Umsatzminus von 2,3 Prozent in zentralen Vertriebswegen,
Geschäft in Läden vor Ort schließt mit minus 8,7 Prozent ab
Die Buchbranche blickt auf ein herausforderndes Jahr zurück: Zwar konnte der Buchhandel seinen Umsatzrückstand aus dem Shutdown im Frühjahr Monat für Monat verringern, die erneuten Ladenschließungen in der umsatzstärksten Zeit des Jahres Mitte Dezember sorgten unterm Strich aber für ein negatives Jahresergebnis. So lag der Umsatz 2020 in den zentralen Vertriebswegen (Sortimentsbuchhandel, E-Commerce inkl. Amazon, Bahnhofsbuchhandel, Kauf-/Warenhäuser, Elektro- und Drogeriemärkte) 2,3 Prozent unter dem des Vorjahres. Das von den Corona-Maßnahmen besonders betroffene stationäre Geschäft schloss das Jahr mit einem Minus von 8,7 Prozent ab. Das zeigt der Branchen-Monitor BUCH, der heute erscheint.
„Das Corona-Jahr 2020 hat die Buchbranche deutlich getroffen. Zwar spielt das Buch für die Menschen in der Krise eine herausragende Rolle: Die Lesebegeisterung war groß und die Nachfrage nach Büchern über weite Teile des Jahres hoch. Doch der Shutdown im Dezember machte der Branche einen Strich durch die Rechnung. Die erneuten Ladenschließungen mitten im Weihnachtsgeschäft stoppten die Aufholjagd, mit der es dem Buchhandel fast gelungen wäre, die Einbußen aus dem Shutdown im Frühjahr auszugleichen“, sagt Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.
Angesichts der am Dienstag beschlossenen Verlängerung des Shutdowns steht der Buchbranche ein weiteres schwieriges Jahr bevor. Karin Schmidt-Friderichs: „Aufgrund der fortgesetzten Ladenschließungen werden wir mit einem massiven Minus in das Jahr starten. Die Perspektiven für Verlage und Buchhandlungen sind ungewiss. Wir werden aber alles dafür tun, die Menschen weiterhin zuverlässig mit Büchern zu versorgen. Buchhandlungen und Verlage haben sich in der Krise als engagiert, kreativ und kund*innennah erwiesen. Die meisten Buchhandlungen bieten während der Schließungen die kontaktlose Abholung bestellter Bücher an. Nachdem Baden-Württemberg und Bayern diese Möglichkeit ab jetzt ebenfalls einräumen, ist die kontaktlose Abholung allein in Sachsen nicht erlaubt. Wir fordern die Regierung Sachsens dringend auf, hier nachzuziehen. Der Abholservice ist für Buchhandlungen unabdingbar, um die Schäden durch die Schließungen abzufedern.“
Seit Wiederöffnung der Läden nach dem ersten Shutdown konnte der Buchhandel seinen Umsatzrückstand über alle Vertriebswege von minus 14,9 Prozent (Mitte April) auf minus 0,3 Prozent (Mitte Dezember) verringern. Das rein stationäre Geschäft verbesserte sich von minus 21,1 Prozent Mitte April auf minus 4,5 Prozent Mitte Dezember. Das Weihnachtsgeschäft lief bis zum zweiten Shutdown überdurchschnittlich gut, mit wöchentlichen Umsatzsteigerungen von bis zu 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der umsatzstärkste Tag des Jahres 2020 war der 14. Dezember, zwei Tage vor den erneuten Ladenschließungen: An diesem Tag wurden im Buchhandel über alle Vertriebswege hinweg knapp 60 Prozent mehr umgesetzt, im Geschäft vor Ort sogar knapp 70 Prozent mehr als 2019.
Das Kinder- und Jugendbuch erzielte über alle Vertriebswege hinweg im Vergleich zum Vorjahr als einzige Warengruppe deutliche Zuwächse von 4,7 Prozent. Den größten Rückgang verzeichnete Reiseliteratur mit 26,1 Prozent. Die bedeutendste Warengruppe Belletristik schloss mit einem leichten Minus von 1,6 Prozent ab, Sachbücher mit minus 1,3 Prozent.
Der meistverkaufte Roman 2020 (Belletristik Hardcover) ist laut Media Control wie bereits 2019 ein Titel von Sebastian Fitzek: diesmal „Der Heimweg“. Auf Rang 2 folgt „Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens, den dritten Platz belegt Ken Folletts „Kingsbridge – Der Morgen einer neuen Zeit“. Unter den Sachbuch-Bestsellertiteln (Hardcover) belegt „Ein verheißenes Land“ des früheren US-Präsidenten Barack Obama den ersten Platz. Ferdinand Schirach und Alexander Kluge besetzen mit „Trotzdem“ Rang 2, „Unsere Welt neu denken“ von Maja Göpel erklimmt Platz 3.
Die veröffentlichten Daten für die Vertriebswege Sortimentsbuchhandel, E-Commerce inkl. Amazon, Bahnhofsbuchhandel, Kauf-/Warenhaus sowie Elektro- und Drogeriemärkte bieten eine erste Tendenzaussage für die Entwicklung des Buchmarkts 2020. Vollständige Buchmarktzahlen, die alle weiteren Vertriebswege (Verlage direkt, Versandbuchhandel, sonstige Verkaufsstellen, Buchgemeinschaften) sowie das Rechnungsgeschäft umfassen, liegen im Sommer 2021 vor.
Der Branchen-Monitor BUCH wird vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels monatlich herausgegeben. Er basiert auf den Daten des Handelspanels von Media Control.