Verlage | Datenbanken

20 Jahre beck-online

Aus: fachbuchjournal-Ausgabe 4/2021
Ein Gespräch mit Simon Hohoff über das Erfolgsrezept einer Datenbank

beck-online feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen – im Internetzeitalter eine lange Spanne. Was hat sich während dieser Zeit verändert?

Eine Menge. Als wir 2001 anfingen, bestand beck-online aus zwei Modulen, eines zum Zivilrecht und eines zum Arbeitsrecht. Wir waren damals zwölf Juristen, die sich selbst EDV-Kenntnisse beigebracht hatten und damit begannen zu programmieren. Inzwischen umfasst beck-online Fachinformationen zu praktisch allen Rechtsgebieten. Im Anwaltsmarkt erzielen wir eine beachtliche Reichweite, und rund 95 Prozent der Richterarbeitsplätze in Deutschland arbeiten mit einem inhaltlich umfassenden Justizmodul von beck-online. Hochschulen sowie zahlreiche Bundesund Landesbehörden setzen unsere Datenbank ebenfalls flächendeckend ein. Auch das Modulkonzept, das Komplettpakete aus Kommentaren, Handbüchern, Zeitschriften, Rechtsprechung, Formularen und Gesetzen zu den einzelnenn Rechtsgebieten schnürt, hat sich über die Jahre durchgesetzt.

Einige Anbieter sind zwischenzeitlich sogar wieder von der Bildfläche verschwunden.

In der Tat. Wer hätte seinerzeit gedacht, dass große internationale Anbieter wie Westlaw und LexisNexis der Entwicklung hierzulande nicht Stand halten würden.

Was also macht beck-online besser als andere juristische Datenbanken?

Der Mehrwert von beck-online gegenüber anderen Datenbanken liegt in den über 1.400 verfügbaren Kommentaren und Handbüchern, die mit weiteren Quellen wie Gesetzen, Gerichtsentscheidungen, Formularen, Arbeitshilfen und gut 200 Zeitschriften verlinkt sind. Durch diese Querverweise können Sie am Bildschirm mühelos verschiedene Kommentierungen miteinander vergleichen oder sich die zitierten Urteile und Vorschriften im Originaltext anzeigen lassen.

Stammen alle Inhalte aus Publikationen des BeckVerlags?

Zum großen Teil ja. Das erwarten unsere Kunden auch so. Aber zahlreiche Kooperationen ermöglichen es uns, beckonline-Nutzern auch Inhalte aus anderen Quellen anzubieten – derzeit von mehr als 60 weiteren Fachverlagen und Kooperationspartnern. So erweitern wir das Themen- und auch Meinungsspektrum und stellen unseren Nutzern eine umfassende und einzigartige Datenbank zur Verfügung.

Beliebt sind auch die sogenannten BeckOK, die Beck’schen Online-Kommentare. Was ist darunter zu verstehen?

Neben gedruckten Büchern, die für die Datenbank digitalisiert wurden, enthält beck-online reine Online-Kommentare. Diese haben wir vor gut zehn Jahren eigens für das Arbeiten am Bildschirm konzipiert. Sie bestehen im Wesentlichen aus drei Ebenen: der Übersichtsebene, der Standardebene und der Detailebene. Je nachdem wie tief der Nutzer in die Thematik eintauchen möchte, kommt er über die verschiedenen Ebenen sehr schnell zur gesuchten Lösung. Der Aufbau hat sich bewährt. Mittlerweile sind mehr als 125 reine Online-Kommentare in beck-online verfügbar, darunter der beck-online.GROSSKOMMENTAR zum Zivilrecht mit umgerechnet 50.000 Druckseiten und 400 beteiligten Autoren sowie weitere beck-online Großkommentare zum Handels- und Gesellschaftsrecht und zum Sozialgerichtsverfahren. Änderungen in Rechtsprechung und Gesetzgebung werden übrigens vierteljährlich in diese reinen Online-Werke eingearbeitet, auch das macht sie so beliebt. 91 Prozent unserer Nutzer arbeiten gerne mit ihnen.

Welche Rolle spielt die Rechtsprechung für beck-online?

Entscheidungen kommt eine sehr hohe Bedeutung zu. Um dem gerecht zu werden „veredeln“ über 100 Richter, unter anderem vom BGH, dem Bundesverwaltungsgericht und dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof, gemeinsam mit Fachanwälten als BeckRS-Redaktionsteam vor allem die obergerichtlichen Entscheidungen. Spätestens zehn Tage nach Verfügbarkeit der Entscheidung steht diese mit aussagefähigen Leitsätzen, Normenketten, Schlagworten sowie Angaben zum Verfahrensgang in beck-online. Damit gewährleisten wir zeitnah einen sehr guten Überblick über das Rechtsprechungsgeschehen.

beck-online ist ein Informationsvollanbieter mit über 40 Millionen Dokumenten. Wie findet sich der Nutzer in dieser Informationsfülle zurecht?

Zunächst einmal verteilen sich die Fachinformationen thematisch passend auf rund 180 Fachmodule sowie 180 weitere Module wie spezielle Zeitschriften-, Gesetzes- und Formularmodule. Die Modularisierung für unsere unterschiedlichen Zielgruppen hat sich bewährt, weil sie für den Einzelnen das komplexe Rechtssystem überschaubar macht. Jeder Kunde kann auf diese Weise genau die Rechtsgebiete wählen, die er benötigt. Und die festen Monatspreise machen die Kosten für den Kunden kalkulierbar.

Aber angenommen, ich habe nun ein oder mehrere Module gebucht. Wie komme ich schnell und zuverlässig zur passenden Falllösung? Also, wie läuft das technische Handling?

Wir achten bei der Entwicklung darauf, dass beck-online möglichst intuitiv bedienbar ist. Dazu zählt das einzeilige Suchfeld, in das sich Suchbegriffe sowie Paragrafen, Aktenzeichen und Fundstellen eingeben lassen, zu denen dann ohne große Umwege der gewünschte Inhalt unmittelbar aufgerufen wird.

Zur Hilfe kommt dem Anwender auch die semantische Suche, die die Datenbank von selbst ausführt. Das heißt, Suchbegriffe werden in ihre Wortbestandteile zerlegt und für die Suchanfrage modifiziert oder auf Wunsch erweitert. Wer etwa nach dem Begriff Corona sucht, erhält Suchvorschläge zu häufig genutzten Wortkombinationen wie beispielsweise zu Grundrechten, zur Miete oder Soforthilfe. Zusätzlich blendet beck-online Verweise zu weiterführenden Dokumenten ein. Damit ist beck-online nicht nur eine virtuelle Bibliothek, sondern zugleich ein virtueller Assistent. Auch Neukunden kommen so schnell zum richtigen Ergebnis. Und natürlich bildet auch die Verlinkung all dieser Inhalte untereinander einen zentralen Mehrwert der Datenbank.

Lassen Sie uns einen Blick in die Zukunft werfen: An welchen Neuerungen von beck-online arbeiten Sie?

Schauen wir zunächst einmal unter die Haube: Noch in diesem Jahr werden wir die „Cloud-Fähigkeit“ von beckonline fertigstellen. Cloud-Anwendungen sind inzwischen zu einem Qualitätskriterium für zukunftsorientierte Software geworden, weil sie dank der modularen Architektur mit Microservices die Flexibilität, Performance und Stabilität der Anwendung erhöhen. Bereits seit Jahresanfang entwickeln wir beck-online in der Microsoft Azure Cloud. Dabei ist für unsere Kunden wichtig zu wissen: Wir legen keine Kundendaten in der Cloud ab. Diese liegen verschlüsselt in unseren beiden neuen Rechenzentren in Frankfurt.

Welche weiteren Entwicklungen erwarten den Nutzer?

Neben einer überarbeiteten Serviceseite erweitern wir das Webinarangebot rund um beck-online, das viele noch gar nicht kennen. In den Webinaren geben wir Tipps zur zielführenden Suche und der anschließenden Weiterverarbeitung der Treffer. Auf der neuen Serviceseite werden neben den Webinaren auch FAQs, Erklärvideos und natürlich die Kontaktdaten unserer Ansprechpartner zu finden sein. Ein weiteres sehr zentrales Thema ist und bleibt die „intelligente“ Suchfunktion. Hier ist die technische Entwicklung rasant. Vor allem im Bereich des maschinellen Lernens werden wir die Möglichkeiten der Cloud nutzen und Mithilfe von künstlicher Intelligenz die Treffer den Anforderungen unserer Kunden weiter anpassen. Für diese Verbesserung sind auch die Anregungen unserer Kunden immer wieder eine große Hilfe.

Noch eine Frage zum Schluss: Neben dem kostenpflichtigen Bereich betreibt beck-online auch einige kostenfreie Dienste. Welche sind das?

Das ist zum einen das Nachrichtenportal beck-aktuell – HEUTE IM RECHT, das wir gemeinsam mit der Redaktion der Neuen Juristischen Wochenschrift mit tagesaktuellen News sowie Hintergrundbeiträgen zu juristischen Themen beliefern.

Eine tägliche Nachrichtenzusammenfassung lässt sich als E-Mail-Newsletter abonnieren. Außerdem bietet die Seite alle zwei Wochen ein Podcast-Interview zum Hören. Zum anderen ist das unsere beck-community, in der Juristen, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer als Blogger regelmäßig Fachthemen diskutieren. „news aktuell“, ein Tochterunternehmen der Deutschen Presseagentur, kürte die beck-community bereits drei Mal zum relevantesten Rechtsblog Deutschlands.

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