziele und Aufgaben der NFDI
Die NFDI soll die heute oft dezentral, projektförmig und temporär gelagerten Datenbestände von Wissenschaft und Forschung für das deutsche Wissenschaftssystem systematisch erschließen. Die NFDI wird durch Nutzende von Forschungsdaten sowie von Infrastruktureinrichtungen ausgestaltet, die dazu in und zwischen Konsortien zusammenarbeiten. Die NFDI soll Standards im Datenmanagement setzen und als digitaler, regional verteilter und vernetzter Wissensspeicher Forschungsdaten nachhaltig sichern und nutzbar machen. Für Aufbau und Förderung der NFDI stellen Bund und Länder von 2019 bis 2028 jährlich bis zu 90 Mio. Euro im Endausbau bereit.