Editorial

bewahren wir sie

Aus: fachbuchjournal-Ausgabe 4/2022

Wir sind im Krisenmodus. Corona, der Krieg in der Ukraine und die Befürchtung, dass wir uns am Vorabend der größten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg befinden, stehen aktuell im Zentrum der Aufmerksamkeit von Politik und Öffentlichkeit.

Nicht weniger dramatisch sind jedoch nach wie vor die Probleme der Klima- und Bio­diversitätskrise. Wir widmen uns diesen Themen deshalb schwerpunktmäßig in dieser Ausgabe – und fangen ganz klein unter der Erde an. Der große Naturforscher Charles Darwin bezeichnete den Regenwurm als „Pflug der Erde“. Ein feines Büchlein über diesen kleinen Wurm stellt dieses wundervolle Tier ins richtige Licht. Und dass Insekten für das Leben auf unserem Planeten unersetzbar sind, wussten wir vielleicht schon, bevor wir über die eindrucksvollen Bilder von chinesischen Bauern erschrocken sind, die die Blüten ihrer Obstbäume einzeln mit kleinen Pinseln von Hand bestäuben. Der hier vorgestellte unkonventionelle „Insektenführer für Ahnungslose“ ist was für jedes Alter.

„Historische Herausforderungen, wie sie nicht nur der Klimaschutz unserer Zeit stellt, erfordern eine von Sachkunde getragene demokratische Diskussion“, resümiert der Rezensent unseres umfangreichen juristischen Teils und bietet mit seiner Auswahl von Neuerscheinungen aus dem Umwelt- und Infrastrukturrecht, dem Klimaschutz- und Naturschutzrecht genau dafür wertvolle Informationen und Denkanstöße; und das nicht nur für Juristen. Auch in der Betriebswirtschaftslehre schießen derzeit Schriften zur Nachhaltigkeit wie Pilze aus dem Boden; wir haben einige davon auf Herz und Nieren geprüft.

Und angesichts unvorstellbarer Not in vielen Ländern des globalen Südens, setzen wir uns noch einmal mit den Thesen des antikolonialen Revolutionärs Frantz Fanon auseinander. Seine politischen Schriften „Für eine afrikanische Revolution“ sind von Interesse für alle, die sich mit Kolonialismus, Nationalismus und der jüngsten Geschichte der afro-asiatischen Welt befassen wollen. Unser Rezensent hat das Buch kritisch gelesen. Sein Fazit: Fanons Ziel einer „neuen Menschheit“ liegt nach wie vor in utopischer Ferne.

Dann haben wir für Sie, wie jedes Jahr in unserer Sommerausgabe, viele Neuerscheinungen aus der Astronomie gesichtet. Die sollen Sie natürlich wieder zu nächtlichen Erkundungs­touren verführen und zum regen Staunen darüber, dass dieser fragile und von uns Menschen arg gebeutelte, wunderschöne blaue Planet sich in diesem unendlichen Universum überhaupt behaupten kann. Wie unfassbar unendlich dieses Universum ist, zeigen gerade in diesen Julitagen die sensationellen ersten Aufnahmen des James-Webb-Weltraumteleskops. Das Riesengerät flog zusammengeklappt ins All, in der Entfernung von 1,5 Millionen Kilometern wurde dann das hektargroße Sonnensegel entfaltet – und erfolgreich in Betrieb genommen. Das sprengt meine Vorstellungskraft. Ab jetzt werden wir jede Woche nie dagewesene Einblicke ins All bekommen, die unser Verständnis des Universums verändern werden. So etwas können Menschen in friedlicher und internationaler Kooperation erreichen!

In unserem Nachbardorf gibt es eine kleine Theaterbühne. Vor wenigen Tagen besuchten mein Mann und ich dort die Aufführung eines freien Künstlers, Musikers, Kabarettisten. Es war ein heiterer Abend, wir haben viel gelacht. Als der Künstler als letzte Zugabe überraschend das von Louis Armstrong im politisch turbulenten Jahr 1967 erstmals aufgeführte „What a wonderful world“ anstimmte, summten die meisten spontan leise mit. Was für ein Lied! Es erzählt von der Schönheit der Welt und von den Glücksmomenten im alltäglichen Leben. Die erste Strophe lautet: „I see trees of green, red roses too. I see them bloom for me and you, and I think to myself: What a wonderful world.” Sie kennen das berühmte Lied ja sicher auch. In der letzten Strophe geht es um die Zukunft, die unsere Kinder und Enkelkinder gestalten werden: „I hear babies cry, I watch them grow. They‘ll learn much more, than I‘ll ever know. And I think to myself: What a wonderful world.” So ist es, bewahren wir sie.

Angelika Beyreuther

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